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KRANKHEIT UND WIRKUNG - Lalegion-pictures.com

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Im Gegensatz zur Napoleonzüchtung wäre es gewiß etwas s e h r Nützliches,<br />

gute Maler zu züchten, aber doch nicht gleich herdenweise,<br />

ganze Dörfer, Städte, ganze Landschaften voll! (Wie es die Geniezüchtung<br />

zum Ziel hat.)<br />

Dazu kommt noch das Bionegative, das man vorläufig von den Genies<br />

gar nicht weg denken kann. (Anmerkung. Bionegativ: Ein Begriff, den<br />

ich zum ersten Male geprägt habe. Er umfaßt alles, was ungünstig abnorm<br />

ist hinsichlich der Lebensfunktionen und (oder) der Nachkommenschaft.<br />

Also Mißbildungen, Entwicklungshemmungen, ungünstige Variationen<br />

seelischer Anlage (samt ihrer Vererbbarkeit) und schließlich, als die<br />

extremste Unterabteilung alles ausgesprochen Kränkliche oder Kranke.<br />

Wir haben damit also einen Oberbegriff über Krankheit und ungünstige<br />

Abnormität.) Wir hätten erst einmal eine Wertphilosophie des<br />

Psychopathologischen nötig, ehe wir überhaupt von Geniezüchtung<br />

reden dürfen.<br />

Ein Rassenhygieniker hilft sich dadurch aus der Klemme, daß er meint:<br />

solche Veranlagung wäre, auch wenn psychopathisch, im höchsten Sinne<br />

lebensfördernd, a l s o von Grund aus g e s u n d l Man müsse den<br />

Begriff der Krankheit an der Rasse orientieren und nicht an der Erhaltung<br />

des Individuums.<br />

Das widerspricht aber durchaus dem Begriff der Krankheit. Denn der<br />

ist unbedingt an Einzelmenschen gewonnen. Einer fühlt sich einfach<br />

krank und n i c h t gesund, wenn ihm ein Bein abgeschossen ist, und mag<br />

er auch die nordische Rasse verteidigt haben.<br />

Psychopathie b l e i b t Psychopathie am Genie, b l e i b t bionegativ für<br />

das Individuum. Das beweisen ja doch seine allernächsten Verwandten,<br />

mit erbbiologisch oft sehr ähnlichen Keimen. D a sagen wir aber krank<br />

oder negativ, weil sie eben nicht begabt, nicht berühmt, nicht erfolgreich<br />

waren. Goethes Schwester oder sein Sohn waren schwer psychopathisch;<br />

der Dichter wurde aber dadurch nicht gesünder, daß er dem Leben geistig<br />

diente. Es kommt darauf an, wohin die Wertfacetten eines Objektes<br />

gerichtet sind. Zur geistigen P r o d u k t i o n und zum Genieakkord kann<br />

die Psychopathie eben eine p o s i t i v e Wertfacette darbieten.<br />

Und das ist das schwerwiegende, sehr ernste Problem des genialen Hochtalents.<br />

Nicht das des anerkannten Genies, das ja durchaus nicht immer<br />

hochbegabt sein muß. D i e s e s Genie ist ein ungeheurer Wunderbau von<br />

Talent (oder Nichttalent), von Pathologischem, von Ruhmdynaxnik, Zufallskonstellation,<br />

Wert entstehung, von Zeitgeist und religiösem Erleben,<br />

von Gemeindebildung und hundert anderen Faktoren. Das ist kein einfacher<br />

biologischer Begriff. Solche Genies züchten zu wollen, wäre lächerlich.<br />

Die spätere Genußgröße für viele und die Anerkennung hat man n i c h t<br />

in der Hand.<br />

Wohl aber läßt sich sagen: schöpferische, geniale Hochtalente haben<br />

vielleicht (vielleicht!) die m e i s t e Aussicht, Genie zu werden bei der<br />

Menschheit. Immerhin riskiert man, daß ruhigen, gesunden Hochtalenten<br />

gern der e s s e n t i e l l e Titel genial v e r s a g t wird. Denn in „genial"<br />

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