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impuls - Departement Wirtschaft, Gesundheit, Soziale Arbeit - Berner ...

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Interessanterweise sind die externen Betreuendenam schlechtesten über ein allfälligesProblemverhalten der Eltern informiert.Diese Unterschiede spiegeln sichauch in der mittleren Anzahl Kontakte zuden Jugendlichen und den Eltern wider:Nur ein knappes Drittel der Externen (32%)hatte bereits mehr als zehn Kontakte mitden Jugendlichen, hingegen ist es bei denInternen mehr als die Hälfte (53%). Vonletzteren hatten auch nahezu alle bereitseinmal ein Gespräch mit den Eltern (93%),bei den externen Betreuerinnen und Betreuernhatte fast die Hälfte noch nie persönlichenKontakt. Offenbar ist es so,dass die Eltern stärker ins Untersuchungsverfahreninvolviert werden, jedoch imweiteren Verlauf der Intervention eher inden Hintergrund treten.SpezialpräventiveZielsetzungAls zeitaufwändigste Aufgabe des StrafundMassnahmenvollzugs nennen die befragtenBetreuungspersonen das persönlicheEinzelgespräch mit dem Delinquenten,zuweilen gehören auch Gespräche mitden Eltern oder der Austausch unterFachpersonen dazu. Darüber hinaus gibtein gutes Drittel an, dass organisatorischeAufgaben (wie etwa die Vermittlung einesAusbildungsplatzes) am meisten Zeitbeanspruchten. Dieser für die <strong>Soziale</strong><strong>Arbeit</strong> konstitutive Einzelfallbezug (vgl.Becker-Lenz 2005, Dick 2008, kritisch:Oevermann 2000) spiegelt sich auch inden konkreten Zielsetzungen wider: Weitausam häufigsten genannt wurde dieVerbesserung der Ausbildungs- oderBerufssituation, darüber hinaus steht dieFörderung von persönlichen und sozialenKompetenzen, der Etablierung einer Tagesstruktursowie die Auseinandersetzung mitdem Delikt weit oben auf der Prioritätenliste.Diese spezialpräventiven Aktionsfelderentsprechen dem gesetzlichen Auftrag, diesoziale Integration und die Selbständigkeitdes straffällig gewordenen Jugendlichenzu fördern (vgl. Holderegger 2009).HerausforderndeBeziehungsarbeitNur die wenigsten Befragten sind derAnsicht, dass der Sanktionsvollzug problemlosverlaufe; die meisten Schwierigkeitenentstehen naturgemäss im Umgangmit den Klientinnen und Klienten selbst.Häufig wird auf Aspekte der Persönlichkeitverwiesen, auf «destruktive Handlungsstrategien»,«geringen Selbstwert» oder «mangelndesUnrechtsbewusstsein». Darüberhinaus scheinen «familiäre Loyalitäten»oder nicht kooperative Eltern relevante Hindernissezu sein. Besonders auch fehlendeMotivation und Schwierigkeiten im Beziehungsaufbau(Unzuverlässigkeit, mangelndesInteresse, Verschlossenheit), die jededritte Betreuungsperson beschreibt, machendeutlich, dass der Vollzug nicht alsleichtes Unterfangen wahrgenommen wird(vgl. Grafik 2). Dies kann zum einen einHinweis darauf sein, dass die Beziehungzum Zeitpunkt der Befragung noch imAufbau begriffen war, zum anderenverbirgt sich dahinter aber womöglich auchdas für die Sozialarbeit typische Strukturdilemmavon «Hilfe» und «Kontrolle»:<strong>Arbeit</strong>sbeziehungen, für die eine Mischungvon gesetzlichem Zwang und Freiwilligkeitkonstitutiv ist, sind regelmässig durchbesagte Probleme gekennzeichnet (vgl.Becker-Lenz 2005).Was nützen interne Standardsund Vereinbarungen?Fast zwei Drittel der Betreuungspersonengeben an, dass in ihrer Institution schriftlicheStandards existieren, die eine bestimmteVorgehensweise im Vollzugsverfahrenfestlegen. Darüber hinaus wird in drei Viertelaller Fälle eine (mündliche und/oderschriftliche) Zielvereinbarung mit denJugend lichen getroffen, bezogen auf dieEltern trifft dies nur auf die Hälfte der Fällezu. Jeder vierte Fall wird sogar ganz ohneZielvereinbarung begleitet. Mit Blick auf diepraktischen Wirkungen solcher Regelungensticht ein Befund ins Auge: Wo keine internenStandards vorgegeben sind und keineZielvereinbarungen ausgemacht wurden,erwähnen die Betreuungspersonen häufigerals besondere Herausforderung, dass siemit nur «kleinem Zeitbudget» ihre Zieleumsetzen müssen. Dort, wo hingegensolche Regelungen existieren, wird diesesProblem nicht erwähnt. Offenbar helfendiese, den <strong>Arbeit</strong>sprozess zu strukturierenund die Effizienz zu steigern. Interessant istauch, dass die Betreuungspersonen wenigerMühe damit haben, den Verlauf einerIntervention klar einzuschätzen (als «unproblematisch»oder «problematisch»), wennschriftliche Vorgaben definiert sind. Hingegenfinden zwei von fünf Personen, diesich nicht an solchen Standards orientierenkönnen, zu keinem klaren Urteil (41%).In Bezug auf die Zielvereinbarungen istzu erwarten, dass eine solche Übereinkunfteinen positiven Effekt auf die Motivation derGrafik 1: Fallkenntnisse differenziert nach Beteiligung amUntersuchungsverfahren (n=87)Akt. Problemverhalten J.4%Problemverhalten26%96%74%Merkmale/Charakter J.7%Charakter/Merkmale29%93%71%Umstände Straftat11%Umstände Straftat24%89%76%Bisherige Interventionen13%Bisherige Interventionen41%87%59%Akt. Lebensumstände16%Akt. Lebensumstände38%84%62%Merkmale/Charakter E.22%Charakter/Merkmale Eltern71% 78%29%Akt. Problemverhalten E.33%Akt. Problemverhalten Eltern67% 76%24%Früheres Problemverh.36%Früheres Problemverhalten56% 64%44%Lebensumstände Kindheit47%Lebensumstände Kindheit50% 53%50%0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%0% 10% 20% 30% 40% 50% 60% 70% 80% 90% 100%Am Untersuchungsverfahren beteiligt Am Untersuchungsverfahren nicht beteiligtAm Untersuchungsverfahren beteiligt Am Untersuchungsverfahren nicht beteiligtGrafik 2: Besondere Herausforderungen im Vollzugsverfahren (n=87)AntwortkategorienAntwortkategorienKeine HerausforderungenKeine HerausforderungenSuchtmittelabstinenzSuchtmittelabstinenzFamiliäre BeziehungFamiliäre BeziehungZeitbudgetZeitbudgetElternarbeitElternarbeitOrganisation/KoordinationOrganisation/KoordinationBeziehungsaufbauBeziehungsaufbauEinsichtEinsichtPersönlichkeitPersönlichkeitMotivationMotivation6.3%6.3%6.3%6.3%6.3%6.3%6.3%6.3%8.9%8.9%10.1%10.1%11.4%11.4%12.7%12.7%15.2%15.2%25.3%25.3%0% 5% 10% 15% 20% 25% 30% 35%0% 5% 10% 15% 20% 25% 30% 35%<strong>impuls</strong> März 201113

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