Gesellschaft Österreichs . Die Motivation für den Verzicht auf die Nutzung von Tieren <strong>und</strong> deren Produkte folgt eben nicht nur ges<strong>und</strong>heitlichen, sondern klimaschützenden <strong>und</strong> ethischtiergerechten Aspekten . Essen – eine individuelle Angelegenheit? Keineswegs! „Was wir essen, hat immer mit Politik zu tun“ Auch die Historikerin Matina[Kaller von der Universität Wien erläuterte, warum Essen aus kulturwissenschaftlicher Sicht nicht individuell ist . „( . . .) Wenn unsere Nahrung ein Ausdruck der Landschaft ist, in der wir leben, also der jeweiligen Region, dann folgt daraus, dass Essen auch etwas mit Staat <strong>und</strong> Nation zu tun hat .“ Sie ortet beim Miteinander generell das Reziprozitätsprinzip, also eine Form der Austauschbeziehungen . Entscheidungen über Essen werden daher immer im Kollektiv getroffen . Waren früher jedoch nur die Familie in die Ess-Entscheidungen eingeb<strong>und</strong>en, so hat sich heutzutage der Radius stark erweitert . Für die Ärztin <strong>und</strong> Public Health-Expertin Ursula[Püringer hängt der persönliche Speiseplan „weniger von ges<strong>und</strong>heitlicher Aufklärung ab, als vielmehr davon, wie viel eine ges<strong>und</strong>e Lebensmittelauswahl kostet <strong>und</strong> wie zugänglich sie ist“ . Sich ges<strong>und</strong> ernähren zu können, ist daher für sie vor allem ein Handlungsfeld für die Politik: Die Stärkung der Selbstverantwortung bildet dabei ebenso <strong>einen</strong> Teil wie die Lenkung durch Preise <strong>und</strong> Subventionen . Doch die Politik darf nur die Rahmenbedingungen schaffen, damit persönliche Freiheit gelebt werden kann . Jürgen König, Vorsitzender des f .eh-Beirates, moderiert durch den Tag veranstaltungsbericht Klaus Kocks über mündiges <strong>und</strong> eigenverantwortliches Handeln Mündige Entscheidungsfreiheit „Habe ich als erwachsener Staatsbürger das Recht, mich mit Messer <strong>und</strong> Gabel fehlzuernähren, am Ende sogar umzubringen? Hat der Staat das Recht, mich zu meinem ges<strong>und</strong>heitlichen Wohl als zwangszuernährenden Delinquenten zu behandeln?“ Klaus[ Kocks, Sozialwissenschafter <strong>und</strong> Philosoph aus Deutschland, rief zur Erziehung zur Selbstverantwortung auf . „(…) Wir müssen lernen, mit unserer Freiheit maßvoll umzugehen .“ Und auf das drängende gesellschaftliche Problem der Fettleibigkeit bezogen: „Adipositas ist eine soziale Frage . Dieser Verantwortung müssen wir politisch <strong>und</strong> sozial in ihrer ganzen Komplexität gerecht werden . (…) Wir brauchen mehr Bildung, mehr Bildungschancen insbesondere dort, wo gefressen statt gedacht, gesoffen statt geliebt <strong>und</strong> gelebt wird .“ Auch Jürgen[ König, Vorsitzender des Wissenschaftlichen Beirates des f .eh, betonte in seinem Abschlussstatement, dass es vor allem darauf ankommt, Wege zu finden, die unsere Gesellschaft mündig <strong>und</strong> erwachsen werden lässt, damit sie nicht mehr vor sich selbst geschützt werden muss . R<strong>und</strong> 140 Teilnehmer besuchten das 3 . f .eh-Symposium Podiumsdiskussion (v .l .n .r .): Petra Lehner, Lothar Kollmer (Gastrosophie Salzburg), Klaus Kocks, Ursula Püringer, Martina Kaller . Moderation: Natasa Konopitzky (ö1) einblicke 02/12 Zeitschrif t des Verbandes der Ernährungswi s senschaf ter Österreichs 14
vip-mitglieder einblicke 02/12 Zeitschrif t des Verbandes der Ernährung swi s senschaf ter Österreichs 15