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KRANKHEIT UND WIRKUNG - Lalegion-pictures.com

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Leider ist Nietzsche vielfach durch seine eigene Widersprüchlichkeit an<br />

allerhand Mißverständnissen schuld, so daß Weilheim sein Buch mit den<br />

Worten schließen konnte: „Nietzsche war ein voreiliger Denker und<br />

Dichter; er hat seine Einsichten nicht ausreifen lassen ,..." „Trotz alledem<br />

eine welthistorische Persönlichkeit ..."<br />

Bäumler hat einmal gesagt [es kann nicht oft genug wiederholt<br />

werden!], daß der große Stilist Nietzsche gerade mit seinen Hauptbegriffen<br />

Unglück gehabt hätte; er meint, damit den „Willen zur Macht",<br />

den „Übermenschen", „die ewige Wiederkunft" sowie den Gegensatz von<br />

„Herrenmoral" und „Sklavenmoral". Den „Willen zur Macht" haben wir<br />

bereits besprochen, ebenso die Lehre von der ewigen Wiederkunft. Zu<br />

dieser können wir wohl abschließend sagen, daß sie ein vollkommen verfehlter<br />

Einfall des bereits erkrankten Nietzsche gewesen ist. Möbius nennt<br />

ihn schlechthin: das „Schwachsinnigste", was Nietzsche je erdacht hätte.<br />

Und diesem Urteil läßt sich, so grob es ausgedrückt ist, leider nicht widersprechen.<br />

II. Nietzsche „schafft" den Übermenschen<br />

Wir müssen uns jetzt noch einmal etwas gründlicher mit dem Begriff<br />

des Übermenschen und der mit ihm verquickten „Herrenmoral" befassen.<br />

In dem Werk von M i c h e l , einem vornehmen und gut geschriebenen<br />

Buch eines Theologen, finden wir Ausführungen aus dem Nachlaß Nietzsches,<br />

wie er sich das Übermenschentum in der Zukunft gedacht hat.<br />

Michel schreibt: „Nicht leicht ist etwas Schrecklicheres je geschrieben<br />

worden, als jene Notizenfolge im Nachlaß des ,Zarathustra\ welche die<br />

Genesis des Übermenschen skizziert („Unschuld des Werdens II., Aphorismus<br />

Nummer 1265." Kröner, Leipzig, 1931. Der Nachlaß. Ausgewählt und<br />

geordnet von A. Bäumler)."<br />

Nietzsches Aphorismus beginnt mit den Worten: Ich sehe etwas Furchtbares<br />

voraus ...<br />

1. Nichts, was an sich Wert hat, nichts, was befiehlt „du sollst".<br />

2. Es ist nicht auszuhalten. Wir müssen das Schaffen dem Anblick<br />

dieser Vernichtung entgegenstellen.<br />

3. Diesen Zielen müssen wir ein Ziel entgegenstellen — es schaffen.<br />

4. Als Stoff haben wir alles Einverleibte, darin sind wir nicht frei.<br />

Diesen Stoff f a s s e n , b e g r e i f e n (durch Wissenschaft).'<br />

5. Den Übermenschen schaffen, nachdem wir die ganze Natur auf uns<br />

hin gedacht, denkbar gemacht haben.<br />

6. Wir können nur etwas uns ganz Verwandtes lieben: wir lieben am<br />

besten ein erdachtes Wesen. Gegen ein Werk und ein Kind braucht<br />

die Liebe nicht befohlen zu werden. Vorteil des Übermenschen.<br />

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