BERUFSBILDUNGBildungsgutscheineDas falsche MittelDer Schweizerische Gewerbeverband sgv lehntmit Nachdruck die von Gewerkschaftsbundund KV Schweiz vorgeschlagenen Bildungsgutscheinefür Lehrabgängerinnen und -abgängerab. Er erachtet diese Initiative als das falscheMittel und einen Schnellschuss mit falschenSignalen. Einerseits hat eine kürzlich erschieneneStudie gezeigt, dass solche Gutscheine –wenn überhaupt – nur bei bildungsfernenSchichten etwas bewirken. Allen Lehrabsolventeneinen Bildungsgutschein im Wert von 5000Franken abzugeben und damit ungezielt rund30 Millionen Franken zu verteilen, wäre alsowenig wirksam.Der sgv stellt sich entschieden gegen die vonlinken Kreisen im Zusammenhang mit demdritten Konjunkturpaket geforderte Weiterbildungsoffensivedezidiert ab. Einerseits unterstütztder Bund im Rahmen bereits zahlreicheProjekte zur Förderung der beruflichen WeiterundNachholbildung. Anderseits bringen dieSozialpartner seit Jahren über die GesamtarbeitsverträgeMillionenbeiträge in die paritätischorganisierte berufliche Weiterbildung ein,so dass zusätzliche Mittel eher den staatlichsubventionierten Bildungsapparat aufblähenwürden, als die anstehenden Probleme wirklichzu lösen. Studien zeigen zudem, dass dieWirksamkeit von Bildungsprojekten dann amgrössten ist, wenn auch Eigenleistungen erbrachtwerden müssen.Aus der Sicht des sgv gilt es jedoch, endlich dieAnerkennung der Gleichwertigkeit von beruflicherund akademischer Bildung umzusetzen.Dies bedeutet konkret, dass bei den künftigenKrediten für Bildung, Forschung und Innovationeine gerechtere Verteilung der Mittel zwischenakademischer und beruflicher Bildungnicht mehr länger ein Tabu sein darf.Erfreuliche LehrstellensituationDie entlarvten SchwarzmalerGewerkschaften und linke Parteienmalen den Teufel an dieWand, doch die Wirklichkeitstraft sie Lügen: Die SchweizerWirtschaft – und dabei insbesonderedas Gewerbe – bietettrotz Krise mehr Lehrstellen alsim Vorjahr an.Für sgv-Bildungsfachfrau Christine Davatz bestehtkein Zweifel: «Die Schwarzmalerei derLinken ist absolut daneben. Fakt ist, dass dieWirtschaftskrise sich auf dem Lehrstellenmarktnoch nicht bemerkbar macht. Mehrere Kantonekönnen im Vergleich zum Vorjahr sogarein leicht höheres Angebot vermelden.»Optimal ist die Situation allerdings nicht.«Auch <strong>2009</strong> entspricht das Lehrstellenangebotin verschiedenen Berufsbereichen in vielen Fällennicht der Nachfrage. ‹Wunschlehrstellen›sind und bleiben für viele eine Illusion», betontDavatz. Vorab Jugendliche mit sozialen oderschulischen Bildungsdefiziten hätten nach wievor Mühe, einen Ausbildungsplatz zu finden.«Viele Bewerbende können es sich nicht leistenwählerisch zu sein. Heute muss man auchbereit sein, mobil zu sein und für eine Lehrstelleauch die Region zu wechseln.» Umgekehrt istlaut der monatlichen Umfrage des Bundesamtesfür Berufsbildung und Technologie (BBT) fürAnbieter von Ausbildungsplätzen mit hohenAnforderungen die Rekrutierung von geeignetenBewerberinnen und Bewerbern zum Teilschwierig.Die Kantone begegnen diesen Tendenzenmit einem verstärkten Lehrstellenmarketing,Brückenangeboten, individueller Begleitungvon besonders gefährdeten Jugendlichen(Case Management Berufsbildung) und Unterstützungder Lehrstellensuchenden mittelsCoaching/Mentoring. «Das sind alles bewährteMassnahmen, die wir gerne mittragen», meintChristine Davatz, «allerdings können auch sienicht garantieren, dass wirklich alle eineGrundbildung erfolgreich absolvieren können».Neben den bei den Kantonen durchgeführtenUmfragen publiziert das BBT zweimal pro Jahrden Lehrstellenbarometer. Dieser liefert aufgrundvon Umfragen bei Unternehmen und Jugendlichenvor der Berufswahl genauere Prognosenzur Entwicklung des Lehrstellenmarktes.Die Ergebnisse des Barometers vom April <strong>2009</strong>werden demnächst präsentiert. Für Davatz istaber schon jetzt klar: «Die Forderungen der Gewerkschaftennach zusätzlichen Geldern fürdie Lehrstellenförderung – etwa im drittenKonjunkturpaket – sind absolut verfehlt.»Inserate38 SWISSMECHANIC 7-8/<strong>2009</strong>
BERUFSBILDUNGLehrstellensituation stabilDas Berufsbildungssystem inder Schweiz bewährt sich auchin wirtschaftlich schwierigenZeiten. Das LehrstellenbarometerApril <strong>2009</strong> des Bundes zeigteine mit der Vorjahresperiodevergleichbare stabile Situationauf dem Lehrstellenmarkt. DamitLehrstellen suchende Jugendlicheeine Lösung finden,hat Bundesrätin Doris Leuthard,Vorsteherin des EidgenössischenVolkswirtschaftsdepartements(EVD), gemeinsam mitVertretern der Kantone und derWirtschaft bestehende Massnahmender Berufsbildung dargelegtund erinnerte die Betriebedaran, Lehrstellen zu erhalten,um später nicht in einenFachkräfteengpass zu geraten.BBT. Gemäss der Befragung vom April <strong>2009</strong>zeigt das neue Lehrstellenbarometer, dass dieSituation auf dem Lehrstellenmarkt stabil gebliebenist. Es besteht ein mit der Vorjahresperiodevergleichbares Verhältnis zwischen demAngebot an Lehrstellen auf Seiten der Unternehmenund der Nachfrage bei den Jugendlichen.Die Anzahl Jugendlicher mit Interesse aneiner Lehrstelle beträgt 79000 Personen (20<strong>08</strong>:80000). Das Angebot an Lehrstellen bei denUnternehmen liegt <strong>2009</strong> bei 78500 Lehrstellen(20<strong>08</strong>: 79500).Die angespannte Wirtschaftslage scheint sichnoch nicht auf den Lehrstellenmarkt auszuwirken.Der demographische Rückgang bei denSchulabgänger/innen hat sich erwartungsgemässauf die Anzahl Personen vor der Ausbildungswahlausgewirkt. Die Anzahl Personenvor der Ausbildungswahl hat sich von 139000auf 137000 verringert. Der prozentuale Anteilder Interessenten an einer Lehrstelle hingegenist in den vergangenen beiden Jahren leicht angestiegen(+1%). Erfahrungsgemäss erhöhtsich vom April bis zum Lehranfang im Augustdie Zahl der angebotenen Lehrstellen um 2000bis über 8000. Diese Angebotsausweitung isterforderlich – denn in der Regel steigt in diesemZeitraum auch die Nachfrage der Jugendlichennach Lehrstellen nochmals. Gründe dafürsind Umorientierungen und die erst imFrühjahr stärker einsetzenden Lehrstellenrekrutierungenin der Romandie und im Tessin.Damit Lehrstellen suchende Jugendliche eineLösung finden, hat Bundesrätin Doris Leuthardan einer Medienkonferenz am 8. Juni <strong>2009</strong> gemeinsammit Regierungsrat Bernhard Pulver,Erziehungsdirektor Kanton Bern, und Yves-AndréJeandupeux, Mitglied der der Konzernleitungund Leiter Personal Die SchweizerischePost, die Betriebe aufgerufen, Lehrstellen nichtaufgrund kurzfristiger Rentabilitätsüberlegungenzu streichen.Bund, Kantone und Organisationen der Arbeitswelthaben in den letzten Jahren eineReihe von Massnahmen zur Verbesserung derLehrstellensituation etabliert: Berufsinformationund -beratung, Lehrstellennachweise,Lehrbetriebsverbünde, Brückenangebote, kantonaleLehrstellenförderinnen und Lehrstellenförderersowie für Jugendliche Mentoring undCoaching bei der Lehrstellensuche (Case Management).Diese Massnahmen können beiProblemen auf dem Lehrstellenmarkt raschund unkompliziert intensiviert werden.Die im internationalen Vergleich konsequenteschweizerische Ausrichtung des Berufsbildungssystemsauf den Arbeitsmarkt wird durchdie soeben erschienenen Ländervergleiche derOrganisation für wirtschaftliche Zusammenarbeitund Entwicklung (OECD) anerkannt. Alsbesondere Stärke und Garant für das erfolgreicheFunktionieren des schweizerischen Ausbildungssystemshebt der Bericht das Ausbildungsengagementder Wirtschaft und die gutfunktionierenden Verbundpartnerschaft zwischenBund, Kantonen und Organisationen derArbeitswelt hervor. Das EVD sieht in der Würdigungeine Bestätigung der eingeschlagenenPolitik, das typisch schweizerische Modell derarbeitsmarktorientierten Berufsbildung konsequentweiter zu entwickeln. Ziel ist es, dieduale Berufsbildung international zur Anerkennungzu bringen, betonte die Direktorin desBundesamtes für Berufsbildung und TechnologieBBT, Ursula Renold.Situation stable sur le marché des placesd’apprentissageOFIAMT. Le système suisse deformation professionnelle faitses preuves également en périodede conjoncture défavorable.Le baromètre des placesd’apprentissage publié en avril<strong>2009</strong> par la Confédération indiqueque la situation sur lemarché des places d’apprentissagereste stable par rapport àl’année précédente. Afin de soutenirles jeunes dans leur recherchede place d’apprentissage,la conseillère fédérale DorisLeuthard, cheffe du Départementfédéral de l’économie(DFE), a présenté, en collaborationavec les représentants descantons et de l’économie, desmesures en place dans le domainede la formation professionnelleet a rappelé aux entreprisesqu’elles devaient maintenirle nombre de places d’apprentissagepour ne pas êtreplus tard confrontées à unmanque de main d’œuvre.Selon l'enquête d'avril <strong>2009</strong>, le nouveau baromètredes places d'apprentissage indique quela situation est restée stable sur le marché desplaces d'apprentissage. Le rapport entre l'offrede places d'apprentissage par les entreprises etla demande chez les jeunes est comparable àcelui de l'année précédente. En <strong>2009</strong>, le nombrede jeunes intéressés par une place d'apprentissageest de 79 000 (contre 80000 en20<strong>08</strong>); l'offre de places par les entreprisess'élève à 78 500 (contre 79 500 en 20<strong>08</strong>).La conjoncture économique difficile ne semblepas encore affecter le marché des places d'apprentissage.Comme prévu, le recul démographiquechez les élèves ayant achevé leur scolaritéobligatoire a eu un impact sur le nombrede personnes devant choisir une formation, quiSWISSMECHANIC 7-8/<strong>2009</strong>39