<strong>Theorieskript</strong> Branchenneutrale Informationssysteme am Beispiel SAP R/39.1. Material und Lieferant bekanntWenn wir ein Material, das wir schon einmal beschafft haben und das daher auch inunserem Materialstamm verzeichnet ist, bei einem Lieferanten bestellen, mit dem wirschon länger Geschäftsbeziehungen unterhalten, könnte der daraus resultierendeEinkaufsprozess folgendermaßen aussehen:1. Wir senden eine Bestellung über das Material X an den Lieferanten L.2. Nach Eintreffen der Ware in unserem Lager verbuchen wir den Wareneingang.3. Wir prüfen die an uns gestellte Rechnung.4. Wir begleichen die Rechnung z.B. per Überweisung.9.2. Material unbekannt, Lieferant bekanntWollen wir jedoch bei unserem Lieferanten ein neues, bisher noch nicht verwendetesund daher auch noch nicht im Materialstamm angelegtes Material beziehen, müssen wirden einen zusätzlichen Schritt ausführen:1. Wir bringen wichtige Eigenschaften des neuen Materials X in Erfahrung undlegen mit diesem Wissen das Material in unserem Materialstamm an (s.a. Kap.10 - Materialstamm).2. Wir senden eine Bestellung über das Material X an den Lieferanten L.3. Nach Eintreffen der Ware in unserem Lager verbuchen wir den Wareneingang.4. Wir prüfen die an uns gestellte Rechnung.5. Wir begleichen die Rechnung z.B. per Überweisung.9.3. Material bekannt, Lieferant unbekanntTritt z.B. der Fall ein, dass unser langjähriger Lieferant L das Material X aufgrund vonProduktionsschwierigkeiten im Moment nicht liefern kann, bietet es sich an, folgendenWeg einzuschlagen:1. Wir richten einige Anfragen über den Bezug des Materials X an die LieferantenM und N, mit denen wir bisher keine geschäftlichen Beziehungen pflegen.2. M und N schicken ihre Angebote an uns zurück.3. Wir vergleichen diese Angebote hinsichtlich ihres Preises und wählen dasgünstigste Angebot, z.B. von Lieferant N, aus.4. Wir bringen einige wichtige Daten über N in Erfahrung und legen denLieferanten N dann in unserem Lieferantenstamm an (s.a. Kap. 11 -34 Technische Universität München, <strong>Lehrstuhl</strong> für <strong>Wirtschaftsinformatik</strong>
Branchenneutrale Informationssysteme am Beispiel SAP R/3<strong>Theorieskript</strong>Lieferantenstamm). Handelt es sich, wie im Beispiel unterstellt, wirklich nur umeinen temporären Lieferengpass unseres Standardlieferanten L, und wollen wirin Zukunft wieder bei L bestellen, würde es auch ausreichen, den Lieferanten Nals CpD-Lieferanten anzulegen, um unnötigen Datenerfassungsaufwand zuvermeiden (s.a. Kap. 11.5 - CpD-Lieferanten).6. Wir senden eine Bestellung über das Material X an den Lieferanten N.7. Nach Eintreffen der Ware in unserem Lager verbuchen wir den Wareneingang.8. Wir prüfen die an uns gestellte Rechnung.9. Wir begleichen die Rechnung z.B. per Überweisung.9.4. Langfristige Geschäftsbeziehungen zum LieferantenPflegen wir schon sehr lange gute Geschäftsbeziehungen zu einem Lieferanten L undwollen mit diesem eine Vereinbarung über die Lieferung von Materialien bzw. dieErbringung von Dienstleistungen zu festgelegten Konditionen innerhalb einesbestimmten Zeitraums mit bestimmten Abnahmemengen oder –werten treffen, könnenwir einen Rahmenvertrag mit L abschließen.1. Wir schließen mit L einen Rahmenvertrag, wobei uns die Möglichkeiten"Kontrakt (Mengenkontrakt, Wertkontrakt)" und "Lieferplan" offenstehen.Entschließen wir uns z.B. für einen Wertkontrakt, vereinbaren wir die Abnahmebestimmter Materialien in einer bestimmten Werthöhe.2. Wird ein bestimmtes Material benötigt, schicken wir eine Bestellung an L.3. Hierbei beziehen wir uns auf den Wertkontrakt. Bei der Beschaffung überKontrakt erhält der Lieferant einen Kontraktabruf, in dem die abzurufendeMenge und das Lieferdatum angegeben werden. Das heißt, es wird eineBestellung mit Bezug zu einem Kontrakt angelegt. Preis, Lieferantendaten,Lieferbedingungen, Bezugsnebenkosten sowie für den Lieferanten relevanteAnweisungen werden automatisch aus dem Kontrakt übernommen.10. MaterialstammIn diesem Kapitel wird die Bedeutung der Materialstammdaten deutlich. Neben derVerwendung wird auch der Aufbau des Materialstamms erläutert, der eng mit demorganisatorischen Aufbau des Unternehmens verknüpft ist. Sie erfahren, welche Datender Materialstamm enthält und aus welchen Sichten diese betrachtet werden können.10.1. Verwendung des MaterialstammsDie Gesamtheit aller Informationen über sämtliche Materialien, die ein Unternehmenbeschafft, fertigt, lagert und verkauft, ist im Materialstamm abgelegt. Für dasUnternehmen stellt dieser die zentrale Quelle zum Abruf materialspezifischer Daten dar.Der Materialstamm wird von sämtlichen Komponenten des SAP-Logistiksystemsgenutzt.Durch die Integration aller Materialdaten in einem einzigen Datenbankobjekt entfälltdas Problem der Datenredundanz. Die gespeicherten Daten können von allen Bereichen,Technische Universität München, <strong>Lehrstuhl</strong> für <strong>Wirtschaftsinformatik</strong> 35