Schule - Wirtschaftsnachrichten

Weitere Magazine

Empfehlungen

Info

10 WIRTSCHAFT & POLITIK „Beschleunigen am Scheitelpunkt“ Der steirische Wirtschaftslandesrat Christian Buchmann (ÖVP) erklärt im <strong>Wirtschaftsnachrichten</strong>-Inter- view, warum sich die Wirtschaft Rallye-Fahrer zum Vorbild nehmen sollte. Interview: Barbara Hoheneder n Der steirischen Wirtschaft geht es offenbar besser als gedacht. Haben wir uns zu Unrecht vor der Krise gefürchtet? Es gibt ja keine Euro-Krise, sondern eine Schuldenkrise. Die hat gravierende Auswir- Wirtschaftslandesrat Christian Buchmann: „Die Steiermark hat das stärkste Wachstum aller österreichischen Bundesländer.“ Foto: jupiterimages WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 6/2012 kungen auf die Realwirtschaft. Die Steiermark hatte 2008/2009 einen massiven Einbruch erlebt, der besonders die Exportwirtschaft getroffen hat. Heute kann man sagen, dass sich die steirische Wirtschaft überraschend gut und rasch erholt. Die Steiermark hatte 2010 das stärkste Wachstum von allen österreichischen Bundesländern. Heute sind wir bei der Beschäftigung auf dem Vorkrisenniveau angelangt. Das WIFO hat uns gerade vor wenigen Tagen bescheinigt, dass sich die österreichische Wirtschaft besser
entwickelt als die anderen EU-Länder. Innerhalb Österreichs liegt die Steiermark zwar moderat, aber immerhin, besser als der Rest von Österreich. Das Wachstum ist aber bescheiden. Es liegt unter einem Prozent. n Woran liegt das? Die heimische Wirtschaft, vor allem die Industrie, investiert viel in die Forschung, in neue Dienstleistungen und Produkte. Wir liegen bei Forschung und Entwicklung an zweiter Stelle aller europäischen Regionen, nur Baden-Württemberg hat eine höhere F&E-Quote als die Steiermark. Forschung und Entwicklung bringt Arbeitsplätze und Einkommen für die Steiermark. Wir haben uns gut geschlagen, aber wir merken schon, dass sich die Betriebe bei den Investitionen zurückhalten. Ein Beispiel: Im Durchschnitt fördert die steirische Wirtschaftsförderung Projekte mit einem Investitionsvolumen zwischen 200 und 300 Millionen pro Jahr, heuer liegt diese Summe zwischen 100 und 200 Millionen. Wir merken, dass man sich in der Wirtschaft Sorgen macht, deshalb werden Investitionen zurückgestellt. Auf der anderen Seite stellen wir auch fest, dass steirische Unternehmen auf dem Weltmarkt schöne Aufträge an Land ziehen. n Kann man sagen, dass die Situation besser ist, als viele Unternehmen glauben? Die Steiermark hat vom EU-Beitritt ganz massiv profitiert. Seit 1995 sind in der Steiermark 67.500 zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen worden. Davon kann man 2600 pro Jahr direkt der EU-Mitgliedschaft zuordnen. Wenn man das umrechnet auf 17 Jahre Mitgliedschaft, dann ergibt das, dass wir etwa zwei Drittel der neuen Arbeitsplätze der EU verdanken. In der Steiermark hängt ja jeder zweite Arbeitsplatz unmittelbar am Export. n In Europa wird zur Zeit heftig über europäische Wachstumspolitik diskutiert. Von einer Stimulierung der Nachfrage könnte die steirischen Wirtschaft massiv profitieren. Wir sollten uns ähnlich verhalten wie ein Rallye- Fahrer, der vor der Kurve bremst und am Scheitelpunkt Gas gibt. So ähnlich ist es auch bei der Konsolidierung der Haushalte. Wir müssen nicht nur Strukturen verändern und einsparen, sondern auch klug investieren. Deshalb war Sparen und Wachstumsförderung für mich nie ein Widerspruch. Auf europäischer Ebene haben wir es mit einer ideologischen Diskussion zu tun, die uns aber nicht weiterbringt. Wir brauchen kluge Investitionen in den Ausbau der Infrastruktur, der Verkehrswege, in die Bildung und in Forschung und Entwicklung. Man darf also nicht nur einsparen, sondern muss gleichzeitig die Strukturen verändern, das macht die Steiermark. n Ein Teil der europäischen Mitgliedstaaten will dafür Eurobonds auflegen. Ich halte nichts davon, weil ich für einen Wettbewerb zwischen den Nationalstaaten in Europa bin. Worüber man reden kann, sind Projektbonds. Mit diesen Anleihen könnte man große Infrastrukturvorhaben, wie die transeuropäischen Netze in Europa, finanzieren. Darüber kann man diskutieren. n Projektbonds wären ja wohl auch innenpolitisch leichter zu rechtfertigen. Man vergemeinschaftet damit nicht Staatsschulden, sondern die Kosten von Großprojekten. Was auch wiederum die Budgets entlastet. Aber zurückzahlen wird man diese Anleihen auch müssen. Aber was zurzeit in Brüssel diskutiert wird, das sind Projektbonds im Rahmen von vier Milliarden Euro. Und das sind Peanuts. Das macht wenig Sinn. n Gehen Sie davon aus, dass man in Brüssel doch noch mehr Geld für Wachstum in die Hand nimmt? Die Mitgliedstaaten haben sich im sogenannten Lissabon-Prozess ja schon längst auf gemeinsame Ziele geeinigt. Dass man etwa bis zum Jahr 2020 drei Prozent für Forschung und Entwicklung aufwenden soll zum Beispiel. Da liegen wir in der Steiermark mit 4,3 Prozent weit darüber. Entscheidend werden aber die Verhandlungen über den nächsten Finanzrahmen der EU sein. Innovation ist in den gesättigten Märkten der EU die einzige Chance für Wachstum. Das bedeutet, dass man Produkte nur mit innovativem Design oder mit neuen Funktionen absetzen kann. Innovation kann auch für kleine Unternehmen ein Thema sein. Ich denke dabei immer an einen Bäcker im Aichfeld, der entdeckt hat, dass man in Belgien zum Käse gerne Kletzenbrot isst. Seither produziert der dieses Gebäck das ganze Jahr und schickt ein paar Tausend Kilo dieses Gebäcks nach Belgien. Auch das ist Innovation. n Was sollte in der Steiermark geschehen, um dem Wachstum einen Schub zu verpassen? Bei allen Erfolgen haben wir schon noch ein paar Hausaufgaben. Aufgabe Nummer eins ist der Ausbau des steirischen Straßennetzes. Auch wenn die Budgetmittel knapp sind, braucht man in diesem Bereich eine Offensive. Der Ausbau der Pyhrn- Schober- Achse ist so ein Projekt. Wir brauchen auch attraktive Flugverbindungen. Das zweite große Thema ist der Fachkräftemangel. Vor 20 Jahren gab es 18.000 Kinder in der ersten Klasse, heute sind es nur noch 10.000. Ich werbe seit Jahren dafür, dass die österreichische Bundesregierung in der Bildungspolitik über ihren eigenen Schatten springt: Dass die SPÖ bei den Studiengebühren nachgibt und die ÖVP bei der gemeinsamen <strong>Schule</strong>. Eine dritte ganz entscheidende Herausforderung wird die Sicherung der Nahversorgung in den Regionen sein. Da geht es nicht nur um den Greißler, sondern darum, dass ältere Menschen auch ohne Auto zum Arzt und ins Wirtshaus kommen können. Teil dieser Nahversorgung ist auch der Ausbau des Breitband- Internets in der Steiermark. Gerade für die Betriebe in den Regionen ist das eine Existenzfrage und eine Frage der Chancengerechtigkeit. Da haben wir Nachholbedarf. Ü WIRTSCHAFT & POLITIK ZUKÜNFTIGES Energiewende Warum ist die Stromrechnung so kompliziert? Strom (besser: elektrische Energie) ist ein frei handelbares Gut, die Stromnetze jedoch sind ein natürliches Monopol. Es macht ja wenig Sinn, parallele Leitungen zu bauen. Damit die Kunden auf der Rechnung die verschiedenen Leistungen unterscheiden können, sind diese in einzelne Zeilen aufgeteilt. Manche als fixe Gebühr, manche je kWh. So, als würden für den Gurkenpreis im Supermarkt die Produktion, Lieferung, Miete und Steuern extra ausgewiesen. Durch diese feine Gliederung… … wissen wir aber, dass die größten Erhöhungen aus verschiedenen Steuern und Abgaben erfolgt sind, danach erst kommen die Netzstrukturen als Kostentreiber. Allerdings hat die „E-Control“ als Regulierungsbehörde übers Ziel hinausgeschossen, wenn die Rechnung niemand mehr versteht. DI Helmut Brückler, General Manager & Energieexperte, helmut@brueckler.or.at WIRTSCHAFTSNACHRICHTEN 6/2012 11
Seite 1: GZ 02Z033423 M | P.B.B. | Verlagsor
Seite 4 und 5: INHALT INHALT 4 Coverstory Jetzt ak
Seite 6 und 7: 6 COVERSTORY In die Schuldebatte ko
Seite 8: 8 COVERSTORY „Man fühlt sich ver
Seite 13 und 14: Wettbewerbsfähigkeit braucht einfa
Seite 15 und 16: Fotos: Holding Graz Sommer (3), ist
Seite 17 und 18: GELD & FINANZEN Leichte Eintrübung
Seite 19 und 20: Ich will, dass Österreich beim Kli
Seite 21 und 22: Im Hoch Die Die S IMMO AG, Österre
Seite 23 und 24: GESUNDHEIT Gesundheitsmarkt: Gefäh
Seite 25 und 26: Die geplante E-Medikation zur elekt
Seite 27 und 28: © Croce & Wir Die LEDER & SCHUH Gr
Seite 29 und 30: „Das neue Konzept der EU-Regional
Seite 31 und 32: Hyundai setzt auf Kostentransparenz
Seite 33 und 34: AUTO & MOTOR JaguarTrackDay 2012 So
Seite 35 und 36: Sportlich Sie wählen gerne à la c
Seite 37 und 38: MEHR INFORMATION ONLINE G GGUT UT G
Seite 39 und 40: Der Senat der Wirtschaft ehrte Vize
Seite 41 und 42: Race across Styria 2012 Dieser län
Seite 43 und 44: Engagierte Wirtin mit großem Herz
Seite 45 und 46: Alle Fotos: MCG/Wiesner Zehn Jahre
Seite 47 und 48: GESCHÄFTSREISE Tagen mit Aussicht
Seite 49 und 50: Mit 60 Jahren fing für Monika Crep
Seite 51 und 52: Freut sich über den Erfolg der Gr
Seite 53 und 54: ��
Seite 55 und 56: viel, der Grad der Mobilitätsfreud
Seite 57 und 58: fi Steiermark kooperiert in den tec
Seite 59 und 60:
Erfolgreich in Leoben tagen Das „
Seite 61 und 62:
Sicher versorgt ELG Mitglied der Ge
Seite 63 und 64:
WB-Direktor Mag. (FH) Kurt Egger, L
Seite 65 und 66:
Ihre IT als Managed Services vor Or
Seite 67 und 68:
Entspannt arbeiten, besser ankommen
Alle anzeigen

Schule - Wirtschaftsnachrichten

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Template löschen?

Als Template speichern?