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impuls - Departement Wirtschaft, Gesundheit, Soziale Arbeit - Berner ...

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Förderung statt PräventionPrävention ist gut gemeint. Man will einerZukunft mit chronischen Krankheiten undschlechter Lebensqualität zuvorkommen.Eine Evaluationsstudie des Instituts fürSozial- und Präventivmedizin der UniversitätZürich aus dem Jahr 2003 zur Bewegungsförderungkörperlich inaktiver Menschen immittleren Lebensalter weist auf die Problematikder Prävention hin: «Bewegung ausgesundheitlicher Verpflichtung kann einenbedrohlichen Charakter haben. Die Tatsache,dass Beschwerden, die auf Bewegungsmangelzurückzuführen sind, mitzunehmendem Alter gefährlicher werdenkönnen, ist im Bewusstsein der Zielgruppeverankert und bewirkt ein grosses Unbehagen,kann aber eine nachhaltige Motivationfür gesundheitswirksame Bewegung nurbegrenzt begründen.» Prävention fördertweniger die Freude an der eigenen Bewegungals vielmehr das schlechte Gewissen.Die Studie stellt den Gegenwartsbezugins Zentrum, losgelöst von <strong>Gesundheit</strong>sundLeistungsverpflichtungen: «Der Anreizoder die Motivation sich körperlich zu bewegenoder an einem Bewegungsangebotteilzunehmen ist im unmittelbaren persönlichenErleben verankert. Bewegung sollZufriedenheit bewirken. Freude an derkörperlichen Bewegung oder am ‹AnlassBewegung›, d.h. an der Bewegung ineinem angenehmen Kontext (gemeinsammit anderen; in der Natur) werden angestrebt.Bewegung hat somit einen intimenCharakter. Der hohe Anspruch, sich auseigener Motivation zu bewegen, ist verbreitet.Ein spürbares körperliches Erfolgserlebnis(ohne Leistungsanspruch) kanneinen attraktiven Anreiz bieten.»Bewegung in AlltagsaktivitätenfördernEine neue Studie des Instituts für Gerontologieder Universität Heidelberg aus demJahr 2010 mit Menschen zwischen 65 und94 Jahren zeigt die – mit zunehmendemAlter wachsende – Bedeutung von Alltagsaktivitätenauf. Aktivitäten wie leichte oderschwere <strong>Arbeit</strong>en in Haus und Garten,Erledigungen zu Fuss oder mit dem Fahrrad,gemächliches Spazierengehen, Herumtobenmit Enkeln und anderen Kindernhaben im Vergleich zu sportlichen Aktivitäteneine übergeordnete Bedeutung. In alldiesen Aktivitäten kommen der Gegenwartsbezugund die Zufriedenheit, sich inseinem Sozial- und Lebensraum bewegenzu können, deutlich zum Ausdruck.Die Freude beginnt imKontakt mit der WeltIn einer kleinen Studie, die eine Abteilungsleiterineines Alters- und Pflegeheimes2010 im Rahmen des DAS-StudiengangsBewegungsbasierte Altersarbeit mit einzelnenBewohnerinnen erstellt hat, konntedie Bedeutung einer alltagsbezogenenFörderung gezeigt werden. Auslöser warihr Erschrecken darüber, dass die Bewegungskulturdes Heimes eine defizitorientierteRollatorkultur ist, geprägt von derleisen Botschaft «Nicht zur Last fallen».Dank einer schrittweisen Sensibilisierungfür ungenutzte Bewegungsressourcen und-spielräume mittels Kinaesthetics (Erfahrungswissenschaft,die sich mit Bewegungskompetenzauseinandersetzt, Anm.d. Red.) erwachte in den Bewohnerinnenein neues Körpergefühl; verbunden mitdem Zutrauen, dass ein Gehen ohne Rollatormöglich sein könnte. Gespräche, indenen sie ihren Willen sowie die eigenen,sozialen und lebensräumlichen Ressourcenerkundeten, eröffneten ihnen einenneuen Blick auf ihren Alltag. Als rollatorabhängigeMenschen konnten sie langsamdie Kompetenz entwickeln, sich mit dereinen Hand auf der Schulter einer Begleiterinund mit der anderen an deren Ellbogenzu halten. Sie richteten sich auf, ihr Körperentspannte sich, ihre Augen fokussiertennicht mehr Rollator und Boden, sondernentdeckten einen weiteren Horizont ihresLebensraumes. Sie traten in Kontaktmit ihrer sozialen Welt. Es begleitete sieein Mensch, mit dem sie sich währenddes Spaziergangs sogar unterhalten undlachen konnten.Neue PersönlichkeitsaspekteweckenNur schon eine kurze Strecke in dieserBewegungserfahrung, integriert in dieaktuelle Alltagssituation, kann zu einersichtbar höheren Lebensqualität führen.Mit kleinen Trainingsreizen kann die Muskelkraftgestärkt werden. Solche Erfahrungenkönnen unterdrückte, innewohnendePersönlichkeitsaspekte wecken, die verwirklichtwerden wollen. Ein neues Bewusstseinder Frage «Was ist mir wichtig inder alltäglichen Lebensgestaltung?» kannzur subjektiven Einschätzung führen, dassder Alltag, der Augenblick, Sinn hat.Literatur:Birle, A. M. (2010): Förderung von Bewegungskompetenzbei Bewohnern im Pflegeheim. Unveröffentlichte Abschlussarbeitim Rahmen des DAS-Studiengangs BewegungsbasierteAltersarbeit. <strong>Berner</strong> Fachhochschule, KompetenzzentrumGerontologie.Ceesay-Egli, K. (2003): Evaluation von Anreizsystemen zurBewegungsförderung. Fokusgruppen mit körperlich inaktivenMenschen im mittleren Lebensalter. Schlussbericht.Universität Zürich: Institut für Sozial- und Präventivmedizin.Cihlar, V.; Rott C. (2010): Aktiv in Heidelberg. Abschlussbericht.Universität Heidelberg: Institut für Gerontologie.Diskutieren Sie mit!Ist die Freude an der Alltagsbewegungwirklich die nachhaltigste <strong>Gesundheit</strong>sförderungbis ins hohe Alter? WelcheRahmenbedingungen können eine solcheförderungsorientierte Bewegungskulturim Alter unterstützen?Tauschen Sie sich zu diesen und anderenFragen aus. Schauen Sie in unseremOnline-Forum vorbei!www.soziale-arbeit.bfh.ch/<strong>impuls</strong>Tagung vom 15. März 2011Brennpunkt «Bewegung imAlltag – Bewegung im Alter»Die Tagung beleuchtet aus verschiedenenPerspektiven unterschiedlicheAspekte von Bewegung und Bewegungsbewusstsein,die eine förderungsorientierteBewegungskultur ermöglichenkönnen.DAS BewegungsbasierteAltersarbeitMobilität bis ins hoheAlter fördernFreude an der eigenen Bewegung =Mobilität = Freiheit = Selbstbestimmung.Die Studierenden verwirklichen dieseLeitidee, indem sie Menschen ab demmittleren bis ins hohe Alter in ganzheitlichenalltagsbezogenen Bewegungsangebotenbegleiten, welche die Lebensgestaltungsowohl im körperlichen,geistig-psychischen als auch im sozialenund ökologischen Bereich fördern.Diese integrative Kompetenz der AlltagsundLebensgestaltung verbindet dieBewegungsansätze der Kinaesthetics,der Trainingswissenschaft, des Tanzesmit Methoden der Ressourcen- undSozialraumorientierung und der Reflexionder Identität.DurchführungSeptember 2011 bis Oktober 2013Informationen und AnmeldungNähere Angaben zu beiden Angebotenab Seite 69 und unterwww.gerontologie.bfh.ch<strong>impuls</strong> März 201125

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