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SYMPOSIUM - MixedMedia-Konzepts

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S Y M P O S I U M<br />

und höheren Materialverbrauch die Kosten<br />

erheblich überschritten, dafür freilich<br />

etwas Einmaliges geschaffen, ist zwar oft<br />

zu hören, bleibt aber dennoch ein sehr<br />

fragwürdiges Argument.<br />

Einmaliges, das zugleich im Sinne einer<br />

Baukultur Bestand hat, kann nur durch<br />

den Bezug auf die besonderen Bedingungen<br />

des jeweiligen Ortes entstehen –<br />

wenn sich die Fähigkeiten der Architekten<br />

und Ingenieure in ihrem Zusammenwirken<br />

ergänzen und die komplexen<br />

formbeeinfl ussen den Kräfte erkannt und<br />

genutzt werden. Es geht eben bei Brücken<br />

weder um die einfachste ingenieurmäßige<br />

Verbindung von A nach B noch um ein<br />

architektonisch einprägsames Zeichen,<br />

sondern um mehr. Nur in dem Bemühen<br />

um dieses Mehr lassen sich einprägsame<br />

Lösungen verwirklichen.<br />

In unserem Büro bemühen wir uns in<br />

enger Zusammenarbeit mit Ingenieuren<br />

nicht um Spektakuläres, sondern um<br />

dieses Mehr, einzig und allein durch die<br />

Umsetzung der jeweiligen Bedingungen<br />

und Forderungen vor Ort.<br />

2 Beispiele<br />

2.1 Petritor-Brücke, Braunschweig<br />

In Braunschweig musste die Brücke einer<br />

Hauptzufahrtsstraße in die Innenstadt<br />

abgebrochen und neu errichtet werden.<br />

Für Fußgänger war ein temporärer Steg<br />

während der Bauzeit vorgesehen, der Kfz-<br />

Verkehr hatte umgeleitet zu werden. Ein<br />

europaweiter Wettbewerb für Architekten<br />

und Ingenieure sollte nun Vorschläge<br />

für eine neue Brücke mit sehr vielseitigen<br />

Bedingungen bringen:<br />

– Eine Brücke, die sich in der Zukunft um<br />

einen Gleiskörper für die Straßenbahn<br />

erweitern lässt.<br />

– Eine Brücke, die die bisher kaum spürbare<br />

Stadtzufahrt über den Fluss erkennbar<br />

werden lässt.<br />

– Eine Brücke, die den durch die frühere<br />

Bogen brücke verstellten Wanderweg<br />

am Fluss unter der Brücke fortsetzt.<br />

– Eine Brücke, die aufgrund der Bedeutung<br />

der Zufahrtsstraße eine kurze<br />

Bauzeit hat.<br />

– Eine Brücke, die das vorgegebene Kostenbudget<br />

einhält.<br />

Die vielseitigen Forderungen führten in<br />

Zusammenarbeit mit RFR Ingenieure<br />

zu einem Entwurf, der die Erweiterung<br />

nicht in einer Verbreiterung der gesamten<br />

Brücke vorsieht, sondern in einer Trennung<br />

der Fußgänger und Kraftfahrzeuge<br />

und damit in drei separate Bauwerke.<br />

September 2009 | BRÜCKENBAU<br />

3 Fertiggestelltes Gesamtbauwerk<br />

© Schulitz + Partner/RFR<br />

4 Ansicht<br />

© Schulitz + Partner/RFR<br />

5 Einheben der zweiten Fußgängerbrücke<br />

© Schulitz + Partner/RFR<br />

Die Zwischenräume ermöglichen so die<br />

Erweiterung um zwei Fahrbahnen, wobei<br />

sie dann auf jeweils eine Lichtfuge reduziert<br />

werden. Dieses Konzept brachte<br />

den weiteren Vorteil, dass bereits vor<br />

dem Abbruch der alten Überführung<br />

die Errichtung einer der Fußgänger- und<br />

Radfahrerbrücken vorgezogen und infolgedessen<br />

der geplante temporäre Steg<br />

eingespart werden konnte.<br />

Die Fußgängerbrücken erfüllen als einfache<br />

(zugbeanspruchte) Schrägseilstrukturen<br />

die Aufgabe, den Stadteingang sichtbar<br />

zu machen, während die Autobrücke<br />

als druckbeanspruchte Konstruktion und<br />

damit in Umkehrung des zugbeanspruchten<br />

Systems ihr Tragwerk vom Fluss her<br />

erleb bar macht.<br />

Die Qualität des Entwurfs liegt in der<br />

Klarheit dieser komplementären Ausbildung<br />

und in der des lichten Raums unter<br />

der Brücke, durch den sich der zuvor verstellte<br />

Wanderweg fortsetzen kann. Auch<br />

das Erlebnis des Flussübergangs ist durch<br />

die Teilung der Brücke in drei Einheiten<br />

gestiegen.<br />

Zeitliche und fi nanzielle Vorteile ergaben<br />

sich zudem aus der Wahl einer leichten<br />

Fußgängerbrücke in Stahl und einer Autobrücke<br />

in Stahlverbundbauweise, die<br />

eine synchrone Fertigung der Stahlüberbauten<br />

im Werk und der Betonwiderlager<br />

vor Ort ermöglichte. Die Verkürzung der<br />

Bauzeit erwies sich für die zwischen 2000<br />

und 2003 realisierte Stadtzufahrt als<br />

besonders wichtig.<br />

Bauherr<br />

Stadt Braunschweig<br />

Planung<br />

Schulitz + Partner, Architekten BDA + Ingenieure,<br />

Braunschweig<br />

RFR Ingenieure GmbH, Stuttgart<br />

Peter und Lochner, Beratende Ingenieure für<br />

Bauwesen GmbH, Stuttgart<br />

Prüfi ngenieur<br />

Dipl.-Ing. Hansjörk Lyszio, Braunschweig<br />

Ausführung<br />

Friedrich Carl Schramm Industriebau KG, Einbeck<br />

NE Sander Eisenbau GmbH, Sande<br />

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