26.11.2012 Aufrufe

Anduin 86

Anduin 86

Anduin 86

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

R RE EZ Z E N S SI OI ON EN NE<br />

N<br />

nicht weiß, was ich davon halten soll. Es soll<br />

noch einmal darauf hingewiesen werden, dass<br />

man nicht Jesus spielt, sondern dessen Nachfolger,<br />

der aber auch ein Gottessohn, einen Erlöser,<br />

das Kernstück des christlichen Glaubens,<br />

unterwegs im Auftrag des Herren ist.<br />

Man muss aber auch bemerken, dass die<br />

Theologie des Settings und die in ihm verwendeten<br />

Glaubensvorstellungen eigentlich nicht<br />

mehr viel mit dem christlichen Glauben zu tun<br />

haben, muss bemerken, dass Filme, Bücher und<br />

andere Medien mit diesem Thema nicht immer<br />

respektvoll umgehen, im Gegensatz zu Der<br />

Letzte Exodus, der stets respektvoll ist.<br />

Dieser Zwiespalt sei von mir nur kurz angerissen,<br />

vielleicht stellt er sich auch nicht für jeden,<br />

doch klären, muss ihn jeder für sich.<br />

Weiter im Spiel. Die Charaktererschaffung<br />

geht schnell und ziemlich simpel, genau wie<br />

das System. Es wird ein Charakter erschaffen,<br />

jedoch mit zwei Erscheinungsbildern, einmal<br />

die menschliche Hülle für die Existenz auf der<br />

Erde und einmal die Erscheinungsform in Eden,<br />

den sogenannten Deitypus (Deus – lat. Gott)<br />

die von einem Drachen, einem Engel, bis hin zu<br />

abstrakteren Gebilden wie einem Cyberninja,<br />

einer personifizierten Empfindung oder einem<br />

Elementar aus Blunabrause gehen kann. Vier<br />

Attribute, Seele, Geist, Körper, Kultur und<br />

eine Reihe Fertigkeiten bilden das Spielgerüst,<br />

interessant ist allerdings noch, welcher der 12<br />

Kirchen der Charakter angehört, die erfreulich<br />

ausdifferenziert sind, jedoch alle schon mal in<br />

dieser Form irgendwann und irgendwo vorgekommen<br />

sind. Aber das macht nichts.<br />

Möglich ist es natürlich auch, einen Kämpfer<br />

der Hölle zu spielen, doch da es sich bei diesen<br />

um den Bodensatz der Gesellschaft handelt,<br />

- Mörder, Vergewaltiger... sollte man hiermit<br />

meiner Meinung nach ganz vorsichtig sein. Zu<br />

schnell können dem Spielleiter da die Zügel aus<br />

der Hand gleiten und das Spiel sich zu einem<br />

ekelerregenden Etwas entwickeln.<br />

Gewürfelt wird nicht, die Aufgabe des Zufalls<br />

haben Spielkarten übernommen. Genau schon<br />

wie in Castle Falkenstein wurden die vier Attribute<br />

den jeweiligen Farben der Karten – Kreuz,<br />

Karo, Piek, Herz - zugeordnet. Um eine Aktion<br />

erfolgreich zu bestehen, muss ein vom Spielleiter<br />

vorgegebener Wert erreicht werden, der<br />

sich aus der Wertigkeit der gezogenen Karte<br />

und dem Fertigkeits, bzw Attributswert errechnet.<br />

Schnell, funktional und zwar nicht neu,<br />

aber erfrischend anders als in den meisten Rollenspielen,<br />

in denen Würfel rollen. Alles in allem<br />

ein System, das dem aufs Erzählen angelegtem<br />

Spiel hervorragend ausreicht. Denn oft ist weniger<br />

mehr.<br />

Neben der Geschichte des bisherigen Exodus,<br />

der Charaktererschaffung und dem Spielsystem<br />

findet sich eigentlich alles, was man<br />

braucht, in diesem Buch. Eine Beschreibung der<br />

verschiedenen Länder Edens, der Machtgrup-<br />

www.anduin.de - das kostenlose und unabhängige e.Zine für phantastische Spiele - © 2004 Tommy Heinig<br />

pen auf der Erde und in Eden, Ausrüstung und<br />

Gebrauchsgegenstände in Eden, die wirklich<br />

ziemlich freakig sind, und vieles mehr. Lediglich<br />

ein Einsteigerabenteuer sucht man vergebens.<br />

Sehr schade, denn hier wird der Spielleiter alleine<br />

gelassen.<br />

Der letzte Exodus ist ein Aufsehen erregendes<br />

Rollenspielwerk, das neue Ideen bringt und<br />

nicht schon wieder auf altgedienten Klischees<br />

herum reitet. Es ist kontrovers, gewöhnungsbedürftig<br />

und macht mit guten Spielern viel Spaß,<br />

wenn man sich die Mühe macht, eine gute Kampagne<br />

zu schreiben, was kein leichter Umstand<br />

ist. Über 250 Seiten stark, Hardcoverbindung,<br />

solides Layout sorgen für ein gutes Kauferlebnis.<br />

Lediglich die Bebilderung ist durchwachsen,<br />

von sehr guten Bildern bis hin zu Kunstwerken<br />

digitaler Computerkunst, die in meinen Augen<br />

etwas texturarm geworden sind.<br />

FAZIT<br />

Als Erstlingswerk atemberaubend, einen intensiven<br />

Blick wert und, was man als Pluspunkt<br />

werten kann, es regt zum Denken über die<br />

kontroversen Spielercharaktere an. Gebt uns<br />

mehr solches Zeug, Franken! �<br />

Kleine Ängste<br />

[christoph maser - cm@anduin.de]<br />

Art Regelwerk Hardcover<br />

System Kleine Ängste<br />

Verlag Feder & Schwert<br />

Preis 22,95 Euro<br />

Preis/Leistung �����<br />

Aufmachung �����<br />

Nutzen �����<br />

����<br />

Kleine Ängste führt die Spieler zurück in eine<br />

Welt, die sie vielleicht schon einmal in ihrer<br />

Kindheit kennengelernt und mit dem Älterwerden<br />

verdrängt und vergessen haben. Das<br />

Erzählspiel handelt von kleinen Kidern, die sich<br />

mit den Monstern unter dem Bett und deren<br />

Welt auseinandersetzen müssen. Denn was Eltern<br />

nur als Alptraum abtun ist Realität: es gibt<br />

sie wirklich, die schwarzen Männer, die Zahnfeen<br />

und Kobolde und natürlich die Monster<br />

unter dem Bett, die allesamt nur darauf lauern,<br />

Kindern Angst einzujagen und ihnen ihre Seele<br />

zu rauben.<br />

Die Spieler schlüpfen in die Rollen von Kindern<br />

bis ca. 13 Jahren. Aus ganz alltäglichen<br />

Situationen, wie sie jedes Kind kennt, tritt<br />

dann plötzlich das Grauen an die Kleinen heran.<br />

Hoffentlich ist ihr Glaube stark genug und<br />

ihre Furcht nicht zu groß, denn sonst verlieren<br />

sie ihre Unschuld und verfallen langsam dem<br />

Wahnsinn und der Angst<br />

durch die die Monster unter<br />

dem Bett sich laben.<br />

In dem 120 Seiten starken<br />

Band ‚Kleine Ängste’<br />

findet sich alles was man<br />

braucht um einen Einstig<br />

in die Welt der Kindheitsängste<br />

zu wagen. Es<br />

gibt dem Spielleiter und<br />

seinen Spielern Tipps an<br />

die Hand wie sie sich in<br />

das für’s Rollenspiel ungewöhnliche<br />

Alter der Charaktere<br />

einfinden können.<br />

122<br />

Autor: Jason L. Blair<br />

ISBN: 3935282923<br />

Seitenzahl: 120<br />

Sprache: Deutsch<br />

Erscheinungsjahr: 2003<br />

Dann findet sich natürlich<br />

ein Teil über die recht einfach gehaltene<br />

Charaktererschaffung wobei man sich Vorteile<br />

wie z.B. „Ich bin eine Leseratte“, „Ich bin flink“<br />

oder „Ich bin groß für mein Alter“ und Nachteile<br />

wie z.B. „Ich habe einen blöden Namen“,<br />

„Ich habe Asthma“ oder „Ich bin ein Geistermagnet“<br />

zu eigen machen kann. Es wird erklärt<br />

wie sich die Begegnung und Berührung mit den<br />

Monstern auf die Kinder auswirkt, und was sie<br />

tun können um heil aus der ganzen Sache wieder<br />

heraus zu kommen. Der Band beschreibt<br />

Monster aus der Welt unter dem Bett zu denen<br />

neben Horrorklassikern auch Gestalten wie<br />

die Zahnfee, der Rübezahl oder die Pechmarie<br />

gehören. Den Abschluss bilden einige Szenariovorschläge.<br />

Das Buch ist gut gegliedert und mit sehr viel<br />

Einfallsreichtum und Liebe zum (gruseligen) Detail<br />

gestaltet worden. Es stimmt den Leser sehr<br />

gut auf das Thema ein und gibt einem Spielleiter<br />

genug Informationen an die Hand um seinen<br />

Spielern einen Schauer nach dem anderen über<br />

den Rücken zu jagen, wobei der Altersaspekt<br />

der Charaktere immer Berücksichtigung findet.<br />

FAZIT<br />

Wer das Gruselige, den Horror mag, und<br />

nicht davor zurückschreckt das Ganze aus<br />

der eigenwilligen Perspektive eines Kindes zu<br />

erleben ist hier genau richtig. „Kleine Ängste“<br />

gehört mit Sicherheits nicht in die Hände von<br />

Rollenspieleinsteigern, auch wenn die regeln<br />

einfach gehalten sind. Erfahrene Spieler mit<br />

Einfühlungsvermögen aber werden hier extrem<br />

gruselige Abende verbringen können. �<br />

[peti heinig - peti@anduin.de]

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!