DIWI 11-1-09.ps
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THEMA<br />
Kurzarbeit neu:<br />
Bewährungsprobe für die<br />
neue Kurzarbeitsregelung<br />
kommt erst noch<br />
Die Situation am Arbeitsmarkt verschärft sich weiter. Auch in Vorarlberg<br />
werden noch weitere Firmen Kurzarbeit einführen oder/und<br />
Arbeitsplätze abbauen müssen.<br />
Am augenfälligsten zeigt sich<br />
die prekäre Arbeitsmarktlage<br />
auch in Vorarlberg natürlich<br />
in den Großbetrieben. Doch gerade<br />
an diesen Betrieben<br />
hängt eine ganze Reihe<br />
kleiner Unternehmen, die<br />
zuliefern und deren Produktionsmotor<br />
ebenfalls<br />
in´s Stottern gerät, wenn<br />
die Aufträge ausbleiben.<br />
Und das trifft auf ganz<br />
Österreich zu, nicht nur<br />
auf unser exportstarkes<br />
Bundesland.<br />
„Von einer Industriekonjunktur<br />
können wir<br />
aktuell nicht sprechen. Auf breiter<br />
Front verzeichnen wir Einbrüche in<br />
den Auftragseingängen bis zu minus<br />
60 Prozent. Jeder Tag früher, an dem<br />
die Regierung handelt, ist ein wertvoller<br />
Tag für die heimische Industrie“,<br />
umreißt der Geschäftsführer<br />
der Bundessparte Industrie die aktuelle<br />
Krisensituation. Deshalb fordert<br />
die österreichische Industrie auch<br />
ein Konjunkturprogramm, das u. a.<br />
auch auf eine praktikable Umsetzung<br />
der Kurzarbeitsmöglichkeiten<br />
baut. Die vergangene Woche präsentierten<br />
Kompromisse zur Kurzarbeit,<br />
befürchtet der Vorarlberger Wirtschaftskammer-Präsident<br />
Manfred<br />
Rein, greifen viel zu kurz und bedürfen<br />
sicher einer Nachverhandlung.<br />
Rein: „Besser wäre es, jetzt eine<br />
wirklich praktikable Möglichkeit<br />
zu schaffen, bevor weitere Firmen<br />
Arbeitsplätze abbauen, weil die<br />
Kurzarbeitsregelungen einfah nicht<br />
umsetzbar sind.“ Besonders kleine<br />
Präsident Rein: „Der<br />
Zugang zur Kurzarbeit<br />
muss noch einfacher<br />
werden.“<br />
Unternehmen werden durch das<br />
bürokratische Prozedere und die<br />
Verpflichtungen, die sie mit der Genehmigung<br />
der Kurzarbeit eingehen<br />
müssen, überfordert.<br />
Rein appelliert an die Gewerkschafter,<br />
Vernunft<br />
walten zu lassen: „Wenn<br />
unsere Unternehmen<br />
schlussendlich 90 Prozent<br />
des Lohnes zahlen<br />
müssen, egal wie kurz die<br />
Mitarbeiter arbeiten, dann<br />
können sie sich das einfach<br />
nicht leisten.“ Als<br />
verantwortungsvolle Unternehmer<br />
können sie solchen<br />
Regelungen nicht zustimmen,<br />
das wäre wirtschaftlich nicht<br />
zu verantworten.<br />
Kurzarbeit wird stark steigen!<br />
Man muss kein Hellseher sein,<br />
um einen starken Anstieg der Kurz-<br />
arbeit vorauszusagen. Zur Illustration<br />
die Situation in der österreichischen<br />
Industrie: Die Zahl der Arbeiter<br />
in der Industrie ging im November<br />
2008 um 1,7 % oder minus<br />
4.200 Arbeitnehmer im Jahresvergleich<br />
zurück. Da die Anzahl der<br />
Angestellten in der Industrie im November<br />
noch ein Plus von 2,6 %<br />
auswies, zeigte die Zahl der Industriebeschäftigten<br />
insgesamt noch<br />
ein leichtes Plus von 0,2 % auf<br />
427.572 Arbeitnehmer. Zum Thema<br />
Kurzarbeit waren beim AMS Österreich<br />
per 28. Februar 2009 Anträge<br />
von insgesamt 146 Betrieben mit<br />
29.292 Beschäftigten registriert. Bis<br />
Ende März d.J. könnten über 60 Betriebe<br />
(davon 3 Verlängerungen) mit<br />
über 15.000 Beschäftigten hinzukommen.<br />
Damit wäre bei der Kurzarbeit<br />
in Österreich die magische<br />
40.000-Grenze betroffener Beschäftigten<br />
überschritten.<br />
Dieser Weg soll den Arbeitnehmern erspart bleiben. Vernünftige Bedingungen und wenig<br />
bürokratische Anforderungen für die Kurzarbeit sind ein Weg dazu.<br />
ARBEITSMARKT<br />
Beschäftigungsperspektiven<br />
für<br />
alle Vorarlberger<br />
Jugendlichen<br />
In der gegenwärtigen schwierigen<br />
wirtschaftlichen Situation gilt<br />
das Bemühen Beschäftigungsperspektiven<br />
zu bieten, ganz besonders<br />
den jungen Menschen. Bei der Vermittlung<br />
von Job- und Qualifizierungsangeboten<br />
sollen deshalb künftig<br />
die Gemeinden und Bürgermeister<br />
stärker eingebunden werden, kündigte<br />
Landeshauptmann Herbert<br />
Sausgruber im Pressefoyer an.<br />
Ziel ist es weiterhin, dass Jugendliche,<br />
die länger als drei Monate den<br />
beruflichen Einstieg nicht finden, innerhalb<br />
weiterer drei Monate entweder<br />
ein Job- oder ein Qualifizierungsangebot<br />
erhalten, bekräftigte<br />
Sausgruber.<br />
Dabei sollen die Bürgermeister<br />
mit ihren Kenntnissen der lokalen<br />
Strukturen und Gegebenheiten mithelfen.<br />
Zu diesem Zweck wird das<br />
Land Vorarlberg mit Unterstützung<br />
des AMS Bürgermeisterkonferenzen<br />
in allen vier Bezirken des Landes<br />
organisieren. Gemeindeverbandspräsident<br />
Berchtold: „Die Vorarlberger<br />
Gemeinden werden eine<br />
Unterstützungs- und Vermittlerfunktion<br />
wahrnehmen, wenn es um das<br />
frühzeitige Erkennen von Problemen<br />
bei Lehrstellensuchenden<br />
sowie die raschestmögliche Hilfe für<br />
arbeitslose Jugendliche geht. Der<br />
direkte Kontakt zu den Unternehmen<br />
in der Gemeinde, aber auch zu<br />
den Schulen, soll dabei genutzt werden.“<br />
Wirtschaftslandesrat Karlheinz Rüdisser<br />
verwies auf das Jugendbeschäftigungsprogramm<br />
2009, das<br />
insgesamt 17 konkrete Maßnahmen<br />
und Initiativen umfasst. AMS, Land<br />
und andere Partner bringen dafür<br />
zusammen gut 9,7 Millionen Euro<br />
auf. Auch AMS-Landesgeschäftsführer<br />
Anton Strini betonte die Wichtigkeit<br />
dieses Maßnahmenpakets und<br />
begrüßte die verstärkte Zusammenarbeit<br />
mit den Gemeinden.<br />
Freitag, 13. März 2009 DIE WIRTSCHAFT 3