Freundesbrief 2010 - Bergische Diakonie Aprath

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Ehrenamtliche verschenken Zeit „Ein Stück Leben von außen zu einsamen Menschen bringen“ von Sabine Kall 24 Vor drei Jahren haben Kirchengemeinden und der Soziale Dienst der Stadt Wülfrath das Projekt „Zeit schenken“ ins Leben gerufen. Die Idee: Einsamen Menschen - in Heimen oder in der eigenen Wohnung - soll ein Stück Leben von außen gebracht werden“, skizziert Diakon Christian Busch das Anliegen.
Wo Angestellte in den Heimen unter dem Druck des Alltagstempos nicht lange verweilen können, sollen Ehrenamtler in den Arm nehmen, den Rücken streicheln, die Hand halten, erzählen, vorlesen - eben da sein und Zeit schenken. Nachdem eine große Gruppe von „Zeitschenkern“ an drei Abendveranstaltungen unter dem Motto „in den Schuhen des anderen gehen“ über Erscheinungsbilder und Krankheitsformen der Altersdemenz informieren konnten, kam der Wunsch nach einer „praktischen Unterstützung“ auf. Wer sich in den Altenheimen der Bergischen Diakonie engagieren möchte, kann eine Fortbildung besuchen. „Das ist nach unserer Erfahrung sinnvoll, weil das Klientel nicht immer einfach ist“, sagt Christian Busch. Bei Menschen mit Demenz oder bei anderen altersbedingten psychischen Veränderungen sind Tipps für einen angemessenen Umgang hilfreich. Deshalb organisiert Christian Busch zum Beispiel Vorträge zu Themen wie Krankheitsbilder oder Gesprächsführung. Die Bergische Diakonie Aprath bietet den Ehrenamtlichen praxisbezogene Fortbildungen an. Die Ehrenamtlichen haben sich eine praxisbezogene Fortbildung zum Thema Demenz gewünscht. Einen ganzen Tag lang wurden verschiedene Situationen in Rollenspielen geübt. „Unser Ausgangspunkt ist die Kommunikation. Wir spielen verschiedene Möglichkeiten durch, wie wir in Kontakt treten können, wenn die Sprache versagt“, erläutert Christian Busch. Ein Mensch mit Demenz brauche sehr viel länger, um eine Information zu verarbeiten. „Wenn ich ihn bitte, etwas zu essen, dann aber noch weitere Informationen gebe, wann zum Beispiel der Arzt kommt und dass er sich beeilen soll, stellt das eine Überforderung dar. Außerdem sollten die Menschen keinesfalls mit ihren Defiziten konfrontiert werden nach dem Motto: Das habe ich Ihnen doch vor einer halben Stunde schon erklärt.“ Auf die hohe Kunst, die Handlungen nicht zu bewerten, wurde in der Schulung besonders Wert gelegt. Die Mitarbeiter zeigen den Ehrenamtlichen exemplarisch Wege auf: „Wenn ein alter Mensch seine Mutter sucht, hat es wenig Sinn, mit ihm zu diskutieren, wie alt die Mutter sein müsste und dass sie doch logischerweise nicht mehr lebt. Hier sollte vielmehr überlegt werden, was demjenigen fehlt“, sagt Christian Busch. Möglicherweise fühlt sich der Bewohner gerade einsam und sehnt sich nach Zuwendung. Eine weitere Erkenntnis war, dass sich viele der alten Menschen über bekannte Lieder und Schlager freuen. „Wenn jemand kaum noch versteht, was um ihn herum passiert und kein Zeitgefühl mehr vorhanden ist, tut ein Lied mit klarem Anfang und Ende einfach gut. Man knüpft an Altes, Vertrautes an und es stellt sich Entspannung in dem ganzen Chaos und in der Angst ein“, erklärt Christian Busch. Da, wo Sprache generell an Grenzen stößt, muss man versuchen, andere „Schlüssel“ zu finden. Neben der Musik können das auch einfache Sinnesreize sein wie „Duft“, „Berührung“ oder „Klang“. In der Praxis wurden also einfache Handmassagen mit Duftölen probiert oder die entspannende Wirkung einer Klangschale. 25
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