EXCHANGE DIE KUNST, MUSIK ZU VERMITTELN - Miz.org
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Hintergrund bleibt, während der Musikvermittler<br />
mit den Kindern arbeitet.<br />
Wenn die Rollen vorher nicht geklärt<br />
sind, bleibt oft die Frage offen, wer im<br />
„Notfall“ für Aufmerksamkeit und Konzentration<br />
bei den Schülern s<strong>org</strong>t. Dies<br />
kann bei unerfahrenen Musikvermittlern<br />
und Konzertpädagogen zu Situationen<br />
führen, in denen ihre eigentliche Kompetenz<br />
nicht zum Tragen kommt und die<br />
musikalischen Ziele des Projekts zugunsten<br />
allgemeiner pädagogischer Maßnahmen<br />
verblassen.<br />
„Die Zusammenarbeit mit den Lehrern<br />
gestaltet sich sehr unterschiedlich:<br />
Es gibt Lehrer, die loslassen können und<br />
auch eine andere Rolle annehmen. Und<br />
dann gibt es Lehrer, die das weniger gut<br />
können. Die Rolle der Lehrer ist schwierig<br />
zu fassen; oft kommt es zu Situationen,<br />
in denen die Workshopleiter erwarten,<br />
dass der Lehrer bei disziplinären<br />
Problemen eingreift. Andererseits möchte<br />
der Lehrer in solchen Fällen den Workshopleiter<br />
nicht brüskieren und getraut<br />
sich nicht einzugreifen.“<br />
Eine weitere Konfliktebene eröffnet<br />
sich in der unterschiedlichen V<strong>org</strong>angsweise<br />
bei der Arbeit an einem künstlerischen<br />
Endprodukt. Während Musikvermittler,<br />
Konzertpädagogen und beteiligte<br />
Musiker, Choreographen oder Regisseure<br />
bis zuletzt für Änderungen offenbleiben,<br />
um das künstlerisch bestmögliche Resultat<br />
zu erreichen, neigen Lehrer eher<br />
dazu, ihre Schüler in der letzten Phase<br />
der Proben zu schützen, wenn diese an<br />
den Rand ihrer Leistungsgrenzen gehen<br />
müssen. Wechselseitiger Respekt für die<br />
Arbeit und die Arbeitsbedingungen der<br />
Partner bildet in diesem Fall die Basis für<br />
gelungene Projekte: „I do have to respect<br />
the schools, because they have to do other<br />
things. And they want to deliver a project<br />
with us. And we want their respect“,<br />
fasst ein erfahrener Musikvermittler den<br />
Schlüssel zum Gelingen zusammen.<br />
Zusammenarbeit mit Schulen in<br />
sozialen Brennpunkten<br />
Nur einzelne Interviewpartner bzw. Institutionen<br />
suchen ihre Zielgruppen speziell<br />
an Schulen mit erhöhtem Förderbedarf<br />
oder in sozialen Brennpunkten. Die meis -<br />
ten von uns befragten Musikvermittler<br />
und Konzertpädagogen arbeiten in erster<br />
Linie mit Grund schulkindern – hier aber<br />
ausdrücklich aus allen sozialen Schichten<br />
– und in zweiter Linie mit Realschulen<br />
und Gymnasien. Hauptschulen und<br />
berufsbildende höhere Schulen spielen<br />
eine untergeordnete Rolle. Hingegen werden<br />
Einrichtungen für Schüler mit Behinderungen<br />
vermehrt für Projekte der<br />
Musikvermittlung angesprochen.<br />
Eine Interviewpartnerin spricht explizit<br />
an, dass sie mit Gymnasien kooperiere,<br />
weil hier ihr zukünftiges Publikum<br />
für Konzerte der Hochkultur zu finden<br />
sei. Auch dieses potentielle Publikum<br />
gehe verloren, wenn nicht innovative Projekte<br />
die Bedeutung von klassischer Mu -<br />
sik für den Alltag dieser Klientel deutlich<br />
mache. Die übrigen befragten Musikvermittler<br />
und Konzertpädagogen scheinen<br />
instinktiv auf ein Netzwerk von Schulen<br />
und engagierter Lehrer zu treffen, die<br />
Kulturelle Bildung für ihre Schüler zu<br />
einem wesentlichen Thema machen und<br />
somit den Standort der Schule und die<br />
Zugehörigkeit der Schüler zu sozialen<br />
Schichten in den Hintergrund rücken.<br />
Auf Rückfrage der Studienautorin<br />
wird von vielen die Erschließung der Zielgruppe<br />
bildungsferner Schichten als ein<br />
wesentliches Ziel für die Zukunft formu-<br />
89<br />
WIE GELINGT<br />
<strong>MUSIK</strong>VERMITTLUNG?<br />
„Wenn man weiß,<br />
was man will. Unsere Zieldefinition<br />
muss klar sein –<br />
und damit der Zuschnitt<br />
der Projekte.“<br />
liert, das infolge von Arbeitsüberlastung<br />
noch zuwarten muss. Den Musikvermittlern<br />
und Konzertpädagogen ist bewusst,<br />
dass die Gestaltung von Projekten für<br />
diese Zielgruppe intensiverer Vorbereitung<br />
und Begleitung bedarf als die Durchführung<br />
von Projekten mit Kindern aus<br />
bildungsnahen Milieus.<br />
KOOPERATION MIT DER SCHULVERWALTUNG<br />
In den einzelnen Ländern der befragten<br />
Institutionen ist die Organisation von<br />
schulischen Belangen unterschiedlich geregelt.<br />
Die übergeordneten Schulbehörden<br />
agieren entweder regional oder zentral<br />
und übernehmen in der Kooperation<br />
mit Konzerthäusern und Orchestern bisweilen<br />
eine engagierte Vermittlerposition<br />
zwischen den Angeboten des Kulturbetriebs<br />
und schulischen Einrichtungen.<br />
Einige Länder verfügen in den Minis -<br />
terien über eigene Abteilungen oder ausgelagerte<br />
Einrichtungen, die sich für<br />
Kulturvermittlung (D, A, CH), „arts education“<br />
(GB, USA) oder „animation culturelle“<br />
(LUX, F) einsetzen. Sie sind für<br />
die Musikvermittler und Konzertpädagogen<br />
wertvolle Ansprechpartner in der<br />
Kommunikation ihrer Angebote. Nicht<br />
zuletzt findet über diese Stellen auch<br />
finanzielle Unterstützung für Musikvermittlung<br />
statt.<br />
Vor allem in Deutschland und Österreich<br />
sehen Musikvermittler und Konzertpädagogen<br />
mit der Weiterentwicklung<br />
der Schulen hin zu Ganztagsschulen<br />
Handlungsbedarf für die Vernetzung<br />
aller an Kultureller Bildung Interessierten.<br />
Da die zeitlichen Ressourcen der<br />
Schüler in der Freizeit geringer werden,<br />
die Möglichkeiten zur Durchführung von