KRANKHEIT UND WIRKUNG - Lalegion-pictures.com
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gleichsam einen Dauer-Defekt-Zustand (nicht mehr einen paralytischen<br />
Prozeß) vor sich gehabt hätte. Genau wie bei den defekten Paralysefällen<br />
nach Malaria.<br />
Bei jugendlicher Infektion sollen die e x p a n s i v e n Fälle häufiger sein ;<br />
auch dies wäre also bei Nietzsche durchschnittlich. Möbius setzt den Beginn<br />
mit Januar 1882 (aus den Werken) zu s p ä t an. Man muß aber auch die<br />
B r i e f e berücksichtigen.<br />
Nietzsches Paralyse begann expansiv. Noch im Januar 1880 meinte<br />
Nietzsche, daß sein Ende herannahe. Im Februar 1880 hellte sich die<br />
Stimmung bedeutend auf. Mitte 1880 trat eine unbändig gehobene Stimmung<br />
zutage. Es ist wohl ziemlich unwichtig, ob wir diese Stimmungslage als<br />
euphorisch oder als hypomanisch bezeichnen wollen. Vielleicht wird man<br />
ihre durchschnittliche Dauergrundlage mit dem Ausdruck „deutlich hypomanisch"<br />
am besten treffen, öfters finden sich auf dieser Hochebene aber<br />
auch lebhafte Steigerungen mit Überschwang des Gefühls oder mit rauschartigen<br />
Zuständen. Manche davon können als Inspirationserlebnisse,<br />
manche vielleicht auch als Ekstasen aufgefaßt werden.<br />
10. Kann die Paralyse eine Produktion fördern?<br />
Es bleibt höchst erstaunlich, daß wirklich alle, aber auch alle Werke, die<br />
Nietzsches Weltruhm begründet haben, in den ersten neun Jahren seine*"<br />
Paralyse entstanden sind.<br />
Morgenröte 1880<br />
Fröhliche Wissenschaft 1881<br />
Zarathustra 1883—1885<br />
Jenseits von Gut und Böse 1885—1886<br />
Genealogie der Moral 1887<br />
Der Fall Wagner 1888<br />
Götzendämmerun'g 1888<br />
Antichrist 1888<br />
Ecce homo 1888<br />
Der Wille zur Macht 1882, hauptsächlich Sommer 1887<br />
Nun erhebt sich die Frage sehr bedeutsam und schwer: kann die<br />
Paralyse auch einmal für die geistige Produktion f ö r d e r l i c h sein? Es<br />
gibt eine französische Arbeit von Parant (siehe Möbius) über vier seiner<br />
Patienten. Diese vier waren vor der Paralyse geistig keineswegs hervorragend.<br />
Plötzlich erschienen sie geistig lebhaft, dabei besonnen und<br />
arbeitsfähig.<br />
Möbius betont unter Umständen das Fehlen der Ermüdungsgefühle, den<br />
Wegfall von Hemmungen. Die Leistungen können glänzender aussehen,<br />
die gute euphorische Stimmung macht witzig und verwegen. Dadurch<br />
können unerwartete Auffassungen und Wendungen hervortreten. Man<br />
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