UNGARN-JAHRBUCH 1980-1981 - EPA
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KRONHÜTER 31<br />
Ich versuchte, dem Rat Leopolds von Ranke folgend, die bewegte<br />
Geschichte des Lebens und Wirkens von Peter Révay wiederzugeben,<br />
«wie es eigentlich gewesen ist«, ohne anachronistische ideengeschichtliche<br />
Bewertungen, um dadurch die Bedeutung des Kronhüteramtes am Anfang<br />
des 17. Jahrhunderts zu erfassen und um die Tätigkeit Révays entsprechend<br />
zu würdigen.<br />
C. Das Kronhüteramt nach dem Tode von Révay<br />
Durch das Gesetz Nr. IV von 1622 wurde neben der Entlastung der<br />
Witwe Révays und der Neuwahl von Apponyi auch die Sollstärke der<br />
Kronwache auf hundert erhöht. Auch der Herrscher wurde verpflichtet,<br />
die Hälfte dieser Wachmannschaft nach früherem Brauch »aus deutschem<br />
Fußvolk« zur Verfügung und unter die Befehlsgewalt der Kronhüter zu<br />
stellen. Dies ist in der Tat anscheinend ein eigenartiges Kuriosum der<br />
ungarischen Verfassungsgeschichte. Da die deutschen Wehrleute öfters<br />
gegen Zucht und Ordnung verstießen, wurde im G. A. XXVI. v J. 1625<br />
ihre Disziplinierung gefordert 67 .<br />
Bis zum Jahre 1625 erfolgte die Besetzung des Kronhüteramtes in<br />
der Weise, daß der Reichstag vier Kandidaten vorschlug, aus denen der<br />
König zwei Kronhüter wählen und bestätigen konnte. Dieser Brauch,<br />
wurde dann anläßlich einer Kronhüterwahl durch G. A. XXV v. J. 1625<br />
in dem Sinne geändert, daß der König vier Personen vorschlug, aus denen<br />
dann zwei Kronhüter durch die Stände gewählt wurden 68 .<br />
Später setzte sich der allgemeine Brauch durch, daß der König nicht<br />
nur vier Kandidaten für beide Kronhüterämter, sondern stets vier Personen<br />
für die Wahl je eines Kronhüters vorschlug. Schließlich bestimmte<br />
G. A. X vom Jahre 1687, daß die beiden Kronhüter einen Sitz in der<br />
Magnatentafel haben sollen, mit Rangordnung nach den großen Bannerträgern<br />
und dem Grafen von Preßburg (post quos capesset locum comes<br />
Posoniensis, ac duo Sacrae Coronae custodes«).<br />
So verlieh das »Officium Conservatorum Sacrae Coronae« seinen Inhaber<br />
hohes Ansehen und auch gewissen politischen Einfluß, besonders<br />
im 17. Jahrhundert, der noch durch die richterliche bzw. Disziplinargewalt<br />
der Kronhüter über die Kronwache und durch ihre vewaltungs-<br />
Siehe G. A. IV. v. J. 1622: »Pari etiam numero iuxta priorem consuetudinem<br />
germani pedites per Suam Maiestatem Caesaream adhibeantur, qui a conservatoribus<br />
Coronae et castellanis habeant dependentiam«. Siehe auch:<br />
G.A. XXVI. v.J. 1625: »qui quinquaginta milites germani, quia hactenus<br />
aliunde dependere videbantur, dignum est ut deinceps a tali regimine absolvantur<br />
et non ab aliis quam conservatoribus et castellanis habeant dependentiam;<br />
in severiorem disciplinam hue usque factum, contineantur«.<br />
Siehe § 2 de G.A. XXV. v.J. 1625: »ädern status et ordines ex quatuor<br />
personis per suam Maiestatem ad praescriptum conservatorum officium<br />
denominatis, unanimi voto, in locum quidem Stephani Pálffy, magnificum<br />
dominum Joannem, similiter Pálffy, — in locum vero antelati olim domini<br />
Pauli Apponyi, magnificum dominum Stephanum Dóczy de Nagy-Luchye,<br />
unamino voto et suffragio elegerunt.«