KRANKHEIT UND WIRKUNG - Lalegion-pictures.com
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mus voraus. Jede allerkleinste Bewegung des allerkleinsten Atoms müßte<br />
sich nach Jahrmillionen absolut genau so wiederholen, mit eiserner,<br />
eherner Notwendigkeit. Trotzdem meint unser Philosoph, daß eine hohe<br />
sittliche Wirkung von diesem Gedanken ausgehen würde. (Sie könnte<br />
nur davon ausgehen, wenn eine ewige Wiederholung a n g e d r o h t<br />
würde! Nicht aber, wenn sie trotz allem schicksalmäßig abrollte!)<br />
Nietzsche schreibt wörtlich: ,,Er (der Gedanke) wird dich verwandeln.<br />
Die Frage bei allem, was du tun willst: Ist es so, daß ich es unzähligemal<br />
tun will? ist das größte Schwergewicht." Und weiter wörtlich: „Die<br />
zukünftige Geschichte: immer mehr wird d i e s e r Gedanke siegen und<br />
die nicht daran Glaubenden müssen ihrer Natur nach a u s s t e r b e n !<br />
Nur wer sein Dasein für ewig wiederholungsfähig hält, bleibt übrig: unter<br />
solchen aber ist ein Zustand möglich, an den noch kein Utopist gereicht<br />
hat!" (Werke, Bd. XII, S. 65.)<br />
Man faßt sich an die Stirn: Die Klugen, die den Unsinn nicht glauben,<br />
sollen aussterben? Und die Dummen, die millionenmal ihr lächerliches<br />
Leben wiederholen möchten, bleiben als Elite übrig?! So sieht also das<br />
ewige Leben aus...<br />
Aber weiter. Die Zeit nimmt Nietzsche als u n endlich an. Gut. Aber die<br />
Zahl der V a r i a t i o n e n sei endlich. Woher weiß Nietzsche das? Nur<br />
so kann die Wiederkehr zustande kommen.<br />
Es mag genügen. Nietzsche war von Hause aus mathematisch so schwach<br />
begabt, daß er selber fürchtete, das Abitur nicht bestehen zu können.<br />
13. Einbuße an Intelligenz 1880 bis 1888?<br />
Alle Kritiker und Pathographen haben betont, daß Nietzsche auch in<br />
seiner Paralyse in den ganzen ersten Jahren nichts an Intelligenz eingebüßt<br />
hätte.<br />
Daß aber der Intellekt mindestens in katathymer Weise gefühls- und<br />
affektmäßig beeinflußt und umdämmert gewesen sein muß, erscheint unbestreitbar.<br />
Im übrigen steht die mathematische Widerlegung der Wiederkunftslehre<br />
bei Simmel in seinem Buch über Schopenhauer und Nietzsche.<br />
Nietzsche war tatsächlich klug genug, 1882 den Plan zu fassen, noch<br />
einmal Student zu werden und Naturwissenschaften zu betreiben.<br />
Sehr bezeichnend bleibt, daß nicht bloß der dichterische Zarathustra,<br />
sondern auch die meisten Gedichte von Nietzsche in diesen drei hypomanischen<br />
Jahren verfaßt worden sind.<br />
Das psychiatrische Hauptproblem lautete 55 Jahre hindurch: wieso<br />
sollte es möglich gewesen sein, daß einer acht lange Jahre an Paralyse<br />
gelitten habe, und dies ohne jede deutlich erkennbare, ohne jede greifbare<br />
Einbuße an Intelligenz? Das war der Einwand der Gegner. Aber auch<br />
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