Freundesbrief 2010 - Bergische Diakonie Aprath
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Wo Angestellte in den Heimen<br />
unter dem Druck des Alltagstempos<br />
nicht lange verweilen können,<br />
sollen Ehrenamtler in den Arm<br />
nehmen, den Rücken streicheln,<br />
die Hand halten, erzählen, vorlesen<br />
- eben da sein und Zeit<br />
schenken. Nachdem eine große<br />
Gruppe von „Zeitschenkern“ an<br />
drei Abendveranstaltungen unter<br />
dem Motto „in den Schuhen des<br />
anderen gehen“ über Erscheinungsbilder<br />
und Krankheitsformen<br />
der Altersdemenz informieren<br />
konnten, kam der Wunsch nach<br />
einer „praktischen Unterstützung“<br />
auf.<br />
Wer sich in den Altenheimen der<br />
<strong>Bergische</strong>n <strong>Diakonie</strong> engagieren<br />
möchte, kann eine Fortbildung<br />
besuchen. „Das ist nach unserer<br />
Erfahrung sinnvoll, weil das<br />
Klientel nicht immer einfach ist“,<br />
sagt Christian Busch. Bei Menschen<br />
mit Demenz oder bei anderen<br />
altersbedingten psychischen<br />
Veränderungen sind Tipps für<br />
einen angemessenen Umgang hilfreich.<br />
Deshalb organisiert Christian<br />
Busch zum Beispiel Vorträge zu<br />
Themen wie Krankheitsbilder oder<br />
Gesprächsführung.<br />
Die <strong>Bergische</strong> <strong>Diakonie</strong> <strong>Aprath</strong><br />
bietet den Ehrenamtlichen praxisbezogene<br />
Fortbildungen an.<br />
Die Ehrenamtlichen haben sich<br />
eine praxisbezogene Fortbildung<br />
zum Thema Demenz gewünscht.<br />
Einen ganzen Tag lang wurden<br />
verschiedene Situationen in<br />
Rollenspielen geübt. „Unser<br />
Ausgangspunkt ist die Kommunikation.<br />
Wir spielen verschiedene<br />
Möglichkeiten durch, wie wir in<br />
Kontakt treten können, wenn die<br />
Sprache versagt“, erläutert<br />
Christian Busch. Ein Mensch mit<br />
Demenz brauche sehr viel länger,<br />
um eine Information zu verarbeiten.<br />
„Wenn ich ihn bitte, etwas<br />
zu essen, dann aber noch weitere<br />
Informationen gebe, wann zum<br />
Beispiel der Arzt kommt und dass<br />
er sich beeilen soll, stellt das eine<br />
Überforderung dar. Außerdem<br />
sollten die Menschen keinesfalls<br />
mit ihren Defiziten konfrontiert<br />
werden nach dem Motto: Das<br />
habe ich Ihnen doch vor einer<br />
halben Stunde schon erklärt.“<br />
Auf die hohe Kunst, die Handlungen<br />
nicht zu bewerten, wurde<br />
in der Schulung besonders Wert<br />
gelegt.<br />
Die Mitarbeiter zeigen den<br />
Ehrenamtlichen exemplarisch<br />
Wege auf: „Wenn ein alter<br />
Mensch seine Mutter sucht, hat es<br />
wenig Sinn, mit ihm zu diskutieren,<br />
wie alt die Mutter sein müsste<br />
und dass sie doch logischerweise<br />
nicht mehr lebt. Hier sollte<br />
vielmehr überlegt werden, was<br />
demjenigen fehlt“, sagt Christian<br />
Busch. Möglicherweise fühlt sich<br />
der Bewohner gerade einsam und<br />
sehnt sich nach Zuwendung.<br />
Eine weitere Erkenntnis war, dass<br />
sich viele der alten Menschen<br />
über bekannte Lieder und<br />
Schlager freuen. „Wenn jemand<br />
kaum noch versteht, was um ihn<br />
herum passiert und kein Zeitgefühl<br />
mehr vorhanden ist, tut ein<br />
Lied mit klarem Anfang und Ende<br />
einfach gut. Man knüpft an Altes,<br />
Vertrautes an und es stellt sich<br />
Entspannung in dem ganzen<br />
Chaos und in der Angst ein“,<br />
erklärt Christian Busch.<br />
Da, wo Sprache generell an Grenzen<br />
stößt, muss man versuchen,<br />
andere „Schlüssel“ zu finden.<br />
Neben der Musik können das<br />
auch einfache Sinnesreize sein wie<br />
„Duft“, „Berührung“ oder „Klang“.<br />
In der Praxis wurden also einfache<br />
Handmassagen mit Duftölen probiert<br />
oder die entspannende<br />
Wirkung einer Klangschale.<br />
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