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A AB BE E N T E EUUE ER R<br />
verfolgte, wie der Junge mit dem kleinen Bären<br />
spielte, die Mutter ihn dann, als es spät wurde,<br />
auf das Kaminsims stellte und das Licht löschte,<br />
nachdem sie alle ihre Betten aufsuchten.<br />
Das war für die Toreador natürlich kein<br />
Grund die Hütte zu verlassen. Sie verbrachte<br />
weiterhin Stunden damit, die kleine Holzstatue<br />
mit einer Hingabe zu betrachten und zu befühlen,<br />
die außerhalb des Clans der Rose niemand<br />
nachvollziehen kann. Nun, da die Familie schlief,<br />
musste sie nicht einmal mehr den kleinen Teil<br />
ihrer Konzentration opfern, den sie benötigte,<br />
um sich zu verbergen.<br />
Das schließlich brachte das Geschehen ins<br />
Rollen, denn der Seiler, den des Nachts öfter<br />
seine Blase drückte, verließ sein Bett, um<br />
schnell die Hütte zu verlassen, sich des Drängens<br />
zu entledigen und dann schleunigst wieder<br />
zurückzukehren.<br />
Wie überrascht war er, als er plötzlich die völlig<br />
fremde, unweltlich schöne Dame bemerkte,<br />
die in seiner Küche saß und völlig gedankenverloren<br />
den kleinen hölzernen Bären anstarrte.<br />
Schüchtern trat er neben sie, und riss die<br />
alte Toreador durch seine Berührung aus ihrer<br />
Faszination. Die plötzliche Anwesenheit des<br />
Sterblichen, die Berührung seiner heißen Haut<br />
und Geruch seines Blutes verwirrt die normalerweise<br />
sehr distanzierte Toreador dermaßen,<br />
dass es dem Tier gelang, die Kontrolle an sich<br />
zu reißen. Zwar konnte die alte Toreador sich<br />
nach einigen Augenblicken des Tobens wieder<br />
unter Kontrolle bringen, doch da war es bereits<br />
zu spät. Das Tier hatte dem Sterblichen bereits<br />
all sein Blut entrissen und was sie nun in den<br />
Händen hielt, war nichts als ein lebloser Leichnam.<br />
Von dem Geschehenen noch immer völlig<br />
verwirrt und ob ihrer Tat schockiert, einen solchen<br />
emotionalen Sturm hatte Surgoss schließlich<br />
seit über einem Jahrhundert endgültig hinter<br />
sich geglaubt, dachte sie nur an Flucht, damit<br />
die Inquisition sie nicht finden könne. Dennoch<br />
nahmt sie noch den kleinen geschnitzten Bären<br />
mit und eilt so schnell sie konnte aus dem Haus<br />
des Seilers, so hastig, dass sie sogar vergaß die<br />
Tür zu schließen.<br />
Ein Ghul Severus, der für seinen Herrn unterwegs<br />
war, kam rein zufällig im frühen Morgengrauen<br />
an dem Ort des Geschehens vorbei<br />
und wundert sich wegen der offenen Tür der<br />
Hütte. Auch wenn er nur neugierig einen Blick<br />
hineinwarf, sah er doch sofort die Leiche und<br />
ebenso unschwer war der glückliche Gesichtsausdruck<br />
und die Wunde am Hals zu deuten. Er<br />
überlegte nicht lange, nahm den Leichnam und<br />
es gelang ihm, ihn im Schutze der frühen Stunde<br />
in seine eigene, nahe Hütte zu bringen. Dann<br />
verständigte er sofort seinen Herrn.<br />
ERMITTLUNGEN<br />
Nun müssen die Charaktere sich aufmachen<br />
und Ermittlungen anstellen, um den wahren<br />
www.anduin.de - das kostenlose und unabhängige e.Zine für phantastische Spiele - © 2004 Tommy Heinig<br />
schuldigen zu finden und auch noch handfeste<br />
Beweise gegen diesen vorlegen zu können. Und<br />
all dies, ohne dass die Sterblichen davon etwas<br />
erfahren und wohl gegen die Intrigen des wahren<br />
Schuldigen, der seine Identität wohl wird<br />
geheim halten wollen.<br />
DES SEILERS LEICHNAM<br />
Die Untersuchung sollte mit dem Leichnam<br />
des Seiler beginnen, den der Gefolgsmann Severus<br />
in sein Haus geschafft hat. Allein schon<br />
deswegen ist höchste Eile geboten, denn sollte<br />
der Leichnam in diesem Haus gefunden werden,<br />
würde wohl dieser treue Diener den Tod<br />
finden. Es gilt die Leiche hastig zu untersuchen,<br />
und dann einen glaubhaften Tod zu inszenieren.<br />
Wunden<br />
Das Blut wurde in klassischer Weise aus der<br />
Halsschlagader gesaugt. Die Bissspuren beschränken<br />
sich jedoch nicht auf zwei Einstiche<br />
sondern es wurde ein kleiner fetzen Haut weggerissen<br />
und die Ader liegt praktisch blank. Jedoch<br />
nichts, was ein durch darüberlecken nicht<br />
hätte verschlossen werden können.<br />
Außerdem weist der Körper mehrere Druckstellen<br />
auf, die jedoch kaum blau angelaufen<br />
sind, da das Blut zu schnell den Körper verließ.<br />
Todeszeit<br />
Ein guter Mediziner unter den Charakteren<br />
könnte herausfinden, wann in etwa der Tod<br />
eintrat. Dazu müssen bei einem Wurf auf Wahrnehmung<br />
+ Medizin (Schwierigkeit 7) 4 Erfolge<br />
erreicht werden. Dies war ca. 3–6 Stunden<br />
nach Sonnenuntergang. Da die Leiche inzwischen<br />
fast einen Tag unsachgemäß herumliegt,<br />
ist es genauer nicht festzustellen.<br />
Ausdruck<br />
Alles an der Leiche zeigt deutlich, dass er den<br />
Tod durch Aussaugen fand. Sein Gesicht ist in<br />
einem Ausdruck des Entzückens erstarrt und<br />
seine Hände mussten sich an den Vampir geklammert<br />
haben.<br />
Geistige Berührung<br />
Der Tote trug nichts außer seinem Nachthemd,<br />
was man unter Umständen mit Auspex 3<br />
untersuchen könnte (Schwierigkeit 7). Die Tat<br />
war enorm emotional, schließlich war das Tier<br />
durchgebrochen und der Anwender kann deutlich<br />
Maria Surgoss erkennen, die dem Sterblichen<br />
das Blut raubt.<br />
Es sollte jedoch deutlich gemacht werden,<br />
wie unsicher ein solches Indiz ist. Mit Verdunkelung<br />
kann jedes beliebige Äußere vorgeheuchelt<br />
werden und selbst wenn dieses Bild<br />
die Wahrheit zeigt, so kann es nur als Beweis<br />
dienen, wenn jemand, der das völlige Vertrauen<br />
des Prinzen besitzt, die Beobachtung der<br />
Charaktere bestätigt. Oberflächlich betrachtet<br />
könnten dies jedoch nur Simon Alaches, der<br />
nicht gerade die Sympathie des Prinzen besitzt,<br />
und Maria Surgoss selbst, die wohl kaum als objektiv<br />
bezeichnet werden könnte.<br />
25<br />
DES SEILERS HEIM<br />
Auch eine Untersuchung des Tatortes mag<br />
Hinweise bieten, dies wird jedoch etwas<br />
schwieriger sein, da dieser ja noch immer von<br />
der besorgten Familie des Seilers bewohnt<br />
wird.<br />
Wie die Charaktere das anstellen, ist ihr Problem,<br />
denn während der Nachtzeiten wird die<br />
Familie das Haus nicht verlassen, tagsüber werden<br />
sie zwar arbeiten, was den Charakteren<br />
jedoch nicht sonderlich helfen dürfte.<br />
Blutspuren<br />
Sind die Charaktere schnell und begeben sich<br />
noch in der Nacht zum Tatort, in der sie die<br />
Aufgabe erhalten haben, wird der Blutgeruch<br />
noch immer präsent sein, wenn auch schwach,<br />
da nur wenige Tropfen Surgoss Gier entkamen,<br />
doch ein Vampir dürfte ihn selbst ohne Auspex<br />
wahrnehmen. Ansonsten ist schon etwas Suche,<br />
das heißt Wahrnehmung + Aufmerksamkeit<br />
(Schwierigkeit 8), erforderlich um die getrockneten<br />
Tropfen auf dem hölzernen Boden<br />
aufzuspüren. Anhand der Tropfen ist es möglich,<br />
herauszufinden, wo der Mord geschah, außerdem<br />
könnte jemand auf die Idee kommen,<br />
wenn einige Tropfen den Boden erreichten<br />
könnten einige auch die Kleidung des Täters beschmutzt<br />
haben. Und es ist allgemein bekannt,<br />
wie schlecht Blut zu entfernen ist, insbesondere<br />
mit den Methoden des 13. Jahrhunderts.<br />
Zeugen<br />
Sollten die Charaktere auf die Idee kommen,<br />
die Familie zu befragen, ob sie etwas gehört<br />
oder gesehen hätten, werden sie nur wenig<br />
Glück haben. Außerdem müssen sie das schon<br />
geschickt anstellen, da die Familie ja noch nichts<br />
vom Tod des Seilers weiß. Lediglich der Sohn<br />
wird bemerken, dass sein Bär verschwunden<br />
ist, der ihm vom Vater geschenkt wurde.<br />
Durchsuchung<br />
Eine besonders gründliche Durchsuchung der<br />
Hütte wird jedoch etwas zutage (Verzeihung:<br />
zunacht) bringen, wenn wirklich aufmerksam<br />
gesucht wird, dazu sind 4 Erfolge bei einem<br />
Wurf auf Wahrnehmung + Aufmerksamkeit<br />
(Schwierigkeit 8) nötig. Denn in einer Ecke des<br />
Raumes kann ein winziger Aschefaden gefunden<br />
werden, so dünn, dass er praktisch unsichtbar<br />
ist. Noch während man ihn betrachtet wird<br />
die Asche fast vollständig von einem winzigen<br />
Luftzug verweht.<br />
Beachtet man nun die Wand über der Asche,<br />
wird man dort ein kleines bemaltes Brett finden,<br />
das recht ungeschickt angenagelt wurde.<br />
Hinter dem Brett ist ein Haar eingeklemmt,<br />
dessen größter Teil jedoch ursprünglich daraus<br />
herunterhing und in der Sonne zu Asche verbrannte.<br />
Das Haar ist blond fast golden und bei<br />
vergleichen kann es nur Maria Surgoss gehören.<br />
Dieses Haar ist ein ziemlich sicherer Beweis,<br />
wenn auch nur sehr schwer zu finden.