LRB 1'2000 - BdP Landesverband Schleswig-Holstein / Hamburg

Schwerpunkt
Bi uns to hus
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ran an den Speck
Zugegeben: Schleswig-Holstein
ist nicht der Nabel der
Welt, obwohl es hier einen Ort
namens Nübbel gibt, aber dazu
später mehr. Aber auch
im nördlichsten Bundesland
zwischen
Nord- und Ostsee
treiben und
lieben die Menschen
Sport.
Es ist nicht genau
bekannt warum,
aber die Vorliebe
der Menschen
für ihre Sportarten (aktiv
und passiv) unterscheidet sich
zum Teil erheblich von denen
in anderen Regionen Deutschlands:
Sind es die abgeschiedene
Lage, das rauhe Wetter
oder etwa geschichtliche Hintergründe?
Wir starten den
Versuch einer Zustandsbeschreibung
des sportlichen
Lebens im Norden.
Wasser spielt in unserer
Heimat eine zentrale Rolle,
auch im Sport: Segeln, Surfen,
Rudern, Kanusport – ein alltägliches
Bild auf den Meeren,
Flüssen und Seen. Manche
wissen es vielleicht gar nicht,
aber die Kieler Woche ist außerhalb
Kiels vor allem für ihre
Segelregatten bekannt und
nicht nur für Backfisch, Kiellinie
und Holstenbummel. Legendär
sind auch die Kanu-
Ralleys auf Treene,
Schwentine und Schlei. Man
ist geneigt zu sagen, ohne
Wasser kein Sport!
Richtig interessant wird es
aber, wenn man sich die Sportszene
unabhängig von den natürlichen
Faktoren anschaut!
„König Fußball regiert die
Welt“ heißt es so schön. In
Schleswig-Holstein trifft das
aber ganz und gar nicht zu.
Zwar war Holstein Kiel 1912
sogar einmal Deutscher Meister,
heute sind die besten
Mannschaften des Landes
aber nur dritt- und
viertklassig. Dafür ist
das Land unbestritten
die Handball-
Hochburg in
Deutschland.
Die SG Flensburg
und der
THW Kiel (mehrfacher
Deutscher
Meister) bestimmen
seit Jahren das Geschehen
in der Bundesliga und
in Europa, der VfL Bad
Schwartau mischt in Liga eins
mit und auch in der zweiten
Liga sind einige Teams vertreten.
Im Damenhandball ist die
Bilanz nicht ganz so erfolgreich,
aber auch dort gibt und
gab es erfolgreiche Mannschaften.
Das wirklich unglaubliche
ist aber, dass es Landstriche
gibt, in denen auch
jedes noch so kleine Dorf
seinen Handballverein
hat – und seine eigene
Halle. Womit wir
wieder bei Nübbel wären.
Denn auch in diesem
Dorf gibt es einen recht erfolgreichen
Handballverein, den
SSC. Und genau in dieser Region
scheint so etwas wie der
Nabel der Handballwelt zu
sein, denn wohin man auch
schaut: Jedes Dorf spielt Handball.
Besonders gefürchtet ist
die Halle des TSV Möwe
Hamdorf, von der erzählt wird,
dass sie zeitweise als Stall genutzt
wird. Anderen Gerüchten
zufolge soll es eine umgebaute
Scheune sein. Was auch
immer daran wahr ist – Handball
ist in Schleswig-Holstein
Kult! Dauerkarten, die über Ge-
LRB 01/2000
nerationen vererbt werden,
Deutsche Meisterschaften, die
in einem Bundesland ausgespielt
werden, ausverkaufte
Hallen, etc.
Neben den „etablierten“
Sportarten gibt es noch die lokalen
Besonderheiten, z.B.
das Boßeln. Neben dem sportlichen
hat das Boßeln auch einen
hohen gesellschaftlichen
Wert und gleicht mehr einem
langen Spaziergang. Der Grog
danach und die Getränke während
der Tour tragen ihren Teil
dazu bei. Nicht vergessen darf
man in Schleswig-Holstein
auch so beliebte Sportarten
wie Skat, Doppelkopf und Kegeln.
Das gesamte politische
Leben würde wohl brach liegen,
wenn die unzähligen
Schnacks über Gott und Welt
nicht stattfinden würden. Auch
für die Freunde von Extremsportarten
ist gesorgt, denn
Schlickrutschen, Strandsegeln
und Deichrollen sind
zwar kaum bekannte, aber
durchaus praktizierte Disziplinen.
Bei so viel Sportbegeisterung
hat Schleswig-Holstein
natürlich auch das eine oder
andere Sportidol hervorgebracht.
Stellvertretend genannt
seien hier der legendäre THW-