SYMPOSIUM - MixedMedia-Konzepts
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S Y M P O S I U M<br />
5 Längsschnitt der Plazabrücke<br />
© BPR Dr. Bernhard Schäpertöns & Partner<br />
in ihrem Wunsch, Zeichen zu setzen oder<br />
Ikonen zu schaffen, über das Ziel hinausschießen:<br />
Man schaue nur auf die hochstilisierten<br />
und teuren, sogenannten Millenniumsbrücken.<br />
Oder dass sie wie aus<br />
Versatzstücken ihnen geläufi ger Brücken<br />
neue Bauwerke zusammenfügen oder<br />
Bauteile dekorieren. Die Zusammenarbeit<br />
zwischen Bauingenieur und Architekt ist<br />
trotzdem wichtig, oft bleibt eine Brückenkonstruktion<br />
sonst ungeschliffen, roh.<br />
Die Architektenkollegen sind hier gefragt,<br />
wenn es um den Einsatz von Licht, von<br />
Farbe und die Haptik des Materials geht.<br />
Oft wird es bei gutem Verständnis zwischen<br />
Ingenieur und Architekt zugunsten<br />
des Bau-Kunst-Werks »Fußgängerbrücke«<br />
unwichtig, wer welche Rolle gespielt hat,<br />
mitunter lässt sich auch gar nicht mehr<br />
nachvollziehen, wer wann welche Impulse<br />
gegeben hat. Wesentlich ist stets das<br />
Resultat, die »richtige« Brücke.<br />
1.2 Kriterien<br />
Was sind nun die Kriterien für die richtige<br />
Gestalt, die Form einer Fußgängerbrücke?<br />
Ist es das »ehrliche« Tragwerk, die »vernünftige«<br />
Konstruktion? Diese ethischen<br />
Begriffe ermöglichen sicherlich keine<br />
objektive Bewertung der Form, der Gestalt.<br />
Genügen ästhetische Kriterien wie<br />
Schönheit oder Harmonie, wie wirkt die<br />
Brücke bei Tag, wie wirkt sie bei Nacht?<br />
Muss der Kraftfl uss erkannt werden,<br />
ablesbar sein – und wenn ja, für wen, für<br />
den Laien, dem archetypische Formen am<br />
meisten gefallen, oder für den Fachmann,<br />
der Filigranität mit Schönheit gleichsetzt<br />
oder dem eventuell der technische<br />
Sachverstand den Blick verstellt? Bei<br />
Musik reicht es, dass man sie gerne hört.<br />
Niemand erwartet, dass wir sie verstehen.<br />
Nicht jede Brücke muss schön sein.<br />
Sie muss (und kann) sich nicht immer<br />
harmonisch in die Landschaft einfügen,<br />
vielmehr interagiert sie mit ihr und ergänzt<br />
sie so: Es bildet sich etwas Neues.<br />
Eine Brücke muss die Randbedingungen<br />
erfüllen, nicht mehr, nicht weniger.<br />
September 2009 | BRÜCKENBAU<br />
Eine Brücke soll also alle Randbedingungen<br />
(möglichst) optimal erfüllen. Ich<br />
möchte hier nicht die drei Grundsätze<br />
des Vitruv herunterbeten, sondern sie<br />
stattdessen um moderne Eigenschaften,<br />
wie pfl egeleicht, wartungsarm, langlebig<br />
und damit robust, ergänzen. Auch der<br />
wohlbedachte Einsatz fi nanzieller Mittel<br />
kann eine wesentliche Forderung sein.<br />
Der Wunsch, eine Großform, eine Skulptur<br />
zu schaffen, eine Form zu setzen, kann<br />
ebenfalls wichtig sein. Doch meist sollten<br />
Maßstäblichkeit, die Orientierung am<br />
Menschen und der Umgebung Kriterium<br />
bei der Gestaltfi ndung sein. Was sind die<br />
Bedürfnisse des Menschen? Wie lange<br />
mag er über eine Brücke gehen. Wie lang<br />
sind die (natürlich behindertengerechten)<br />
Rampen, bis man die notwendige<br />
Höhe erreicht hat, um das Hindernis, die<br />
Straße, den Fluss zu überwinden. Darf<br />
man Sitzplätze auf der Brücke anbieten,<br />
will ich mich auf der Brücke aufhalten, auf<br />
ihr verweilen? Was sehe ich, wenn ich die<br />
Brücke verlasse. Welche Lichträume sind<br />
unter der Brücke zu beachten, wo kann ich<br />
Stützen anordnen? Schwingungen beeinträchtigen<br />
Passanten deutlich früher<br />
als die Standfestigkeit der Brücke, ist die<br />
Lösung unter Umständen zu fi ligran?<br />
8 Plazabrücke von Nordosten<br />
© Jens Willebrand<br />
6 Details des Pylonen<br />
© BPR Dr. Bernhard Schäpertöns & Partner<br />
7 Geländer der Plazabrücke<br />
© BPR Dr. Bernhard Schäpertöns & Partner<br />
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