KRANKHEIT UND WIRKUNG - Lalegion-pictures.com
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der Verdacht wahr i&t, daß die Großherzogin selbst diese Schweinereien<br />
und Attentate gegen mich begeht."<br />
Ende April 1889: Oft Zornausbrüche. Muß nachts stets isoliert werden.<br />
Mitte Mai 1889: „Ich werde immer wieder vergiftet." Mitte Juni 1889:<br />
„Plötzlich ein Fenster eingeschlagen." Hält den Oberpfleger für<br />
Bismarck. „Bittet öfter um Hilfe gegen nächtliche Torturen." Mitte<br />
August 1889: „Schlug ganz plötzlich einige Scheiben ein. Behauptet, hinter<br />
dem Fenster einen Flintenlauf gesehen zu haben."<br />
Wir fügen nun einige Notizen aus der Krankengeschichte Jena ein, die<br />
bei der Veröffentlichung durch Podach unterdrückt worden waren, die aber<br />
das Krankheitsbild in ungemein kennzeichnender Weise vervollständigen<br />
dürften.<br />
In der Originalkrankengeschichte, die übrigens von dem nachmaligen<br />
Prof. Ziehen (1889 Privatdozent und Oberarzt) persönlich geführt worden<br />
ist, heißt es folgendermaßen: „Schmiert oft mit Kot." „Ißt Kot." „Uriniert<br />
in seinen Stiefel oder in sein Trinkglas und trinkt den Urin aus oder salbt<br />
sich damit. Salbt einmal ein Bein mit Kot ein. Wickelt Kot in Papier und<br />
legt ihn in die Tischschublade. Sammelt Papierschnitzel und Lumpen. Oft<br />
Zornausbrüche. Gibt einem Mitpatienten einen Fußtritt." Nachts durch<br />
„Maschinerien" gequält. [Wahrscheinlich Tasthalluzinationen, Gehörstäuschungen<br />
und Verfolgungswahn.] „Hat nachts ganz verrückte Weibchen<br />
gesehen." „Nachts sind 24 Huren bei mir gewesen."<br />
[Von Laienseite, besonders von der Schwester Nietzsches, ist immer<br />
wieder dessen geringe Sexualität, ja Asexualität betont worden. Die<br />
vielen Äußerungen des Kranken während der Enthemmung lassen auf<br />
etwas ganz anderes schließen. Nietzsche hat offenbar vom 21. Lebensjahr<br />
an ausschließlich mit Prostituierten verkehrt und hat niemals eine erotische<br />
Freundin gehabt. Dies lag wohl teilweise an seiner autistischen<br />
Schizoidie, an seiner wirklichkeitsfremden Schüchternheit und Ungeschicklichkeit.<br />
In dieser Richtung liegen auch seine gelegentlichen „Heiratsanträge"<br />
durch Mittelspersonen an Damen, die er nur g a n z flüchtig<br />
kannte!]<br />
Nietzsche war in der Klinik ständig zeitlich und örtlich desorientiert<br />
[Merkfähigkeitsstörung.]<br />
Körperlich wäre aus der Original-Krankengeschichte nachzutragen: „Verbreitetes<br />
chronisches Ekzem der Genitalien." Narbe r e c h t s am<br />
Frenulum.<br />
September 1889. örtlich und zeitlich noch desorientiert. Ab und zu aber<br />
„deutliches Krankheitsbewußtsein".<br />
Oktober 1889 beginnt eine „deutliche Remission", d. h. im Sinne einer<br />
äußeren und inneren Beruhigung.<br />
Die Mutter darf ihn öfters besuchen; aber sie klagt über die Affektiertheit<br />
seiner Sprechweise, im Leutnantston.<br />
November und Dezember 1889 nur wenige Eintragungen: „Stiehlt Bücher."<br />
„Rechtsseitige heftige Hemicranie."<br />
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