64 | 7. Entwicklung von Innovationen in der <strong>Integration</strong>sarbeit65 | 7. Entwicklung von Innovationen in der <strong>Integration</strong>sarbeitFörderschwerpunkt Vernetzung7.2 Erfolgsfaktoren <strong>und</strong> Hemmnisse: Ergebnisse der EvaluationKommunikationsplattform<strong>Integration</strong>skonferenzAngebotsvernetzung inhaltlichKoordinierungsstelle (Angebote)Angebotsvernetzung zeitlichAngebotsvernetzung räumlichSonstiges292622181614476 %68 %58 %47 %42 %37 %10 %Die Vorstellung einiger Ergebnisse der Evaluation orientiert sich an denLeitbegriffen:• programmtechnische Aspekte• positive Aspekte der Projektumsetzung• hemmende Faktoren <strong>und</strong>• Gesamteinschätzung der Projekte.Eine Veröffentlichung der Gesamtergebnisse der Evaluation ist für Frühjahr2008 geplant.ProjektanzahlBemerkung: Mehrfachnennungen möglichDie Verteilung des Förderschwerpunktes Vernetzung zeigt auf, dass die meisten<strong>Kommunen</strong> mit 76 % eine Kommunikationsplattform für die Etablierungvon Netzwerken schafften. Fast ebenso viele richteten eine <strong>Integration</strong>skonferenzaus oder strukturierten das Angebot in zeitlicher, räumlicher oder inhaltlicherWeise. Hervorzuheben ist, dass die Vernetzung häufig bereits Schritteder Steuerung impliziert oder nach sich zieht, weil durch sie die <strong>Integration</strong>sangeboteaufeinander bezogen bzw. neu strukturiert werden.Förderschwerpunkt SteuerungLeitbildEvaluation/QMControlling/KennzahlenKontrakteSonstigesProjektanzahlBemerkung: Mehrfachnennungen möglich3815109742560 %40 %36 %28 %Der Förderschwerpunkt Steuerung zeigt, dass sehr viele <strong>Kommunen</strong> innerhalbdes Projektes ein Leitbild der <strong>Integration</strong>sarbeit <strong>und</strong> -politik erstellen. Einigesteuern durch Kontrakte oder erheben Kennzahlen bzw. evaluieren die Ergebnisseihres Projektes oder der kommunalen <strong>Integration</strong>sarbeit.16 %7.2.1 Programmtechnische AspekteDie Rahmenbedingungen der KOMM-IN NRW Förderung werden von denmeisten <strong>Kommunen</strong> <strong>als</strong> positiv bewertet, weil bereits durch das Förderkonzeptdie Notwendigkeit besteht, Projekte klar zu strukturieren <strong>und</strong> entsprechendder Förderschwerpunkte Transparenz, Vernetzung <strong>und</strong> strategische Steuerungfestzulegen. Zudem wurde auch im Nachhinein vielfach die Notwendigkeitbegrüßt, die Ausländerbehörden an den Projekten zu beteiligen, weil dadurchsowohl neue integrative Aufgabengebiete von der Behörde bearbeitet <strong>als</strong>auch Vernetzungen zu anderen Akteuren aufgebaut <strong>und</strong> verbessert werden.Besonders hervorzuheben ist, dass das KOMM-IN NRW Programm rechtzeitigzu einer Zeit aufgelegt wurde, in der die <strong>Kommunen</strong> unter anderem durch dieVeränderungen des Zuwanderungsgesetzes die Notwendigkeit sahen, ihre<strong>Integration</strong>sarbeit neu zu strukturieren <strong>und</strong> zu akzentuieren. Daher konntedie Förderung diese Prozesse unterstützen <strong>und</strong> deren Realisierung in einemkürzeren Zeitrahmen ermöglichen.Die Höhe der Förderung wird von den meisten <strong>Kommunen</strong> für eine Anschubfinanzierung<strong>als</strong> ausreichend empf<strong>und</strong>en. Allerdings besteht bei einigen <strong>Kommunen</strong>der Wunsch, diese in eine längerfristige Finanzierung zu verwandeln,weil dadurch mehr Anstrengungen <strong>und</strong> Maßnahmen möglich <strong>und</strong> diese längerfristigabzusichern wären. Es wurde <strong>als</strong> nachteilig empf<strong>und</strong>en, dass durch dierelativ kurze Projektlaufzeit (haushaltsbedingt in der Regel nur für ein halbesJahr, Folgeanträge für ein Jahr) <strong>und</strong> kaum vorhandene Vorlaufphase engeFristen entstanden, die der Abstimmung <strong>und</strong> Erstellung einer sorgfältigeren<strong>und</strong> anspruchsvolleren Projektkonzeption nicht förderlich waren. Zudem seider Verwaltungsaufwand mit Zwischen- <strong>und</strong> Abschlussbericht für diese kurzeLaufzeit zu groß gewesen.Trotz dieser Schwierigkeiten haben die meisten <strong>Kommunen</strong> ihre Projekte mitErfolg <strong>und</strong> voraussichtlich nachhaltiger Wirkung durchgeführt. Dazu trug unteranderem bei, dass zwischen <strong>Kommunen</strong> Erfahrungsaustausche stattfanden,die teilweise auf informellen bzw. bestehenden formellen Kontakten beruhtensowie im Rahmen von landesweiten Veranstaltungen, Projektworkshops <strong>und</strong>Projektmessen entstanden.Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass trotz der o. g. hemmendenFaktoren – die aber in der Regel nicht programmimmanenten Rahmenbedingungengeschuldet <strong>und</strong> damit kaum anders zu handhaben waren – dasKOMM-IN NRW Programm gr<strong>und</strong>sätzlich sehr viele Prozesse <strong>und</strong> Strukturveränderungenin den <strong>Kommunen</strong> initiierte <strong>und</strong> intensivierte, die die <strong>Integration</strong>slandschaftvor Ort positiv verändert haben.
66 | 7. Entwicklung von Innovationen in der <strong>Integration</strong>sarbeit67 | 7. Entwicklung von Innovationen in der <strong>Integration</strong>sarbeitIm Einzelnen zeichnen sich verschiedene Veränderungsprozesse innerhalb derKOMM-IN NRW Projekte ab, die nachfolgend unter verschiedenen Perspektivennäher erläutert werden.7.2.2 Positive Aspekte der ProjektumsetzungDie Evaluation der Projektkommunen zeigt auf, dass das KOMM-IN NRWProgramm erfolgreiche Ansätze in den <strong>Kommunen</strong> förderte. Dieses lässt sichzunächst an den drei Förderschwerpunkten aufzeigen.TransparenzBetrachtet man den Förderschwerpunkt Transparenz, so lässt sich festhalten,dass in sehr vielen Projekten die Menschen mit Zuwanderungsgeschichte, dieStädte <strong>und</strong> Kreise selbst <strong>als</strong> auch die Träger von <strong>Integration</strong>smaßnahmen erfahrenhaben, welche Maßnahmen angeboten werden, welche speziellen Maßnahmenfehlen <strong>und</strong> welche Bedarfe bestehen. In sehr vielen Fällen wurde dieseTransparenz unter anderem durch die Einbeziehung von zugewanderten Menschenoder deren Selbstorganisationen in die Projekte <strong>und</strong> Prozesse erreicht.VernetzungDer Förderschwerpunkt Vernetzung war in sehr vielen Projekten vorhanden<strong>und</strong> schloss sowohl die Vernetzung von <strong>Integration</strong>skursträgern <strong>als</strong> auch derVerwaltung <strong>und</strong> ihrer Einheiten selbst sowie die der Selbstorganisationen <strong>und</strong>Akteure im Bereich der <strong>Integration</strong>sarbeit ein. Es ist sowohl für den Prozessselbst <strong>als</strong> auch für dessen Nachhaltigkeit sehr positiv zu bewerten, dass durchdiese Vernetzung neue Strukturen geschaffen wurden, die momentan für eineVerbesserung in der <strong>Integration</strong>sarbeit sorgen, darüber hinaus aber auch längerfristigeWirkungen zeigen, da bestehende Netzwerke funktionieren <strong>und</strong> dieweitere Arbeit mitgestalten.SteuerungAufbauend auf Transparenz <strong>und</strong> Vernetzung war es innerhalb des Programmsein Anliegen vieler <strong>Kommunen</strong>, die <strong>Integration</strong>slandschaft <strong>und</strong> das <strong>Integration</strong>sangebotstrategisch zu steuern, um selbst Ziele im <strong>Integration</strong>sbereich zusetzen <strong>und</strong> diese mit Maßnahmen <strong>und</strong> strukturellen Veränderungen zu erreichen.Dieses ist in vielen Städten <strong>und</strong> Kreisen gelungen. Es wurden Gremien<strong>und</strong> Konferenzen eingerichtet, Zuschnitte in der Verwaltung verändert, Ausländerbehördeneingeb<strong>und</strong>en, Selbstorganisationen für Aufgabenfelder gewonnen<strong>und</strong> Kooperationen zwischen Selbstorganisationen <strong>und</strong> der Ausländerbehördeaufgebaut, die langfristig die Steuerung durch die <strong>Kommunen</strong>erleichtern.Generell kann vor dem Hintergr<strong>und</strong> der drei Förderschwerpunkte konstatiertwerden, dass die <strong>Kommunen</strong> <strong>und</strong> Kreise innerhalb der Laufzeit der Projekteviele Prozesse initiiert <strong>und</strong> umgesetzt haben. Vielfach ist es zudem gelungen,diese Prozesse abzusichern <strong>und</strong> eine dauerhafte Wirkung zu erreichen.Im Einzelnen lassen sich die integrations- bzw. projektfördernden Prozesseder <strong>Kommunen</strong> unter drei Themenbereiche subsumieren, die unterschiedlicheProjektaktivitäten beinhalten:A. Vernetzung• Projektsteuerung durch die <strong>Kommunen</strong>• Projektverantwortlichkeit• Einbindung Verwaltungsspitze• Einbindung Ausländerbehörden• Einbindung <strong>Integration</strong>sräte, Ausländerbeiräte, <strong>Integration</strong>sausschüsse<strong>und</strong> politischer Gremien• Einbindung Migrantenselbstorganisationen• Vernetzung Politik, Verwaltung <strong>und</strong> Praxis• Einsetzen einer neutralen ModerationB. Steuerung• Bedarfsorientierung <strong>und</strong> Priorisierung• Kontinuität• Sicherung der Nachhaltigkeit• Controlling <strong>und</strong> KennzahlenC. Organisation <strong>und</strong> Öffentlichkeit• Einrichtung einer <strong>Integration</strong>sstelle in der Kommune• Aufbau individueller Begleitangebote• Entwicklung adäquater Kommunikationsstrukturen• Sensibilisierung <strong>und</strong> ÖffentlichkeitsarbeitGestaltungsansätzeA. VernetzungProjektsteuerung durch die <strong>Kommunen</strong>Die Tatsache, dass die <strong>Kommunen</strong> selbst die Projekte einrichteten <strong>und</strong>steuerten kann nicht hoch genug bewertet werden. Denn die Kommune wirdvielfach <strong>als</strong> neutrale Instanz gesehen, die neue Aktivitäten <strong>und</strong> Maßnahmenstrukturiert. Dadurch wird zum einen die Konkurrenz der Akteure minimiert,die kommunalen Strukturen werden aufeinander abgestimmt, Verwaltung <strong>und</strong>Politik partizipieren an diesem Prozess <strong>und</strong> beziehen dadurch <strong>Integration</strong> invielfältigen Facetten in ihr aktives Handeln ein. Insgesamt wird somit die Etablierungder <strong>Integration</strong> <strong>als</strong> Querschnittsaufgabe forciert.Die Bedeutung der Steuerung durch die Kommune wurde von nahezu allenProjekten herausgestellt, die in der Evaluation näher befragt wurden. Fast allehoben die vielfältigen strukturverändernden <strong>und</strong> projektfördernden Impulsehervor, die daraus entstanden. Darum erweist sich die Einbindung der Kommune<strong>als</strong> ganz wesentlicher Aspekt der KOMM-IN NRW Förderung mit weitreichendenpositiven Konsequenzen.ProjektverantwortlichkeitDie Projektverantwortlichen sind für den Projektverlauf von besonderer Bedeutung.Denn durch ihre Arbeit wird die Durchführung <strong>und</strong> Kontinuität derProjekte abgesichert. Sie sind in der Regel innerhalb der Kommune Fürsprecherder Projekte <strong>und</strong> haben die „Fäden in den Händen“. Sie kümmern sichum den Projektverlauf <strong>und</strong> tragen ihre Erkenntnisse an die entscheidendenFunktionsträger in Politik <strong>und</strong> Verwaltung weiter. Dadurch wird nochm<strong>als</strong> derProzessverlauf gestärkt <strong>und</strong> das Thema breiter <strong>und</strong> intensiver in kommunaleStrukturen hineingetragen.