NaturschutzReport - LBV-München
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Biotoppflege<br />
Die Langwieder, Allacher und Fröttmaninger Haide<br />
sind keinesfalls natürlich. Sie sind im Laufe vieler<br />
Jahrhunderte durch den Einfluss des Menschen entstanden.<br />
Wäre der Mensch nicht gewesen, wäre ganz<br />
Mitteleuropa heute bewaldet. Die Haiden sind letzte<br />
Überbleibsel einer Landschaft, die vor etwa 150 Jahren<br />
nicht nur Gebiete <strong>München</strong>s, sondern weite Teile<br />
Mitteleuropas geprägt hat. Der Blütenreichtum, die<br />
Artenvielfalt und der malerische Charakter dieser<br />
Landschaft haben viele Künstler zu Liedern, Gedichten<br />
und Gemälden über die Haiden inspiriert. Heute<br />
sind selbst die letzten Haidereste durch verschiedenste<br />
Interessen und ausbleibende Nutzung bedroht.<br />
Eiszeitliche Formen<br />
Die so genannte Münchner<br />
Schotterebene, die die<br />
Grundlage für die Entwicklung<br />
der Münchner<br />
Haiden bildete, entstand<br />
mit dem Ende der letzten<br />
Eiszeit. Die Gletscher<br />
zogen sich zurück, während<br />
ihre Schmelzwässer<br />
riesige Schotterfelder<br />
unterschiedlicher Mächtigkeit<br />
hinterließen. Auf<br />
den grundwasserfernen<br />
und flachgründigen Schotterböden<br />
entwickelten sich<br />
lichte, schwachwüchsige<br />
Kiefern-Eichenwälder, die<br />
an die Trockenheit auf den<br />
Schotterzungen bestens<br />
angepasst waren.<br />
Und dann kam die<br />
menschliche Kultur<br />
Der Begriff Heide<br />
stammt ursprünglich aus<br />
dem Mittelalter. Zu dieser<br />
Zeit verstand man darunter<br />
unkultiviertes Land,<br />
das der Allgemeinheit für<br />
verschiedenste Zwecke<br />
zur Verfügung stand.<br />
Diese Gebiete waren aufgrund<br />
ihrer geringen<br />
Fruchtbarkeit für den<br />
Ackerbau nicht geeignet.<br />
Man ließ das Vieh in den<br />
Wäldern weiden, gewann<br />
Bau- und Brennholz, trug<br />
Streu für die Stallungen<br />
zusammen oder erntete<br />
Winterheu. So wurden die<br />
Schotterflächen der <strong>München</strong>er<br />
Ebene weiträumig<br />
als Weideland in der Wanderschäferei<br />
genutzt. Bis<br />
in die fünfziger Jahre des<br />
vergangenen Jahrhunderts<br />
hinein trieben Hirten ihre<br />
Schafherden über weite<br />
Strecken und wechselten<br />
zwischen Sommer- und<br />
Winterweiden. Jahrhunderte<br />
lang grasten Schafherden<br />
in wenig fruchtbaren<br />
Gebieten, entzogen<br />
den Böden Nährstoffe und<br />
2/ 2007<br />
Letzte Haiden in <strong>München</strong> –<br />
Kulturerbe vor dem Aus<br />
führten unbemerkt die<br />
Entstehung einer einzigartigen<br />
Landschaft herbei:<br />
der Heide.<br />
In der Vegetationskunde<br />
bezeichnet man diese<br />
auch als Magerrasen. Im<br />
süddeutschen Raum<br />
wurde zur Unterscheidung<br />
unserer Grasheiden<br />
gegenüber den Zwergstrauchheiden<br />
im ozeanischen<br />
Klima Norddeutschlands<br />
die Schreibweise<br />
„Haide“ eingeführt.<br />
Der industrielle<br />
Fortschritt änderte<br />
vieles<br />
Diese charakteristische<br />
Haidelandschaft war ehemals<br />
weit über die nördlichen<br />
Landkreisgrenzen<br />
<strong>München</strong>s hinaus verbreitet.<br />
Die beginnende Industrialisierung<br />
Mitte des 19.<br />
Jahrhunderts ließ die Haiden<br />
nach und nach<br />
schwinden. Mit der Einführung<br />
von Mineraldünger<br />
konnten die einst<br />
ertragsschwachen Böden<br />
13<br />
in wertvolles Ackerland<br />
umgewandelt werden.<br />
Wollimporte aus Übersee<br />
und die Einführung von<br />
Baumwolle machten die<br />
Schafhaltung unrentabel.<br />
Die Haiden fielen brach<br />
oder wurden aufgeforstet.<br />
Der enorme Siedlungsdruck,<br />
der auf dem Wirtschaftsstandort<br />
<strong>München</strong><br />
lastete, tat sein Übriges.<br />
Bis vor etwa 100 Jahren<br />
hatten die Haiden im<br />
Münchner Norden eine<br />
Größe von 15.000 Hektar.<br />
Heute sind nur noch zerstreute<br />
Relikte vorhanden.<br />
Die großflächigeren Haiden,<br />
wie die Panzerwiese,<br />
die Fröttmaninger Haide<br />
oder auch die kleinflächigen<br />
Trockenrasen im Virginia-Depot<br />
in Milbertshofen<br />
verdanken ihre<br />
Existenz bis heute der langen<br />
militärischen Nutzung<br />
als Truppenübungsplätze.<br />
Sogar am Ackermannbogen<br />
in Schwabing<br />
konnte ein letzter Rest der<br />
Haiden innerhalb der Stetten-Kaserne<br />
überdauern.<br />
Dank der Spende des neuen Balkenmähers von Ruth Rosner kann die Langwieder Haide<br />
fachgerecht gepflegt werden. Von links: Dr. Irene Frey-Mann, Ruth Rosner, Christine Harzer<br />
Foto: <strong>LBV</strong>