11.07.2015 Aufrufe

Integration als Chance für Nordrhein-Westfalen und seine Kommunen

Integration als Chance für Nordrhein-Westfalen und seine Kommunen

Integration als Chance für Nordrhein-Westfalen und seine Kommunen

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN
  • Keine Tags gefunden...

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

36 | 4. Effektive <strong>Integration</strong>sarbeit37 | 4. Effektive <strong>Integration</strong>sarbeit4.3 ZielgruppenorientierungDer <strong>Integration</strong>splan folgt dem Konzept des Steuerungskreislaufs, wie er auchfür die gesamtstädtische Ebene empfohlen wird (vgl. Kapitel 5).Für eine effektive <strong>Integration</strong>sarbeit ist die Definition von Zielgruppen wichtig.Eine differenzierte Betrachtung der Zugewanderten ist entscheidend, da imGr<strong>und</strong>satz jeder Zugewanderte andere Voraussetzungen mitbringt <strong>und</strong> jeder<strong>Integration</strong>sprozess auch individuell verläuft. Einige Zielgruppen benötigennur zu Beginn eine Starthilfe. Andere Gruppen sind auf eine intensive längerausgerichtete Unterstützung angewiesen.Zielorientierung im individuellen <strong>Integration</strong>sprozessBestandsaufnahmePersönliche Kompetenzen <strong>und</strong>Fähigkeiten/PotenzialanamneseMögliche Kriterien für die Definition von Zielgruppen sind:• Nationalität bzw. Ethnie• Wirtschaftliche Situation• Alter• Geschlecht• Sozialraum• Sozialer Status• Intensität bzw. Art der Zuwanderungsgeschichte (wie z. B. 1. oder 2. Generation;vgl. hierzu auch Wiesbadener Klassifikationsschema in: KGSt-Bericht7/2005, S. 11)Analyse derZielerreichungauf der Individuellen Ebenedes ZugewandertenVereinbarungen zuMaßnahmen <strong>und</strong> LeistungenZielentwicklungBeispielDie Stadt Herten hat eine differenzierteZielgruppenbetrachtung durchgeführt(s. Anlage 8.5.). In einer Matrix stehenHandlungsfelder mit den Zielgruppen inBeziehung zueinander. Die Maßnahmenwerden thematisch <strong>und</strong> nach Zielgruppezugeordnet. Auf einen Blick wird deutlich,was beispielsweise für die Zielgruppe„Jugendliche bis 27 Jahre“ gebotenwird.4.4 Zielorientierung auf individueller Prozessebene<strong>Integration</strong> ist ein Prozess, der sehr unterschiedlich abläuft. Die Bedarfe imProzess unterscheiden sich, die Entwicklungsschritte nehmen einen unterschiedlichenVerlauf <strong>und</strong> die Ergebnisse sind verschieden. Bei vielen Zugewandertenläuft der <strong>Integration</strong>sprozess ohne fremde Hilfe ab. Im Kontrast dazubedürfen einige einer finanziellen oder sozialen Unterstützung.Umso wichtiger ist es, dass Maßnahmen auf der individuellen Ebene ansetzen<strong>und</strong> prozesshaft aufeinander aufbauen. Auf der Basis persönlicher Kompetenzen,sind gemeinsam realisierbare Ziele zu entwickeln <strong>und</strong> die dafür erforderlichenSchritte zu vereinbaren. Die Migrationserstberatungsstellen setzen hieran <strong>und</strong> erarbeiten auf die Personen zugeschnittene <strong>Integration</strong>spläne. Die<strong>Integration</strong>spläne schaffen Transparenz für alle am <strong>Integration</strong>sprozess Beteiligten.Auf einen Blick sehen sie den geplanten Verlauf der <strong>Integration</strong>smaßnahmensowie den aktuellen Stand. Innerhalb eines Zeitraums von bis zu dreiJahren können der Erfolg des Prozesses sowie die Veränderungen beobachtetwerden.Das Beispiel der Stadt Münster verdeutlicht, dass eine Zielorientierung auchauf der individuellen Ebene die <strong>Chance</strong> für eine erfolgreich verlaufende <strong>Integration</strong>erhöht.BeispielDie Stadt Münster hat sich in einem systemischenAnsatz mit individuellen <strong>Integration</strong>sprozessenbzw. -wegen beschäftigt.Sie ist davon ausgegangen, dass sich <strong>Integration</strong>auf der individuellen Ebene messenlässt. Gemeinsam mit dem niederländischenEnschede wurde im Rahmen des binationalenInterreg-Projektes 36 die zentrale Fragebearbeitet: Unterscheidet sich der Verlaufder <strong>Integration</strong> von Aussiedlerinnen <strong>und</strong>Aussiedlern, die das herkömmliche Eingliederungsverfahrendurchlaufen haben,vom Ergebnis der Arbeit mit sogenannten<strong>Integration</strong>slotsen. Diese erarbeitengemeinsam mit den Zugewanderten einen<strong>Integration</strong>splan, treffen eine individuelle,für beide Seiten verbindliche Vereinbarungüber die Schritte für einen erfolgreichen <strong>Integration</strong>sprozess<strong>und</strong> führen eine Sozial -anamnese durch. Ergänzend unterstützendie Lotsen die Zugewanderten bei der Suchenach einer Erstwohnung in einem gewachsenen,nicht „segregierten“ Wohnquartier,36 Vgl. www.muenster.de/stadt/zuwanderung/interreg.html.wo die Zugewanderten an ein Geflecht vonNachbarschaft, Vereinen, Kirchengemeinden,Sport-, Kultur- <strong>und</strong> Freizeitange-boten„andocken“ können. Gerade dieser „Dreiklang“aus <strong>Integration</strong>slotsen, Wohnumfeld<strong>und</strong> Netzwerk scheint Gr<strong>und</strong>lage desErfolges zu sein. Welche Wirkungen erkennbarsind, wurde im Rahmen einer Befragungermittelt, die zeitnah nach der Einreise, nacheineinhalb Jahren <strong>und</strong> nach ca. zweieinhalbJahren durchgeführt wurde. Schon für daszweite Jahr nach der Einreise ist der Erfolgdes Projektes messbar. Unterschiede zeigtensich im Bereich aktiver Nachbarschaft,beruflichem Einstieg sowie Kenntnissenüber die Gesellschaft. Tatsächlich konnten93 % der Zugewanderten, die von einemInte grationslotsen begleitet wurden, ihreers te Wohnung in einem nicht segregiertenStadtteil nehmen; im herkömmlichen Eingliederungsverfahrenwar das bei nur 40 %der neu ankommenden Spätaussiedlerinnen<strong>und</strong> Spätaussiedler der Fall.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!