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UNGARN-JAHRBUCH 1980-1981 - EPA

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6<br />

ANTON RADVANSZKY<br />

Er, der Emporkömmling, wollte sich nicht mit einer Ersatzkrone krönen<br />

lassen, weil er wohl wußte, was die Krönung mit der Heiligen Krone für<br />

die Nation bedeutete.<br />

Die Entwendung der Stephanskrone durch die Hofdame Helene<br />

Kottaner, die Verpfändung derselben durch die Königswitwe an Kaiser<br />

Friedrich III., das schwere Lösegeld, das König Matthias für die Rückerstattung<br />

derselben dem Kaiser zahlen mußte, überzeugten König und<br />

Nation von der Notwendigkeit zum Schutz und rechtmäßigen Hort der<br />

Krone Maßnahmen zu ergreifen. So kam es zum Gesetzesartikel (G. A.)<br />

IL vom Jahre 1464 über die Kronhut, Er enthielt nur grundsätzliche<br />

Bestimmungen, welche die Hut und Sicherstellung der Krone am gewohnten<br />

Ort, d. h. in Visegrád, durch entsprechende Personen als gemeinsame<br />

Pflicht des Königs, der kirchlichen und weltlichen Würdenträger<br />

und des gesamten Adels erklärte: »-Nos ergo volumus et debemus<br />

de pari consensu et voluntate dominorum, praelatorum et baronum et<br />

regni nostri nobilium, hoc in loco providere: circa debitam custodiam<br />

et conservationem ipsius coronae sacrae, locum alias consuetum et personas<br />

ad id idoneas« 13 .<br />

Nach dem Tode des Matthias Corvinus wählten die Stände Wladislaw<br />

aus dem polnisch-litauischen Hause der Jagellonen zum König von Ungarn<br />

(Wladislaw IL 1491—1516).<br />

Während der G. A. II vom Jahre 1464, die Kronhut für eine gemeinsame<br />

Pflicht des Königs, der Würdenträger und des Adels erklärt hatte,<br />

setzte der G. A. III vom Jahre 1492 ausdrücklich fest, daß der König<br />

unter keinen Umständen die Krone der Verfügungsgewalt der kirchlichen<br />

und weltlichen Würdenträger entziehen dürfe. Die Kronhut wurde infolgedessen<br />

unter Ausschluß des Königs und des adeligen Volkes den betreffenden<br />

Würdenträgern bzw. den aus ihrer Mitte auserkorenen Kronhütern<br />

überantwortet.<br />

Der in Ungarn äußerst zahlreiche kleine Adel war über diesen<br />

Schachzug der Magnaten entrüstet und richtete anläßlich des Reichstages,<br />

der 1497 auf dem Rákosfeld stattfand, heftige Angriffe gegen die Kronhüter<br />

Emerich Zápolya, den Reichspalatin und Thomas Bakócz, den<br />

Bischof von Erlau (Eger) und königlichen Kanzler 14 .<br />

Der Kleinadel forderte, daß der König die Obhut der Heiligen Krone<br />

den erwähnten Würdenträgern entziehen und die ständige Bewachung<br />

derselben vier durch das gesamte adelige Volk zu wählenden weltlichen<br />

Kronhütern anvertrauen sollte.<br />

Der niedere Adel konnte zunächst, mit dieser seiner Forderung nicht<br />

durchdringen und erreichte im G. A. XXV vom Jahre 1498 nur so viel,<br />

daß zukünftig die Heilige Krone nicht durch geistliche sondern ausschließlich<br />

durch weltliche Würdenträger gehütet werden soll. Es dauerte<br />

13 Der vollständige Text des erwähnten Gesetzes und der nachfolgenden Gesetze<br />

sind im Corpus Juris Hungarici zu finden (Márkus Dezső: Magyar<br />

Tör vény tár-Milleniumi Emlékkiadás — von 1895 an). Nach 1867 findet man<br />

die Ungarischen Gesetze auch in der amtlichen Gesetzessammlung (Országos<br />

Törvénytár).<br />

11 Rátvay Folge 2, S. 378—379.

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