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UNGARN-JAHRBUCH 1980-1981 - EPA

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ANTON RADVANSZKY<br />

Wegen des ständigen Hin- und Herlavierens zwischen dem König<br />

und der Gefolgschaft Bethlens, bat Révay um Entlassung aus seinem<br />

Amt. Der Reichspalatin und die Stände baten ihn am 17. August 1620<br />

von Neusohl aus, in einem äußerst schmeichelhaften und Révays Verdienste<br />

hervorhebenden Schreiben, von einer Abdankung abzusehen, da<br />

em Wechsel im Kronhüteramt gefährliche Folgen zeitigen könnte 52 .<br />

Sie hofften daher, daß er dem Staatsinteresse den Vorzug gegenüber<br />

seinem verständlichen persönlichen Anliegen geben würde. Révay gab<br />

den Bitten der Stände nach und bieb aus Pflichtgefühl im Kronhüteramt.<br />

Unterdessen gingen zwischen König Ferdinand und Gabriel Bethlen die<br />

Friedensverhandlungen weiter. Sie scheiterten aber an der Weigerung<br />

Ferdinands, die Böhmen in den Friedensvertrag miteinzubeziehen, wie<br />

es Bethlen unbedingt gefordert hatte. Nun verließen die Kommissare<br />

Ferdinands unter Protest den Reichstag von Neusohl; Hierauf wurde<br />

Gabriel Bethlen am 25. August zum König von Ungarn gewählt. Eine<br />

große Anzahl von Ständen wollten ihn auch krönen lassen. Bethlen war<br />

jedoch besonnen und vorsichtig genug, um gegen seine eigene Krönung<br />

Stellung zu nehmen. Denn für ihn handelte es sich lediglich um einen<br />

Titel. Er beherrschte zwar Siebenbürgen und einen großen Teil des von<br />

den Türken nicht besetzten Ungarns, dennioch wußte er um seine prekäre<br />

politische und militärische Lage, die ihn von einer Krönung abriet.<br />

Auch konfessionelle Fragen hielten ihn von einer Krönung ab: denn er<br />

war ja Calviner und der König von Ungarn mußte ein Katholik sein und<br />

von dem Erzbischof von Gran in katholischem Ritus gekrönt werden.<br />

Über Bethlens ausgewogene Stellungnahme berichtet Petrus de Rewa in<br />

seiner aufschlußreichen Anekdote 53 .<br />

Er sagt, daß man zur Zeit des Reichstages von Neusohl folgendes<br />

erzählte: Petrus Alvinczius (Péter Alvinczy), der reformierte Hofpfarrer<br />

Gabriel Bethlens, nahm an einer Zusammenkunft der Magnaten teil und<br />

versuchte den gewählten König zu überreden, sich durch ihn krönen<br />

zu lassen. Der Fürst bemerkte darauf lächelnd: »Du bist doch nicht der<br />

Erzbischof von Gran, dessen Privileg es ist, die Könige von Ungarn zu<br />

krönen.« Befiehl mir nur mein König ein Erzbischof zu sein« erwiderte<br />

der ergebene Alvinczy —, und ich werde Dich krönen.« Bescheiden wies<br />

ihn Gabriel Bethlen zurecht: »Nur ein gekrönter König hat das Recht<br />

Bischöfe zu ernennen und bisher habe sich die Zahl der gekrönten Häupter<br />

nicht vermehrt«.<br />

52 Siehe bei Szilágyi im Anhang: Dokument Nr. XVII. S. 56—57, im Révay'schen<br />

Familienarchiv: »sicut alias plerumque mutationes politicas solere, ita hanc<br />

quoque fieri periculosam, si hoc rerum statu custodes Sacrae Coronae<br />

immutarentur et innovarentur.«<br />

5 ° P. de Rewa: De Sacrae Coronae Regni, S. 479. — In dieser Ausgabe ergänzte<br />

Professor Johannes Carolus Bél, Sohn von Matthias Bél, die erste Augsburger<br />

Ausgabe (1613) aus den noch vorhandenen Manuskripten des Petrus<br />

de Rewa; dieser behauptet nicht, daß die Anekdote unbedingt wahr sei,<br />

denn er führt dieselbe nur mit dem Wort: »narrant« ein. Es könnte vielleicht<br />

noch in den Dokumenten des Neusohler Reichstages (1620) in Neusohl<br />

(Banska-Bystrica) im Stadtarchiv nachgeforscht werden, falls die slowakischen<br />

Behörden es gestatten.

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