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impuls - Departement Wirtschaft, Gesundheit, Soziale Arbeit - Berner ...

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Fotos: Prof. Jan Zychlinski, Dozent, jan.zychlinski@bfh.chBeim Besuch des «Jerusalem MunicipalitySocial Service Department» verläuft dieDiskussion ähnlich wie jene an der Universität:Der Nahostkonflikt wird nur am Randethematisiert. Im Verlauf der Woche wirduns klar, dass erst die vertiefte Auseinandersetzungund das Erleben der Situationvor Ort kritische Fragen zum Thema ermöglichen.Die Trennung von «Case Work» und«Community Work» zeigt sich auch imBerufsalltag der Sozialarbeitenden des«Social Service Department». So arbeitenCase Worker und Community Worker inanderen Abteilungen mit unterschiedlichenHaltungen, <strong>Arbeit</strong>sgrundsätzen und Methoden.Die Schilderungen der <strong>Arbeit</strong> mitder ultra-orthodoxen jüdischen Bevölkerungund der Kriseninterventionen nachAnschlägen verdeutlichen, dass die <strong>Soziale</strong><strong>Arbeit</strong> in Israel und Palästina auch mitanderen sozialen Problemen konfrontiertist als in der Schweiz.Der Konflikt holt uns einEine alternative Stadtrundfahrt, organisiertvom «Israeli Committee against housedemolitions», führt uns durch israelischeund palästinensische Quartiere, wie sieunterschiedlicher nicht sein könnten: Bauboomauf der einen, Bauverbot auf deranderen Seite. Städtisch organisierte Müllabfuhrneben Eigenverbrennung in Abfallmulden,gepflasterte Gehwege und Stolperstrassen.Die Bilder und Eindrücke deralternativen Stadtrundfahrt stimmen unsnachdenklich. Erstmals erkennen wir, wiesich der Konflikt im Alltag zeigt. Die Mauer,die sich durch die Landschaft des Westjordanlandsschlängelt, wirkt dabei wie einMahnmal: 2002 begann Israel mit demBau des «Schutzwalls» gegen palästinensischeTerroranschläge und baut nochheute. Für die palästinensische Bevölkerungbedeutet die bis zu zehn Meter hoheMauer ein grosses Hindernis im Alltag,weil sie ihre Strassen, Quartiere und Familienvoneinander trennt.In der palästinensischen Stadt Bethlehemzeigt sich die Tragweite der Segregationdurch die Mauer noch deutlicher. DieReise von Jerusalem nach Bethlehemdurch den Checkpoint ist für Touristen keinProblem. Die palästinensische Bevölkerungkann Bethlehem jedoch nur mit einem gültigenVisum Richtung Jerusalem verlassen.Viele haben deshalb ihre Verwandtenjahrelang nicht mehr gesehen. Die Ausführungendes palästinensischen Reiseführerssowie der Besuch im Flüchtlingslager Aidableiben uns lebhaft in Erinnerung. DasFlüchtlingslager ist wie eine kleine Stadt, inder seit drei Generationen Familien leben,die im Zuge der Gründung Israels aus ihrenHäusern vertrieben wurden. Die Leutevon Aida bewegen sich frei auf palästinensischemGebiet, ziehen es aber vor imFlüchtlingslager zu leben, damit dasSchicksal der palästinensischen Flüchtlingenicht vergessen geht, wie eine Mitarbeiterindes «Lajee Centre» (ein KinderundJugendcenter) erklärt.Bewusstseinsbildungund FriedensarbeitEinen Weg, mit dem Konflikt umzugehen,dürfen wir im kleinen Friedensdorf «NeveShalom/Wahat al-Salam» erleben. DasDorf ist ein Friedensprojekt und existiertmittlerweile seit 1977. Die Idee dahinter ist,zu zeigen, dass israelische und palästinensischeFamilien friedlich und nach demokratischenGrundsätzen nebeneinanderleben können. Die Friedensschule desDorfes ist ihr Weg, Erfahrungen an Aussenstehendeweiterzugeben. In den Kursenund Seminaren, die angeboten werden,sollen die Teilnehmenden für denUmgang mit dem Nahostkonflikt im Alltagsensibilisiert werden.Die Studienreise nach Israel und Palästinavermittelt den Eindruck, dass das fehlendeoder verdrängte Bewusstsein für den KonfliktTeil der Alltagsbewältigung der Bevölkerungist. Es ist einfacher, schwierige Situationenzu ignorieren, als sich jeden Tagerneut damit auseinanderzusetzen. Esstellt sich die Frage, welchen Beitrag die<strong>Soziale</strong> <strong>Arbeit</strong> zur Bewusstseinsbildungoder zur Friedensarbeit generell leistenkann oder soll und auf welcher Ebene dieszu geschehen hätte.Heimreise mit vielenEindrücken im GepäckZu religiösen Stätten pilgern, am TotenMeer kuren, Kaffee trinken in Jerusalem –während unserer Studienreise standensolche Aktivitäten nicht im Vordergrund.Wer aber will, kann Israel und Palästinaauch von dieser ganz anderen Seite erleben.Viel zu schnell vergeht die Zeit undwir begeben uns wieder in die geschäftigenHallen des Flughafens in Tel Aviv. Mitim Gepäck zahlreiche Eindrücke – manchewunderschön und lehrreich, anderever wirrend und voller Widersprüche.<strong>impuls</strong> März 201121

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