NaturschutzReport - LBV-München
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Baumfalken<br />
2/ 2007<br />
Ungeliebter Verwandter – der Wanderfalke Foto: Alfred Limbrunner<br />
oder Rufe der Altvögel,<br />
wenn sie mit Beute zum<br />
Horst flogen. Die Rufe<br />
verstummten allerdings<br />
regelmäßig, wenn sie in<br />
unmittelbarer Nähe des<br />
Horstes anflogen. Die<br />
Beobachtung von zwei<br />
jungen Schwarzspechten,<br />
der Ruf der Altvögel in<br />
der Nähe oder der Gesang<br />
der Amseln, Buchfinken<br />
und Rotkehlchen und der<br />
gaukelnde Flug von<br />
Schmetterlingen in der<br />
Waldlichtung ließen die<br />
Zeit wie im Flug vergehen.<br />
Unvergessliche<br />
Beobachtung<br />
Ein besonders ereignisreicher<br />
und unvergesslicher<br />
Tag war aber am<br />
Dienstag, den 5. September<br />
2006 mit einem sonnigen,<br />
warmen Vormittag<br />
und einem leicht bewölkten<br />
Nachmittag. Ein junger<br />
Baumfalke wurde<br />
erfolgreich groß gezogen –<br />
er flog vormittags mehr-<br />
mals laut keckernd bettelnd<br />
einem Altvogel entgegen,<br />
der ein erbeutetes<br />
Insekt in der Luft aus den<br />
Fängen an ihn übergab.<br />
Nachmittags erfolgte die<br />
Beuteübergabe an einem<br />
beliebten Sitzplatz einer<br />
alten, im Kronenbereich<br />
recht lichten Fichte und<br />
man konnte im Spektiv<br />
die wunderschön leuchtenden<br />
roten „Hosen“ an<br />
den Beinen der Altvögel<br />
sehen und den schwarzen<br />
Backenstreifen im hellen<br />
Gesicht; eine Zeichnung,<br />
die an seinen großen Verwandten,<br />
den Wanderfalken,<br />
erinnert.<br />
Helle Aufregung war<br />
plötzlich über meinem<br />
Sitzplatz, in den Wipfelbereichen<br />
weit oberhalb von<br />
mir: Mit sich fast überschlagenden<br />
keckernden<br />
Alarmrufen flogen die<br />
adulten Baumfalken<br />
Angriffe auf einen Wanderfalken,<br />
der vom Waldrand<br />
angeflogen kam.<br />
Unterstützung fanden die<br />
Baumfalken von mindes-<br />
tens zehn Eichelhähern,<br />
die die Verfolgung auch<br />
aufnahmen. Ringeltauben<br />
suchten die Nähe des<br />
Horstplatzes auf und<br />
glaubten sich dort wohl<br />
sicherer. Später entdeckte<br />
ich in 50 Meter Entfernung<br />
eine frisch geschlagene<br />
Ringeltaube, der der<br />
Kopf abgebissen war –<br />
vermutlich hatte sie der<br />
Wanderfalke kurz vorher<br />
geschlagen, aber durch<br />
die massiven Attacken der<br />
Baumfalken und Eichelhäher<br />
die Beute wieder loslassen<br />
müssen.<br />
Meist friedlicher<br />
Nachbar<br />
In diesem Zusammenhang<br />
ist es erwähnenswert,<br />
dass Eichelhäher<br />
und Baumfalke an manchen<br />
Tagen mehrmals<br />
friedlich nebeneinander<br />
auf einem Ast saßen –<br />
erschienen jedoch Rabenkrähen,<br />
die vermutlich<br />
den Eiern oder jungen Falken<br />
gefährlich werden<br />
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können, so wurden die<br />
Krähen sofort angeflogen<br />
und massiv verscheucht.<br />
Ein Sperberweibchen<br />
machte des Öfteren Jagd<br />
auf Ringeltauben, die<br />
dann immer in die Nähe<br />
des Baumfalken flogen.<br />
Baumfalken und Sperber<br />
tolerieren sich gegenseitig<br />
und es ist während meiner<br />
Beobachtungen nie zu<br />
Differenzen gekommen.<br />
Baumfalken verhalten<br />
sich während der Brutzeit<br />
(ca. 28–31 Tage) und zu<br />
Beginn der Nestlingszeit<br />
recht unauffällig und<br />
ruhig. Der Horstplatz ist<br />
bei uns überwiegend ein<br />
verlassenes Krähennest.<br />
Die Vögel treffen meist<br />
bereits verpaart gemeinsam<br />
Ende April bis Mitte<br />
Mai bei uns ein. Im September<br />
wurde es wieder<br />
ruhig im Revier und die<br />
Falken traten ihre weite<br />
Reise ins Winterquartier<br />
südlich der Sahara an.<br />
Kurt Bauer