Hausen statt Wohnen – Von der Hart - KOBRA - Universität Kassel
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den Überlegungen zur "Erstinvestition" voraus, und auch eine Zurückhaltung bei flächenbesetzenden<br />
und dekorativen Finessen." (Böse-Vetter, H. 1991: 131)<br />
3.2 Die 20er und 30er Jahre: Funktionstrennung und Stadt-<br />
Landschaft<br />
Die 20er und 30er Jahre des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts sind von einer umfassenden Ideologiebildung<br />
im Städtebau (als Vorläufer späterer Planungsdisziplinen) geprägt. Zu dieser Zeit<br />
wurden also viele <strong>der</strong> städtebaulichen Leitbil<strong>der</strong> formuliert und diskutiert, die in den Wie<strong>der</strong>aufbaujahren<br />
nach dem Zweiten Weltkrieg gebaut und in umfangreichen Veröffentlichungen<br />
propagiert wurden, um dann vor allem in den Modellvorhaben <strong>der</strong> 60er und<br />
70er Jahre des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts aufwendig gebaut zu werden. Und bis heute liegen diese<br />
Leitbil<strong>der</strong> den meisten Stadtmodellen und Bauvorhaben zugrunde.<br />
Der Blick wird daher an dieser Stelle auf die wichtigsten Leitbil<strong>der</strong> dieser Zeit gerichtet,<br />
weil darin eben auch die später beschriebenen Bau- und Erschließungsstrukturen <strong>der</strong><br />
50er Jahre - Siedlungen angelegt wurden. Auf eine ausführliche Darstellung einzelner<br />
Beispiele wird aber aus Gründen <strong>der</strong> nahezu deckungsgleichen Siedlungsbil<strong>der</strong> verzichtet.<br />
Als typisch für die 20er Jahre sollen hier die Siedlungen Karlsruhe - Dammerstock,<br />
Berlin - Hufeisensiedlung, Frankfurt - Westhausen o<strong>der</strong> Celle - Georgsgarten erwähnt<br />
werden.<br />
Die Leitbil<strong>der</strong> <strong>der</strong> 20er und 30er Jahre werden vor allem von Architekten entworfen, die<br />
dem "Bauhaus" (Weimar, Dessau) und damit dem "mo<strong>der</strong>nen Städtebau" nahe stehen<br />
bzw. ihn begründen. Vertreter waren z. B. Ernst May, Walter Gropius, Bruno Taut sowie<br />
<strong>der</strong> Schweizer Le Corbusier, <strong>der</strong> die wichtigsten Thesen zum mo<strong>der</strong>nen Städtebau in <strong>der</strong><br />
"Charta von Athen" zusammenfasste und veröffentlichte (vgl. Hilpert, T. 1988).<br />
An dieser Stelle erfolgt daher nur ein kurzer Hinweis darauf, dass auch in den 20er und<br />
30er Jahren vorangegangene Diskussionen aufgegriffen wurden. Viele Ideen zur "mo<strong>der</strong>nen<br />
Stadt" entstammen <strong>der</strong> Ideologie <strong>der</strong> "Gartenstadt" (vgl. Howard, E. 1907; Unwin, R.<br />
1910; Kampffmeier, H. 1908) bzw. des "künstlerischen Städtebaues" (vgl. Sitte, C.<br />
1889), die bereits um 1900 formuliert und propagiert worden waren.<br />
3.2.1 Leitbil<strong>der</strong><br />
Architektur wurde in <strong>der</strong> Diskussion <strong>der</strong> Mo<strong>der</strong>ne über die Probleme <strong>der</strong> Stadt als wichtiges<br />
Mittel verstanden, diese zu lösen. Mit ihrer Hilfe sollten geordnete und gesunde Lebensverhältnisse<br />
hergestellt werden. Dazu wurde das Verständnis von Stadt neu formuliert.<br />
Vier Funktionen <strong>der</strong> Stadt <strong>–</strong> Arbeiten, Sich Erholen, <strong>Wohnen</strong> und Sich Fortbewegen<br />
<strong>–</strong> wurden als Aufgaben des Städtebaues definiert, für die Fläche bereitgestellt und für<br />
<strong>der</strong>en reibungslosen, konfliktfreien Ablauf gesorgt werden soll. Eine räumliche Trennung<br />
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