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Ausgabe 2• 2009<br />

ISSN 1867-643X<br />

BRÜCKENBAU<br />

Construction & Engineering<br />

www.verlagsgruppewiederspahn.de<br />

� Brücke am S-Bahn-Halt Leuchtenbergring<br />

München<br />

� Max-Eyth-See-Brücke<br />

Stuttgart<br />

� Museumsbrücke<br />

München<br />

� Speicherstadt-Passerelle<br />

Hamburg<br />

� Trias-Brücke<br />

München<br />

� Fallersleber Torbrücke<br />

Braunschweig<br />

� Brücke am Berliner Ring<br />

Michendorf<br />

� Brücke über die Traun<br />

Traunstein<br />

� Brücke im Medienhafen<br />

Düsseldorf<br />

Symposium<br />

Bau von Geh- und Radwegbrücken


3<br />

Dipl.-Ing. Michael Wiederspahn<br />

Zum Bau von Geh- und Radwegbrücken<br />

Lösungen statt (lauter) Landmarken<br />

� � � von Michael Wiederspahn<br />

Trotz einiger durchaus erkennbarer<br />

Fortschritte und der Bemühungen vieler<br />

Beteiligter um weitere Verbesserungen<br />

in qualitativer wie quantitativer Hinsicht<br />

werden Brücken noch immer oder zumindest<br />

überwiegend als reine Funktionsbauwerke<br />

erachtet, die nur einen Zweck<br />

zu erfüllen haben und infolgedessen besonders<br />

kostengünstig zu errichten sein<br />

müss(t)en. Dass sie ganz im Gegensatz zu<br />

den meisten Gebäuden, deren Halbwertszeit<br />

in der Regel nach 10–20 Jahren endet,<br />

wesentlich länger an ihrem Standort<br />

verweilen, sie also das Bild von Stadt und<br />

Landschaft nicht selten über mehrere<br />

Dekaden prägen, und zwar ohne in den<br />

Genuss von irgendwelchen Fassadenauf-<br />

und -verhübschungen kommen zu können,<br />

wird dabei aber leider oft und gerne<br />

unterschlagen.<br />

Ein zweites (ähnlich) ärgerliches und in<br />

dem Zusammenhang kaum zu ignorierendes<br />

Phänomen ist der Wunsch mancher<br />

Bauherren nach einem Wahrzeichen,<br />

einer sogenannten Landmarke, die sich<br />

kommerziell nutzen lässt, ihnen zu einem<br />

touristischen Anziehungspunkt verhilft<br />

oder wenigstens für ein bisschen Glanz<br />

inmitten ihrer ansonsten womöglich arg<br />

trist anmutenden Verkehrsinfrastruktur<br />

sorgt. Bedauerlicherweise stoßen derartige<br />

Intentionen hie und da auf größte<br />

Gegenliebe, gerade bei jenen berühmten<br />

(Hochbau-)Gestaltern, deren Nach- oder<br />

Büroname erstaunlich häufi g mit A, B<br />

oder C beginnt und die, global tätig, ihre<br />

spektakulären Entwürfe stets aus dem<br />

Hut zu zaubern scheinen, sich offenbar<br />

eher mit dem Alphabet als mit Fragen der<br />

Konstruktion oder des Kontextes beschäftigen<br />

und daher fast zwangsläufi g keine<br />

schlüssigen, auf Herausforderung wie<br />

Umfeld angemessen reagierenden Konzepte<br />

abzuliefern vermögen.<br />

E D I T O R I A L<br />

Sicherlich, es gab und gibt Ausnahmen<br />

und seit kurzem zudem einen Deutschen<br />

Brückenpreis als Versuch einer Würdigung<br />

ebensolcher Beispiele, außerdem wächst<br />

inzwischen die Zahl der Ingenieurwettbewerbe<br />

und hat die Deutsche Bahn einen<br />

Brückenbeirat berufen, ja sogar einen von<br />

ihm erarbeiteten Leitfaden mit dem Titel<br />

»Gestalten von Eisenbahnbrücken« vorgelegt,<br />

denn sie will (künftig), wie er auf<br />

Seite 11 verheißt, »Brücken bauen, die den<br />

ehrenvollen Titel ›Baukultur‹ verdienen,<br />

zum Wohle von Mensch und Natur«. Das<br />

(alles) sind zweifellos höchst erfreuliche<br />

Signale, die Hoffnung wecken, zugleich<br />

jedoch einer genauso kompetenten wie<br />

konsequenten Begleitung bedürfen,<br />

damit sich die bisher üblichen Standards<br />

auch tatsächlich ändern.<br />

Und exakt diesen Anspruch erfüllt nun<br />

die Tagung »Bau von Geh- und Radwegbrücken«,<br />

die am 12. September 2009 in<br />

München stattfi ndet – und deren Vorträge<br />

Thema wie Umfang von Ausgabe<br />

2·2009 des BRÜCKENBAU bestimmen:<br />

Wiederum die schriftlichen Fassungen<br />

sämtlicher Referate beinhaltend, soll und<br />

kann sie veranschaulichen, wann und wo<br />

sich überzeugende Lösungen entwickeln,<br />

was dazu notwendig ist und warum<br />

intensive Recherchen und eine detaillierte,<br />

eine individuelle und die per se unterschiedlichsten<br />

Aspekte einschließende<br />

Auseinandersetzung letztlich unabdingbar<br />

bleiben (müssen).<br />

BRÜCKENBAU | September 2009


5<br />

Editorial<br />

3 Lösungen statt (lauter) Landmarken<br />

Michael Wiederspahn<br />

Symposium<br />

6 Brücken und Brückenbau in München<br />

Michael Götschl<br />

11 Fußgängerbrücken: Strukturen im Raum<br />

Andreas Keil<br />

17 Mehr als die Verbindung zweier Ufer<br />

Dietmar Feichtinger<br />

22 Bauwerke der Landesgartenschau Rosenheim 2010<br />

Joachim Swillus, Johann Pravida<br />

26 Eine Brücke aus Granit in Rosenheim<br />

Markus Hennecke<br />

30 Zur Erschließung von Versammlungsstätten<br />

Peter Radl, Thomas Götzinger<br />

35 Form fi nden, gerade bei Fußgängerbrücken<br />

Bernhard Schäpertöns<br />

39 Zusammenarbeit von Architekt und Ingenieur<br />

Helmut C. Schulitz<br />

43 Die neue Havenbrücke in Bremerhaven<br />

Ulrich Jäppelt, Arne Kopp<br />

47 Zwei Stege mit viel Schwung<br />

Karl Kleinhanß, Tina Wend<br />

50 Neue Brücken über Isar und Traun<br />

Richard J. Dietrich<br />

54 Hohe Kunst des Stahlbaus<br />

Oliver Schreiber<br />

56 Die Brücke im Düsseldorfer Medienhafen<br />

Claus Raab<br />

58 Brücken im nächtlichen Stadtbild<br />

Stephanie Ramsauer<br />

Aktuell<br />

59 Brückenbau mit Tradition und Perspektive<br />

Bernhard K. Heck<br />

63 Produkte und Projekte<br />

70 Software und IT<br />

72 Nachrichten und Termine<br />

77 Impressum<br />

I N H A L T<br />

BRÜCKENBAU | September 2009


S Y M P O S I U M<br />

Geschichte und Planungen in neuerer Zeit<br />

Brücken und Brückenbau in München<br />

� � � von Michael Götschl<br />

1 Stadtansicht aus dem Jahr 1493<br />

© Landeshauptstadt München/Stadtarchiv<br />

Mit Fokus auf den Brückenbau<br />

spannt dieser Beitrag einen historischen<br />

Bogen von der Stadtgründung<br />

Münchens über die Epochen der<br />

Stadtentwicklung bis in die heutige<br />

Zeit: Mit Beginn des 20. Jahrhunderts<br />

wird die funktionale und<br />

konstruktive Trennung zwischen<br />

Straßen- sowie Fuß- und Radwegbrücken<br />

erkennbar vollzogen. Beispielhaft<br />

werden hier neuere Münchener<br />

Fuß- und Radwegbrücken<br />

vorgestellt und Besonderheiten bei<br />

deren Konzeption und Realisierung<br />

aus der Sicht des Bauherrn erläutert.<br />

Ein Ausblick auf zukünftige Planungen<br />

schließt die nachfolgenden Ausführungen<br />

ab.<br />

2 Neubau der St.-Emmeram-Brücke<br />

© Landeshauptstadt München/Baureferat<br />

September 2009 | BRÜCKENBAU<br />

1 Historie von Stadt und Brücken<br />

1.1 Die Stadtgründung<br />

Im vergangenen Jahr feierte die Landeshauptstadt<br />

München ihren 850. Stadtgeburtstag<br />

unter dem Motto »Brücken<br />

Bauen« unter anderem mit einem großen<br />

Brückenfest. Die Stadtgründung hängt<br />

der Sage nach eng mit einem Brückenschlag<br />

zusammen: Kern der Stadtgründungslegende<br />

Münchens – der Name<br />

kommt von »Munichen« für »zu den Mönchen«<br />

– ist die Zerstörung eines Isarüberganges<br />

bei Oberföhring am nördlichen<br />

Münchner Stadtrand im Jahre 1158. Der<br />

Brückenstandort wurde ca. 6 km fl ussaufwärts<br />

verlegt und eine neue Isarbrücke<br />

am Ort der heutigen Ludwigsbrücke am<br />

Eingang in die Altstadt erstellt; dieser<br />

Gewaltakt wird Herzog Heinrich dem Löwen,<br />

einem Neffen von Kaiser Friedrich I.<br />

Barbarossa, zugeschrieben. Für München<br />

bedeutete der herzogliche Brückenschlag<br />

im Zuge des Handelsweges, auf dem das<br />

»Weiße Gold« aus Reichenhall von nun<br />

an in München über die Isar (»Die Reißende«)<br />

transportiert wurde, Sicherheit und<br />

wachsenden Wohlstand.<br />

In Oberföhring wurde erst im Jahre 1978<br />

wieder eine Brücke realisiert, die 2002<br />

nochmals einer Brandstiftung zum Opfer<br />

fi el. Das Ersatzbauwerk wurde auf den<br />

Fundamenten und Pfeilern des alten<br />

Überbaues im Jahre 2004 errichtet, wobei<br />

nach dem Wunsch des Stadtrates, dem<br />

historischen Ursprung entsprechend,<br />

eine überdachte Holzstruktur<br />

geplant werden sollte. Wesentliche Konstruktionselemente<br />

des ca. 100 m langen<br />

Bauwerkes sind daher Rundhölzer aus<br />

verleimtem Lärchenholz, ergänzt durch<br />

diagonal verspannte Stahlzugstäbe, die<br />

über gusseiserne Kreisringscheiben zu<br />

einem Fachwerk verbunden sind. Als<br />

Witterungsschutz erhielt die Brücke eine<br />

hölzerne Dachkonstruktion mit Titanzinkverblechung.<br />

An der neuen Brücke fallen<br />

die Leichtigkeit, Helle und Transparenz ins<br />

Auge, wegen ihrer Schwingungsanfälligkeit<br />

mussten inmitten des Hauptfeldes<br />

aber zwei Dämpfer nachgerüstet werden.<br />

Das Bauwerk mit ca. 340 m² Nutzfl äche<br />

wurde in einer (Bau-)Saison hergestellt,<br />

die Projektkosten betrugen 1,20 Mio. €.<br />

1.2 Im Mittelalter<br />

Die Gegend um München war schon<br />

im frühen Mittelalter von alten Wegen,<br />

zum Teil aus römischer Zeit, durchzogen.<br />

Die Isar als alpiner Wildfl uss mit ihren<br />

zahlreichen, sich ständig umlagernden<br />

Flussarmen und Kiesinseln, stellte ein unbequemes<br />

Hindernis dar; außerdem war<br />

der Fluss in der Lage, rasch seinen Wasserstand<br />

zu ändern. Seit dem Mittelalter<br />

liegt der engere Stadtkern Münchens<br />

auf dem westlichen Hochufer und damit<br />

hochwassergeschützt.<br />

Bis in die Zeit der Renaissance dienten<br />

Brücken unter anderem zur Überquerung<br />

des Wehrgrabens und als Zugang zur<br />

Kernstadt, die mit Mauern geschützt war<br />

und nur durch eine Handvoll Stadttore<br />

erreicht werden konnte. Gegen Ende des<br />

15. Jahrhunderts zählte das Brückenverzeichnis<br />

Münchens ca. 80 Brücken und<br />

Stege, die überwiegend noch aus Holz<br />

errichtet worden waren.<br />

Außerhalb der Kernstadt lebten und<br />

arbeiteten im ausgehenden Mittelalter<br />

Handwerker und Kleinbürger in den nah<br />

am Fluss gelegenen hochwassergefährdeten<br />

Vorstadtvierteln. Sie nutzten die<br />

6


7<br />

3 Isar bei München im 18. Jahrhundert<br />

© Landeshauptstadt München/Stadtarchiv<br />

kleineren Isar-Flussarme und bauten diese<br />

zu Bachläufen aus, an denen Mühlen<br />

betrieben wurden. Auch in diesen Bereichen<br />

gab es zahlreiche einfache Stege.<br />

1.3 Residenzstadt und Übergang<br />

in die Neuzeit<br />

Mit dem Aufstieg Münchens zur Residenzstadt<br />

im 17. Jahrhundert wuchs<br />

auch das Bedürfnis nach mehr architektonischer<br />

Repräsentanz: Ein entsprechendes<br />

Entree in die Stadt in Form von massiven<br />

Brücken sollte geschaffen werden. So<br />

entstanden die ersten steinernen Isar-<br />

5 Kabelsteg vor und nach der Instandsetzung<br />

© Landeshauptstadt München/Baureferat<br />

brücken im 18. Jahrhundert, nach 1750<br />

insgesamt ca. 30 gewölbte Steinbrücken.<br />

In dieser Epoche erfolgten zudem die Anlage<br />

des Englischen Gartens und die der<br />

Parkanlagen für die barocken Schlösser<br />

Nymphenburg und Schleißheim, für deren<br />

Erschließung und Wegenetz ebenfalls<br />

eine Reihe von Brücken erstellt wurde.<br />

Dem rasanten Wachstum Münchens<br />

im 19. Jahrhundert fi elen das natürliche<br />

Flussbett der Isar, die Wehrmauern und<br />

die allermeisten Flussarme und Verzweigungen<br />

der Isar inklusive der ihrer<br />

Nebenbäche zum Opfer; ein Relikt des<br />

ehemaligen Wildfl usses ist der Flaucher<br />

mit dem sogenannten Flauchersteg. Die<br />

Isar wurde kanalartig ausgebaut, die<br />

Wehrmauern und -gräben geschliffen<br />

und die Bäche mit Straßen und Häusern<br />

überbaut bzw. aufgelassen und verfüllt.<br />

Diese Entwicklung lässt sich nicht mehr<br />

rückgängig machen, obwohl durch den<br />

Isar-Plan wieder mehr Naturnähe in den<br />

Isarauen erreicht wurde und an der einen<br />

oder anderen Stelle Wiederöffnungen<br />

und Renaturierungen von Stadtbächen<br />

durchgeführt werden konnten.<br />

S Y M P O S I U M<br />

4 Steinerne Isarbrücke um 1800<br />

© Landeshauptstadt Münchner/Stadtmuseum<br />

6 Braunauer Eisenbahnbrücke im Bau<br />

© Landeshauptstadt München/Baureferat<br />

In jener Zeit hat man überdies neue Brücken<br />

aus Stein und Eisen, gegen Anfang<br />

des 20. Jahrhunderts sogar die ersten<br />

Eisenbetonbrücken realisiert, wobei die<br />

im Rahmen des Ausbaues der Bahnlinien<br />

fetiggestellten Eisenbrücken als technische<br />

und ästhetische Meisterwerke<br />

gefeiert wurden. Ein Beispiel dafür ist die<br />

gründerzeitliche Braunauer Eisenbahnbrücke,<br />

die nach den Plänen Heinrich<br />

Gerbers 1871 errichtet wurde – und bis<br />

in die 1950er Jahre im Zuge der Bahnlinie<br />

München–Braunau in Betrieb war.<br />

1.4 Das 20. Jahrhundert<br />

Das 20. Jahrhundert wird durch ein großes<br />

Hochwasserereignis eingeleitet, dem<br />

zwei Isarbrücken, eine davon gerade erst<br />

neu erbaut, zum Opfer fallen. Nach dem<br />

Hochwasser vom 13. September 1899 beschließt<br />

der Magistrat der Stadt München<br />

am 18. Juli 1901 ein gewaltiges Brückenbauprogramm<br />

mit insgesamt fünf neuen<br />

steinernen Isarbrücken.<br />

Die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts<br />

ist infolge der Weltkriege dann eine Zeit<br />

erheblichen Mangels. Die Stadt ist stark<br />

zerstört, die Schäden an den Münchner<br />

BRÜCKENBAU | September 2009


S Y M P O S I U M<br />

7 8 Brückenneubauprogramm für München zu Beginn des 20. Jahrhunderts<br />

© Landeshauptstadt München/Baureferat<br />

Brücken sind hingegen eher gering: Die<br />

wichtigen Isarbrücken sind zwar beschädigt,<br />

aber benutzbar.<br />

Es schließen sich nun der Wiederaufbau<br />

und die Zeit des Wirtschaftswunders an.<br />

Im Zuge großer Straßenausbaumaßnahmen<br />

mit Anlage von Mittlerem Ring und<br />

Altstadtring werden nach 1950 neue Straßenbrücken<br />

für den Schwerlastverkehr<br />

hergestellt – in Spannbetonbauweise, die<br />

bis heute diese starken Dauerbelastungen<br />

bis 100.000 Kfz/d ausgesetzten funktionalen<br />

Konstruktionen prägt.<br />

2 Neuere Fuß- und Radwegbrücken<br />

2.1 Allgemeines<br />

Ins 20. Jahrhundert fällt auch die Ausrichtung<br />

auf eigene Brückenkonstruktionen<br />

für den Fuß- und Radverkehr infolge des<br />

anwachsenden Straßenverkehrs, der<br />

Anlage separater Fuß- und Radwege und<br />

der unterschiedlichen Anforderungen an<br />

die dazugehörigen Bauwerke.<br />

9 10 Brücken im Olympiapark<br />

© Landeshauptstadt München/Baureferat<br />

September 2009 | BRÜCKENBAU<br />

2.2 Neubau von Grünanlagen<br />

In München entstehen zusätzlich zu den<br />

bereits vorhandenen Grünanlagen, wie<br />

dem Englischen Garten und den Isarauen,<br />

neue »Grünzonen«. Prominenteste<br />

Beispiele sind der Olympiapark für die<br />

Olympiade 1972, der Westpark für die<br />

Internationale Gartenschau 1983 und<br />

zuletzt zur Bundesgartenschau 2006 der<br />

Landschaftspark in Riem. Für jede von ihnen<br />

wurden eigene Brückenfamilien mit<br />

charakteristischen Konstruktions- und<br />

Gestaltungsmerkmalen geplant. Planungstragender<br />

Gedanke für die Brücken<br />

im Olympiapark sind beispielsweise die<br />

extrem großen Querschnitte der Stahlbetonplatten,<br />

welche die Großzügigkeit<br />

der Landschaftsgestaltung nicht durch<br />

einschnürende Bauwerke beeinträchtigen<br />

sollen.<br />

Seit Anfang der 1990er Jahre werden in<br />

der Folge großer städtebaulicher Entwicklungsmaßnahmen<br />

in München neue Fuß-<br />

und Radwegbrücken errichtet. Brücken<br />

früheren Datums waren teilweise nur mit<br />

Treppenanlagen ausgestattet und somit<br />

nicht barrierefrei. Die Barrierefreiheit<br />

spielt nun aber eine wesentliche Rolle bei<br />

Neubauten, wobei die entsprechenden<br />

Anforderungen kontinuierlich gesteigert<br />

wurden. Derzeit sollen Rampensteigungen<br />

nicht mehr als 3 % bzw. alternativ<br />

6 % mit Zwischenpodesten betragen. Die<br />

Integration der hierzu nötigen großen<br />

Aufgangsbauwerke mit Rampenlängen<br />

über 100 m in die Umgebung ist immer<br />

schwierig: Wie damit in München umgegangen<br />

wurde, sollen einige Beispiele<br />

verdeutlichen.<br />

2.3 Parkstadt Schwabing<br />

Das durch die Autobahn München–Nürnberg<br />

begrenzte Entwicklungsgebiet Parkstadt<br />

Schwabing sollte an die bestehende<br />

Bebauung angeschlossen werden, wofür<br />

auch eine Brücke über die Autobahn<br />

errichtet werden musste. Zwei mehrfach<br />

unterspannte Fachwerkträger tragen hier<br />

die Gehbahnplatte aus Stahlbeton, Edelstahl,<br />

Sichtbeton, und die weiß beschichteten<br />

Stahlbauteile sind charakteristisch<br />

für diese leichte Konstruktion. Wegen<br />

der grundsätzlichen Entscheidung, auf<br />

unbewachten Flächen auf Aufzüge zu<br />

verzichten, waren die erforderlichen<br />

Höhen über den Autobahnquerschnitt<br />

aber mit behindertengerechten Rampen<br />

zu bewältigen, die sich nun je Seite in<br />

drei Windungen mit 6 % Steigung und<br />

Zwischenpodesten nach oben ziehen. Um<br />

die Gefahr eines Lkw-Anpralls am unterspannten<br />

Tragwerk zu meistern, wurde<br />

ein vergrößertes Lichtraumprofi l eingeplant<br />

sowie Zugstäbe und Gehbahnplatte<br />

so aneinandergekoppelt, dass sich bei<br />

Anprall und Durchreißen eines Zugstabes<br />

die Konstruktion auf die Gehbahnplatte<br />

stützt. Eine weitere Besonderheit besteht<br />

in der erstmaligen Beleuchtung einer<br />

Münchner Brücke mit LEDs. Die Brücke<br />

wurde innerhalb eines Jahres, der Überbau<br />

dabei in einer nächtlichen Sperrpause<br />

der Autobahn eingehoben. Die Projektkosten<br />

der Brücke mit Rampen beliefen<br />

sich auf ca. 1,40 Mio. €.<br />

2.4 Westend<br />

Mit den Baulichkeiten für das Europäische<br />

Patentamt zu beiden Seiten der Bayerstraße<br />

wurde auch ein Brückenbauwerk<br />

von einem privaten Investor realisiert und<br />

in die städtische Baulast übergeben. Die<br />

Planungen erfolgten in enger fachlicher<br />

Abstimmung mit der Stadt, ein zentra-<br />

8


9<br />

11 Brücke über den Mittleren Ring<br />

© Landeshauptstadt München/Baureferat<br />

les Thema war dabei die barrierefreie<br />

Überwindung des Geländesprunges<br />

zwischen dem nördlichen und südlichen<br />

Gelände – einer eiszeitlichen Hangkante<br />

von ca. 4 m Höhe. Die Lösung bestand in<br />

der Führung der öffentlichen Fuß- und<br />

Radwegbeziehung von Norden her aus<br />

der bereits vorhandenen Passage über die<br />

Brücke auf einen »Stadtbalkon«. Dieser<br />

wirkt als Gestaltungselement im Sinne<br />

einer modernen Loggia, die öffentlich<br />

benutzbar ist, und wird für Passanten<br />

dank der Höhenunterschiede an der<br />

Isar-Hangkante besonders erlebbar. Der<br />

Abgang ist als fl ach geneigte Treppenanlage<br />

mit Fahrradfurt konzipiert und per se<br />

noch nicht behindertengerecht. Deshalb<br />

wurde hier ein öffentlicher Aufzug in das<br />

überwachte Gebäude des Europäischen<br />

Patentamts integriert, der die Zuwegung<br />

für Behinderte gewährleistet. Ein besonderes<br />

Merkmal der Brücke ist das Tragwerk<br />

aus hochfestem Stahl mit seinem<br />

kurzen Bogenstich: Randbedingungen<br />

waren die Anbindungshöhe des Überbaues<br />

an die vorhandene Passage und das<br />

erforderliche Lichtraumprofi l der unter<br />

ihr verlaufenden Trambahn sowie eine<br />

barrierefreie Steigung der Brücke, deren<br />

Schlankheit heute durch ein in Edelstahl<br />

gefasstes Glasgeländer unterstrichen<br />

wird. Um die Schwingungen der Konstruktion<br />

zu begrenzen, wurden in bereits<br />

bauseits vorgesehenen Aussparungen der<br />

Stahlbetonplatte in den Drittelpunkten<br />

und im Scheitel Dämpfer integriert.<br />

2.5 Theresienhöhe<br />

Der Umzug der Messe nach Riem schuf<br />

die Voraussetzungen für die Neugestaltung<br />

ihres ehemaligen Geländes auf der<br />

Theresienhöhe. Das Planungskonzept sah<br />

auch eine neue Fuß- und Radwegbrücke<br />

vor: Neben einer attraktiven Anbindung<br />

der neuen Wohngebiete an den Westpark<br />

sorgt diese barrierefreie Brücke als Teil<br />

12 Brücke über die Autobahn<br />

© Landeshauptstadt München/Baureferat<br />

13 14 Brücke beim Europäischen<br />

Patentamt<br />

© Landeshauptstadt München/<br />

Baureferat<br />

einer Fahrradhauptroute für eine direkte<br />

Verknüpfung über die Theresienwiese<br />

bis in die Innenstadt. Für die Brückenkonzeption<br />

war eine möglichst harmonische<br />

Integration in die gewachsene Umgebung<br />

von großer Bedeutung. Und so<br />

überspannt jetzt ein Stahlbetonbauwerk<br />

die Ganghoferstraße über drei Felder und<br />

schließt monolithisch an eine Rampen-<br />

mit Treppenanlage an. Außenliegende<br />

Pendelstützen tragen die Rampenplatte,<br />

so dass eine Unterbauung mit Künstlerateliers<br />

möglich wurde. Die gesamte<br />

Maßnahme wurde bei Projektkosten von<br />

ca. 1,74 Mio. € in einer Bausaison im Jahre<br />

2005 realisiert.<br />

15 Brücke zum Westpark<br />

© Landeshauptstadt München/Baureferat<br />

S Y M P O S I U M<br />

BRÜCKENBAU | September 2009


S Y M P O S I U M<br />

2.5 Ackermannbogen<br />

Nach 200 Jahren militärischer Funktion<br />

wurde die in unmittelbarer Nachbarschaft<br />

zum Olympiapark gelegene<br />

Waldmann-Stetten-Kaserne einer städtebaulichen<br />

Nutzung zugeführt. Auch<br />

hier war ein wichtiger Bestandteil des<br />

Planungskonzeptes die Anbindung für<br />

Fußgänger und Radfahrer aus dem neuen<br />

Stadtquartier an den Olympiapark. In<br />

einem Realisierungswettbewerb mit 110<br />

eingereichten Arbeiten siegte der Entwurf<br />

für ein schlankes Stahlbetonbauwerk aus<br />

Hochleistungsbeton auf Rundstützen.<br />

Organische Formen und die »Einheit« von<br />

Architektur und Landschaft geben dem<br />

olympischen Gelände seinen Charakter,<br />

dem das Brückenbauwerk Rechung<br />

trägt – durch einen geschwungenen<br />

Verlauf, die Schlankheit des Überbaues<br />

und ein transparentes Geländer. Zum<br />

ersten Mal für eine Münchner Brücke kam<br />

zudem Hochleistungsbeton zum Einsatz,<br />

Ziel war die Minimierung der Plattenstärke<br />

des Überbaues. Die Projektkosten für<br />

die 2005 fertiggestellte Brücke beliefen<br />

sich auf ca. 2,90 Mio. €.<br />

3 Künftige Planungen<br />

3.1 Allgemeines<br />

Ein Ziel der Münchner Verkehrspolitik<br />

ist die kontinuierliche Verbesserung der<br />

Nahmobilität für die Münchnerinnen<br />

und Münchner, insbesondere auch die<br />

Erhöhung des Fahrradanteils am Individualverkehr.<br />

Dieser Entwicklung wird unter<br />

anderem durch neue Planungen von Fuß-<br />

und Radwegbrücken Rechnung getragen,<br />

wie die beiden nachfolgenden Beispiele<br />

dokumentieren.<br />

18 Zentrale Bahnfl ächen<br />

© Vivico Real Estate GmbH<br />

September 2009 | BRÜCKENBAU<br />

16 17 Brücke zum Olympiapark<br />

© Landeshauptstadt München/Baureferat<br />

3.2 Zentrale Bahnfl ächen<br />

Ein großes Entwicklungsgebiet sind die<br />

zentralen Bahnfl ächen zwischen dem<br />

Münchener Hauptbahnhof und Pasing.<br />

Hier gibt es nach dem Wunsch des<br />

Stadtrates einen neuen Brückenstandort<br />

zwischen der Hackerbrücke und der Donnersbergerbrücke:<br />

Es soll zur Anbindung<br />

des (neuen) Stadtteiles Arnulfpark an<br />

das Westend und zum Anschluss an den<br />

S-Bahn-Haltepunkt Donnersbergerbrücke<br />

eine Fuß-/Radwegbrücke über die<br />

Bahnanlagen geplant werden. Auch für<br />

dieses Vorhaben gibt es viele Rahmenbedingungen,<br />

wie die bereits per Bebauungsplanung<br />

festgelegten »Fenster«<br />

der Abgangsbauwerke und vor allem die<br />

extrem dichte Nutzung im Bereich der<br />

Bahnanlagen. Insgesamt sind im Bereich<br />

der zentralen Bahnfl ächen mehrere auch<br />

bahnparallele Brückenbauten durch die<br />

Fahrradrouten vorgesehen, die entlang<br />

der Bahnachse für die Durchgängigkeit<br />

der Fuß- und Radfahrverbindungen sorgen<br />

sollen.<br />

19 Brücke am S-Bahn-Halt Leuchtenbergring<br />

© SSF Ingenieure GmbH<br />

3.3 Rund um den Ostbahnhof<br />

Am Standort der Telekom im Münchner<br />

Osten befi ndet sich gemäß Stadtratsbeschluss<br />

eine neue Brücke in Planung, die<br />

eine barrierefreie Erschließung des S-<br />

Bahn-Haltes Leuchtenbergring und eine<br />

Stadtteilverbindung gewährleisten soll.<br />

Sie ist in das Planfeststellungsverfahren<br />

für die zweite S-Bahn-Stammstrecke<br />

Münchens integriert und soll als stählerne<br />

Fachwerkkonstruktion die Bahnanlage<br />

queren; Rampen und Treppen als Aufgangsbauwerke<br />

bzw. Aufzüge und Treppen<br />

als Zugänge zu den Bahnsteigen sind<br />

wichtige Bestandteile des Vorhabens.<br />

Autor:<br />

Dipl.-Ing. (univ.) Michael Götschl<br />

Regierungsbaumeister<br />

Baureferat, Ingenieurbau<br />

Landeshauptstadt München<br />

10


11<br />

Anforderungen, Möglichkeiten und Beispiele<br />

Fußgängerbrücken: Strukturen im Raum<br />

� � � von Andreas Keil<br />

Fußgängerbrücken unterscheiden<br />

sich deutlich von den großen Brücken<br />

für Straße und Schiene, denn<br />

an sie werden weniger restriktive<br />

Anforderungen gestellt. Das ermöglicht<br />

Grundrissverläufe, die sich aus<br />

der geometrischen Forderung nach<br />

einer harmonischeren Anbindung<br />

an bestehende Wegenetze und nach<br />

fl üssigeren Verkehrsführungen ergeben.<br />

Sie können auch gekrümmt<br />

sein, und insbesondere bei größeren,<br />

für Seiltragwerke prädestinierten<br />

Spannweiten ist es möglich, diese<br />

Krümmung für effi ziente Tragstrukturen<br />

zu nutzen, ohne auf die Leichtigkeit<br />

und Transparenz von Seilbrücken<br />

verzichten zu müssen. Interessante<br />

und spannende Tragwerke<br />

sind möglich, und mit der dritten<br />

Dimension erhalten solche Brücken<br />

eine eigene, räumliche Dynamik.<br />

1 Allgemeines<br />

Vor dem Entwurf einer Fußgängerbrücke<br />

muss die genaue Auseinandersetzung<br />

mit den Randbedingungen stehen. Neben<br />

den funktionellen Anforderungen an das<br />

Bauwerk selbst, wie Lasten, Breite und<br />

Steigungen, sind es die städtebaulichen<br />

Vorgaben und die Integration in eine vorhandene<br />

Infrastruktur, die den Entwurf<br />

beeinfl ussen. Es macht einen entscheidenden<br />

Unterschied, in welchem Umfeld<br />

die Brücke gebaut wird: Innerstädtische<br />

oder urbane Brücken sind in ihren Anforderungen<br />

an die Gebrauchsfähigkeit<br />

anders zu behandeln als Brücken, die in<br />

Parklandschaften oder gar in einsamen<br />

Gegenden errichtet werden.<br />

Ein oft vernachlässigter Punkt sind die<br />

visuelle Wahrnehmung einer Brückenstruktur<br />

und die damit verbundene<br />

Erwartungshaltung der Fußgänger. Eine<br />

Studie hat veranschaulicht, dass es von<br />

Benutzern viel unangenehmer empfunden<br />

wird, wenn sich eine schwer wirkende<br />

Konstruktion bewegt, als wenn dies eine<br />

leichte Konstruktion tut. Das zeigt, dass<br />

man viel weniger beunruhigt oder gestört<br />

ist, wenn man das spürt und fühlt, was<br />

man erwartet.<br />

Selbstverständlich ist, dass jede Brücke<br />

standsicher sein muss. Extreme, in den<br />

Normen vorgeschriebene Belastungen<br />

müssen abgetragen werden können. Und<br />

das gilt nicht nur für die Statik, sondern<br />

auch für die Dynamik. Wie bei der statischen<br />

Betrachtung ist bei der dynamischen<br />

Untersuchung darauf zu achten,<br />

dass bei extremen (eventuell auch mutwilligen)<br />

Belastungen oder Anregungen<br />

die Standsicherheit der Brücke nicht gefährdet<br />

ist, und zwar unabhängig von den<br />

auftretenden Amplituden und Beschleunigungen.<br />

Anders als beim Bruchzustand,<br />

für den die Frage zu beantworten bleibt,<br />

welche extremsten Einwirkungen es gibt<br />

und welche Querschnitte man braucht,<br />

um die Lasten sicher abzutragen, geht es<br />

beim Gebrauchszustand um die häufi gen<br />

und realistischen Ein- und die daraus<br />

resultierenden (erträglichen) Auswirkungen<br />

für die Nutzung und Benutzer.<br />

2 Details der Max-Eyth-See-Brücke<br />

© Schlaich Bergermann und Partner<br />

S Y M P O S I U M<br />

Abhängig vom Standort und vom Entwurf<br />

selbst sollte also eine sensible und<br />

differenzierte Formfi ndung erfolgen.<br />

Zu pauschale Betrachtungen können<br />

zu übertriebenen, aufwendigen und<br />

oft plump wirkenden Dämpfungsmaßnahmen<br />

führen – die teuer sind und nur<br />

selten in das gestalterische Gesamtkonzept<br />

passen.<br />

2 Entwurfskriterien<br />

2.1 Detaillierung<br />

Die Wahrnehmung einer Brücke geschieht<br />

zum einen über das Gesamtbild<br />

des Tragwerks, den Eindruck von weitem,<br />

zum anderen sind es die Details, die der<br />

Benutzer beim langsamen Begehen der<br />

Brücke erfahren und erleben kann. Diese<br />

Details müssen, die richtigen Proportionen<br />

haben, und sie müssen die »gestalterische«<br />

Sprache der gesamten Konstruktion<br />

widerspiegeln.<br />

1 Gesamtansicht der<br />

Max-Eyth-See-Brücke<br />

© Schlaich Bergermann<br />

und Partner<br />

Gerade was die dynamischen Aspekte<br />

betrifft – und die spielen bei seilgestützten<br />

Brücken fast immer eine Rolle –,<br />

scheint hier die Findung einer pauschalen<br />

Regelung schwierig zu sein, da die Frage<br />

nach den Einwirkungen durch Standort<br />

und Nutzung bestimmt wird. Innerstädtische<br />

Brücken haben oft ganz andere<br />

Beanspruchungen und Belastungen, als<br />

dies bei Stegen in Parklandschaften der<br />

Fall ist. Ähnlich verhält es sich mit der<br />

Akzeptanz der Auswirkungen: Sie ist subjektiv,<br />

wird aber auch, wie schon erwähnt,<br />

von der Assoziation »schwer–steif« und<br />

»leicht–weich« und der damit verbundenen<br />

Erwartungshaltung des Einzelnen<br />

beeinfl usst.<br />

BRÜCKENBAU | September 2009


S Y M P O S I U M<br />

Leichte, offene und transparente Strukturen<br />

mit ansehnlichen Details laden viel<br />

eher zum Verweilen und Ausruhen ein,<br />

als dies schwere und bedrohlich wirkende<br />

Lösungen tun. Wer sich auf der Brücke<br />

wohlfühlt, wird sich mehr Zeit für sie nehmen,<br />

wird sich mit ihr auseinandersetzen<br />

und versuchen, sie zu begreifen und zu<br />

verstehen.<br />

2.2 Trassierung<br />

Brücken für das Straßen- und Eisenbahnnetz<br />

werden in übergeordnete Verkehrsplanungen<br />

integriert, sie werden<br />

in ihrem Verlauf unter Einhaltung aller<br />

verkehrsrelevanten Parameter frühzeitig<br />

festgelegt und diese der Brückenplanung<br />

vorgegeben. Bei Fußgängerbrücken ist<br />

das anders: An sie werden nicht die hohen<br />

Anforderungen wie an Großbrücken<br />

gestellt. Sie können im Grundriss fast<br />

beliebig geformt und trassiert werden,<br />

können sich bestehenden Wegenetzen<br />

anpassen, sich verzweigen, aufweiten<br />

oder verengen und ermöglichen dadurch<br />

eine ganz andere Vielfalt.<br />

Oft haben Fußgängerbrücken aber das<br />

Problem, dass bei Einhaltung von behinderten-<br />

und fahrradgerechten Steigungen<br />

sehr lange Rampen notwendig<br />

werden, um die notwendige Höhe zur<br />

Überquerung zu erreichen.<br />

Für die Überquerung selbst ist der zum<br />

Hindernis rechtwinklige Weg der kürzeste<br />

und damit der kostengünstigste, weshalb<br />

beim Entwurf von Fußgängerstegen oft<br />

versucht wird, genau diese Orientierung<br />

zu wählen. Sofern die anbindenden Wege<br />

in Verlängerung der Brückenachse angeordnet<br />

sind, ist eine solche Linienführung<br />

logisch, klar und einfach.<br />

Wenn die Anbindungen in Richtung und<br />

Lage jedoch nicht zum geraden Verlauf<br />

der Brücke passen und sich auch nicht<br />

anpassen lassen, hat die Trassierung der<br />

Brücke darauf zu reagieren.<br />

September 2009 | BRÜCKENBAU<br />

4 Beispiel: Grundrissverläufe<br />

© Schlaich Bergermann und Partner<br />

5 Fußgängerbrücke in Pforzheim<br />

© Schlaich Bergermann und Partner<br />

6 Fußgängerbrücke in Minden<br />

© Schlaich Bergermann und Partner<br />

3 Beispiel: Rampen<br />

© Schlaich Bergermann<br />

und Partner<br />

Eine Lösung des Problems ist die entkoppelte<br />

Betrachtung von Brücke und<br />

Rampe. Rampen bringen den Benutzer<br />

auf die nötige Höhe, und die Brücke überquert<br />

dann geradlinig und möglichst<br />

rechtwinklig das Hindernis. Abhängig<br />

vom möglichen Platzangebot und der<br />

Topographie müssen solche Rampen sehr<br />

unterschiedlich ausgebildet werden:<br />

entweder als einfache Rampe oder in<br />

Zickzack- bzw. Spiralform. Hierbei sind die<br />

fl üssigen, stetig gekrümmten Verläufe<br />

denen mit abruptem Richtungswechsel<br />

vorzuziehen. Mit einem durchlaufenden<br />

Stegquerschnitt und einer einheitlichen<br />

konstruktiven Sprache gelingt es, trotz<br />

der »entkoppelten« Betrachtung durchgängige<br />

und ansprechende Lösungen zu<br />

fi nden – freilich immer mit dem Nachteil,<br />

dass sich die Tragstruktur in einen Rampen-<br />

und einen Brückenteil trennt.<br />

Ein anderer Weg ist die gekoppelte Betrachtung.<br />

Wenn man sich von dem Entwurfsziel,<br />

Brücke und Rampe geometrisch<br />

und konstruktiv zu trennen, löst, ergeben<br />

sich direktere und fl üssigere Alternativen<br />

der Linienführung. Dies hat aber grundsätzliche<br />

Auswirkungen auf die Wahl<br />

des Tragwerks. Während die geraden<br />

Überbauten ohne Beeinträchtigung mit<br />

außenliegenden Hänger- oder Schrägseilen<br />

gestützt werden können, ragen<br />

bei gekrümmten Brücken die Seile in das<br />

Lichtraumprofi l hinein.<br />

Sofern dies kritisch wird, lässt sich das<br />

Problem durch seitliches Verschieben der<br />

Seilverankerungspunkte am Mast oder<br />

durch Nachaußenschieben der Verankerungspunkte<br />

am Überbau zwar entschärfen<br />

oder lösen, das hat aber geometrisch<br />

Grenzen, und bei größeren Krümmungen<br />

kann nur noch einseitig aufgehängt<br />

werden.<br />

12


13<br />

Mit jener Konsequenz stellt sich zuerst<br />

die Frage, auf welcher Seite die Aufhängung<br />

angeordnet wird. Innen oder<br />

außen? Beides ist denkbar, hat jedoch<br />

neben den städtebaulichen Aspekten wie<br />

Maststandort und »visueller« Orientierung<br />

auch Auswirkungen auf das primäre<br />

Seiltragwerk. Während es bei der inneren<br />

Anordnung möglich ist, den Mast bzw.<br />

die Maste in der Nähe des Schwerpunkts<br />

bzw. in den Schwerpunkten des Kreisringträgers<br />

zu platzieren und damit auf<br />

Abspannungen verzichten zu können,<br />

muss bei einer Anordnung außen das<br />

Gleichgewicht über Rückhalteseile des<br />

Masts hergestellt werden.<br />

Lage, Neigung und Höhe des Masts bzw.<br />

der Maste lassen sich hierbei frei wählen,<br />

beeinfl ussen aber zusammen mit der<br />

dann formgefundenen Geometrie des<br />

Seiltragwerks die Schnittkräfte in der<br />

gesamten Konstruktion. Dies betrifft<br />

ebenso die Hängerneigungen, die die<br />

horizontalen Kräfte auf das Brückendeck<br />

bestimmen. Mit einer geschickten Wahl<br />

des Hängerangriffspunktes am Brückenquerschnitt<br />

können diese Horizontalkomponenten<br />

positiv zur Verringerung<br />

der auftretenden Momente eingesetzt<br />

werden.<br />

7 Anordnung des Seiltragwerks<br />

© Schlaich Bergermann und Partner<br />

2.3 Querschnitt<br />

Betrachtet man zuerst eine rein vertikale<br />

Aufhängung des Querschnitts, so entsteht<br />

mit der einseitigen Aufhängung ein<br />

Krempelmoment.<br />

Betrachtet man hingegen einen kontinuierlich<br />

gestützten Ausschnitt des<br />

gekrümmten Überbaus, so zeigt sich, dass<br />

man dieses auftretende Krempelmoment<br />

nicht nur über Torsion, sondern auch über<br />

zusätzliche Längsbiegung abtragen kann.<br />

Bei einer meist vorhandenen, engen und<br />

steifen Stützung des Überbaus durch<br />

das Seiltragwerk bleiben die »normalen«<br />

Biegemomente gering und beeinfl ussen<br />

die gesamte Längsbiegebeanspruchung<br />

nur wenig, so dass die Längsbiegung aus<br />

dem Krempelmoment dominiert und die<br />

8 Aufl agerreaktionen<br />

© Schlaich Bergermann und Partner<br />

9 Torsion und Biegung<br />

© Schlaich Bergermann und Partner<br />

10 Kräftezerlegung am Querschnitt<br />

© Schlaich Bergermann und Partner<br />

11 Ringseil<br />

© Schlaich Bergermann und Partner<br />

S Y M P O S I U M<br />

Auslegung des Querschnitts im Wesentlichen<br />

nach diesen Beanspruchungen<br />

erfolgen kann.<br />

Die Umwandlung der Torsion in Biegung<br />

lässt sich über eine gekoppelte Betrachtung<br />

Querschnitt–Grundriss veranschaulichen;<br />

am Querschnitt ergibt sich:<br />

H 1 = |H 2 | = P × e/h<br />

Unter Berücksichtigung der Grundrisskrümmung<br />

lassen sich die Horizontalkräfte<br />

Z und D mit einem »liegenden« Ringseil<br />

oder Druckbogen, der rein axial mit der<br />

Normalkraft S bzw. D belastet wird, »einfangen«:<br />

– S = H 1 × R (Zug)<br />

– D = H 2 × R (Druck)<br />

Auf den ersten Blick scheint es hierbei<br />

für den Querschnitt unwesentlich, ob<br />

die Brücke innen oder außen gestützt<br />

wird. Theoretisch betrachtet, ist dies nur<br />

ein Vorzeichenwechsel bei den Kräften,<br />

praktisch jedoch ein entscheidendes Kriterium<br />

für die Ausbildung des Überbaus.<br />

Gleiches gilt für die Frage, in welcher<br />

Höhe bei einem aufgelösten Querschnitt<br />

die beiden Gurte angeordnet werden.<br />

Davon ausgehend, dass ein Gurt immer<br />

in Höhe der steifen Gehplatte zum Liegen<br />

kommt, ergeben sich bei einem zweiten<br />

Gurt unter der Deckbrücke die umgekehrten<br />

Verhältnisse wie bei einem Gurt über<br />

der Trogbrücke.<br />

Wie ersichtlich, wird die Kraft in den<br />

horizontalen Traggliedern durch die<br />

Krümmung bestimmt: Unter der Annahme<br />

konstanter Krümmungen (R = konst.)<br />

verfügt man über gleichbleibende Kräfte,<br />

aus Krümmungsänderungen resultieren<br />

hingegen auch unterschiedliche Seilkräfte.<br />

Wenn man darauf nicht mit einer Anpassung<br />

der Bauhöhe reagiert, bedeutet<br />

dies eine tangentiale Differenzkraft, die<br />

mit dem korrespondierenden Gurt ausgeglichen<br />

werden muss. Konstruktiv kann<br />

das über eine »schubfeste« Auskreuzung<br />

der beiden Gurte erfolgen.<br />

12 Deckbrücke und Trogbrücke<br />

© Schlaich Bergermann und Partner<br />

BRÜCKENBAU | September 2009


S Y M P O S I U M<br />

Die Krümmung ist so zu wählen, dass<br />

die Kräfte nicht zu groß werden und mit<br />

vertretbaren Querschnitten aufgenommen<br />

werden können. Sofern ausreichend,<br />

bietet eine im Grundriss parallele Lage der<br />

beiden Gurte die konstruktiv einfachste<br />

Lösung. Während die steife Brückenplatte<br />

bei größeren Krümmungen noch gut<br />

funktioniert, ist es bei zugbeanspruchten<br />

Untergurten mitunter sinnvoll, die Kräfte<br />

durch eine Reduktion der Krümmung zu<br />

verringern. Entwürfe für die Stege Roth<br />

und Kehl zeigen dieses Prinzip.<br />

Bei der Wahl des Querschnitts spielen<br />

aber nicht nur statische Gesichtspunkte<br />

eine wichtige Rolle. Aufgelöste Querschnitte<br />

wirken bisweilen unruhig und<br />

vermögen – obwohl gut gemeint – den<br />

(Gesamt-)Eindruck einer Fußgängerbrücke<br />

zu überfrachten und zu beeinträchtigen.<br />

So wurde nach intensiver Auseinandersetzung<br />

mit dem Gesamterscheinungsbild<br />

und der städtebaulichen Situation<br />

bei den Brücken in Sassnitz und Gelsenkirchen<br />

bewusst darauf verzichtet,<br />

den Brückenquerschnitt in Druck und<br />

Zugelemente aufzulösen – und stattdessen<br />

eine kompakte, in sich geschlossene<br />

14 15 Museumsbrücke in München: Übersicht und Detail<br />

© Schlaich Bergermann und Partner<br />

Form gewählt, mit der es gelingt, einen<br />

sehr ruhigen, den Schwung betonenden<br />

Überbau zu entwickeln. Da ein solcher<br />

Überbauquerschnitt auch für Biege- und<br />

Torsionsmomente sehr widerstandsfähig<br />

und steif ist, lässt sich hier der erhöhte<br />

Materialaufwand gegenüber den aufgelösten<br />

Querschnitten durchaus rechtfertigen.<br />

September 2009 | BRÜCKENBAU<br />

3 Projekte und Entwürfe<br />

3.1 Einleitung<br />

Unter Berücksichtigung dieser Entwurfsprinzipien<br />

entstand im Büro Schlaich<br />

Bergermann und Partner eine große Zahl<br />

gekrümmter, seilgestützter Brücken, die<br />

nicht nur die Vielfalt, sondern auch die<br />

Entwicklung aufzeigen können.<br />

3.2 Kelheim, München, Bochum<br />

Die erste einseitig gestützte und 1988 in<br />

Kelheim über den Rhein-Main-Donau-Kanal<br />

realisierte Brücke hat einen massiven<br />

Querschnitt, bei dem »nur« die Lage der<br />

im Beton versteckten Spannglieder etwas<br />

über ihre Funktionsweise verraten könnte.<br />

Während die Verankerungspunkte des<br />

Seiltragwerks im Schwerpunkt der Konstruktion<br />

liegen, mussten die Maste – um<br />

Störungen im Bereich des Schifffahrtskanals<br />

zu verhindern – »außerhalb des<br />

Kreisringträgers« aufgestellt und abgespannt<br />

werden.<br />

Während bei Kelheim alles noch im Betonquerschnitt<br />

»versteckt« ist, zeigt die<br />

Brücke im Deutschen Museum deutlich,<br />

wie sie funktioniert: Mit einem Mast, der<br />

exakt im Schwerpunkt steht – damit er<br />

keine Abspannung braucht –, mit einer inneren<br />

Aufhängung, mit einem aufgelösten<br />

Querschnitt aus Zugseilen und einem<br />

Druckrohr wird hier das Spiel mit dem<br />

Kräftegleichgewicht demonstriert. Der<br />

transparente Glasbelag erlaubt auch dem<br />

13 Brücke in Kelheim<br />

© Schlaich Bergermann<br />

und Partner<br />

16 Fußgängerbrücke in Bochum<br />

© Schlaich Bergermann und Partner<br />

Besucher auf der Brücke, Zug- und Druckgurt<br />

des Brückendecks zu sehen und die<br />

Funktionsweise nachzuvollziehen.<br />

Fügt man zwei solcher Systeme entgegengesetzt<br />

zusammen, erhält man einen<br />

S-förmigen Brückenverlauf, der sich für<br />

die Verbindung zweier Parkbereiche in<br />

Bochum anbot. Während der Untergurt<br />

ebenfalls als markant rotgestrichenes<br />

Druckrohr ausgebildet ist, wurde auf<br />

einen separaten Obergurt in Form von<br />

Zugseilen verzichtet und wird die Zugkraft<br />

mit Bewehrung in der 10 cm dicken<br />

14


15<br />

17 Cité-Steg in Baden-Baden<br />

© Schlaich Bergermann und Partner<br />

Betonplatte aufgenommen. Diagonalen<br />

zwischen Untergurt und Betonplatte erhöhen<br />

die Biegesteifi gkeit und verbessern<br />

das dynamische Verhalten bei vertikalen<br />

Anregungen.<br />

3.3 Baden-Baden und Roth<br />

Im Unterschied zu den zuvor beschriebenen<br />

Deckbrücken musste beim Entwurf<br />

für den Cité-Steg in Baden-Baden eine<br />

Trogbrücke gewählt werden, da der Lichtraum<br />

und die anbindenden Rampen keine<br />

größeren Bauhöhen zuließen. Aufgrund<br />

der starken Krümmung bleiben die Kräfte<br />

klein, und die Integration des Obergurts<br />

in die Geländerkonstruktion ist möglich,<br />

ohne dass der einhüftige Rahmen mit<br />

seinem obenliegenden Zugglied die<br />

Transparenz der Gesamtstruktur stark<br />

beeinträchtigt.<br />

Während bei dem Brückenentwurf in<br />

Baden-Baden der günstige Effekt einer<br />

Druckkraft in der Gehplatte, die als Betonplatte<br />

sehr drucksteif ist, dadurch<br />

erreicht wird, dass die beiden Gurtebenen<br />

verschoben werden und so eine einhüftige<br />

Trogbrücke entsteht, lässt sich dies bei<br />

Deckbrücken durch eine veränderte Lagerung<br />

erzielen: Beim Entwurf für die Stieberbrücke<br />

in Roth wird die Brückenplatte<br />

außen gestützt und erhält derart eine<br />

günstige Druckkraft; als Untergurt dienen<br />

drei vollverschlossene Seile. Zur Reduzierung<br />

der Kräfte wird die Krümmung der<br />

Ringseile vergrößert, und sie schwingen<br />

vom inneren Rand der Widerlager zum<br />

äußeren Rand in Brückenmitte. Mit einer<br />

in Druck- und Zugstäben aufgelösten Verankerung<br />

des Zuggurts am Überbau wird<br />

der Schwung des Ringseils unterstrichen<br />

und die Transparenz der Brücke zusätzlich<br />

erhöht.<br />

18 Fußgängerbrücke in Roth<br />

© Schlaich Bergermann und Partner<br />

3.3 Kehl und Sassnitz<br />

Einer noch kleineren Krümmung kann nur<br />

mit einem selbständigen horizontalen<br />

Aussteifungskonzept begegnet werden,<br />

wie es beim Entwurf der Rheinbrücke in<br />

Kehl vorgesehen war. Das zur Stabilisierung<br />

des Überbaus angeordnete Unterspannsystem<br />

wird in analoger Weise zur<br />

Haupttragstruktur über der Brücke detailliert,<br />

das heißt, die Unterspannseile werden<br />

wie die Haupttragseile über Sättel zu<br />

den Widerlagern geführt. Zur Verringerung<br />

der Krempelmomente und der damit<br />

verbundenen Seilkraft im horizontalen<br />

Ringseil wurde der Verankerungspunkt<br />

des Hängerseils am Querschnitt zudem<br />

hochgesetzt: Der Schnittpunkt zwischen<br />

horizontaler Kraft und Hängerkraft wandert<br />

in Richtung Schwerpunkt des Stegs,<br />

und der Hebelarm zwischen einwirkender<br />

und stützender Kraft wird reduziert. Der<br />

einhüftige Rahmen unterstützt hierbei<br />

die Asymmetrie und die gewünschte<br />

Ausrichtung der Brücke fl ussabwärts.<br />

Erstmalig umgesetzt wurde diese Art der<br />

Verankerung bei der 2007 fertiggestellten<br />

Fußgängerbrücke in Sassnitz, mit deren<br />

Anwendung sich ein extrem schlanker<br />

Überbau ausführen ließ. Die deutlich<br />

erlebbare asymmetrische Ausbildung des<br />

Querschnitts öffnet die Brücke zur Ostsee<br />

hin und unterstreicht zugleich den balkonähnlichen<br />

Charakter ihrer Struktur.<br />

19 20 Rheinbrücke in Kehl: Übersicht und Querschnitt<br />

© Schlaich Bergermann und Partner<br />

S Y M P O S I U M<br />

3.4 Greenville und Gelsenkirchen<br />

Die erste realisierte Brücke mit einer<br />

außenliegenden Aufhängung und einem<br />

parallel zu ihr verlaufenden unteren<br />

Zuggurt wurde für die Überquerung eines<br />

Wasserfalls in South Carolina, USA, entworfen.<br />

Das Tragseil wird hier über zwei<br />

nach hinten abgespannte Maste geführt<br />

und in den Widerlagern verankert. Drei<br />

vollverschlossene Ringseile bilden dabei<br />

den Zuggurt und sind ebenfalls an den<br />

Widerlagern verankert, wo sie sich mit<br />

den Druckkräften des Überbaus kurzschließen.<br />

Die Versteifung des Überbaus<br />

wurde wie bei der Brücke in Bochum<br />

durch die Anordnung von Diagonalen<br />

zwischen den Gurten erreicht.<br />

Bei der ebenfalls außen aufgehängten,<br />

2009 errichteten Fußgängerbrücke am<br />

Hafen Grimberg in Gelsenkirchen wurde<br />

ähnlich der Brücke in Sassnitz ein trapezförmiger<br />

Querschnitt gewählt. Mit einer<br />

Spannweite von 140 m ist sie zugleich<br />

eine der weitgespanntesten gekrümmten<br />

Fußgängerbrücken, die bisher verwirklicht<br />

wurden.<br />

Durch die Grundrisskrümmung konnte<br />

die Brücke als integrales Tragwerk ausgebildet<br />

und der Überbau fest mit den Widerlagern<br />

verbunden werden. Nur so war<br />

es erstmalig möglich, den Überbau ohne<br />

Zwischenunterstützung an der Seilverankerung<br />

auszuführen und die Aufhängung<br />

BRÜCKENBAU | September 2009


S Y M P O S I U M<br />

21 Fußgängerbrücke in Sassnitz<br />

© Jürgen Schmidt<br />

an lediglich einem Mast zu realisieren.<br />

Um eine ausgeglichene Beanspruchung<br />

des Überbaus zu erhalten und so dessen<br />

extrem schlanke Form zu verwirklichen,<br />

wurden dem Hohlkasten während der<br />

Montage Eigenspannungen eingeprägt,<br />

was der Berechnung und Herstellung ein<br />

Höchstmaß an Präzision abverlangte.<br />

3.5 Ausblick<br />

Im Wesentlichen wurden an dieser Stelle<br />

nur »überspannte« Systeme behandelt,<br />

während es noch eine Vielzahl anderer<br />

(Trag-)Strukturen gibt. Ob zusammengesetzt,<br />

wie auf Usedom, oder in Kombination<br />

mit anderen Tragwerksformen, das<br />

Entwicklungspotential ist vielfältig und<br />

bisher sicher nicht ausgeschöpft.<br />

Darüber hinaus sind natürlich gekrümmte,<br />

in sich geschlossene Systeme möglich.<br />

Zu dem Krempelmoment kommt das<br />

globale Torsionsmoment eines Kreisringträgers<br />

dazu, und es ergeben sich dadurch<br />

ganz andere Anforderungen an die konstruktive<br />

Ausbildung. Bei der Fußgängerbrücke<br />

La Défense im Finanzviertel von<br />

Paris wurde die räumliche Lastabtragung<br />

zum Beispiel konsequent in ein aufgelöstes<br />

Tragwerk umgesetzt. Neben der<br />

fachwerkähnlichen Überspannung, die zu<br />

den Aufl agern hin an Höhe zunimmt und<br />

damit, ähnlich einem Kragträger, dem<br />

Beanspruchungsverlauf folgt, wirken drei<br />

Ringseile, die unter der Brücke mit unterschiedlichen<br />

Krümmungen angeordnet<br />

sind, dem globalen Torsionsmoment<br />

entgegen.<br />

September 2009 | BRÜCKENBAU<br />

4 Zusammenfassung<br />

Wie die Projekte und Entwürfe zeigen,<br />

steckt in den gekrümmten Brücken<br />

ein hohes Potential an realisierbaren<br />

Tragstrukturen. Durch die Krümmung verbessern<br />

sich nicht nur der Verkehrsfl uss<br />

und die Anbindungsalternativen, sondern<br />

sie ermöglicht auch die Entwicklung<br />

interessanter räumlicher und dabei logischer<br />

Konstruktionen.<br />

Die Entwurfsarbeit an solchen räumlichen<br />

(Trag-)Systemen setzt aber ein profundes<br />

Verständnis des Tragverhaltens<br />

voraus. Denn ohne dieses Verständnis<br />

und das permanente sowie systematische<br />

Hinterfragen der Funktionsweise<br />

kann der entwerfende Ingenieur nur<br />

schwer zu logischen Tragwerksformen<br />

fi nden.<br />

24 Hafen-Grimberg-Brücke in Gelsenkirchen<br />

© Schlaich Bergermann und Partner/Michael Zimmermann<br />

25 Fußgängerbrücke auf Usedom<br />

© Schlaich Bergermann und Partner<br />

Schlussendlich ist dies die Basis für die<br />

Ingenieurkreativität, mit der wir uns von<br />

anderen Brückendesignern unterscheiden<br />

und die es uns erlaubt, rational nach<br />

klaren, nachvollziehbaren, technisch<br />

sauberen und vernünftigen Strukturen<br />

zu suchen, die durch ihre Prägnanz und<br />

Einmaligkeit überzeugen.<br />

22 23 Fußgängerbrücke in Greenville,<br />

South Carolina<br />

© Schlaich Bergermann und Partner<br />

26 Brücke La Défense in Paris<br />

© Schlaich Bergermann und Partner/<br />

Michael Zimmermann<br />

Autor:<br />

Dipl.-Ing. Andreas Keil<br />

Schlaich Bergermann und Partner<br />

Beratende Ingenieure im Bauwesen,<br />

Stuttgart<br />

16


17<br />

Zu Form und Gestaltung von Fußgängerbrücken<br />

Mehr als die Verbindung zweier Ufer<br />

� � � von Dietmar Feichtinger<br />

Die Gestalt einer Fußgängerbrücke<br />

ist das Ergebnis eines willkürlichen<br />

Prozesses. Der Eingriff in das städtische<br />

Umfeld oder in die Naturlandschaft<br />

stellt eine Herausforderung<br />

dar: Das Bauwerk sucht die Harmonie<br />

oder den Kontrast, schmiegt sich<br />

an oder hebt sich ab. Die Übereinstimmung<br />

des gestalterischen <strong>Konzepts</strong><br />

mit seiner konstruktiven Umsetzung<br />

ist die Voraussetzung für ein<br />

kohärentes Ergebnis. Brücken sind<br />

sentimentale Orte, Orte der Verbindung<br />

und der Begegnung. Sie sind<br />

Teil der kollektiven Wahrnehmung.<br />

1 Ein willkürlicher Gestaltungsprozess<br />

Eine Fußgängerbrücke ist mehr als die<br />

Verbindung zweier Orte. Als Verlängerung<br />

von Fuß- und Fahrradwegen führen sie oft<br />

über das Wasser. Ein Ort wird erreichbar,<br />

neue Perspektiven eröffnen sich. Die Weite<br />

der Landschaft oder die urbane Struktur<br />

wird aus einer unbekannten Sicht<br />

lesbar. Das Queren wird zum Erlebnis. Die<br />

Brückenmitte wird zum Belvedere.<br />

Brücken sind strukturierende Elemente.<br />

Sie sind aus der Weite sichtbar, verschmelzen<br />

mit der Landschaft oder heben<br />

sich ab und werden zum Monument.<br />

Fußgängerbrücken sind tendenziell<br />

leichte, transparente Bauwerke. Die eingeschränkte<br />

technische Beanspruchung<br />

erlaubt eine relativ freie Gestaltung. Die<br />

konstruktive Form ist der Gestaltung<br />

untergeordnet. Die Gestalt einer Fußgängerbrücke<br />

ist das Ergebnis eines willkürlichen<br />

Prozesses. In diesem Prozess werden<br />

gestalterische Überlegungen defi niert:<br />

Es handelt sich um technische Bauwerke,<br />

die mit modernen Mitteln umgesetzt<br />

werden. Der Eingriff in das städtische<br />

Umfeld oder in die Naturlandschaft stellt<br />

eine Herausforderung dar. Das Bauwerk<br />

sucht die Harmonie oder den Kontrast,<br />

schmiegt sich an oder hebt sich ab.<br />

Die Übereinstimmung des gestalterischen<br />

<strong>Konzepts</strong> mit seiner konstruktiven<br />

Umsetzung ist die Voraussetzung für ein<br />

kohärentes Ergebnis.<br />

Brücken sind auch sentimentale Orte,<br />

Orte der Verbindung und der Begegnung.<br />

Sie sind Teil der kollektiven Wahrnehmung.<br />

Fußgängerbrücken im städtischen Raum<br />

sind meist zusätzliche Verbindungen, die<br />

nicht zwingend notwendig erscheinen.<br />

Sie erlauben die Trennung der Fußgänger<br />

und Radfahrer vom übrigen Verkehr. Die<br />

Benutzer der Brücken können sich frei<br />

bewegen, und ohne Gefahr, dem Lärm<br />

und den Abgasen des Autoverkehrs ausgesetzt<br />

zu sein. Sie sind ein Phänomen<br />

unserer Zeit, ein zusätzliches Element, das<br />

die Stadt bereichert.<br />

Brücken sind nackte Bauwerke. Die Struktur<br />

ist sichtbar und erlebbar. Sie wird zum<br />

integrativen Teil des Gestaltungskonzepts.<br />

Es handelt sich um das Skelett, das<br />

die Form bestimmt.<br />

S Y M P O S I U M<br />

Fußgängerbrücken passen sich an die<br />

Umgebung an. Sie suchen das Ufer, die<br />

Verankerung. Schwere Autobrücken<br />

beeinfl ussen die Topographie der unmittelbaren<br />

Umgebung stark. Sie erzwingen<br />

eine Veränderung des Niveaus der Zubringerstraßen<br />

und damit der Ufergestaltung.<br />

Fußgängerbrücken sind formbar,<br />

gestaltbar, anpassungsfähig. Wie ein<br />

Insekt strecken sie ihre Beine und Fühler<br />

aus. Es handelt sich um komplexe Organismen,<br />

angepasst an ihre Umgebung.<br />

Fußgängerbrücken sind nicht wiederholbar.<br />

Jede Brücke ist in sich ein Prototyp, ein<br />

Einzelbauwerk.<br />

Es gibt Verwandtschaften unter den<br />

Brücken, Familien oder Typologien. Diese<br />

werden mit dem Ort in Beziehung gebracht<br />

und neu defi niert.<br />

Die Wiederholung von Überbrückungsschemas,<br />

die oft entlang von Autobahnen<br />

zu beobachten ist, ignoriert die sich verändernde<br />

Landschaft und führt zu einer<br />

Verarmung der Wahrnehmung.<br />

Brücken sind Chancen, Orte zu defi nieren.<br />

Sie bestimmen den symbolischen Charakter<br />

einer Brücke.<br />

Brücken sind Ausdruck von Werten. Sie<br />

können den Respekt der Natur und der<br />

gebauten Umwelt vermitteln.<br />

Anders als die meisten Bauwerke wirken<br />

Brücken übergeordnet. Sie betreffen die<br />

Bewohner einer ganzen Stadt und deren<br />

Besucher. Ihre exponierte Lage über Freiräumen<br />

gibt ihnen eine Sichtbarkeit.<br />

Fußgängerbrücken verlangen eine sorgfältige<br />

Ausbildung. Die Struktur ist aus<br />

der Nähe erlebbar und ablesbar. Brücken<br />

erzählen die Geschichte ihrer Entstehung,<br />

des Bauprozesses. Konstruktive Details<br />

sind gestalterische Aussagen.<br />

Ich werde diese Prinzipien anhand von<br />

drei ausgewählten von mir entworfenen<br />

Fußgängerbrücken darstellen.<br />

BRÜCKENBAU | September 2009


S Y M P O S I U M<br />

1 Blick von oben<br />

© Jo Pesendorfer<br />

2 Drei Brücken in Straßburg<br />

Die drei Fußgängerbrücken in Straßburg<br />

stellen die Assoziation mit Organismen<br />

her, welche sich mit ihren Beinen am Ufer<br />

verspreizen.<br />

Die Herausforderung liegt in der Verbindung<br />

der verschiedenen Niveaus der<br />

Ufer des Kanals. Die Höhendifferenz der<br />

beiden Ufer beträgt ca. 3 m: Die Rampen<br />

für Rollstuhlfahrer und Radfahrer werden<br />

zum integrierten Bestandteil des Gesamtkonzepts.<br />

So teilt sich die von einem gebogenen<br />

Kastenträger bestimmte Brücke, je<br />

näher sie dem Ufer kommt, in zwei Wege<br />

auf. Der eine Weg folgt der Geometrie<br />

des Trägers und bildet eine Treppe aus,<br />

während der andere als fl ache Rampe<br />

seitlich das Ufer begleitet und sich schräg<br />

nach unten in die Böschung abspreizt. Die<br />

Rampe führt auf das Wasser, die Verschwenkung<br />

der Rampe zum Wasser hin<br />

öffnet den Blick auf das Wasser.<br />

Die dem Bogen entlang geführten, im<br />

September 2008 eröffneten Brücken sind<br />

ähnlich konstruiert und deklinieren sich<br />

entsprechend ihrer spezifi schen Position.<br />

Sie werden miteinander erlebt und bilden<br />

die Kontinuität der Wege zwischen<br />

den Ufern in der Stadt und dem Ufer der<br />

Halbinsel.<br />

Bauherr<br />

Communauté Urbaine de Strasbourg<br />

Direction des Projets des Espaces Publics<br />

Architekten<br />

Dietmar Feichtinger Architectes, Paris, Wien<br />

Tragwerksplanung<br />

Werkraum Wien<br />

Ausführung<br />

Bilfi nger Berger Freiburg GmbH<br />

Viry SA, Remiremont<br />

September 2009 | BRÜCKENBAU<br />

2 Trennung der Wege<br />

© Jo Pesendorfer<br />

4 Längsschnitt<br />

© Dietmar Feichtinger Architectes<br />

5 Gesamtansicht<br />

© Dietmar Feichtinger Architectes<br />

6 Lageplan<br />

© Dietmar Feichtinger Architectes<br />

3 Zugang zur Mole<br />

© Jo Pesendorfer<br />

18


19<br />

3 Die Fußgängerbrücke Valmy<br />

Die im Juni 2008 fertiggestellte Fußgängerbrücke<br />

verbindet den westlichen,<br />

hinter dem Grande Arche gelegenen Teil<br />

von La Défense, Paris, mit dem Hochhaus<br />

»Granite« in Nanterre.<br />

Mehr als eine Überbrückung ist Granite–La<br />

Défense eine Promenade von 90 m<br />

Länge. Es handelt sich um eine urbane<br />

Wegverbindung zwischen La Défense und<br />

Nanterre, die das Gebäude der Société<br />

Générale umschreibt.<br />

Im Grundriss nimmt die Geometrie der<br />

Brücke die gekrümmte Fassade des Bürohauses<br />

auf, hält jedoch einen möglichst<br />

großen Abstand. Der so belassene Freiraum<br />

zwischen Promenade und Gebäude<br />

sowie die nach außen gelegte Tragkonstruktion<br />

ermöglichen die Erhaltung der<br />

guten natürlichen Belichtung der Büros<br />

und der Cafeteria. Die Brücke schließt<br />

tangential an den Vorplatz des Turmes<br />

»Granite« im ersten Obergeschoß an,<br />

Rolltreppen und Aufzüge verbinden den<br />

Vorplatz mit dem Straßenniveau.<br />

Hauptmerkmal der Konstruktion sind<br />

die Stützelemente, die die Promenade in<br />

Form von »Wirbeln« im Abstand von 10 m<br />

begleiten und die man schon von weitem<br />

wahrnimmt: Die Wirbel rhythmisieren<br />

den Weg.<br />

Das Rückgrat der Konstruktion bildet ein<br />

Hohlkastenträger aus verschweißten<br />

Stahlblechen. Die ausgreifenden »Wirbel«<br />

sind durch Zugstäbe miteinander gekoppelt,<br />

die vertikalen Kräfte werden über<br />

ein System von Kragträgern abgeleitet.<br />

Ein unter dem Brückendeck angebrachtes<br />

Zugband, das mit den Wirbeln verbunden<br />

ist und dem Kreissegment folgt, dient der<br />

Aufnahme der Torsion.<br />

Als Windschutz fungieren 1,80 m hohe<br />

an der Außenkurve eingespannte Glasgeländer.<br />

Nachts unterstreichen in das<br />

Brückendeck eingelassene Beleuchtungskörper<br />

den Rhythmus der Masten.<br />

12 Längsschnitt<br />

© Dietmar Feichtinger Architectes<br />

7 Gesamtansicht in Richtung La Défense<br />

© Antonin Chaix<br />

10 Grundriss<br />

© Dietmar Feichtinger Architectes<br />

S Y M P O S I U M<br />

8 »Ausschnitt«<br />

© Dietmar Feichtinger Architectes<br />

9 Anschlussdetail<br />

© Dietmar Feichtinger Architectes<br />

11 Querschnitt<br />

© Dietmar Feichtinger Architectes<br />

Bauherr<br />

EPA Seine Arche, Paris<br />

Architekten<br />

Dietmar Feichtinger Architectes, Paris, Wien<br />

Tragwerksplanung<br />

Schlaich Bergermann und Partner, Stuttgart<br />

Ausführung<br />

GTM, Paris<br />

Viry SA, Remiremont<br />

BRÜCKENBAU | September 2009


S Y M P O S I U M<br />

3 Eine Fußgängerbrücke in Hamburg<br />

Die Passerelle in der Speicherstadt nimmt<br />

zwei bestehende Straßenrichtungen auf:<br />

die Achse der Durchquerung des Kaispeichers<br />

B und die Kante des Kais im Norden.<br />

Die Brücke, im Juni 2007 fertiggestellt,<br />

verbindet den Speicher und im weiteren<br />

Sinne die Hafencity mit der öffentlichen<br />

Fläche, einem Park, im Norden. Ein sich zu<br />

den beiden Aufl agern entsprechend dem<br />

Kräfteverlauf hin verjüngender Stahlkasten<br />

stemmt sich gegen die beiden Ufer.<br />

Dieser Ausdruck wird durch die Steigung<br />

des Gehweges zur Mitte hin unterstrichen.<br />

14 Brücke von oben<br />

© Dietmar Feichtinger Architectes<br />

Der kräftige Körper der Brücke erinnert<br />

an einen Schiffsrumpf und stellt somit<br />

die inhaltliche Beziehung zum Museum<br />

des Kaispeichers B her. Er ist aus ebenen<br />

Blechen verschweißt.<br />

Im Grundriss weitet sich der Weg zur Mitte<br />

und bildet am Knickpunkt der Brücke<br />

einen Platz. Die Richtungsänderung über<br />

dem Wasser markiert die technische Herausforderung:<br />

Der Knick in Brückenmitte<br />

erzeugt ein Drehmoment, das am festen<br />

Aufl ager an der Parkseite aufgenommen<br />

wird.<br />

September 2009 | BRÜCKENBAU<br />

1<br />

4<br />

3<br />

13 Gesamtansicht<br />

© Dietmar Feichtinger Architectes<br />

15 »Knickpunkt«<br />

© Dietmar Feichtinger Architectes<br />

9<br />

5 6 8<br />

8 6<br />

3<br />

2<br />

7<br />

16 Schifffahrtsmuseum...<br />

© Dietmar Feichtinger Architectes<br />

10 11 7<br />

17 Längsschnitt<br />

© Dietmar Feichtinger Architectes<br />

2<br />

12<br />

13<br />

20


21<br />

18 Querschnitt<br />

© Dietmar Feichtinger Architectes<br />

19 Lageplan<br />

© Dietmar Feichtinger Architectes<br />

Bauherr<br />

Stadt Hamburg<br />

Architekten<br />

Dietmar Feichtinger Architectes, Paris, Wien<br />

Tragwerksplanung<br />

WTM Engineers GmbH, Hamburg<br />

Ausführung<br />

NE Sander Eisenbau GmbH, Sande<br />

Autor:<br />

Dipl.-Ing. Dietmar Feichtinger<br />

Dietmar Feichtinger Architectes, Paris, Wien<br />

Brückensicherheit:<br />

Auffangnetze aus Edelstahl<br />

S Y M P O S I U M<br />

Jakob GmbH, Friedrichstrasse BRÜCKENBAU | 65, September 73760 2009 Ostfi ldern<br />

Tel. 0711 45 99 98 60, eMail: inox@jakob-inoxline.de


S Y M P O S I U M<br />

Brücken und Stege an Inn, Mangfall und Hammerbach<br />

Bauwerke der Landesgartenschau Rosenheim 2010<br />

� � � von Joachim Swillus, Johann Pravida<br />

Das Konzept des im Jahr 2005 gewonnenen<br />

Wettbewerbes für die<br />

Landesgartenschau Rosenheim 2010<br />

sah vor, die Innenstadt im Zuge ihrer<br />

städtebaulichen Entwicklung zum<br />

Wasser stark mit den Flussräumen<br />

von Inn, Mangfall, Hammerbach und<br />

Mühlbach zu verknüpfen: Der neu<br />

geschaffene Park an Inn und Mangfall<br />

wird durch drei stegartige Bauwerke<br />

an die Altstadt angebunden<br />

und erschlossen. Das Bild des Steges<br />

wird zur Metapher für die Wege<br />

zum Wasser; Promenadensteg,<br />

Mangfallsteg und Nicklwiesensteg<br />

verbinden den aus schmalen Landzungen<br />

bestehenden Park zu einer<br />

Gesamtanlage. Die Stege sind hybride<br />

architektonische Landschaften,<br />

sie sind Brücke, Promenade, Rampe,<br />

Aussichtspunkt, Sitz- und Liegemöglichkeit<br />

in einem Element.<br />

1 Einleitung<br />

Bestandteile der drei Stege (Promenadensteg,<br />

Mangfallsteg, Nicklwiesensteg) sind<br />

die Brückenbauwerke Mangfall 1, 2 und<br />

3 sowie Hammerbach 1, 2 und 4. Die drei<br />

Brücken über die Mangfall wurden zur<br />

Stärkung des Profi ls Rosenheims als Holzstadt<br />

als Holzkonstruktionen ausgeführt,<br />

die Errichtung aller anderen erfolgte in<br />

Stahlbauweise. Die übergeordnet gleiche<br />

Gestaltung des Geländers, des Gehbelages<br />

und des Randabschlusses der Brücken<br />

und Stege macht diese zu einem architektonischen<br />

Objekt. Nachfolgend werden<br />

die Brückenbauwerke beschrieben, ohne<br />

näher auf die Stegkonstruktionen einzugehen.<br />

September 2009 | BRÜCKENBAU<br />

1 Promenadensteg mit Brücken Mangfall 1 und Hammerbach 1<br />

© a24_landschaft<br />

2 Ansicht des Promenadenstegs<br />

© a24_landschaft<br />

3 Brücke Mangfall 1<br />

© a24_landschaft<br />

2 Promenadensteg<br />

2.1 Brücke Mangfall 1<br />

Die Brücke Mangfall 1 ist der ungewöhnliche<br />

Endpunkt des Promenadensteges,<br />

sie überragt den Inndeich im Mündungsbereich<br />

von Mangfall und Inn um 23 m.<br />

Die Inszenierung des Weges aus der Stadt<br />

über die Stege in die Flussräume erreicht<br />

hier ihren Höhepunkt. Von der Brücke<br />

bietet sich ein herrlicher Ausblick über die<br />

Flussmündung in die weiten Flussräume<br />

von Inn und Mangfall bis zu den Alpen.<br />

Das Geländer mit asymmetrischen X-förmigen<br />

Pfosten und einem transparenten<br />

Edelstahlspanndrahtgewebe unterstützt<br />

die Bewegungsdynamik zum Wasser.<br />

Die Farbgebung des Holzträgers ist eine<br />

weißliche Lasur, die die Struktur des<br />

Holzes erkennen lässt und den Charakter<br />

des hellen frisch geschnittenen Holzes<br />

konserviert.<br />

Unterhalb und seitlich der Brücke liegende<br />

Sitzterrassen am Inn erforderten die<br />

hohe möbelartige Qualität der Brückenuntersicht.<br />

2.2 Tragwerk Mangfall 1<br />

Der Überbau der Brücke besteht aus<br />

blockverleimten Brettschichtholzträgern<br />

mit dem statischen System eines Einfeldträgers<br />

mit angehängtem Kragarm.<br />

Er hat eine Gesamtlänge von 15,70 m,<br />

die Kragarmlänge misst 7,30 m. Darüber<br />

liegen zwei Abdichtungsebenen und der<br />

Gehbelag aus Lärchenholzbohlen. Die<br />

Anfangsbreite der Brücke ist 2,80 m, die<br />

Endbreite 2,40 m.<br />

Die Geländerkonstruktion ist auf Stahlkonsolen<br />

verschraubt, die wiederum<br />

über Stahlbleche an den Brückenträger<br />

geschraubt sind und seitlich auskragen.<br />

Da die Abdichtungsebenen über die<br />

Konsolen hinweg bis zum Randabschluss<br />

geführt sind, wird für den blockverleimten<br />

Träger ein optimaler konstruktiver<br />

22


23<br />

4 Aussicht »auf« Mangfall 1<br />

© a24_landschaft<br />

Holzschutz erreicht. Im Sinne der DIN<br />

1074 (09/2006) stellt der Brückenträger<br />

ein geschütztes Tragwerk dar, weshalb<br />

auf einen chemischen Holzschutz vollständig<br />

verzichtet werden kann.<br />

Der Unterbau besteht aus einer skulpturalen<br />

Stahlstütze mit einem kurzen<br />

Riegel, so dass sich das System eines<br />

einhüftigen Rahmens ergibt. Durch die<br />

Rahmenwirkung der Stahlstütze wird der<br />

auskragende Teil des Brückenüberbaus<br />

versteift, wodurch die Biegeverformungen<br />

am Kragende erheblich reduziert<br />

werden.<br />

Die Widerlagerwand aus Sichtbeton liegt<br />

bündig in der Uferwand, das Stützenwiderlager<br />

führt die Stützengeometrie fort;<br />

die Widerlager sind auf Gewi-Pfählen<br />

gegründet.<br />

2.3 Brücke Hammerbach 1<br />

Als Teil des Promenadensteges überquert<br />

die Brücke den Hammerbach. Von hier<br />

bietet sich ein schöner Blick über die rauschende<br />

Mündung des Mühlbachs in den<br />

Hammerbach und die Bachgärten. Die an<br />

gleicher Stelle gelegene ehemalige Betonbrücke<br />

als Zufahrt des Baubetriebshofes<br />

wurde teilweise abgebrochen und auf<br />

die Stegbreite zurückgebaut. Ihr verbliebener<br />

Teil dient nun als Unterbau für die<br />

Errichtung des neuen Brückenüberbaus<br />

als Stahlkonstruktion mit Längs- und<br />

Querträgern.<br />

Der charakteristische Lärchenholzbohlenbelag<br />

und das Geländer mit kreuzförmigen<br />

Pfosten binden die Brücke zu einer<br />

gestalterischen Einheit mit den Stegabschnitten<br />

zusammen.<br />

3 Mangfallsteg<br />

3.1 Brücke Mangfall 2<br />

Als Teil des Mangfallsteges spannt die<br />

Brücke über die Mangfall und verbindet<br />

die schmale Landzunge des Innspitzes<br />

mit dem Mangfallpark Nord. Die landschaftlich<br />

besondere Lage im Auwald der<br />

Mangfall mit seinem Großbaumbestand<br />

verdeutlicht ihre Funktion als linearer<br />

Aussichtspunkt.<br />

3.2 Tragwerk Mangfall 2<br />

Der Überbau der Brücke besteht aus<br />

blockverleimten Brettschichtholzträgern<br />

mit dem statischen System eines Durchlaufträgers<br />

über vier Felder. Die Brücke<br />

hat eine Gesamtlänge von 78 m, eine<br />

Anfangsbreite von 4,46 m und eine Endbreite<br />

von 3,28 m. Die Einzelstützweiten<br />

messen 16 m, 16 m, 30 m und 16 m, bei<br />

einer Höhe von 40 cm am Brückenanfang<br />

und 85 cm in der -mitte.<br />

5 Mangfallsteg mit Brücken Mangfall 2 und Hammerbach 2<br />

© a24_landschaft<br />

6 Ansicht des Mangfallstegs<br />

© a24_landschaft<br />

8 Brücke Hammerbach 2<br />

© a24_landschaft<br />

S Y M P O S I U M<br />

Die Details der Abdichtungsebenen und<br />

des Gehbahnbelages sowie die Gestaltung<br />

von Geländer und Farbgebung des<br />

Holzträgers sind identisch mit jener der<br />

Brücken Mangfall 1 und 3.<br />

Der Unterbau umfasst drei X-förmige<br />

Stahlstützen, deren Schenkel sich zu den<br />

Enden verjüngen. Die Flussstützen sind in<br />

Brückenlängsrichtung geneigt und bilden<br />

zusammen mit dem Überbau ein Trapezsprengwerk:<br />

Die Geometrie von Querträgern<br />

und Stützenwiderlagern setzt die<br />

der Stützen fort. Die Endwiderlager lagern<br />

bündig im Deichbauwerk, die Flügelwände<br />

verschwenken unter den Überbau, um<br />

die Widerlageröffnungen klein zu halten<br />

und den Eindruck zu verstärken, dass die<br />

Brücke sich unmittelbar aus der Böschung<br />

entwickelt; alle Widerlager sind auf Gewi-<br />

Pfählen gegründet.<br />

7 Brücke Mangfall 2<br />

© a24_landschaft<br />

BRÜCKENBAU | September 2009


S Y M P O S I U M<br />

3.3 Brücke Hammerbach 2<br />

Als Eingangsbrücke und Teil des Mangfallsteges<br />

überquert sie den Hammerbach,<br />

sie verknüpft die Eingangssituation und<br />

den Staudengarten an der Schönfeldstraße<br />

mit dem Mangfallpark Nord. Die<br />

Brücke ist als Auftakt für den Park in den<br />

Altbaumbestand eingebettet und bietet<br />

einen guten Überblick über die angrenzenden<br />

Bachgärten.<br />

Der Brückenüberbau besteht aus einer<br />

Stahlkonstruktion aus Längs- und Querträgern,<br />

die von vier Stahlstützen als<br />

Sprengwerk getragen wird. Der charakteristische<br />

Lärchenholzbohlenbelag und<br />

das Geländer mit X-förmigen Pfosten<br />

binden die Brücke zu einer gestalterischen<br />

Einheit mit den Stegabschnitten<br />

zusammen.<br />

4 Nicklwiesensteg<br />

4.1 Brücke Mangfall 3<br />

Als Teil des Nicklwiesensteges spannt<br />

die Brücke über die Mangfall mit Blickbeziehung<br />

zu den Alpen. Sie verbindet die<br />

städtischen Bildungs- und Erholungseinrichtungen<br />

östlich und westlich der<br />

Mangfall barriere- und autofrei, so dass<br />

ein zusammenhängender Bereich entsteht<br />

– erweitert um das Freizeitangebot<br />

des neu erstellten Mangfallparks Süd.<br />

4.2 Tragwerk Mangfall 3<br />

Der Überbau der Brücke besteht aus<br />

blockverleimten Brettschichtholzträgern<br />

mit dem statischen System eines Durchlaufträgers<br />

über drei Felder. Sie weist eine<br />

Gesamtlänge von 64 m auf, die Anfangsbreite<br />

der Brücke ist 5,24 m, die Endbreite<br />

3,65 m. Die Einzelstützweiten messen<br />

20 m, 29,50 m und 14,50 m, bei einer<br />

Trägerhöhe von 45 cm am Brückenanfang<br />

und 75 cm in der -mitte. Den Unterbau<br />

bilden zwei X-förmige Stahlstützen, deren<br />

Schenkel sich zu den Enden verjüngen. Sie<br />

sind in Brückenlängsrichtung geneigt und<br />

formen zusammen mit dem Brückenträger<br />

ein Trapezsprengwerk.<br />

Die Gestaltung von Geländer, Bohlenbelag<br />

und Farbgebung des Holzträgers ist<br />

identisch mit jener der Brücken Mangfall<br />

1 und 2.<br />

4.3 Brücke Hammerbach 4<br />

Als Teil des Nicklwiesensteges überquert<br />

die Brücke den Hammerbach. Sie bindet<br />

den Spielbereich auf der linken Bachseite<br />

mit den Wiesen und Spielfl ächen entlang<br />

dem rechten Ufer zusammen. Von ihr<br />

aus bietet sich ein Überblick auf den neu<br />

gestalteten Hammerbach mit der dort<br />

September 2009 | BRÜCKENBAU<br />

9 Nicklwiesensteg mit Brücken Mangfall 3 und Hammerbach 4<br />

© a24_landschaft<br />

10 Ansicht des Nicklwiesenstegs<br />

© a24_landschaft<br />

11 Brücke Mangfall 3<br />

© a24_landschaft<br />

gelegenen Kajakstrecke für Kinder.<br />

In ihrer gestalterischen und konstruktiven<br />

Ausbildung entspricht sie der Brücke<br />

Hammerbach 2.<br />

5 Besonderheiten der Holzbrücken<br />

5.1 Statisches System<br />

Mangfall 2 und 3 stellen die größten<br />

Brückenneubauten auf dem Landesgartenschaugelände<br />

dar. Das statische<br />

System des Trapezsprengwerks verringert<br />

hier die Stützweite des Flussfeldes. Allerdings<br />

ergeben sich daraus erhebliche<br />

Längskräfte im Brückenträger, die am<br />

unverschieblichen Widerlager und in den<br />

Anschlussknoten zu den Stützen ein- bzw.<br />

ausgeleitet werden müssen.<br />

Aufgrund der großen Biegeschlankheit<br />

des Hauptträgers ist die Durchlaufwirkung<br />

über die Brückenfelder hinweg für<br />

die Beschränkung der Biegeverformung<br />

von besonderer Bedeutung. Als Konsequenz<br />

waren alle Montagestöße als biegesteife<br />

Stöße auszulegen, was für einen<br />

blockverleimten Träger mit einer Breite<br />

bis zu 4,10 m und einer Höhe bis zu 85 cm<br />

eine außergewöhnliche Herausforderung<br />

bedeutet.<br />

12 Nicklwiesensteg mit Brücke<br />

Hammerbach 4 im Bau<br />

© a24_landschaft<br />

13 Biegesteifer Montagestoß<br />

des Brückenträgers<br />

© Sailer Stepan und Partner GmbH<br />

24


25<br />

5.2 Knotenpunkte<br />

Die Lastüberleitung vom Stahl in das Holz<br />

wurde an allen Knotenpunkten nach dem<br />

gleichen Konzept geplant: An den entsprechenden<br />

Stellen werden im blockverleimten<br />

Träger in jeder zweiten Blockfuge<br />

vertikale Schlitzbleche eingebracht und<br />

über Stabdübel mit dem Holzquerschnitt<br />

verbunden. Am Endwiderlager leiten die<br />

Schlitzbleche die Lagerlasten dann über<br />

angeschweißte Stahlankerplatten und<br />

Augenstabverbindungen in die Widerlagerwand.<br />

Am Anschlussknoten des Brückenträgers<br />

zur Stütze sind die Schlitzbleche an<br />

der Unterseite mit Stahlknaggen verschweißt,<br />

welche die Horizontalkräfte aus<br />

den Schrägstützen aufnehmen können.<br />

Beim Montagestoß sind die Schlitzbleche<br />

an einem Trägerende mit Fahnenblechen<br />

und am gegenüberliegenden Trägerende<br />

mit Zangenblechen angeschlossen. Die<br />

Stoßverbindung selbst lässt damit als<br />

geschraubte Stahlbauverbindung ausführen.<br />

5.3 Dynamik<br />

Im Rahmen der rechnerischen Nachweise<br />

im Grenzzustand der Gebrauchstauglichkeit<br />

muss das Schwingungsverhalten der<br />

Brücken besonders betrachtet werden. Da<br />

die niedrigste Eigenfrequenz mit vertikaler<br />

Eigenschwingungsform rechnerisch<br />

bei rund 2 Hz liegt, wurden in den Brückenträgern<br />

Aussparungen vorgesehen,<br />

in die später bei Bedarf Schwingungsdämpfer<br />

eingebaut werden können.<br />

Erste Messungen zeigen jedoch, dass ein<br />

Einbau der Dämpfer nicht erforderlich<br />

14 Endwiderlager mit Gründungskörper<br />

© Sailer Stepan und Partner GmbH<br />

16 Dynamische Untersuchung unter<br />

Berücksichtigung der optionalen<br />

Schwingungsdämpfer<br />

© Sailer Stepan und Partner GmbH<br />

wird. Dieser positive Umstand ist auf die<br />

mittragende sowie dämpfende Wirkung<br />

der Abdichtungs- und Belagsebenen<br />

zurückzuführen.<br />

Autoren:<br />

Dipl.-Ing. Joachim Swillus<br />

Büro a24_landschaft, Robel Swillus und Partner,<br />

Architekten und Landschaftsarchitekten, Berlin<br />

Prof. Dr.-Ing. Johann Pravida<br />

Sailer Stepan und Partner GmbH,<br />

Beratende Ingenieure für Bauwesen VBI, München<br />

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Staffenbrücke Kössen - Brückenklasse I, Spannweite 50,40 m<br />

Grossmann Bau GmbH & Co. KG<br />

Äußere Münchener Straße 20 - 83026 Rosenheim<br />

Telefon: 0 80 31 / 44 01 – 51 Telefax: 0 80 31 / 44 01 – 93<br />

holzleimbau@grossmann-bau.de<br />

www.grossmann-bau.de<br />

S Y M P O S I U M<br />

15 Stützenanschluss an Brückenträger<br />

© Sailer Stepan und Partner GmbH<br />

Bauherr<br />

Landesgartenschau Rosenheim 2010 GmbH<br />

Entwurf<br />

a24_landschaft, Robel Swillus und Partner,<br />

Architekten und Landschaftsarchitekten, Berlin<br />

Tragwerksplanung<br />

Sailer Stepan und Partner GmbH<br />

Beratende Ingenieure für Bauwesen VBI, München<br />

Wasserbau und Geotechnik<br />

Aquasoli GmbH & Co. KG, Deisenhofen<br />

Prüfi ngenieure<br />

Prof. Dr.-Ing. Heinrich Kreuzinger, München<br />

Dr.-Ing. Johann Köppl, Rosenheim<br />

Ausführung<br />

Grossmann Bau GmbH & Co. KG, Rosenheim<br />

GLS Bau und Montage GmbH, Perg, Österreich<br />

UNSERE LEISTUNGEN:<br />

- INGENIEURHOLZBAU<br />

- BRÜCKENBAU<br />

- ELEMENTBAU<br />

- HALLENBAU<br />

BRÜCKENBAU | September 2009


S Y M P O S I U M<br />

Neuer Einsatz eines traditionellen Werkstoffs<br />

Eine Brücke aus Granit in Rosenheim<br />

� � � von Markus Hennecke<br />

Für einen Ingenieur ist es eine<br />

schöne Aufgabe, wenn sich ihm die<br />

Möglichkeit bietet, eingeführte,<br />

genormte Wege zu verlassen und<br />

neue Werkstoffe oder Bauweisen zu<br />

erproben. Es können Innovationen<br />

sein, bei denen ganz neue Materialien<br />

entwickelt und angewendet<br />

oder aber alte, bewährte Materialien<br />

in veränderte Zusammenhänge<br />

gebracht werden. Ein Beispiel dafür<br />

ist eine kleine Fußgängerbrücke in<br />

Rosenheim, die aus vorgespanntem<br />

Granit erstellt wurde. Dieser uralte<br />

Baustoff und moderne Monolitzen<br />

wurden hier als Konstruktionselemente<br />

eingesetzt, die aus dem<br />

Spannbeton bekannt sind. Wesentliche<br />

Voraussetzungen für solche<br />

Entwicklungen sind aufgeschlossene<br />

Partner im Projekt. Für Rosenheim<br />

ergab sich diese Konstellation zwischen<br />

Bauherrn, Prüfi ngenieur, Granithersteller<br />

und Planer.<br />

1 Aufgabenstellung<br />

Das Architekturbüro SEP Baur & Deby,<br />

Architekten und Stadtplaner, hatten den<br />

2004 von der Stadt Rosenheim ausgeschriebenen<br />

Wettbewerb zur Aufwertung<br />

des Gebietes Altstadt Ost und In den<br />

Schmucken gewonnen, wo sich auch der<br />

Ludwigsplatz befi ndet: Im Ausblick auf<br />

die Landesgartenschau 2010 wurde 2007<br />

mit der Umgestaltung dieses zentralen<br />

Platzes begonnen. Auf seiner östlichen<br />

Seite verläuft der Mühlbach, der im Rahmen<br />

einer früheren Verkehrsplanung<br />

komplett für den Straßenverkehr überbaut<br />

wurde. Als ein Element der Aufwertung<br />

ist beabsichtigt, die Verkehrsführung<br />

in jenem Areal zu ändern und einen<br />

Teil des Baches wieder wahrnehmbar zu<br />

machen. Dazu soll im Gehwegsbereich<br />

die vorhandene Brücke zurückgebaut und<br />

durch einen Steg ersetzt werden.<br />

September 2009 | BRÜCKENBAU<br />

Fast schon zwangsläufi g sind hier zahlreiche<br />

Sparten angeordnet, die wie der<br />

Gehweg den Mühlbach queren; der<br />

Mühlbach selbst ist in einem zweiteiligen<br />

Betongerinne untergebracht. Aus den<br />

geometrischen Gegebenheiten stand<br />

eine maximale Bauhöhe von 25 cm zur<br />

Verfügung, während die Spannweite<br />

der Brücke 8,80 m betragen musste. Ihre<br />

Oberfl äche sollte sich zudem in die (Oberfl<br />

ächen-)Gestaltung des Gesamtplatzes<br />

einfügen. Eine konventionelle Deckbrücke<br />

mit Granitbelag war aber geometrisch<br />

und konstruktiv nicht möglich, so dass<br />

die Idee geboren wurde, den Granit nicht<br />

nur als Oberfl ächenmaterial, sondern<br />

zugleich als Konstruktionsmaterial zu<br />

verwenden.<br />

2 Lösung<br />

Granit ist seit Jahrhunderten für Baumeister<br />

ein sehr vertrauter Baustoff. Er<br />

zeichnet sich durch hohe Dauerhaftigkeit<br />

und große Druckfestigkeit aus, ähnlich<br />

dem Beton sind die Zugfestigkeiten<br />

hingegen vergleichsweise gering. Brückenbauer<br />

früherer Zeiten haben seine<br />

Materialeigenschaften berücksichtigt,<br />

indem sie Bogenbrücken errichtet haben,<br />

um die Lasten über Druckkräfte abzuleiten.<br />

Im modernen Brückenbau wird diese<br />

Konstruktionsidee mit der Spannbetonbauweise<br />

umgesetzt.<br />

3 Konstruktion<br />

Die Brücke ist in Längsrichtung aus einzelnen<br />

Blöcken mit Längen zwischen<br />

1,00 m und 1,25 m zusammengesetzt. Die<br />

Breite der Platte beträgt 3,10 m, ihre Dicke<br />

0,25 m.<br />

1 Granitbrücke am<br />

Ludwigsplatz<br />

© Kusser Aicha<br />

Granitwerke<br />

2 3 Querschnitte der Brücke<br />

© Zilch + Müller Ingenieure GmbH/<br />

Kusser Aicha Granitwerke<br />

4 Längsschnittdetail<br />

© Zilch + Müller Ingenieure GmbH/<br />

Kusser Aicha Granitwerke<br />

Die Herstellung aus einzelnen Blöcken,<br />

die durch die Vorspannung zusammengehalten<br />

werden, entspricht der Konstruktion<br />

einer Segmentbrücke, wobei<br />

sich die Aufteilung in Segmente durch<br />

die Fertigung des Granits begründet. Die<br />

Spannglieder werden durch Bohrungen<br />

und Nuten parabelförmig über die Brückenlängsrichtung<br />

geführt und insge-<br />

26


27<br />

samt 13 Spannglieder nebeneinander<br />

angeordnet. Aus konstruktiven Gründen<br />

werden Querfugen zur Egalisierung mit<br />

Epoxydharz verklebt.<br />

Granitoberfl ächen widerstehen ohne<br />

weitere Schutzmaßnahmen mechanischen<br />

und klimatischen Belastungen.<br />

Damit kann der gesamte verfügbare<br />

Querschnitt als statisch wirksam angesetzt<br />

werden. Die Granitbrücke wird auf<br />

Elastomerelager auf einem verformungsarm<br />

gegründeten Widerlager gelagert.<br />

4 Bemessung<br />

Die Einwirkungen auf die Brücke sind im<br />

DIN-Fachbericht 101 mit den Angaben<br />

für Geh- und Radwegbrücken geregelt,<br />

das heißt, in ihm sind eine fl ächenhafte<br />

Belastung von 5,00 kN/m² sowie ein<br />

Dienstfahrzeug mit einer Ersatzlast von<br />

50 kN defi niert. Weitere für den Überbau<br />

relevante (veränderliche) Einwirkungen<br />

sind über die Bauhöhe veränderliche<br />

Temperaturen.<br />

Für die Bemessung der Tragfähigkeit<br />

stehen hingegen keine Vorschriften zur<br />

Verfügung. Die Aufgabe war daher, neue<br />

Bemessungsregeln zu defi nieren, die sich<br />

am eingeführten Sicherheitskonzept<br />

orientieren. Die Grundlage hierfür ist der<br />

DIN-Fachbericht 102 »Betonbrücken«,<br />

der durch die Empfehlung für Segmentbrücken<br />

ergänzt wird: Die Bemessungs-<br />

Für die Vorspannung wurden eine Monolitze<br />

des Spannverfahrens B+B Lo1S der<br />

Bilfi nger + Berger Vorspanntechnik mit<br />

186 kN zulässiger Vorspannkraft eingesetzt.<br />

Das Spannverfahren hat eine allgemeine<br />

bauaufsichtliche Zulassung für die<br />

Anwendung im Betonbau, so dass seine<br />

wesentlichen Elemente geregelt waren.<br />

Die großen Abweichungen stellen sich im<br />

Bereich der Krafteinleitung dar, denn die<br />

geregelten Bewehrungselemente Wendel<br />

und Zusatzbewehrung konnten nicht<br />

eingebaut werden. Aus diesen Abweichungen<br />

ergab sich die Notwendigkeit,<br />

Versuche zur Einleitung der Vorspannkräfte<br />

durchzuführen, die analog der ETAG<br />

013 am Materialprüfungsamt der Technischen<br />

Universität München realisiert<br />

wurden. Die Abmessungen der Probekörper<br />

wurden dazu so gewählt, dass sie<br />

dem Krafteinleitungsbereich im Überbau<br />

entsprachen. Bei Lasteinleitungsversuchen<br />

werden je Versuchskörper 11 Lastwechsel<br />

aufgebracht und abschließend<br />

die einwirkende Kraft bis zum Versagen<br />

gesteigert. Diese Bruchkraft wird zu der<br />

Kraft ins Verhältnis gesetzt, die durch die<br />

Vorspannung aufgebracht werden soll.<br />

Der Faktor betrug bei den beiden Versuchskörpern<br />

3,80.<br />

Druckfestigkeit<br />

Mittelwert<br />

Unterer Erwartungswert<br />

218 Mpa<br />

214 Mpa<br />

Druckfestigkeit nach 48-F-T-W mit 2%<br />

NaCl-Kochsalzlösung<br />

Mittelwert 177 Mpa<br />

Rohdichte Mittelwert 2.660 kg/m³<br />

Biegezugfestigkeit Mittelwert 13,6 Mpa<br />

Unterer Erwartungswert 12,2 Mpa<br />

Biegezugfestigkeit nach 48-F-T-w Mittelwert 11,6 Mpa<br />

7 Mechanische Kennwerte des Granits<br />

© Zilch + Müller Ingenieure GmbH/Kusser Aicha Granitwerke<br />

ansätze umfassen die Grenzzustände für<br />

Gebrauchstauglichkeit und Tragfähigkeit.<br />

Die mechanischen Eigenschaften des<br />

Werkstoffes Granit sind durch die Eigenüberwachung<br />

des Herstellers sehr gut<br />

beschrieben und in der nachfolgenden<br />

Tabelle angegeben; zur Verwendung kam<br />

ein Granit aus Tittling im Bayerischen<br />

Wald.<br />

5 Herstellung<br />

Der Granit wurde in einem Steinbruch der<br />

Kusser Aicha Granitwerke gewonnen und<br />

im Werk Aicha vorm Wald verarbeitet: Aus<br />

den Rohblöcken werden die Segmente<br />

präzise herausgeschnitten, die Bohrungen<br />

und Nuten für die Spanngliedführung<br />

ausgeführt und die Oberfl ächen<br />

sandgestrahlt. Die weiteren Arbeitsschritte<br />

bestehen im Verkleben der Segmente<br />

und Vorspannen der Brücke.<br />

S Y M P O S I U M<br />

5 6 Ansicht und Schnitt des Widerlagers<br />

© Zilch + Müller Ingenieure GmbH/<br />

Kusser Aicha Granitwerke<br />

Nach dem Vorspannen erfolgten Belastungsversuche<br />

im Werk. Diese Versuche<br />

gehörten nicht zum Genehmigungsprozess,<br />

sondern wurden durch den Hersteller<br />

selbst veranlasst, um das Tragverhalten<br />

zu überprüfen. Im Versuch wurden<br />

schrittweise Sandsäcke bis zum Erreichen<br />

der angesetzten Flächenlast aufgebracht.<br />

Die Fugen blieben geschlossen und die<br />

Verformungen bewegten sich im Bereich<br />

des Erwarteten. Insgesamt wurde der<br />

Versuch dreimal wiederholt.<br />

8 Querschnitt der Granitplatte<br />

© Zilch + Müller Ingenieure GmbH/<br />

Kusser Aicha Granitwerke<br />

BRÜCKENBAU | September 2009


S Y M P O S I U M<br />

9 10 11 Belastungsversuche<br />

© Zilch + Müller Ingenieure GmbH<br />

6 Einbau<br />

Die gesamte Brücke wurde auf einen<br />

Schwertransporter verladen und aus<br />

Aicha vorm Wald nach Rosenheim transportiert<br />

und dort innerhalb eines Tages<br />

mit einem Mobilkran auf den vorbereiteten<br />

Lagern versetzt. Im Nachgang erfolgte<br />

die Montage des Geländers.<br />

7 Genehmigung<br />

Die Anwendung des Granits in einer<br />

vorgespannten Brücke und die Anwendung<br />

des Spannverfahrens im Granit sind<br />

bauaufsichtlich nicht geregelt, für die Bemessungskriterien<br />

und das Spannverfahren<br />

sind also Zustimmungen im Einzelfall<br />

erforderlich. Da der Brückenbau nicht<br />

über die Landesbauordnungen geregelt<br />

ist, lag die Zustimmung für den Bau hier<br />

auch nicht bei den Bauaufsichtsbehörden,<br />

sondern beim Tiefbauamt selbst.<br />

12 Einhubvorgang<br />

© Zilch + Müller Ingenieure GmbH/<br />

Kusser Aicha Granitwerke<br />

September 2009 | BRÜCKENBAU<br />

8 Zusammenfassung<br />

Die schöne ingenieurtechnische Aufgabe<br />

konnte durch die partnerschaftliche<br />

Zusammenarbeit aller Beteiligten<br />

termingerecht bis Dezember 2007<br />

umgesetzt werden. Dank einer präzisen<br />

Fertigungsmöglichkeit ist ein qualitativ<br />

hochwertiges – und durch den Einsatz des<br />

sehr dauerhaften Baustoffes Granit und<br />

Monolitzen mit werksmäßigem Korrosionsschutz<br />

ein bleibendes – Tragwerk<br />

entstanden, das sich elegant in die örtliche<br />

Situation einfügt.<br />

Autor:<br />

Dr.-Ing. Markus Hennecke<br />

Zilch + Müller Ingenieure GmbH, München<br />

13 Fertiggestellte Brücke<br />

© Kusser Aicha Granitwerke<br />

Bauherr<br />

Stadt Rosenheim, Tiefbauamt<br />

Entwurf<br />

Dipl.-Ing. Architekt Jochen Baur, München<br />

Tragwerkplanung<br />

Zilch + Müller Ingenieure GmbH, München<br />

Prüfi ngenieur<br />

Dr.-Ing. Helmut Kirmair, Bad Aibling<br />

Prüfi nstitut für Spannverfahren<br />

Technische Universität München,<br />

Materialprüfungsamt Bau<br />

Ausführung<br />

Kusser Aicha Granitwerke, Aicha vorm Wald<br />

28


BRÜCKENBAU<br />

Construction & Engineering<br />

29<br />

S Y M P O S I U M<br />

Einladung zum Abonnement …ist die neue und damit dritte Baufachzeitschrift der<br />

VERLAGSGRUPPE WIEDERSPAHN.<br />

Biebricher Allee 11 b<br />

65187 Wiesbaden<br />

Tel.: 0611/98 12 920<br />

Tel.: 0611/84 65 15<br />

Fax: 0611/80 12 52<br />

kontakt@verlagsgruppewiederspahn.de<br />

www.verlagsgruppewiederspahn.de<br />

www.brueckenbau-info.com<br />

ISSN 1867-643X<br />

Das gesamte Spektrum des Brückenbaus thematisierend, wird sie<br />

viermal pro Jahr erscheinen – vorwiegend anlässlich ausgewählter<br />

Veranstaltungen.<br />

Die Vorträge des 9. Symposiums BRÜCKENBAU in Leipzig bilden<br />

daher auch den Schwerpunkt der Erstausgabe.<br />

Heft 2.2009 hat Geh- und Radwegbrücken zum Thema und ist zugleich<br />

Tagungsband dieses ersten Symposiums am 12.9.2009 im Baureferat<br />

der Landeshauptstadt München.<br />

Zögern Sie also nicht und bestellen Sie ein Probeabonnement<br />

zum Vorzugspreis.<br />

Ja, ich nehme das Angebot an und bestelle ein Probeabonnement:<br />

drei Ausgaben der Zeitschrift BRÜCKENBAU zum Preis von<br />

� 42,00 inkl. Porto und MwSt.<br />

Firma/Büro<br />

Name/Vorname<br />

Straße/Hausnummer<br />

Postleitzahl/Stadt<br />

E-Mail/Telefon<br />

Datum Unterschrift<br />

Wenn Sie den BRÜCKENBAU nach Ablauf des Probeabonnements nicht weiterbeziehen<br />

möchten, genügt eine formlose schriftliche Mitteilung an den Verlag innerhalb von<br />

14 Tagen nach Erhalt der letzten Ausgabe. Andernfalls erhalten Sie diese Zeitschrift<br />

weiter zum günstigen Abonnementpreis bis auf Widerruf. Bezugsbedingungen und<br />

Abonnementpreis sind verbindlich im Impressum jeder Ausgabe aufgeführt.<br />

BRÜCKENBAU | September 2009


S Y M P O S I U M<br />

Neue Geh- und Radwegbrücken in Augsburg und München<br />

Zur Erschließung von Versammlungsstätten<br />

� � � von Peter Radl, Thomas Götzinger<br />

Anhand zweier verschiedener Aufgabenstellungen<br />

wird die Erschließung<br />

von Versammlungsstätten für Fußgänger<br />

und Radfahrer aufgezeigt.<br />

In beiden Fällen waren Bauwerke zu<br />

entwerfen, die in unterschiedlichem<br />

Kontext zur Architektur des eigentlichen<br />

Gebäudes stehen. Für die<br />

Verknüpfung eines neuen Straßenbahnhaltepunktes<br />

mit der impuls<br />

arena, Augsburgs neuem Fußballstadion,<br />

wurden drei Geh- und Radwegbrücken<br />

über städtische Straßen<br />

erforderlich, für deren Planung die<br />

Stadt Augsburg einen Wettbewerb<br />

ausgeschrieben hat. SSF Ingenieure<br />

GmbH und Architekten Lang Hugger<br />

Rampp GmbH überzeugten mit<br />

ihrem Konzept, organisch geformte,<br />

schlanke und nicht zu dominante<br />

Spannbetonrahmenbrücken mit<br />

Wiedererkennungswert in das Umfeld<br />

einzupassen. Für die Verbindung<br />

der aus der Feder der Architekten<br />

Coop Himmelb(l)au, Wien, stammenden<br />

BMW-Welt in München,<br />

einer kombinierten Ausstellungs-,<br />

Auslieferungs-, Erlebnis-, Museums-<br />

und Eventstätte, mit dem BMW-<br />

Museum und dem BMW-Hochhaus<br />

wurde eine Fußgängerbrücke über<br />

die Lerchenauer Straße erforderlich,<br />

die auch der Erschließung des<br />

östlich angrenzenden Münchener<br />

Stadtbezirks dient. Im Team mit den<br />

Architekten Coop Himmelb(l)au entwickelten<br />

SSF Ingenieure GmbH eine<br />

modern anmutende Stahlbrücke, die<br />

die Freifl ächenarchitektur der BMW-<br />

Welt konsequent fortsetzt.<br />

September 2009 | BRÜCKENBAU<br />

1 Lage der Brücken (rot) und der ausgeschriebenen Zuwegung (gelb)<br />

© SSF Ingenieure GmbH/Lang Hugger Rampp GmbH<br />

1 impuls arena, Augsburg<br />

1.1 Aufgabenstellung<br />

In der impuls arena, im Süden Augsburgs,<br />

wurde am 26. Juli 2009 der Spielbetrieb<br />

des FC Augsburg aufgenommen. Nordöstlich<br />

des Fußballstadions, durch zwei<br />

Straßenzüge getrennt, wurde für die<br />

Erschließung durch den öffentlichen Personennahverkehr<br />

eine Straßenbahnhaltestelle<br />

gebaut. Die leistungsstarke Anbindung<br />

an das Stadion mit bis zu 10.000<br />

Besuchern pro Stunde und die westliche<br />

Anbindung an die Bürgermeister-Ulrich-<br />

Straße erforderten die Herstellung von<br />

drei Geh- und Radwegbrücken und einem<br />

Unterführungsbauwerk.<br />

Die Stadt Augsburg forderte Mitte Dezember<br />

2007 vier Planungsgemeinschaften<br />

aus je einem Ingenieur- und einem<br />

Architekturbüro auf, ein Plangutachten<br />

für diese Brücken zu erstellen – mit der<br />

Vorgabe, den Sieger des Wettbewerbs<br />

umgehend mit der weiteren Planung zu<br />

beauftragen. Die Herstellung der Brücken<br />

sollte innerhalb der Zeitspanne von Juni<br />

2008 bis April 2009 erfolgen.<br />

1.2 Konzeption<br />

Für die drei Überführungsbauwerke wurde<br />

eine unverwechselbare gleichartige<br />

Gestaltung, eine Brückenfamilie, angestrebt,<br />

die mit dem Besuch des Stadions<br />

assoziiert wird. Um zugleich einen für<br />

das Wegenetz idealen und durchgehend<br />

fl üssigen Wegverlauf zu erlangen, wurden<br />

die Brücken in einer geschwungenen<br />

Grundrissform konzipiert: Im Übergang<br />

vom Damm auf die einzelnen Bauwerke<br />

sollten Fußgänger und Radfahrer keinerlei<br />

Zäsur erfahren. Es wurden Spannbe-<br />

2 3 Visualisierung eines Spannbetonrahmens und der Unterführung<br />

© SSF Ingenieure GmbH/Lang Hugger Rampp GmbH<br />

30


31<br />

4 Asymmetrischer Querschnitt<br />

© SSF Ingenieure GmbH/Lang Hugger Rampp GmbH<br />

ton-Rahmenbauwerke gewählt, die der<br />

angestrebten organischen Formgebung<br />

gerecht werden und aufgrund ihrer fi ligranen<br />

Bauweise bestechen. Sie sollten<br />

eher ruhig und unaufdringlich wirken und<br />

sich nicht zu sehr vor der Architektur des<br />

Stadions in Szene setzen.<br />

Die Überbauten spannen in ihrer unteren<br />

Begrenzung daher bogenförmig, in<br />

der allseits vertrauten Urform des Brückenschlages,<br />

über die Verkehrsräume<br />

und gehen orthogonal ohne sichtbare<br />

Widerlager in die begrünten Böschungen<br />

über. In Richtung der Rahmenecken<br />

ergeben sich dabei statisch optimal wirkende<br />

Anvoutungen, die die schlanken<br />

Feldbereiche entlasten. Die Dynamik der<br />

Konstruktionen wurde zusätzlich mit der<br />

Wahl kompakter asymmetrischer Querschnitte<br />

verstärkt. Entsprechend einer<br />

fi ktiven Fliehkraft liegen der Tief- und der<br />

Schwerpunkt in einer Faser im äußeren<br />

Querschnittsdrittel.<br />

Das Zurücksetzen der Widerlager bis hinter<br />

die Böschungsebenen erzeugt für den<br />

Autofahrer großzügige Öffnungen mit<br />

maximaler Transparenz. Im Bauwerksbereich<br />

überwiegt bei diesen Konstruktionen<br />

der Anteil an begrünten Böschungsfl<br />

ächen, Betonfl ächen reduzieren sich auf<br />

die »lebendig« geschalten Überbauten.<br />

Die Mehrkosten, die sich aus der größeren<br />

Spannweite der Brücken gegenüber konventionellen<br />

Bauwerken kurzer Spannweite<br />

ergeben, wurden durch Einsparungen<br />

bei den relativ kleinen Widerlagerblöcken,<br />

die in Großbohrpfähle einspannen,<br />

mehr als kompensiert.<br />

Für die Brücken wurden Sondergeländer<br />

aus einfachen, aneinandergereihten<br />

Streckmetall-Rahmen entworfen, die sehr<br />

transparent und leicht wirken und damit<br />

die Brücken aufwerten.<br />

6 Einbau der Spannglieder<br />

© SSF Ingenieure GmbH<br />

S Y M P O S I U M<br />

5 Defi nition der Spanngliedverläufe innerhalb der variablen Querschnitte<br />

© SSF Ingenieure GmbH<br />

7 Im Rohbau fertiggestellter Rahmen<br />

© SSF Ingenieure GmbH<br />

8 Bauwerk 03 am Tag der Verkehrsfreigabe<br />

© SSF Ingenieure GmbH<br />

9 Heutiges Erscheinungsbild von Bauwerk 03<br />

© Florian Schreiber/SSF Ingenieure GmbH<br />

1.3 Umsetzung<br />

SSF Ingenieure GmbH und Lang Hugger<br />

Rampp GmbH konnten mit ihrem Konzept<br />

überzeugen und wurden Anfang<br />

März 2008 mit Entwurf und Ausschreibung<br />

der Bauwerke betraut. Zeitgleich<br />

liefen Statik und Ausführungsplanung<br />

der bis zu 44 m weit spannenden und<br />

4,00 m bzw. 7,00 m breiten Brücken. Die<br />

Planbearbeitung mit einer 3D-Software<br />

erleichterte dabei die exakte Defi nition<br />

der räumlichen Spanngliedverläufe und<br />

der komplizierten Schal- und Bewehrungsformen:<br />

Der Baufi rma, die bereits<br />

Mitte Juni 2008 beauftragt wurde, konnten<br />

in beliebigen Schnitten die Koordinaten<br />

der Spanngliedachslagen innerhalb<br />

der stets variablen Querschnitte übergeben<br />

werden.<br />

Die Errichtung der Bauwerke erfolgte zeitlich<br />

versetzt auf Lehrgerüsten. So konnten<br />

der anvisierte Fertigstellungstermin im<br />

April 2009 eingehalten und die Brücken<br />

rechtzeitig vor Aufnahme des Spielbetriebes<br />

am 6. Juli 2009 der Öffentlichkeit<br />

übergeben werden.<br />

Die im Wettbewerb kalkulierten Herstellungskosten<br />

für die drei Spannbetonbrücken<br />

und eine zusätzliche Fuß- und Radwegunterführung<br />

von 1,50 Mio. € wurden<br />

ebenfalls eingehalten.<br />

Bauherr<br />

Stadt Augsburg, Tiefbauamt<br />

Entwurf<br />

Planungsgemeinschaft<br />

SSF Ingenieure GmbH, München<br />

Lang Hugger Rampp GmbH, München<br />

Tragwerksplanung<br />

SSF Ingenieure GmbH, München<br />

Prüfi ngenieur<br />

Dr.-Ing. Reinhard Mang, München<br />

Ausführung<br />

Glass Bauunternehmung GmbH, Mindelheim<br />

Grimmbacher Georg GmbH & Co. KG Bauunternehmen,<br />

Münsterhausen<br />

BRÜCKENBAU | September 2009


S Y M P O S I U M<br />

2 BMW-Welt, München<br />

2.1 Entwurf<br />

Mit einer Länge von knapp 93 m führt<br />

die sogenannte Trias-Brücke in München<br />

über die Lerchenauer Straße und verbindet<br />

die BMW-Welt mit dem gegenüberliegenden<br />

BMW-Museum und dem BMW-<br />

Hochhaus. Gestaltung und Materialisierung<br />

der Trias-Brücke sind direkt aus dem<br />

Entwurf der BMW-Welt abgeleitet, denn<br />

die Brücke ist Teil des architektonischen<br />

Gesamtkonzepts des Architekturbüros<br />

Coop Himmelb(l)au aus Wien: Der Entwurf<br />

sieht eine elegant geschwungene<br />

Fußgängerbrücke mit laufend variierender<br />

Querschnittsgeometrie vor.<br />

Hauptbestandteil der Entwurfsplanung<br />

von Coop Himmelb(l)au war ein 3D-<br />

Gesamtmodell der Brücke, welches mit<br />

der CAD-Software Rhino erstellt wurde.<br />

Dieses 3D-Modell gab die Außenhülle der<br />

Brücke mit dem genauen Verlauf der Fugenführung<br />

in der Blechverkleidung vor:<br />

Trotz der komplexen räumlichen Struktur<br />

mit dem unsymmetrischen Querschnitt<br />

konnte es 1:1 umgesetzt und verwirklicht<br />

werden. Aus der variierenden Querschnittshöhe<br />

und -breite resultierten<br />

für jede Blechtafel aber unterschiedliche<br />

Abmessungen, so dass kein Blechelement<br />

dem anderen gleicht.<br />

2.2 Tragwerk<br />

Die Spannweiten der Stahlbrücke betragen<br />

20 m, 43 m und 30 m mit Gehwegbreiten<br />

zwischen 3,70 m und 6,30 m.<br />

Durch die im Grundriss stark gekrümmte<br />

Form unterliegt die Brücke ausgeprägten<br />

Torsionskräften. Als Tragsystem wurde<br />

daher ein dicht geschweißter, geschlossener<br />

Stahlhohlkasten gewählt, der sich gut<br />

13 Unverkleideter Stahlkasten bei der Montage<br />

© SSF Ingenieure GmbH<br />

September 2009 | BRÜCKENBAU<br />

10 Freifl ächenarchitektur: Trias-Brücke vor der BMW-Welt<br />

© Florian Schreiber/SSF Ingenieure GmbH<br />

zur Aufnahme der Torsionskräfte eignet<br />

und sich auch den laufend ändernden<br />

Querschnittsformen und -höhen optimal<br />

anpassen kann.<br />

Zur Beulsicherung der Stahlbleche mit<br />

Dicken von meist nur 10 mm wurden<br />

Längsrippen mit Trapezprofi l eingezogen.<br />

In Abständen von knapp 3,00 m befi nden<br />

sich darüber hinaus Querschotte,<br />

welche mit umlaufendem T-Profi l oder<br />

als geschlossenes Blech im Bereich mit<br />

geringen Querschnittshöhen ausgebildet<br />

wurden. Das untere Stahlblech ist mit<br />

außenliegenden durchgehenden L-Rippen<br />

verstärkt, die zugleich als Unterkonstruktion<br />

der Edelstahlblechverkleidung<br />

dienen.<br />

Auf der Oberseite des Stahlhohlkastens<br />

wurde eine Betonplatte mit d = 14 cm<br />

als Gehwegplatte auf einer zweilagigen<br />

Abdichtung vorgesehen. Durch diese<br />

»schwere« Betonplatte wird das dynamische<br />

Verhalten der Brücke bei Fußgängeranregung<br />

verbessert, das heißt, die<br />

modale Masse und damit die Massenträgheit<br />

wurden hier erhöht.<br />

Das Tragwerk liegt auf Elastomerlagern<br />

auf, die innerhalb der Edelstahlblechverkleidung<br />

angeordnet sind, so dass sie für<br />

den Betrachter nicht sichtbar sind. Als<br />

Unterbauten dienen zwei ansprechend<br />

geformte Stahlbetonstützen und ein<br />

Treppenwiderlager aus Stahlbeton, in<br />

die die Brücke mittels eines massiven<br />

Einbauteils mit einem Gewicht von 2,20 t<br />

eingespannt wurde, um ein schlankes<br />

und wirtschaftliches Tragwerk zu ermöglichen.<br />

11 12 Brücke mit »fl ießenden« Querschnitten:<br />

vor dem BMW- Hochhaus,<br />

vor der BMW-Welt<br />

© Florian Schreiber/<br />

SSF Ingenieure GmbH<br />

Die Brücke schließt mit einer Bewegungsfuge<br />

mit elastischer Mitteleinlage an die<br />

Innenbrücke der BMW-Welt an, wobei auf<br />

Seite des BMW-Museums eine 5 m hohe,<br />

überhängende und zum Teil aus Dreiecksfl<br />

ächen bestehende Winkelstützwand<br />

als Brückenaufl ager fungiert; die Winkelstützwand<br />

wurde mit einer ankerlosen<br />

Schalung und sehr fl ießfähigem F6- Beton<br />

mit Sichtbetonanforderung hergestellt.<br />

32


33<br />

14 Brückenmontage<br />

© SSF Ingenieure GmbH<br />

2.3 Fertigung und Montage<br />

Fertigung und Zusammenbau des Stahlhohlkastens<br />

erfolgte in den Werkstätten<br />

der Stahlbaufi rmen Raffl und Wito aus<br />

Osttirol in Österreich.<br />

Aufgrund der räumlich komplexen<br />

Struktur war eine aufwendige Arbeitsvorbereitung<br />

notwendig, um die Genauigkeitsanforderungen<br />

zu erfüllen. Zunächst<br />

erfolgte der Zuschnitt der Stahlbleche,<br />

danach wurden die Querschotte aufgesetzt<br />

und angeschweißt; damit war die<br />

Form der Brücke vorgegeben. Nach Schließen<br />

des Hohlkastens und Abschluss aller<br />

Schweißarbeiten erhielt die Stahlkonstruktion<br />

eine außenliegende Korrosionsschutzbeschichtung.<br />

Die einzelnen Brückenschüsse mit<br />

Gewichten bis zu 32 t wurden mittels<br />

Schwerlasttransportern aus Osttirol zur<br />

Baustelle in München befördert und dort<br />

(jeweils) nachts montiert. Durch das<br />

schnelle und reibungslose Einheben der<br />

Brückenschüsse musste der Verkehr auf<br />

der Lerchenauer Straße jeweils nur kurz<br />

gesperrt werden.<br />

Zur Montage der Brücke wurde eine<br />

Hilfsstütze mit zugehörigem Fundament<br />

in Stahlfaserbeton auf der Verkehrsinsel<br />

der Lerchenauer Straße angeordnet. Die<br />

Brückenschüsse wurden überwiegend<br />

am Boden zusammengebaut und verschweißt<br />

und danach mit einem Autokran<br />

in die exakte Höhenlage befördert.<br />

Die Edelstahl-Blechverkleidung der Trias-<br />

Brücke besteht aus einer hinterlüfteten<br />

Fassade mit glasperlgestrahlten Edelstahlblechen<br />

von 3 mm Dicke. Der Verlauf<br />

der Fugen war durch die Architektur exakt<br />

vorgegeben und unterstreicht die dynamisch<br />

wirkende Geometrie der<br />

Fußgängerbrücke.<br />

Die Brückenentwässerung gewährleisten<br />

zwei seitliche Abfl ussrinnen, welche<br />

jeweils mit einem Blech abgedeckt<br />

S Y M P O S I U M<br />

Dialog ist der Anfang von allem<br />

SSF Ingenieure ist eine beratende Ingenieurgesellschaft,<br />

die ihren Kunden ein interdisziplinäres und breit<br />

gefächertes Netz hochwertiger Lösungen auf nahezu<br />

allen Gebieten des Bauingenieurwesens bietet.<br />

Wir entwickeln intelligente und kreative Lösungen<br />

für effizientes Bauen, funktionale Bauwerke und<br />

leistungsfähige Infrastrukturanlagen, unter anderem<br />

elegante Brücken auf höchstem technischen Niveau.<br />

www.ssf-ing.de<br />

BRÜCKENBAU | September 2009


S Y M P O S I U M<br />

15 Statisches Modell<br />

© SSF Ingenieure GmbH<br />

sind und auf Seite des BMW-Museums<br />

zusammengeführt werden; die Entwässerungsrinnen<br />

und die lastverteilende<br />

Betonplatte enthalten eine eingebaute<br />

Heizung. Auf der Oberseite der Betonplatte<br />

wurde zudem eine risseüberbrückende,<br />

abriebfeste und witterungsbeständige<br />

Beschichtung (Sikafl oor) aufgebracht.<br />

Die statische Berechnung der Brücke<br />

erfolgte an einem räumlichen Gesamtsystem<br />

mittels der Finiten-Element-Methode,<br />

das Stahlbeton-Treppenwiderlager<br />

wurde hingegen mit Stabwerksmodellen<br />

bemessen.<br />

September 2009 | BRÜCKENBAU<br />

16 Trias-Brücke mit BMW-Welt und Olympiaturm<br />

© Florian Schreiber/SSF Ingenieure GmbH<br />

Trotz der beengten Baustellensituation<br />

und der straffen Terminkette konnte die<br />

Brücke im Oktober 2007 und damit rechtzeitig<br />

vor der Eröffnung der BMW-Welt<br />

fertiggestellt werden.<br />

Autoren:<br />

Dipl.-Ing. Peter Radl<br />

Dipl.-Ing. Thomas Götzinger<br />

SSF Ingenieure GmbH, München<br />

Bauherr<br />

Bayerische Motorenwerke AG, München<br />

Entwurf<br />

Coop Himmelb(l)au, Wien<br />

Tragwerksplanung<br />

SSF Ingenieure GmbH, München<br />

Prüfi ngenieur<br />

Prof. Dr.-Ing. Dr.-Ing. E. h. Konrad Zilch, München<br />

Ausführung<br />

Frener & Reifer Metallbau GmbH, Brixen<br />

Krämmel GmbH & Co. Bauunternehmung KG,<br />

München<br />

Wito Konstruktionen GmbH, Linz<br />

34


35<br />

Anforderungen und Beispiele aus Wolfsburg und München<br />

Form fi nden, gerade bei Fußgängerbrücken<br />

� � � von Bernhard Schäpertöns<br />

Die meist kleine Bauaufgabe »Fußgängerbrücke«<br />

erhält ihren besonderen<br />

Reiz dadurch, dass deren Struktur<br />

durch den Menschen sehr unmittelbar<br />

erfahren wird, sei es, weil<br />

er sie als Fußgänger oder Radfahrer<br />

auf seinem Weg nutzt, sei es, dass<br />

sie für ihn Aussichts- oder Treffpunkt<br />

ist oder sie ihm, wenn von weitem<br />

wahrnehmbar, den Weg weist. Eine<br />

Fußgängerbrücke kann den Stadt-<br />

oder Landschaftsraum prägen, sie<br />

kann sich in ihrer Schlichtheit unterordnen,<br />

mit ihrer Auffälligkeit<br />

Zeichen und sogar Wahrzeichen<br />

sein. Sie kann durch ihre Einbindung<br />

in das Wegenetz aber auch lenken,<br />

auf Ziele aufmerksam machen. Wie<br />

solche Bauwerke entworfen werden<br />

(können), zeigen nun die nachfolgenden<br />

Ausführungen.<br />

2 Ansicht der Brücke<br />

© BPR Dr. Bernhard Schäpertöns & Partner<br />

3 Draufsicht des Bauwerks<br />

© BPR Dr. Bernhard Schäpertöns & Partner<br />

1 Lage zwischen Parkplätzen und VW-Arena<br />

© BPR Dr. Bernhard Schäpertöns & Partner<br />

S Y M P O S I U M<br />

1 Form fi nden<br />

1.1 Herausforderung<br />

Die Ansprüche an Fußgängerbrücken<br />

durch die Nutzer haben sich im Laufe der<br />

Zeit nur unwesentlich geändert: Für die<br />

Auslegung maßgebend sind nach wie vor<br />

der stehende, gehende, laufende oder<br />

springende Mensch, der Radfahrer, der<br />

Rollstuhlfahrer, das Wartungsfahrzeug.<br />

Dennoch wird der entwerfende Bauingenieur<br />

in besonderer Weise gefordert,<br />

durch Spannweiten oder den Einsatz<br />

innovativer Baustoffe und Bauteile. Und<br />

dann agieren in seiner Königsdisziplin,<br />

dem Brückenbau, beim speziellen Sujet<br />

»Fußgängerbrücken« neben ihm Architekten,<br />

bisweilen Landschaftsplaner.<br />

Bei manchen »alleingelassenen« Architekten<br />

besteht aber die Gefahr, dass sie<br />

4 Draufsicht auf Treppen und Rampen<br />

© BPR Dr. Bernhard Schäpertöns & Partner<br />

BRÜCKENBAU | September 2009


S Y M P O S I U M<br />

5 Längsschnitt der Plazabrücke<br />

© BPR Dr. Bernhard Schäpertöns & Partner<br />

in ihrem Wunsch, Zeichen zu setzen oder<br />

Ikonen zu schaffen, über das Ziel hinausschießen:<br />

Man schaue nur auf die hochstilisierten<br />

und teuren, sogenannten Millenniumsbrücken.<br />

Oder dass sie wie aus<br />

Versatzstücken ihnen geläufi ger Brücken<br />

neue Bauwerke zusammenfügen oder<br />

Bauteile dekorieren. Die Zusammenarbeit<br />

zwischen Bauingenieur und Architekt ist<br />

trotzdem wichtig, oft bleibt eine Brückenkonstruktion<br />

sonst ungeschliffen, roh.<br />

Die Architektenkollegen sind hier gefragt,<br />

wenn es um den Einsatz von Licht, von<br />

Farbe und die Haptik des Materials geht.<br />

Oft wird es bei gutem Verständnis zwischen<br />

Ingenieur und Architekt zugunsten<br />

des Bau-Kunst-Werks »Fußgängerbrücke«<br />

unwichtig, wer welche Rolle gespielt hat,<br />

mitunter lässt sich auch gar nicht mehr<br />

nachvollziehen, wer wann welche Impulse<br />

gegeben hat. Wesentlich ist stets das<br />

Resultat, die »richtige« Brücke.<br />

1.2 Kriterien<br />

Was sind nun die Kriterien für die richtige<br />

Gestalt, die Form einer Fußgängerbrücke?<br />

Ist es das »ehrliche« Tragwerk, die »vernünftige«<br />

Konstruktion? Diese ethischen<br />

Begriffe ermöglichen sicherlich keine<br />

objektive Bewertung der Form, der Gestalt.<br />

Genügen ästhetische Kriterien wie<br />

Schönheit oder Harmonie, wie wirkt die<br />

Brücke bei Tag, wie wirkt sie bei Nacht?<br />

Muss der Kraftfl uss erkannt werden,<br />

ablesbar sein – und wenn ja, für wen, für<br />

den Laien, dem archetypische Formen am<br />

meisten gefallen, oder für den Fachmann,<br />

der Filigranität mit Schönheit gleichsetzt<br />

oder dem eventuell der technische<br />

Sachverstand den Blick verstellt? Bei<br />

Musik reicht es, dass man sie gerne hört.<br />

Niemand erwartet, dass wir sie verstehen.<br />

Nicht jede Brücke muss schön sein.<br />

Sie muss (und kann) sich nicht immer<br />

harmonisch in die Landschaft einfügen,<br />

vielmehr interagiert sie mit ihr und ergänzt<br />

sie so: Es bildet sich etwas Neues.<br />

Eine Brücke muss die Randbedingungen<br />

erfüllen, nicht mehr, nicht weniger.<br />

September 2009 | BRÜCKENBAU<br />

Eine Brücke soll also alle Randbedingungen<br />

(möglichst) optimal erfüllen. Ich<br />

möchte hier nicht die drei Grundsätze<br />

des Vitruv herunterbeten, sondern sie<br />

stattdessen um moderne Eigenschaften,<br />

wie pfl egeleicht, wartungsarm, langlebig<br />

und damit robust, ergänzen. Auch der<br />

wohlbedachte Einsatz fi nanzieller Mittel<br />

kann eine wesentliche Forderung sein.<br />

Der Wunsch, eine Großform, eine Skulptur<br />

zu schaffen, eine Form zu setzen, kann<br />

ebenfalls wichtig sein. Doch meist sollten<br />

Maßstäblichkeit, die Orientierung am<br />

Menschen und der Umgebung Kriterium<br />

bei der Gestaltfi ndung sein. Was sind die<br />

Bedürfnisse des Menschen? Wie lange<br />

mag er über eine Brücke gehen. Wie lang<br />

sind die (natürlich behindertengerechten)<br />

Rampen, bis man die notwendige<br />

Höhe erreicht hat, um das Hindernis, die<br />

Straße, den Fluss zu überwinden. Darf<br />

man Sitzplätze auf der Brücke anbieten,<br />

will ich mich auf der Brücke aufhalten, auf<br />

ihr verweilen? Was sehe ich, wenn ich die<br />

Brücke verlasse. Welche Lichträume sind<br />

unter der Brücke zu beachten, wo kann ich<br />

Stützen anordnen? Schwingungen beeinträchtigen<br />

Passanten deutlich früher<br />

als die Standfestigkeit der Brücke, ist die<br />

Lösung unter Umständen zu fi ligran?<br />

8 Plazabrücke von Nordosten<br />

© Jens Willebrand<br />

6 Details des Pylonen<br />

© BPR Dr. Bernhard Schäpertöns & Partner<br />

7 Geländer der Plazabrücke<br />

© BPR Dr. Bernhard Schäpertöns & Partner<br />

36


37<br />

Daraus entwickelt sich die Form, erfolgt<br />

die Wahl des Tragwerks, so wird die Form<br />

gefunden. Dies geschieht durchaus<br />

nicht zwangsläufi g, vielmehr führt die<br />

Gewichtung der Randbedingungen zu<br />

unterschiedlichen, ja mitunter sogar zu<br />

willkürlich erscheinenden Lösungen.<br />

Werden aber alle Randbedingungen im<br />

Sinne einer Optimierung bedacht, hat<br />

man die richtige Form, die richtige Gestalt<br />

gefunden.<br />

Der junge Saint-Exupéry hat 1912 in einem<br />

Gedicht geschrieben: »Sie war nicht<br />

prächtig und schön, meine hübsche, kleine,<br />

schlichte Brücke. Sie war nicht kunstvoll<br />

gemacht, aber irgendein Geheimnis<br />

ließ sie über dem Wasser erstrahlen.«<br />

2 Plazabrücke, Wolfsburg<br />

2.1 Situation und Aufgabenstellung<br />

Die Aller, die sich, von Bäumen und<br />

Buschwerk gesäumt, durch eine fl ache<br />

Auenlandschaft dem Wolfsburger Schloss<br />

entgegenschlängelt, trennt die nördlich<br />

angeordneten Parkplätze von der Fußballarena<br />

und der vorgelagerten Erlebniswelt<br />

»Allerpark«, bestehend aus einer<br />

Anzahl von Spiel- und Sporthallen, einem<br />

Spaßbad und einem künstlichen See, auf<br />

dem auch Wasserski gefahren werden<br />

kann. Stadion und Erlebniswelt diesseits,<br />

ein Platz als Scharnier – die Plaza, ein<br />

halbes Rondell mit terrassierten Sitzrängen<br />

– und Parkplätze jenseits der Aller gilt<br />

es mit einer Brücke zu verbinden.<br />

Die Trasse muss angehoben werden, um<br />

für einen die Aller begleitenden Versorgungsweg<br />

ein ausreichendes Lichtraumprofi<br />

l sicherzustellen. Eine behindertengerechte<br />

Ausbildung bedingt zudem<br />

Rampenanlagen. Ist sie dann auch noch<br />

von weitem sichtbar, kann sie Zeichen,<br />

Landmarke und Wegweiser für die zwischen<br />

den Sportstätten und den Beförderungsmitteln<br />

oszillierenden Massen sein.<br />

2.2 Entwurf und Konstruktion<br />

Eine einhüftige Schrägseilbrücke erfüllt<br />

diese beiden Aufgaben in idealer Weise:<br />

Ein Pylon markiert weithin erkennbar den<br />

Ort, wo in dieser fl achen niedersächsischen<br />

Landschaft die Flussquerung stattfi<br />

ndet. Sein Standort betont die Uferseite,<br />

auf der die Veranstaltungen stattfi nden.<br />

Der Überbau kann schlank gehalten<br />

werden, Steigungen und Rampenlängen<br />

werden minimiert. Auf der Parkplatzseite<br />

fängt eine weit ausladende Treppenanlage<br />

mit seitlich angeordneten Rampen die<br />

Massen ein und schleust sie über die Aller,<br />

Fußgänger und Fußballfans werden danach<br />

geradlinig auf die Plaza hingeführt.<br />

9 Treppen(aufgang)<br />

© Jens Willebrand<br />

10 Plazabrücke von Westen<br />

© Jens Willebrand<br />

11 Nächtliches Erscheinungsbild<br />

© Jens Willebrand<br />

Der um 20 ° aus der Senkrechten geneigte<br />

Pylon durchstößt das Brückendeck mittig<br />

und hält den Überbau mit drei in dessen<br />

Mittelachse angeordneten Seilen, je<br />

zwei zu beiden Seiten gespreizte Seile<br />

verankern den 40 m hohen Pylonen am<br />

südlichen Widerlager. Die Verteilung der<br />

vollverschlossenen Seile bestimmt die<br />

S Y M P O S I U M<br />

Form des Pylonen, der über ein schiffartiges<br />

Profi l verfügt. Auf der südlichen Seite<br />

ist der Überbau in ein schweres, glatt<br />

geschaltes Widerlager eingespannt, die<br />

Seile enden hier in Betonbastionen, während<br />

er auf der anderen Seite lediglich<br />

auf der Lagerbank aufl iegt. Die Rampen,<br />

fl usswärts mit leichten Stahlgeländern<br />

ausgestattet, sind in Richtung Parkplätze<br />

mit einer massiven Betonbrüstung versehen.<br />

Das Stahldeck der Brücke ist 7,80 m breit.<br />

Darunter befi ndet sich ein dreizelliger<br />

Kastenquerschnitt, der die nötige Torsionssteifi<br />

gkeit aufweist, dazu 2,00 m<br />

auskragende Querträger. Die mittlere<br />

Zelle des Kastens ist leicht abgesenkt und<br />

nimmt Kabelzugrohre auf. Darüber verläuft<br />

über die gesamte Brückenlänge ein<br />

Streifen mit Holzbohlenbelag. Sitzbänke<br />

zwischen den Seilabhängungen laden<br />

darüber hinaus zum Verweilen ein. In der<br />

Seitenansicht wirkt der Überbau sehr<br />

schlank, seine Konstruktionshöhe beträgt<br />

nur 76 cm, die nach außen orientierte<br />

Querneigung unterstreicht diese Wirkung<br />

noch. Beidseitig angeordnete Glasgeländer<br />

betonen das grazil anmutende Profi l<br />

der Brücke.<br />

BRÜCKENBAU | September 2009


S Y M P O S I U M<br />

12 Brückendeck …<br />

© Jens Willebrand<br />

Nachts sind während der regulären<br />

Nutzung nur die Handläufe und Bänke<br />

illuminiert. Dann liegt ein fast waagrechter<br />

Lichtbalken über der still und schwarz<br />

dahinfl ießenden Aller. Bei Stadionbetrieb<br />

erfolgt zusätzlich eine Beleuchtung aus<br />

dem Pylonen des im Oktober 2006 fertiggestellten<br />

Bauwerks.<br />

Bauherr<br />

Stadt Wolfsburg<br />

Planung<br />

BPR Dr. Bernhard Schäpertöns & Partner, München<br />

mit Bünemann & Collegen GmbH, Hannover<br />

Prüfi ngenieur<br />

Prof. Dr. Udo Peil, Braunschweig<br />

Ausführung<br />

LB Lorenz GmbH, Stendal<br />

Temme Stahl- und Industriebau GmbH, Schafstädt<br />

14 Ansicht<br />

© BPR Dr. Bernhard Schäpertöns & Partner<br />

15 Querschnitt<br />

© BPR Dr. Bernhard Schäpertöns & Partner<br />

September 2009 | BRÜCKENBAU<br />

3 Grabbewegbrücke, München<br />

3.1 Lage und Planungsparameter<br />

Die Untertunnelung des Mittleren Ringes<br />

im Südwesten von München reicht<br />

vom Anschluss der A 96 im Norden über<br />

den Luise-Kiesselbach-Platz mit dem<br />

Anschluss der A 95 und die Heckenstallerstraße<br />

bis zur Passauerstraße im Osten<br />

der Landeshauptstadt. In der Heckenstallerstraße<br />

wird der Mittlere Ring offen auf<br />

Tunnelniveau geführt: Durch die Tiefl age<br />

lässt sich der Mittlere Ring nach der<br />

Errichtung der Fuß- und Radwegbrücke<br />

am Grabbeweg (künftig) ebenerdig überqueren.<br />

In direkter Nachbarschaft der<br />

Geschoßwohnungsbauten fahren dann<br />

keine Autos mehr – und es entsteht der<br />

570 m lange Heckenstallerpark, der ohne<br />

Beeinträchtigung durch Lärm und Abgase<br />

für Spiel, Freizeit und Erholung genutzt<br />

werden kann.<br />

13 Lageplan<br />

© Landeshauptstadt München<br />

Der Lichtraum des Mittleren Ringes, die<br />

Höhe des angrenzenden Geländes und<br />

die Wahrnehmbarkeit sind die zentralen<br />

Randbedingungen für die neue Grabbewegbrücke,<br />

für die eine nutzbare Breite<br />

von 5 m vorgesehen ist. Um die Rampenlängen<br />

klein zu halten, kam nur ein obenliegendes<br />

Tragwerk in Frage.<br />

3.2 Lösungsvorschlag<br />

Gewählt wurde ein Einfeldträger aus<br />

übermannshohem Stahlfachwerk mit einer<br />

Gehbahn aus Stahlbeton; die Spannweite<br />

beträgt 25 m. Die Brücke liegt auf<br />

beiden Seiten auf den Stützwänden des<br />

Troges, die große Trägerhöhe ermöglicht<br />

fi ligrane Zugdiagonalen und schlanke<br />

Druckgurte.<br />

Mit der Fachwerkröhre erhält die bis 2014<br />

fertigzustellende Grabbewegbrücke eine<br />

Form, die für den Nutzer einen abstrakten<br />

Raum schafft und ihn so auch symbolisch<br />

vor den Gefahren wie den schädlichen<br />

Einwirkungen des Autoverkehrs auf dem<br />

Mittleren Ring schützt. Eine ähnliche Lösung<br />

wurde schon bei der Fußgängerbrücke<br />

zwischen Park-and-ride-Anlage und<br />

BMW-Gebrauchtwagenzentrum unweit<br />

der Allianz-Arena als die richtige gefunden.<br />

Und für die Geh- und Radwegbrücke<br />

über die Wotanstraße im Zuge des südlichen<br />

Expressradweges parallel zur Bahnachse<br />

Hauptbahnhof–Laim–-Pasing ist<br />

ebenfalls eine Fachwerkröhre vorgesehen,<br />

wenn sie denn realisiert werden wird.<br />

Bauherr<br />

Landeshauptstadt München<br />

Planung<br />

BPR Dr. Bernhard Schäpertöns & Partner, München<br />

mit Schultz-Brauns & Reinhart Architekten, München<br />

Autor:<br />

Dr.-Ing. Bernhard Schäpertöns<br />

BPR Dr. Bernhard Schäpertöns & Partner, München<br />

38


39<br />

Qualitätvolle Brücken als Resultat eines Miteinanders<br />

Zusammenarbeit von Architekt und Ingenieur<br />

� � � von Helmut C. Schulitz<br />

Verkehrsbauten gelten als Ingenieurbauten.<br />

Selbst unsere von Fassaden<br />

und Dach umschlossene Fußgängerbrücke,<br />

der 340 m lange Skywalk<br />

in Hannover, wurde so bezeichnet.<br />

Unserem »verti kalen Verkehrsbau«,<br />

dem Panoramaaufzug in Königstein,<br />

wurde nachgesagt, für Architektur<br />

fehle ihm die Masse. So stellt niemand<br />

in Frage, dass eine Brücke ein<br />

Ingenieurbauwerk ist und dass eine<br />

gute Brücke der Ingenieurbaukunst<br />

zugerechnet wird. Erst wenn man<br />

fragt, was denn »Ingenieurbaukunst«<br />

bedeutet und ob es auch eine<br />

»Architektbaukunst« gibt, wird die<br />

Fragwürdigkeit der Begriffe deutlich,<br />

denn die Baukunst ist unteilbar!<br />

1 Form und Konstruktion<br />

1.1 »Interesselose« Architekten<br />

Schon vor 50 Jahren hat Pier Luigi Nervi<br />

gesagt, veröffentlicht in Heft 21 der Bauwelt,<br />

1959: »Dass es eine Unterscheidung<br />

zwischen Ingenieuren und Architekten<br />

gibt, ist nichts anderes als die Manifestation<br />

einer unvollkommenen Vorbildung<br />

und eines Mangels an Fähigkeiten der<br />

einen und der anderen; das führt dazu,<br />

dass es nicht selten Architekten gibt, die<br />

außerstande sind, die technischen, statischen<br />

und konstruktiven Probleme zu<br />

lösen, die sich bei der Verwirklichung der<br />

Planung stellen, und andererseits Ingenieure,<br />

die nicht die nötige Vorbildung und<br />

jenes Empfi ndungsvermö gen haben, das<br />

für die ästhetische Erscheinung und den<br />

architektonischen Ausdruck des Ganzen<br />

und der Einzelheiten seines Werkes unerlässlich<br />

ist.«<br />

Diese Aussage Nervis gilt für alles Bauen,<br />

auch für Brücken, und sie gilt heute mehr<br />

denn je, denn bei den fast grenzenlosen<br />

technischen Möglichkeiten, die alles<br />

machbar erscheinen lassen, ist nicht nur<br />

der Mangel an Fähigkeiten zu beklagen,<br />

sondern zugleich das sinkende Interesse<br />

bei Architekten, sich mit der Bautechnik<br />

überhaupt noch zu befassen. So tut sich<br />

eine Diskrepanz auf zwischen Formwillen<br />

und Realisieren: Nie in der Baugeschichte<br />

hat man so unbekümmert so viele absurde<br />

(Bau-)Formen ohne Rücksicht auf Ma-<br />

1 Skywalk in Hannover<br />

© Schulitz + Partner/RFR<br />

2 Panoramaaufzug der Feste Königstein<br />

© Schulitz + Partner/RFR<br />

terialverbrauch und Statik verwirklicht,<br />

nur weil eben alles bau bar geworden zu<br />

sein scheint. Computergestützt kann<br />

man komplexe räumliche Visionen selbst<br />

ohne genügende Kenntnisse in<br />

Baukonstruktion und -statik so darstellen,<br />

als seien sie schon errichtet. Kein Wunder,<br />

dass Architekten sich immer mehr auf<br />

das Erfi nden von interessanten Formen<br />

konzentrieren und diverse Bereiche, für<br />

die sie sich früher verantwortlich fühlten,<br />

an andere Berufsgruppen delegieren. Das<br />

Entwerfen mit selektiven Kriterien schreitet<br />

voran und damit nimmt die Spezialisierung<br />

am Bau zu.<br />

1.2 Stunde der Ingenieure<br />

So scheint nun die Stunde der Ingenieure<br />

gekommen zu sein. Sie haben jetzt die<br />

Chance, die Lücke, die die Architekten<br />

S Y M P O S I U M<br />

hinterlassen, zu füllen und so einen entscheidenden<br />

Einfl uss auf die Entwick lung<br />

der architektonischen Form auszuüben.<br />

Auf diese Weise könnten die Defi zite auf<br />

Seiten der Architekten, die Nervi beklagte,<br />

durch Ingenieure wettgemacht werden.<br />

Auch durch die gestiegenen technischen<br />

Möglichkeiten des Bauens ist zu erwarten,<br />

dass eine neue Zeit der Ingenieure<br />

anbricht.<br />

So sollten Ingenieure heute Architekten,<br />

die sich mit absurden Formen zu profi -<br />

lieren suchen, in die Schranken weisen,<br />

aber leider scheinen Ingeni eure ihre<br />

Chance nicht zu erkennen. Im Laufe der<br />

Geschichte haben sie sich so sehr an<br />

ihre Rolle als Erfüllungsgehilfe des Architekten<br />

gewöhnt, dass viele von ihnen<br />

nun den Ehrgeiz entwickeln, selbst die<br />

absurdesten ihnen vorgegebenen Formen<br />

realisierbar zu machen – koste es, was es<br />

wolle. Gefördert wird dieser Ehrgeiz nicht<br />

zuletzt dadurch, dass eine Nachfrage<br />

besteht, denn Menschen, durch optische<br />

Überreizung abgestumpft, verspüren<br />

einen Drang nach Sensation und noch nie<br />

da Gewesenem. Bei Gebäuden kann man<br />

das seit langem verfolgen, mittlerweile<br />

hat jenes Phänomen sogar den Brückenbau<br />

erfasst.<br />

1.3 Aufgabe: Brückenbau<br />

Im Brückenbau hatten sich früher Formen<br />

immer innerhalb einer Typologie<br />

logischer tragwerkspla nerischer Varianten<br />

entwickelt. Plötzlich werden jedoch<br />

auch hier neue plakative Gestaltungen<br />

nur durch das Ausblenden wesentlicher<br />

Kriterien möglich. Das Argument, man<br />

habe zwar durch kompliziertere Formen<br />

BRÜCKENBAU | September 2009


S Y M P O S I U M<br />

und höheren Materialverbrauch die Kosten<br />

erheblich überschritten, dafür freilich<br />

etwas Einmaliges geschaffen, ist zwar oft<br />

zu hören, bleibt aber dennoch ein sehr<br />

fragwürdiges Argument.<br />

Einmaliges, das zugleich im Sinne einer<br />

Baukultur Bestand hat, kann nur durch<br />

den Bezug auf die besonderen Bedingungen<br />

des jeweiligen Ortes entstehen –<br />

wenn sich die Fähigkeiten der Architekten<br />

und Ingenieure in ihrem Zusammenwirken<br />

ergänzen und die komplexen<br />

formbeeinfl ussen den Kräfte erkannt und<br />

genutzt werden. Es geht eben bei Brücken<br />

weder um die einfachste ingenieurmäßige<br />

Verbindung von A nach B noch um ein<br />

architektonisch einprägsames Zeichen,<br />

sondern um mehr. Nur in dem Bemühen<br />

um dieses Mehr lassen sich einprägsame<br />

Lösungen verwirklichen.<br />

In unserem Büro bemühen wir uns in<br />

enger Zusammenarbeit mit Ingenieuren<br />

nicht um Spektakuläres, sondern um<br />

dieses Mehr, einzig und allein durch die<br />

Umsetzung der jeweiligen Bedingungen<br />

und Forderungen vor Ort.<br />

2 Beispiele<br />

2.1 Petritor-Brücke, Braunschweig<br />

In Braunschweig musste die Brücke einer<br />

Hauptzufahrtsstraße in die Innenstadt<br />

abgebrochen und neu errichtet werden.<br />

Für Fußgänger war ein temporärer Steg<br />

während der Bauzeit vorgesehen, der Kfz-<br />

Verkehr hatte umgeleitet zu werden. Ein<br />

europaweiter Wettbewerb für Architekten<br />

und Ingenieure sollte nun Vorschläge<br />

für eine neue Brücke mit sehr vielseitigen<br />

Bedingungen bringen:<br />

– Eine Brücke, die sich in der Zukunft um<br />

einen Gleiskörper für die Straßenbahn<br />

erweitern lässt.<br />

– Eine Brücke, die die bisher kaum spürbare<br />

Stadtzufahrt über den Fluss erkennbar<br />

werden lässt.<br />

– Eine Brücke, die den durch die frühere<br />

Bogen brücke verstellten Wanderweg<br />

am Fluss unter der Brücke fortsetzt.<br />

– Eine Brücke, die aufgrund der Bedeutung<br />

der Zufahrtsstraße eine kurze<br />

Bauzeit hat.<br />

– Eine Brücke, die das vorgegebene Kostenbudget<br />

einhält.<br />

Die vielseitigen Forderungen führten in<br />

Zusammenarbeit mit RFR Ingenieure<br />

zu einem Entwurf, der die Erweiterung<br />

nicht in einer Verbreiterung der gesamten<br />

Brücke vorsieht, sondern in einer Trennung<br />

der Fußgänger und Kraftfahrzeuge<br />

und damit in drei separate Bauwerke.<br />

September 2009 | BRÜCKENBAU<br />

3 Fertiggestelltes Gesamtbauwerk<br />

© Schulitz + Partner/RFR<br />

4 Ansicht<br />

© Schulitz + Partner/RFR<br />

5 Einheben der zweiten Fußgängerbrücke<br />

© Schulitz + Partner/RFR<br />

Die Zwischenräume ermöglichen so die<br />

Erweiterung um zwei Fahrbahnen, wobei<br />

sie dann auf jeweils eine Lichtfuge reduziert<br />

werden. Dieses Konzept brachte<br />

den weiteren Vorteil, dass bereits vor<br />

dem Abbruch der alten Überführung<br />

die Errichtung einer der Fußgänger- und<br />

Radfahrerbrücken vorgezogen und infolgedessen<br />

der geplante temporäre Steg<br />

eingespart werden konnte.<br />

Die Fußgängerbrücken erfüllen als einfache<br />

(zugbeanspruchte) Schrägseilstrukturen<br />

die Aufgabe, den Stadteingang sichtbar<br />

zu machen, während die Autobrücke<br />

als druckbeanspruchte Konstruktion und<br />

damit in Umkehrung des zugbeanspruchten<br />

Systems ihr Tragwerk vom Fluss her<br />

erleb bar macht.<br />

Die Qualität des Entwurfs liegt in der<br />

Klarheit dieser komplementären Ausbildung<br />

und in der des lichten Raums unter<br />

der Brücke, durch den sich der zuvor verstellte<br />

Wanderweg fortsetzen kann. Auch<br />

das Erlebnis des Flussübergangs ist durch<br />

die Teilung der Brücke in drei Einheiten<br />

gestiegen.<br />

Zeitliche und fi nanzielle Vorteile ergaben<br />

sich zudem aus der Wahl einer leichten<br />

Fußgängerbrücke in Stahl und einer Autobrücke<br />

in Stahlverbundbauweise, die<br />

eine synchrone Fertigung der Stahlüberbauten<br />

im Werk und der Betonwiderlager<br />

vor Ort ermöglichte. Die Verkürzung der<br />

Bauzeit erwies sich für die zwischen 2000<br />

und 2003 realisierte Stadtzufahrt als<br />

besonders wichtig.<br />

Bauherr<br />

Stadt Braunschweig<br />

Planung<br />

Schulitz + Partner, Architekten BDA + Ingenieure,<br />

Braunschweig<br />

RFR Ingenieure GmbH, Stuttgart<br />

Peter und Lochner, Beratende Ingenieure für<br />

Bauwesen GmbH, Stuttgart<br />

Prüfi ngenieur<br />

Dipl.-Ing. Hansjörk Lyszio, Braunschweig<br />

Ausführung<br />

Friedrich Carl Schramm Industriebau KG, Einbeck<br />

NE Sander Eisenbau GmbH, Sande<br />

40


41<br />

2.2 Fallersleber Torbrücke,<br />

Braunschweig<br />

Einige Jahre später folgte ein weiterer<br />

Wettbewerb für eine andere Zufahrt in<br />

die Braunschweiger Innenstadt, an dem<br />

wir mit dem Ingenieurbüro Peil teilnahmen<br />

und bei dem wir ebenfalls mit einem<br />

ersten Preis ausgezeichnet wurden.<br />

Und auch hier gab es eine große Zahl<br />

von Forderungen, die für die Gestal tung<br />

ausschlaggebend wurden: Das Flussbett<br />

sollte verbreitert werden, und die marode<br />

Pfahlgrün dung der vorhandenen Widerlager<br />

machte den Abbruch der unter<br />

Denkmalschutz stehenden, 100 Jahre<br />

alten fi schbauchförmigen Eisenbrücke<br />

notwendig.<br />

Diesmal war das Ziel unseres Entwurfes,<br />

die Form der historischen Hängegurtträger<br />

sowie die ursprüngliche Tragwerkshöhe<br />

trotz der vergrößerten Spannweite<br />

nachzuzeichnen, was durch die Wahl<br />

eines Sprengwerks möglich wurde. Da die<br />

Brücke (wieder) für Passanten erlebbar<br />

sein sollte, haben wir die Fußgängerbereiche<br />

in Umkehrung der Fischbauchträger<br />

als eine leichte, von einem Bogen abgehängte<br />

Stahlkonstruktion entwickelt,<br />

die in nenseitig am Fahrbahntragwerk<br />

gehalten wird. So entsteht erneut eine<br />

Brücke aus der Umkehrung von zwei<br />

komplementären statischen Systemen.<br />

Eine gitterrostgedeckte Lichtöffnung<br />

markiert deren Trennung und dient dabei<br />

zur Sichtbarma chung des Überbaus<br />

und zur Ausleuchtung des Raumes unter<br />

der 2007 geplanten, bisher jedoch nicht<br />

errichteten Brücke.<br />

Diese wichtige Zufahrt zur Innen stadt<br />

bedingte wiederum eine kurze Bauzeit,<br />

gewährleistet durch eine parallele<br />

werkseitige Vorfertigung in Stahl und<br />

eine bauseitige Ausführung in Beton.<br />

Bauherr<br />

Stadt Braunschweig<br />

Planung<br />

Schulitz + Partner, Architekten BDA + Ingenieure,<br />

Braunschweig<br />

Ingenieursozietät Peil, Ummenhofer und Partner,<br />

Braunschweig<br />

8 Brückenbauwerk im Tal<br />

© Schulitz + Partner/BBI<br />

7 Modell des geplanten Bauwerks<br />

© Schulitz + Partner/RFR<br />

2.3 Brücke Fruerlundmühle, Flensburg<br />

In Flensburg musste die hölzerne, baufällige<br />

Brü cke über das Lautrupsbachtal<br />

als wichtige Verbindung zwischen den<br />

Stadtteilen ersetzt werden. Da bei war<br />

zu berücksichtigen, dass das Tal als landschaftliches<br />

Erholungsgebiet auch eine<br />

klimatische Bedeutung hat, da es der Ventilation<br />

und dem Kaltluftabfl uss dient, der<br />

nicht durch mas sive Konstruktionen verstellt<br />

werden durfte. Neben diesen ökologischen<br />

Gesichtspunkten sollte der Bau<br />

auch ein Erlebnis für die Passanten bieten,<br />

in seiner Maßstäblichkeit und Detaillierung<br />

dem Ort aber angemessen sein.<br />

Aufgrund der Grün dungsverhältnisse in<br />

den Böschungen erschienen Konstruktionen<br />

mit großen Aufl agerreaktionen, wie<br />

zum Beispiel weitgespannte Hängeseilbrücken,<br />

wenig sinnvoll, zumal nicht ein<br />

Fluss überspannt wird, sondern lediglich<br />

ein Tal.<br />

Zusammen mit dem Ingenieurbüro BBI<br />

Flensburg untersuchten wir als Entscheidungshilfe<br />

insgesamt 18 Entwurfsvarianten.<br />

Durch die Wahl einer Schrägseilstruktur<br />

mit zwei Zwischenaufl agern<br />

im Talbereich wird die Brücke mit ihren<br />

Pylonen und Abspannungen wahrgenommen,<br />

ohne sich großmaßstäblich<br />

aufzudrängen; die geringen Eingriffe in<br />

die Landschaft erfüllen zudem die ökologischen<br />

Aufl agen.<br />

Die 43 m lange Brücke wurde als vorgefertigter<br />

Stahlbau mit einem Holzbohlenbelag<br />

quer zur Fahrtrichtung konzipiert.<br />

Holz wurde jedoch im Genehmigungs-<br />

S Y M P O S I U M<br />

6 Überlagerung der Systeme<br />

© Schulitz + Partner/RFR<br />

verfahren aus Sicherheitsgründen<br />

durch Beton ersetzt. Das machte nicht<br />

nur eine neue Dimensionierung der gesamten,<br />

2009 errichteten Konstruktion<br />

notwendig, sondern erforderte auch ein<br />

Überdenken der Farbgestaltung, die jetzt<br />

eine kräftige Farbe für den Belag und eine<br />

neutrale für das Tragwerk vorsieht.<br />

Bauherr<br />

Stadt Flensburg<br />

Planung<br />

Schulitz + Partner, Architekten BDA + Ingenieure,<br />

Braunschweig<br />

BBI Bergmann Bauingenieure, Flensburg<br />

Ausführung<br />

Davids GmbH, Medelby<br />

FR Holst GmbH & Co. KG, Hamburg<br />

2.4 Benno-Ohnesorg-Brücke, Hannover<br />

Als letztes Beispiel möchte ich ein Wettbewerbsprojekt<br />

vorstellen, das auf den<br />

Ausgangspunkt meiner Ausführungen<br />

zurückkommt und die öffentliche Wahrnehmung<br />

der Rollenverteilung zwischen<br />

Architekt und Ingenieur beleuchtet. Der<br />

Wettbewerb stellte die Aufgabe, einen<br />

fertigen ingenieurmäßigen Entwurf nur<br />

noch architektonisch zu gestalten.<br />

Da für uns Gestaltung aber mehr ist als<br />

eine Zugabe, erarbeiteten wir mit dem<br />

Ingenieurbüro Peil ein neues Brückenkonzept,<br />

das zwar die ursprüngliche<br />

Tragwerksstruktur beibehält, diese jedoch<br />

in ein prägnantes wellenförmiges Erscheinungsbild<br />

verwandelt, das sich aus<br />

ihrer Momentenlinie heraus entwickelt:<br />

BRÜCKENBAU | September 2009


S Y M P O S I U M<br />

9 Form und Farbgestaltung<br />

© Schulitz + Partner/BBI<br />

In den Randzonen wird die Wellenform<br />

durch die sich aus den Konstruktionshöhen<br />

ergebenden Diagonalen des Fußgängerbereiches<br />

auch in die Grundrissebene<br />

übertragen und erlebbar gemacht. Und<br />

durch die geschwungene Linie der Geländer<br />

wird der sonst geradlinige Straßenverlauf<br />

bei der Überquerung des Flusses<br />

optisch so verändert, dass Fußgänger ein<br />

abwechslungsreiches Spiel von Enge und<br />

Weite erfahren und zum Verweilen über<br />

dem Fluss angeregt werden. Vom Grünzug<br />

aus, der den Fluss begleitet, erleben<br />

Spaziergänger die wellenförmige Brücke<br />

aus der Untersicht. Die acht nach dem<br />

Momentenverlauf optimierten Balkenträger<br />

und der leichte, von einer fi ligranen<br />

Stahlstruktur getragene, geschwungene<br />

Fußweg verdeutlichen dem Betrachter die<br />

Konstruktion und wecken Assoziationen<br />

zu Bewegung und Wasser.<br />

Die Zweifeld-Verbundbrücke ist inzwischen<br />

im Bau und wird in Zusammenarbeit<br />

mit dem Büro grbv bis 2010 realisiert;<br />

ihre Stützweiten betragen 46 m und<br />

23 m. Da eine Totalsperrung der Straße<br />

nicht möglich war, wird sie in zwei Phasen<br />

realisiert: Bis zur Fertigstellung der ersten<br />

bleibt eine Hälfte der alten Brücke erhalten,<br />

sie verfügt daher über zwei vonein-<br />

September 2009 | BRÜCKENBAU<br />

10 Visualisierung der Brücke<br />

© Schulitz + Partner/IPU<br />

ander unabhängige Überbauten. Jeder<br />

Überbau besteht aus 2 × 2 Hauptträgern<br />

aus luftdicht verschweißten Stahlhohlkästen,<br />

die über Kopfbolzendübel mit der<br />

schlaff bewehrten Betonfahrbahnplatte<br />

zum Verbundsystem gekoppelt werden.<br />

Die Mittelstützung der Brücke, die aus<br />

vier Lagerwänden gebildet wird, erlaubt<br />

mit den Zäsuren zwischen den Aufl agerwänden<br />

nicht nur den freien Blick aufs<br />

Wasser, sondern erleichtert auch die zwei<br />

getrennten Bauphasen. Die parallele<br />

Fertigung der Stahlteile im Werk und<br />

der Betonelemente vor Ort ermöglicht<br />

wiederum eine kurze Errichtungszeit für<br />

diese Stahlhohlkastenbrücke in Verbundbauweise.<br />

IhrPartnerfürdenanspruchsvollenStahlbau<br />

11 Bauwerksansicht<br />

© Schulitz + Partner/IPU<br />

Bauherr<br />

Landeshauptstadt Hannover, Fachbereich Tiefbau<br />

Planung<br />

Schulitz + Partner, Architekten BDA + Ingenieure,<br />

Braunschweig<br />

Ingenieursozietät Peil, Ummenhofer und Partner,<br />

Braunschweig<br />

grbv Ingenieure im Bauwesen GmbH & Co. KG,<br />

Hannover<br />

Prüfi ngenieur<br />

Prof. Dr.-Ing. Udo Peil, Braunschweig<br />

Ausführung<br />

Bilfi nger Berger AG, Niederlassung Schwerin<br />

Zwickauer Sonderstahlbau GmbH, Zwickau<br />

Autor:<br />

Prof. Helmut C. Schulitz<br />

Schulitz + Partner, Architekten BDA + Ingenieure,<br />

Braunschweig<br />

12 Überbaudetail<br />

© Schulitz +<br />

Partner/IPU<br />

Brauereistraße 45<br />

08064 Zwickau<br />

Tel.: 0375/6796-0<br />

Fax: 0375/6796-202<br />

e-Mail: info@zsb-sonderstahlbau.de<br />

Internet: www.zsb-sonderstahlbau.de<br />

42


43<br />

Errichtung einer gläsernen Fußgänger-Drehbrücke<br />

Die neue Havenbrücke in Bremerhaven<br />

� � � von Ulrich Jäppelt , Arne Kopp<br />

1 Neue Brücke über dem Alten Hafen<br />

© Daniel Sumesgutner<br />

Die neue Fußgängerbrücke über den<br />

Alten Hafen in Bremerhaven ist die<br />

zentrale Verbindung zwischen zwei<br />

publikums trächtigen Zentren: dem<br />

Columbus-Center mit der Hafenpassage<br />

im Osten und dem neuen<br />

Klimahaus Bremerhaven 8° Ost sowie<br />

dem Mediterraneo im Westen.<br />

Als wettergeschützte Querung ist sie<br />

nun die neue pulsierende Verkehrsader<br />

zwischen der Fußgängerzone<br />

und den Sehenswürdigkeiten am<br />

Alten Hafen – in Erinnerung an die<br />

historischen Drehbrücken des Hafens<br />

als gläserne, drehbare Konstruktion<br />

errichtet.<br />

1. Planungsgrundlagen<br />

Für die Brückenplanung wurde im Jahr<br />

2003 ein VOF-Wettbewerb durch die<br />

BEAN (Bremerhavener Entwicklungsgesellschaft<br />

Alter/Neuer Hafen mbH & Co.<br />

KG), vertreten durch die BIS (Bremerhavener<br />

Gesellschaft für Investitionsförderung<br />

und Stadtentwicklung mbH), ausgeschrieben,<br />

aus dem der Entwurf von WTM<br />

Engineers GmbH, Hamburg, siegreich<br />

hervorging.<br />

Um dem großen Publikumsverkehr<br />

gerecht zu werden, war gemäß den Auslobungsbestimmungen<br />

eine 5 m breite,<br />

wettergeschützte Fußgängerbrücke<br />

zu konzipieren. Darüber hinaus war die<br />

Durchfahrt von Schiffen mit hohen Aufbauten,<br />

also überwiegend von<br />

Museumsschiffen, auf einer Breite von ca.<br />

13 m zu ermöglichen. Über der dreispurigen<br />

Columbusstraße durfte die erforderliche<br />

Lichtraum profi l höhe ≥ 4,50 m durch<br />

das Brücken bauwerk nicht einge schränkt<br />

werden und im Bereich der Westkaje war<br />

für den Anlieferungsverkehr eine lichte<br />

Durchfahrtshöhe von > 4,20 m freizuhalten.<br />

2 Bauwerksbeschreibung<br />

2.1 Abmessungen und Bauweise<br />

Um den Anforderungen für den Schiffsverkehr<br />

gerecht zu werden, wurde der<br />

hafenquerende Abschnitt als Dreh brücke<br />

2 Gesamtansicht des Bauwerks<br />

© WTM Engineers GmbH<br />

3 Querschnitte<br />

© WTM Engineers GmbH<br />

S Y M P O S I U M<br />

mit vertikaler Drehachse geplant: Zum<br />

Öffnen wird ihr beweglicher Teil im<br />

Grundriss um bis zu 90° gedreht und gibt<br />

dadurch eine Fahrrinne mit einer lichten<br />

Durchfahrtsbreite von ca. 13,60 m und<br />

unbegrenzter Höhe frei.<br />

Den Wetterschutz für die Passanten gewährleistet<br />

eine punktgehaltene Glaseinhausung.<br />

Zur Brücke gehört außerdem<br />

ein Aufgangsbauwerk, eine gewendelte<br />

Treppe und einen innen liegenden verglasten<br />

Aufzugsturm umfassend, um<br />

eine fußläufi ge Anbindung zu den neu<br />

geschaffenen Bushalte plätzen an der<br />

Columbus straße zu ermöglichen; dort<br />

schützen zwei fi ligrane Glasvordächer mit<br />

farbigen Glasboxen wartende Fahrgäste<br />

vor Wind und Wetter.<br />

Der ca. 100 m lange, stählerne Brückenzug<br />

gliedert sich in insgesamt drei Einzelbauwerke:<br />

die Stegbrücke West mit einer<br />

Länge von 42,60 m, die Drehbrücke mit einer<br />

Länge von 40,90 m und die Stegbrücke<br />

Ost mit einer Bauwerkslänge von 17,20 m.<br />

Der Überbauquerschnitt besteht aus<br />

einer orthotropen Gehwegtafel und einer<br />

»aufge setzten« ellipsenförmigen Stahlkonstruktion,<br />

die gemeinsam als Röhrentragwerk<br />

wirken. Bei den festen Stegbrücken<br />

hat er eine Konstruktionsbreite von<br />

6,18 m und eine nutzbare Gehwegbreite<br />

von 5,00 m zwischen den Geländern. Zum<br />

Drehpfeiler des beweglichen Brückentei-<br />

BRÜCKENBAU | September 2009


S Y M P O S I U M<br />

les hin weitet sich das Röhrentragwerk<br />

dann auf eine Breite von ca. 8 m und eine<br />

nutzbare Gehwegbreite von 6,50 m auf.<br />

Die orthotrope Gehwegtafel mit einer<br />

Konstruktionshöhe von 500 mm verfügt<br />

über fünf Längsträger, die im Abstand von<br />

3,50 m durch ellipsenförmige Spanten<br />

biegesteif verbunden sind. Im beweglichen<br />

Brückenteil sind die Längsträger<br />

gevoutet und erreichen eine maximale<br />

Bauhöhe von 2.000 mm am Drehpfeiler.<br />

Die Fugen zwischen den feststehenden<br />

Stegbrücken und der Drehbrücke wurden<br />

in einem Winkel von 10° zur (Brücken-)<br />

Querachse ausgeführt, um eine kollisionsfreie<br />

Drehbewegung sicherzustellen.<br />

In Längsrichtung sind die Spanten des<br />

Oberbaus über Stahlrohre mit einem<br />

Durchmesser von 101,60 mm ausgesteift,<br />

die zugleich als Unterkonstruktion<br />

für die punkt gehaltene Ver glasung der<br />

Einhausung dienen. Die fachwerkartige<br />

Ausfachung des Oberbaus erfolgt hingegen<br />

mit Zug stäben aus Feinkornbaustahl,<br />

wobei sie in ihrer jeweiligen Orientierung<br />

den Querkraftverlauf im Haupttragwerk<br />

widerspiegeln. Sämtliche Stahlprofi le<br />

wurden hinsichtlich der Ausnutzungsgrade<br />

so optimiert, dass die komplette<br />

Brücke ein Stahlnettogewicht von nur<br />

320 t aufweist.<br />

Die stählernen Stützen der Stegbrücken<br />

sind mit bis zu 30 m langen Stahl rammpfählen,<br />

der Drehpfeiler hingegen mit<br />

einem Monopile (d = 2.000 mm) bis in<br />

die tragfähigen Sande tiefgegründet.<br />

Der Drehpfeiler besteht zudem aus einem<br />

Stahlrohr mit außen aufgesetzten<br />

Blechrippen, der Überbau ist am Pfeilerkopf<br />

über eine Kugeldrehverbindung angeschlossen,<br />

während der Rohrkopf von<br />

Schrägpfählen zur Horizontalaussteifung<br />

gehalten wird.<br />

2.2 Veränderliches Trag system<br />

Das Brückenbauwerk gliedert sich in die<br />

zwei feststehenden Stegbrücken Ost und<br />

West sowie in die bewegliche Drehbrücke,<br />

die im geöffneten Zustand vom Gesamtsystem<br />

entkoppelt ist; im geschlossenen<br />

Zustand sind die drei Einzeltragwerke<br />

durch hydraulische Verriegelungsbolzen<br />

gelenkig miteinander verbunden.<br />

Im ersten Fall besteht der Brückenzug<br />

aus drei Teilsystemen: einem Zweifeldträger<br />

mit Stützweiten von 2 × 21,30 m,<br />

September 2009 | BRÜCKENBAU<br />

4 Innenraumperspektive<br />

© Daniel Sumesgutner<br />

einem eingespannten Waagebalken mit<br />

Kragweiten von 2 × 20,50 m und einem<br />

Einfeld träger mit einer Stützweite von<br />

17 m. Sobald der Brückenzug geschlossen<br />

ist, wirkt er hingegen für Verkehrs lasten<br />

als Durchlaufträger über fünf Felder mit<br />

Momentengelenken in den Drehfugen.<br />

Sämtliche Stahlunterbauten sind biegesteif<br />

über Schraubver bindungen an den<br />

Überbauten befestigt, in den Übergangsfugen<br />

zu den Anschluss bauwerken lagert<br />

das Brücken bauwerk auf Elastomerlagern<br />

– und demzufolge handelt es sich um<br />

ein semiintegrales Tragwerk, dessen<br />

planmäßige Überbaubewegungen aus<br />

Wind, Temperatur etc. über Stützenverformungen<br />

aufgenommen werden.<br />

2.3 Glaseinhausung<br />

Mit der Glaseinhausung ist ein hoher<br />

Komfort für die neue Wegeverbindung<br />

geschaffen worden: Wind-, Wetter- und<br />

Sonnenschutz bei maximaler Transparenz.<br />

Da alle Einbauten für Beleuchtung,<br />

Piktogramme, Geländer, Lautsprecher<br />

etc. im Innern installiert sind, ist eine<br />

optimierte Lebensdauer aller Elemente<br />

und des Korrosionsschutzes der Stahlkonstruktion<br />

gewährleistet.<br />

Die ebenfl ächige Verglasung folgt dem<br />

Spanten profi l und ist mit einer Sieb-<br />

5 Detail der Verglasung<br />

© WTM Engineers GmbH<br />

bedruckung ausge stattet, deren Punktraster<br />

sich stufenweise zum Mittelpunkt<br />

hin verdichtet. Dieses Verlaufsraster dient<br />

dem Sonnenschutz und ist, orientiert am<br />

Sonnenverlauf, asymmetrisch auf dem<br />

Profi l angelegt.<br />

Die Verglasung besteht aus VSG (2 ×<br />

12 mm TVG) mit Scheiben abmessungen<br />

von ca. 1,10 m × 3,50 m, wobei die ca.<br />

330 Einzelscheiben jeweils über sechs<br />

Punkthalter an der stählernen Trag konstruktion<br />

befestigt sind; in den 20 mm<br />

breiten Silikonfugen können die Überbauverformungen<br />

aus Wind, Verkehr und<br />

Temperatur etc. auf ge nommen werden.<br />

2.4 Maschinentechnik<br />

Der stählerne Drehpfeiler mit einem<br />

Innendurchmesser von 1.970 mm ist<br />

über eine Kugeldrehverbindung an dem<br />

verglasten Überbau angeschlossen.<br />

Die Erzeugung der Drehbewegung um<br />

die vertikale Achse erfolgt also über die<br />

Kugeldrehverbindung mit Innenverzahnung,<br />

die mit zwei Planetengetrieben<br />

und redundanten Hydraulik mo toren<br />

angetrieben wird. Zur Verriegelung der<br />

Drehbrücke mit den Stegbrücken dienen<br />

insgesamt sechs hydraulische Riegel, vier<br />

vertikale und zwei horizontale, wobei<br />

die Fugen hier mit klappbaren Edel stahlschleppblechen<br />

verschieblich abgedeckt<br />

sind: Für den Drehvorgang werden diese<br />

mittels Hydraulikzylindern in eine senkrechte<br />

Position gefahren.<br />

6 Hydraulikriegel<br />

© WTM Engineers GmbH<br />

44


45<br />

2.5 Brückenausstattung<br />

Für die natürliche Belüftung des Glaskörpers<br />

sorgen gläserne Zuluftlamellen, die<br />

beidseitig im Geländerschatten platziert<br />

sind; die Abluft wird über Wärmeabzugsfl<br />

ügel im First gesteuert. Diese Flügel<br />

gewährleisten gleichzeitig die Entrauchung<br />

im Brandfall, sie können ebenso<br />

wie die Zuluftlamellen witterungsabhängig<br />

geöffnet und geschlossen werden.<br />

In der Entwurfsplanung sind die Behaglichkeitsszenarien<br />

durch thermische Simulationen<br />

geprüft worden. Für die Auslegung<br />

der Lüftungsquerschnitte wurde<br />

eine operative (empfundene) Temperatur<br />

von ca. 5 K über der Außenlufttemperatur<br />

als Komfortkriterium zugrunde gelegt.<br />

Die Gehwegtafel hat auf einer Breite von<br />

3,24 m einen 4 cm dicken Gussasphaltbelag,<br />

der aus gestalterischen Aspekten mit<br />

einer roten Beschichtung versehen wurde.<br />

Die Randbereiche zwischen Asphalt<br />

und Geländern bestehen aus begehbaren<br />

dreilagigen VSG-Glasscheiben auf klappbaren<br />

Stahlrahmen, die sich für Inspektionszwecke<br />

öffnen lassen.<br />

Auf eine Entwässerung der Gehwegplatte<br />

konnte aufgrund der Glas einhausung<br />

verzichtet werden. Die unterführten Verkehrsfl<br />

ächen sind aber lokal mit Heizbändern<br />

ausge rüstet, um Eiszapfenbildung<br />

während der Frostperiode zu verhindern.<br />

Die Beleuchtung der Brücke erfolgt durch<br />

die unterseitige Anstrahlung der mattierten<br />

Bodenverglasung, die nachts als lineare<br />

Lichtbänder den Weg markieren. Um<br />

eine spätere Blendwirkung für Passanten<br />

auszuschließen, wurden beim Leuchtenhersteller<br />

Versuche an Aus schnittsmodellen<br />

im Maßstab 1:1 gefahren: Die<br />

Brücke wird nachts als selbstleuchtender<br />

Körper erlebt, der Drehpfeiler hingegen<br />

mit Up-Lights inszeniert.<br />

Für den Drehvorgang werden die Brückenzugänge<br />

mit Automatik schiebtüren und<br />

Geländerdrehtoren für den Fußgängerverkehr<br />

abgesperrt; zur Überwachung<br />

wurden Videokameras installiert.<br />

2.6 Gestaltungskonzept<br />

Bereits in der frühen Wettbewerbsphase<br />

wurde ein Gestaltungsprinzip in Zusammenarbeit<br />

mit dem Architekturbüro nps<br />

tchoban voss GmbH entwickelt, das bis<br />

zur Ausführung beibehalten werden<br />

konnte.<br />

7 Nächtliches Erscheinungsbild<br />

© Daniel Sumesgutner<br />

Die Attraktion der Brücke sind einerseits<br />

ihre Beweglichkeit, die Drehfunktion, die<br />

das Passieren der Schiffe durch den westlichen<br />

Wasserbereich zulässt, und andererseits<br />

die Zeichenhaftigkeit der Glasröhre,<br />

deren skulpturale Aufweitung mit dem<br />

Drehpfeiler im Hafenbecken die Mitte<br />

der Konstruktion betont. Diese räumliche<br />

Aufweitung markiert im geschlossenen<br />

Zustand die Drehachse, wobei durch die<br />

transparente Glasein hausung die Sichtverbindung<br />

mit der maritimen Umgebung<br />

gewährleistet bleibt.<br />

Der Brückenquerschnitt selbst ist aus einer<br />

dekupierten Ellipse hergeleitet. In der<br />

Drehachse ermöglicht ein Glasdeckel den<br />

Einstieg in die Technik des (Dreh-)Kranzes<br />

und vermittelt so dem Passanten in einfacher<br />

Weise die Funktion der Drehbrücke.<br />

Als Bodenbelag zieht sich Asphalt wie ein<br />

roter Teppich als schlankes Band durch<br />

die Brücke, deren Röhre auf der gesamten<br />

Länge künstlich beleuchtet wird, wodurch<br />

neben einer tageslichtunabhängigen<br />

Nutzung ihre Wirkung unterstrichen wird.<br />

9 Werkstattfertigung<br />

© WTM Engineers GmbH<br />

S Y M P O S I U M<br />

8 Wettbewerbsskizze<br />

© nps tchoban voss GmbH<br />

3. Bauausführung<br />

3.1 Werkstattfertigung<br />

Die drei Stahlüberbauten konnten in unmittelbarer<br />

Nähe zum Brückenstandort in<br />

einem Bremer havener Werk mit Wasserzugang<br />

auf überhöhten Schweißlehren<br />

parallel gefertigt werden, so dass keine<br />

Baustellenstöße notwendig wurden.<br />

Um für die Lastabtragung des Stahleigengewichts<br />

den gesamten Röhrenquerschnitt<br />

zu aktivieren, wurden die Zugstäbe<br />

bereits in der spannungslosen Werkstattform<br />

eingebaut. Eine besondere<br />

Herausforderung bedeutete dabei die<br />

Einhaltung der zulässigen Stahlbautoleranzen,<br />

da sich Maßabweichungen<br />

mit der umhüllenden Glaskonstruktion<br />

nur begrenzt ausgleichen lassen: Zur<br />

Sicherstellung der Scheibenpassgenauigkeit<br />

wurden die Glasschneideskizzen<br />

auf Grundlage einer 3D-Vermessung am<br />

montierten Bauwerk vor Ort erstellt.<br />

BRÜCKENBAU | September 2009


S Y M P O S I U M<br />

10 Montage der Stegbrücke Ost<br />

© WTM Engineers GmbH<br />

3.2 Montage<br />

Stegbrücke West und Drehbrücke wurden<br />

mit Schwimm pontons zur Baustelle<br />

verbracht, die Stegbrücke Ost konnte<br />

aufgrund der geringen Abmessungen mit<br />

einem Tiefl ader antransportiert werden.<br />

Beide Stegbrücken wurden danach<br />

mit Autokränen auf die vorbereiteten<br />

Stahlstützen aufgesetzt und biegesteif<br />

verschraubt.<br />

Für den Einhub der Drehbrücke wurde<br />

hingegen der Einsatz eines Schwimmkrans<br />

erforderlich, wegen der begrenzten<br />

Hafen zufahrtsbreite sogar ein besonders<br />

schmaler Schwimm kran aus den Niederlanden.<br />

Nach dem Verschrauben der<br />

Kugeldrehverbindung konnte dann mit<br />

der Ausrichtung der Überbauten begonnen<br />

werden, für die anschließenden<br />

Glas bauarbeiten wurde der Brücken zug<br />

komplett eingerüstet.<br />

Die Verkehrsübergabe erfolgte im Oktober<br />

2008.<br />

Autoren:<br />

Dr.-Ing. Ulrich Jäppelt<br />

Dipl.-Ing. Arne Kopp<br />

WTM Engineers GmbH, Hamburg<br />

September 2009 | BRÜCKENBAU<br />

11 Montage der Drehbrücke<br />

© WTM Engineers GmbH<br />

13 Brücke und Klimahaus<br />

© WTM Engineers GmbH<br />

Auslober und Bauherr<br />

BEAN (Bremerhavener Entwicklungsgesellschaft<br />

Alter/Neuer Hafen mbH & Co. KG)<br />

vertreten durch die<br />

BIS (Bremerhavener Gesellschaft für Investitionsförderung<br />

und Stadtentwicklung mbH)<br />

Generalplaner<br />

WTM Engineers GmbH, Hamburg<br />

12 Eingerüstetes Bauwerk<br />

© WTM Engineers GmbH<br />

Architektonische Beratung<br />

nps tchoban voss GmbH, Hamburg<br />

Prüfi ngenieur<br />

Dipl.-Ing. Bernhard Jeschke<br />

KSF GmbH & Co. KG, Bremerhaven<br />

Ausführung<br />

F+Z Baugesellschaft mbH, Hamburg<br />

B. Wübben + Co. Baugesellschaft GmbH, Loxstedt<br />

Gustav W. Rogge GmbH & Co. KG, Bremerhaven<br />

46


47<br />

Bauwerke in Sachsen und Brandenburg<br />

Zwei Stege mit viel Schwung<br />

� � � von Karl Kleinhanß, Tina Wend<br />

Stege für Fußgänger und Radfahrer<br />

zeichnen sich in aller Regel wegen<br />

ihrer relativ geringen Belastungen<br />

durch Schlankheit und Leichtigkeit<br />

aus. Dennoch oder gerade deshalb<br />

bieten sie dem auf gestalterische Belange<br />

bedachten Bauherrn und seinen<br />

Planern sehr wohl einen breiten<br />

Spielraum für architektonisch und<br />

ingenieurtechnisch anspruchsvolle<br />

Entwürfe, welche im Idealfall als<br />

ästhetische Skulpturen erscheinen.<br />

1 Stege mit baukulturellem Anspruch<br />

Besonders bei Überführungen im städtischen<br />

Umfeld, welche stets im optischen<br />

Kontext mit der angrenzenden Bebauung<br />

zu beurteilen sind, sollten die verantwortlichen<br />

Projektträger ihrer Verpfl ichtung<br />

zur angemessenen Aufwertung des<br />

Stadtbildes nachkommen und die Chance<br />

nutzen, durch Kreativität und Einfallsreichtum<br />

diesen Bauwerken ein unverwechselbares<br />

Gesicht zu geben.<br />

Selbstverständlich muss der erforderliche<br />

Aufwand für Errichtung und Erhaltung<br />

ein angemessenes Verhältnis zur Wirkung<br />

aufweisen, einfacher gesagt: Das Preis-<br />

Leistungs-Verhältnis muss stimmen.<br />

Dabei steht der gestaltungsbedingte<br />

Mehraufwand in Höhe der über das Mindestmaß<br />

eines standsicheren, dauerhaften<br />

und funktionsgerechten Bauwerkes<br />

hinausgehenden Herstellungskosten<br />

dessen ästhetischem Mehrwert gegenüber.<br />

Dieser Mehrwert ergibt sich aus der<br />

»Erlebensqualität« sämtlicher Nutzer, das<br />

sind die Fußgänger und Radfahrer selbst,<br />

aber auch die zahlreichen Autofahrer,<br />

welche sich tagaus, tagein an ästhetischen<br />

Bauwerken erfreuen.<br />

Sicher ist es schwierig, einen baukulturellen<br />

bzw. ästhetischen Mehrwert in Geld<br />

zu messen; doch für verantwortungsvolle<br />

Bauherren und Planer sollte es selbstverständliche<br />

Pfl icht sein, solchen Bauwerken<br />

mit Blick auf ihre stimmungsbeeinfl<br />

ussende Wirkung gebührendes Augenmerk<br />

zu schenken. Dabei empfi ehlt es<br />

sich, den komplexen Gestaltungsprozess<br />

gerade für die im Fokus vieler Betrachter<br />

befi ndlichen Fuß- und Radwegbrücken in<br />

denselben vier Schritten durchzuführen,<br />

die sich bereits beim Entwurf großer Tal-<br />

und städtischer Brücken bewährt haben.<br />

1.1 Die Implantierung<br />

In dieser schöpferischen Phase ist am<br />

jeweiligen Standort die richtige Brückengestalt<br />

zu fi nden, welche aus der dem<br />

Ingenieur verfügbaren Palette der Bauweisen<br />

bestmöglich zur Umgebung passt<br />

und im Kontext zum Umfeld ein stimmiges<br />

Ensemble erzeugt.<br />

Die standortspezifi sch richtige Brücke<br />

zeichnet sich dadurch aus, dass sie sich<br />

hier nahtlos integriert und auf den Betrachter<br />

wirkt, als hätte der Standort<br />

geradezu auf sie gewartet. Eine solche<br />

Vision zu fi nden erfordert sowohl die<br />

ganze Erfahrung des Brückenbauingenieurs<br />

als auch Einfühlungsvermögen für<br />

die grundsätzliche Entscheidung, ob aus<br />

der Gesamtheit der funktionalen, technischen<br />

und architektonischen Rahmenbedingungen<br />

ein eher unauffälliges oder ein<br />

mehr prägendes Bauwerk als Implantat<br />

angemessen ist.<br />

1.2 Die Strukturierung<br />

Bei dieser dem statisch-konstruktiv<br />

gebildeten Bauingenieur zustehenden<br />

Aufgabe geht es um die Gestaltung der<br />

Tragstrukturen des Überbaus im Zusammenwirken<br />

mit den Unterbauten. Bei der<br />

Festlegung der Spannweiten, der Dimensionen<br />

und der Formen sind die statisch<br />

erforderlichen Bauteilabmessungen auf<br />

ihre optische Wirkung in den Ansichten<br />

aus allen Blickwinkeln zu beurteilen.<br />

1.3 Die Proportionierung<br />

Brückenbauwerke sollen beim Betrachter<br />

den Eindruck von Harmonie und<br />

ausgewogenen Formen vermitteln. Das<br />

kann durch parallele Linienführungen,<br />

durch Symmetrien, durch gleichartige<br />

Strukturelemente und durch sorgfältig<br />

S Y M P O S I U M<br />

1 Standortaufwertung durch<br />

Brückenbaukunst<br />

© DEGES GmbH<br />

aufeinander abgestimmte Proportionen<br />

der Bauteile erreicht werden. Diese Verfeinerungsphase<br />

im Entwurfsprozess ist<br />

unverzichtbar für die optimale Qualität<br />

baukulturell hochwertiger Tragkonstruktionen.<br />

Besondere Aufmerksamkeit verdienen<br />

dabei neben dem primär prägenden<br />

Überbau auch die Unterbauten. Sie sollten<br />

Formelemente aus dem Überbau<br />

aufnehmen und in ihren Proportionen,<br />

ihren Konturen und in ihren Querschnitten<br />

widerspiegeln. Ästhetisch gelungene<br />

Brücken zeichnen sich durch eine augenfällige<br />

Harmonie der Proportionen aus.<br />

1.4 Die Detaillierung<br />

Die Ausformung und die konstruktive<br />

Durchbildung der Detailpunkte bis zur<br />

Farbgebung sind das letzte wichtige Glied<br />

in der Kette der Gestaltungsphasen. Keinesfalls<br />

kann mit noch so schönen Einzelelementen<br />

eine in den Hauptstrukturen<br />

misslungene Brücke »gerettet« werden.<br />

Vielmehr sollten sich die Details in das<br />

Gesamtbild gleichwertig einpassen,<br />

ohne aufgesetzt zu wirken: Betonung der<br />

Struktur ja, bloße Verzierung nein!<br />

Die Gestaltungsqualität wird entscheidend<br />

von der handwerklichen Präzision<br />

der Flächenbearbeitung bestimmt. Diese<br />

ist abhängig von den herstellungsbedingten<br />

Toleranzen für Schalungs- und<br />

Montagestöße wegen der schattener-<br />

BRÜCKENBAU | September 2009


S Y M P O S I U M<br />

zeugenden Abweichungen von der Idealfl<br />

äche. Deshalb empfehlen sich Bemusterungen<br />

in Originalgröße zur Vorgabe<br />

von Referenz- und Kontrollfl ächen sowie<br />

daraus abgeleitete Arbeitsanweisungen<br />

als Richtschnur für die handwerkliche<br />

Durchführung.<br />

2 Fußgängerbrücke in Flöha<br />

Der Geh- und Radweg wird, vom Stadtzentrum<br />

kommend, über eine Rampe an<br />

das Bauwerk herangeführt. Die Trassierung<br />

der S-förmig gekrümmten, dreifeldrigen<br />

Brücke wird im Wesentlichen durch<br />

Radien von jeweils 60 m beschrieben.<br />

Daran schließen Zwischenradien bzw.<br />

-geraden an, mit denen die Anbindung an<br />

die beiden Anschlusspunkte der Brücke<br />

hergestellt wird. An den Kreisbogenaußenseiten<br />

wird der Überbau durch einseitige<br />

oben liegende Vouten verstärkt,<br />

2 Draufsicht<br />

© DEGES GmbH<br />

das Gehwegdeck ist in die Widerlager<br />

eingespannt und wird an den Pfeilern<br />

exzentrisch gelagert. Aufgrund der erforderlichen<br />

Höhenentwicklung der Brücke<br />

zur Querung der B 173 n (lichte Höhe<br />

≥ 4,70 m), die im Bauwerksbereich auf einem<br />

Damm liegt, steigt die Gradiente auf<br />

der Stadtseite zunächst mit bis maximal<br />

9,00 % an und fl acht dann ab auf 0,50 %<br />

am Widerlager Achse 40. Der Kuppenhalbmesser<br />

beläuft sich auf R = 500 m,<br />

über dem Bahngleis ergibt sich eine lichte<br />

Höhe von ca. 7,30 m, und der Kreuzungswinkel<br />

zwischen der Brückenachse und<br />

der Achse der B 173 n beträgt ca. 42 gon.<br />

Die Hauptabmessungen der Brücken<br />

sehen folgendermaßen aus:<br />

– Einzelstützweiten:<br />

30,05 m, 53,50 m, 27,05 m<br />

– Gesamtstützweite: 110,60 m<br />

– Nutzbreite: 3,00 m<br />

– Gesamtbreite: 3,85 m<br />

– Konstruktionshöhe: 0,80 m<br />

– Brückenfl äche: 332 m²<br />

September 2009 | BRÜCKENBAU<br />

2.1 Die Implantierung<br />

Untersucht wurden zwei Varianten mit<br />

jeweils gleicher Stützweite und unterschiedlichem<br />

Primärtragwerk: Zügelgurt<br />

und »sanfte Welle«.<br />

In der Abwägung aller Kriterien erweist<br />

sich die »sanfte Welle« als angemessene<br />

Lösung mit Ausnutzung der Geländehöhe<br />

für das optisch bewusst unauffällige<br />

Primärtragwerk.<br />

2.2 Die Strukturierung<br />

Die »Voute« auf der Außenseite des Bogens<br />

bringt in Verbindung mit dem torsionssteifen<br />

Hohlkastenquerschnitt des<br />

Regelträgers ausreichende Steifi gkeit.<br />

2.3 Die Proportionierung<br />

Der sanfte Schwung der außenliegenden<br />

Vouten nach oben nimmt die S-förmige<br />

Trassierung harmonisch auf.<br />

3 Zügelgurt<br />

© DEGES GmbH<br />

4 Sanfte Welle<br />

© DEGES GmbH<br />

5 Querschnitt im Feld<br />

© DEGES GmbH<br />

2.4 Die Detaillierung<br />

Die Integration einer zurückhaltenden,<br />

hauptsächlich der Orientierung aller den<br />

Steg nutzenden Fußgänger und Radfahrer<br />

dienenden, indirekten Beleuchtung im<br />

Handlauf des Geländers folgt dem Gesamteindruck<br />

des Bauwerkes.<br />

3 Brücke bei Michendorf<br />

Die neue Brücke überführt östlich des bisherigen<br />

Steges einen Geh- und Radweg<br />

zwischen den Gemeinden Michendorf<br />

und Neuseddin bei Bau-km 92+056,600<br />

über die Bundesautobahn A10, den »Berliner<br />

Ring«.<br />

Das neue Bauwerk wird in ausreichendem<br />

Abstand zur Eisenbahnüberführung<br />

angeordnet, da eine Kopplung mit dieser<br />

als Kragkonstruktion aus funktionalen<br />

Gründen nicht möglich ist.<br />

Im Zuge einer Variantenuntersuchung<br />

wurde als Vorzugslösung ein Durchlaufträger<br />

mit zwei Diagonalbögen, die über<br />

den beiden Richtungsfahrbahnen mit<br />

jeweils vier Fahrstreifen angeordnet sind,<br />

festgelegt. Das gewählte Tragwerk nimmt<br />

6 Querschnitt über der Stütze<br />

© DEGES GmbH<br />

48


49<br />

Bezug auf die besonderen Randbedingungen<br />

im Planungsabschnitt, welche durch<br />

die unmittelbar angrenzenden Bahnbrücken,<br />

den überbreiten Mittelstreifen und<br />

die benachbarte Raststätte Michendorf<br />

gekennzeichnet sind.<br />

Das Gehwegdeck und die Bögen sind als<br />

Ganzstahlkonstruktion konzipiert; die<br />

Konstruktionshöhe des Decks beträgt<br />

ca. 85 cm. Die Höhe der parabelförmigen<br />

Bögen über dem Fahrbahndeck erreicht<br />

ca. 8,60 m, so dass diese sowohl für den<br />

Autofahrer als auch für den Brückennutzer<br />

weithin sichtbar die beiden Richtungsfahrbahnen<br />

markieren. Den Übergang<br />

zum Gelände bilden deutlich in die<br />

Einschnittsböschungen zurückgesetzte<br />

Widerlager. Als Hauptabmessungen sind<br />

vorgesehen:<br />

– Einzelstützweiten:<br />

17,15 m, 24,20 m, 34,30 m, 24,20 m,<br />

12,65 m<br />

(in Achse Überbau)<br />

– Gesamtstützweite: 112,50 m<br />

– Nutzbreite: 3,00 m<br />

– Gesamtbreite: 4,00 m<br />

– Konstruktionshöhe: 0,85 m<br />

– Brückenfl äche: 337,50 m²<br />

3.1 Die Implantierung<br />

Im Gesamtbild wird durch die Anordnung<br />

des bewusst in die Höhe entwickelten<br />

Primärtragwerkes für die täglich über<br />

100.000 die Parabelbögen passierenden<br />

Autofahrer eine stimmungsfördernde<br />

und zudem der Fahrsicherheit dienende<br />

Wirkung erzielt. Auch die Fußgänger und<br />

Radfahrer »erleben« auf ihrem Weg die<br />

Struktur der Brücke, indem sie den kreuzenden<br />

Bögen folgen.<br />

7 Draufsicht<br />

© DEGES GmbH<br />

8 Gesamtbauwerk<br />

© DEGES GmbH<br />

9 Brückenansicht<br />

© DEGES GmbH<br />

3.2 Die Strukturierung<br />

Die parabelförmigen Stützbögen bilden<br />

zusammen mit dem biegesteif verbundenen<br />

Steg eine räumlich ausgesteifte<br />

»semiintegrale« Tragstruktur, welche<br />

die Torsionssteifi gkeit des Stegträgers<br />

ausnutzt und dadurch besonders schlank<br />

und leicht wirkt.<br />

10 Gehwegdeck<br />

© DEGES GmbH<br />

S Y M P O S I U M<br />

3.3 Die Proportionierung<br />

Die beiden Bögen sind harmonisch proportioniert<br />

und korrespondieren mit der<br />

Trassierung im Grundriss.<br />

3.4 Die Detaillierung<br />

Durch geschickte Ausformung der tragenden<br />

Struktur bis hin zur Farbgebung und<br />

einer vorgesehenen Beleuchtung wird<br />

dieser Doppelbogen vielen Nutzern und<br />

Autofahrern – im Verlauf der Standzeit<br />

von ca. 80 Jahren werden dies mehr als<br />

eine Milliarde Menschen sein – sowohl<br />

Orientierung auf ihrem Weg als auch<br />

Verständnis für die baukulturelle Bedeutung<br />

von leichten Ingenieurtragwerken<br />

im Verkehrswegebau wecken.<br />

Autoren:<br />

Dr.-Ing. Karl Kleinhanß<br />

Dipl.- Ing. Tina Wend<br />

DEGES Deutsche Einheit<br />

Fernstraßenplanungs- und -bau GmbH, Berlin<br />

BRÜCKENBAU | September 2009


S Y M P O S I U M<br />

Drei Beispiele für Bauwerke mit Anspruch<br />

Neue Brücken über Isar und Traun<br />

� � � Richard J. Dietrich<br />

Dass Brücken und hier vor allem<br />

Bauwerke für Fußgänger und Radfahrer<br />

hohe Ansprüche erfüllen<br />

können, sollen die drei nachfolgend<br />

beschriebenen Beispiele verdeutlichen:<br />

Über eine schlüssige<br />

Tragstruktur verfügend und sorgfältig<br />

detailliert, wurden sie aus Holz<br />

und Stahl errichtet – und es wurde<br />

der jeweils vorgegebene Kostenrahmen<br />

dennoch stets eingehalten. Es<br />

bedarf also keiner standardisierten<br />

Betonlösungen, um angemessene,<br />

ebenso ästhetische wie kostengünstige<br />

Lösungen zu realisieren.<br />

1 München-Oberföhring<br />

In der Nacht zum 3. September 2002<br />

brannte die 1978 erbaute St.-Emmerams-<br />

Brücke über die Isar in München-Oberföhring<br />

ab, eine der üblichen überdachten<br />

Holzstrukturen in Fachwerkbauweise,<br />

sehr massiv und fast vollständig verschalt,<br />

mehr Haus als Brücke.<br />

2003 beschloss der Münchner Stadtrat,<br />

an gleicher Stelle eine neue Überführung<br />

zu errichten: im Kontext des Englischen<br />

Gartens wieder aus Holz und überdacht,<br />

aber zeitgemäß gestaltet. Andererseits<br />

war mit der Versicherungssumme der<br />

Kostenrahmen auf 700.000 € begrenzt.<br />

Wir hatten Glück und kamen mit unserem<br />

Vorschlag gegen allerhand Konkurrenz<br />

zum Zug.<br />

Der Entwurf für die neue Brücke sah eine<br />

wesentlich fi ligranere Fachwerkkonstruktion<br />

mit Gurten und Pfosten aus Holz vor,<br />

die aussteifenden Diagonalen hingegen<br />

sollten aus Stahlzugankern bestehen, um<br />

das Bauwerk so transparent wie möglich<br />

zu halten. Pfeiler und Widerlager der<br />

alten Brücke konnten zum Teil erhalten<br />

werden und der neue Überbau wurde<br />

darauf abgestimmt. Nach Abbruch eines<br />

Vorlandpfeilers ergaben sich folgende<br />

Stützweiten: 10 m, 52 m und 34 m.<br />

September 2009 | BRÜCKENBAU<br />

Die alte Brücke verfügte über ein überdachtes<br />

Hauptfeld mit 62 m Länge und<br />

52 m Spannweite sowie einseitig über<br />

eine offene Vorlandbrücke mit 2 × 17 m<br />

Spannweite. Der neue Entwurf ging dagegen<br />

von einem Durchlaufsystem über<br />

die ganze Länge von 96 m aus. Das erste<br />

Feld mit nur 10 m Spannweite zwischen<br />

Pfeiler und Widerlager war jedoch so kurz,<br />

dass hier durch eine Abspannung ein<br />

Gegengewicht geschaffen werden musste.<br />

Der Überbau mit 4 m Gehbahnbreite<br />

3 Ansicht, Grundriss, Schnitt<br />

© Richard J. Dietrich<br />

war zudem für schwerere Fahrzeuge der<br />

Parkverwaltung auszulegen.<br />

Um das ambitionierte Konzept mit seinen<br />

anspruchsvollen Details im vorgegebenen<br />

Kostenrahmen realisieren zu können,<br />

wurde das Tragwerk auf ein 4 m × 4 m-<br />

Achsraster abgestimmt und eine serielle<br />

Bauweise mit hohem Vorfertigungsgrad<br />

und geringem Baustellenaufwand entwickelt.<br />

2 Bauwerkseinweihung …<br />

© Richard J. Dietrich<br />

1 St.-Emmerams-Brücke<br />

von Oberstrom<br />

© Richard J. Dietrich<br />

Die neue Fachwerkkonstruktion besteht<br />

aus rund gefrästen und standardisierten<br />

Leimholzstäben als Fachwerkgurte und<br />

Pfosten, die diagonalen Ausfachungen<br />

aus Standardstahlankern. Alle Holzstäbe<br />

wurden mit speziell geformten Stabköpfen<br />

aus Stahlguss ausgestattet und<br />

über Kreisringscheiben, wiederum aus<br />

Stahlguss, mittels Bolzen aneinandergekoppelt,<br />

ebenso die Ankerstäbe mit ihren<br />

50


51<br />

4 Detail: Stabkopf<br />

© Richard J. Dietrich<br />

Gabelköpfen. Diese Knotenausbildung<br />

erweist sich als sinnvoll in den Brennpunkten<br />

der Kräfte und vorteilhaft für den<br />

konstruktiven Holzschutz, da keine Staunässe<br />

aufkommen kann wie bei anderen<br />

Holzverbindungen.<br />

Neuartig ist auch die Befestigung der<br />

Stabköpfe an den runden Leimholzstäben:<br />

Ein Rohrstück wird anstelle der üblichen<br />

Schlitzbleche in eine ringförmige<br />

Bohrung eingebracht, dann werden die<br />

Löcher für die Stabdübel radial gleichzeitig<br />

durch Holz und Stahl gebohrt. Die<br />

Stabdübel sind spiralig angeordnet und<br />

damit auf kurzem Raum.<br />

Runde Fachwerkstäbe entsprechen der<br />

Urform Baumstamm und hier zugleich<br />

der statischen Funktion, nämlich nur<br />

Normalkräfte und keine Biegung zu<br />

übertragen. Die Stabköpfe aus Gussstahl<br />

decken mit einer Epoxydharz-Zwischenlage<br />

zudem das sehr empfi ndliche Hirnholz<br />

ab, ebenfalls ein Vorteil für den konstruktiven<br />

Holzschutz; auf den runden Stäben<br />

sammelt sich darüber hinaus kein Wasser.<br />

Diese Detailausbildung des Fachwerks<br />

erlaubte es, auf seitliche Wetterschutzverkleidungen<br />

zu verzichten.<br />

Auf die Weise ist eine besonders leichte<br />

und transparente Holzbrücke entstanden,<br />

von der aus sich die Park- und Flusslandschaft<br />

des Englischen Gartens ungehindert<br />

erleben lässt. Außerdem vermittelt<br />

die fi ligrane Konstruktion ein Schwebegefühl<br />

über dem Wasser. Das Budget wurde<br />

eingehalten.<br />

5 Fachwerkknoten<br />

© Richard J. Dietrich<br />

Bauherr<br />

Landeshauptstadt München<br />

Objekt- und Tragwerksplanung<br />

Dipl.-Ing. Richard J. Dietrich, Büro für<br />

Ingenieur-Architektur, Bergwiesen<br />

Statik<br />

Suess Staller Schmitt Ingenieure GmbH, München<br />

Prüfstatik<br />

Dipl.-Ing. Rolf Sennewald, München<br />

Ausführung<br />

Pletschacher Holzbau GmbH, Dasing<br />

6 Pertensteiner Brücke von Oberstrom<br />

© Richard J. Dietrich<br />

S Y M P O S I U M<br />

2 Schloss Pertenstein<br />

Die Erfahrungen mit der Brücke über die<br />

Isar in München-Oberföhring wurden für<br />

eine weitere Holzbrücke mit ähnlicher<br />

Konstruktion genutzt, diesmal über die<br />

Traun bei Schloss Pertenstein in Traunreut.<br />

Hier war eine ältere Holzbrücke mit<br />

einer einfachen, traditionellen Balkenkonstruktion<br />

zu ersetzen, da baufällig und<br />

über mehrere Pfeiler gestützt, ein Hindernis<br />

im Hochwasserfall. Die neue Brücke<br />

sollte daher die Traun in einem Schritt mit<br />

50 m Spannweite und einer Bahnbreite<br />

von 3 m überwinden: Der besondere<br />

Kontext mit dem alten Schloss der Grafen<br />

Törring und der idyllischen Flussaue an<br />

der Traun haben Stadtbaumeister, Stadtrat<br />

und Bürgermeister bewegt, an diesem<br />

historischen Ort eine besondere Lösung<br />

zu realisieren.<br />

Abweichend von der Oberföhringer<br />

Struktur wurde für die neue Pertensteiner<br />

Brücke ein reines Holzfachwerk mit horizontalen<br />

Gurten und diagonalen Streben<br />

ausgeführt. Und anders als in München<br />

mussten mittels eines Einfeldträgers<br />

50 m überquert werden. Um nun zu<br />

wuchtige Dimensionen zu vermeiden und<br />

das System zu entlasten, wurden Abspan-<br />

7 Widerlager mit Portalrahmen<br />

© Richard J. Dietrich<br />

8 Ansicht, Grundriss, Schnitt<br />

© Richard J. Dietrich<br />

BRÜCKENBAU | September 2009


S Y M P O S I U M<br />

nungen auf die Widerlager vorgesehen.<br />

Wieder wurden die Fachwerkstäbe aus<br />

Fichten-Leimholz rund gefräst und als<br />

standardisierte Elemente mit stählernen<br />

Stabköpfen ausgestattet, aus Kostengründen<br />

allerdings nicht in Stahlguss,<br />

sondern aus geschweißten Blechen<br />

hergestellt. Als Konsequenz aus dieser<br />

Ausführung bestehen auch die Querträger<br />

zwischen den Fachwerken aus<br />

Stahlrohren. Letzteres war notwendig,<br />

weil die Nutzung durch landwirtschaftliche<br />

Fahrzeuge sehr große Verkehrslasten<br />

bedeutet.<br />

Die Bauelemente wurden im Werk komplett<br />

vorgefertigt und nach Pertenstein<br />

geliefert, um am Ufer als Baukastensystem<br />

zum endgültigen Tragwerk zusammengefügt<br />

zu werden. Das vormontierte<br />

Tragwerk wurde dann als Ganzes zwischen<br />

die bereits vorher errichteten Widerlager<br />

eingehoben, genau wie in Oberföhring.<br />

Durch die präzise Vorfabrikation<br />

der Stäbe in Lehren konnte eine praktisch<br />

toleranzlose Endmontage gewährleistet<br />

werden: Beim Einheben wurde durch eine<br />

entsprechende Aufhängung des Systems<br />

für die vorgesehene Gradiente gesorgt,<br />

es traten also keine montagebedingten<br />

Verformungen auf.<br />

Abweichend vom Querschnitt der<br />

Münchner Brücke sind die Fachwerkwände<br />

jetzt aber schräg nach außen geneigt,<br />

um einen noch besseren Wetterschutz<br />

zu gewährleisten. Sorgsam durchdetailliert,<br />

war das Ergebnis für alle Beteiligten<br />

befriedigend.<br />

Bauherr<br />

Stadt Traunreut<br />

Objekt- und Tragwerksplanung<br />

Dipl.-Ing. Richard J. Dietrich, Büro für<br />

Ingenieur-Architektur, Bergwiesen<br />

Statik<br />

Köppl Ingenieure, Planung und Beratung im<br />

Bauwesen GmbH, Rosenheim<br />

Prüfstatik<br />

Dipl.-Ing. Heinrich Riesemann<br />

Landesgewerbeanstalt Bayern,<br />

Außenstelle Traunstein<br />

Ausführung<br />

Schaffi tzel Holzindustrie GmbH + Co. KG,<br />

Schwäbisch Hall<br />

September 2009 | BRÜCKENBAU<br />

9 Knotenausbildung<br />

© Richard J. Dietrich<br />

10 »Halbtotale«<br />

© Richard J. Dietrich<br />

3 Traunstein<br />

Gleichzeitig mit dem Steg in Pertenstein<br />

wurde in Traunstein eine weitere Fußgängerbrücke<br />

über die Traun verwirklicht,<br />

diesmal aber in Stahlkonstruktion.<br />

Im Jahr 2000 hatten wir eine große, 235 m<br />

lange Straßenbrücke am selben Standort<br />

errichtet, die sogenannte Südbrücke,<br />

11 Ensemble aus Straßen- und Fußgängerbrücke<br />

© Richard J. Dietrich<br />

die sich wegen ihrer ungewöhnlichen<br />

Bauweise großer Beliebtheit bei den<br />

Traunsteinern erfreut. Ihr Tragwerk weist<br />

baumartige Stützen aus Stahlrohren auf,<br />

die ein äußerst schlankes Stahl-Beton-<br />

Verbunddeck tragen. Der Entwurf hatte<br />

sich seinerzeit gegen eine bereits fertig-<br />

geplante, übliche Spannbeton-Hohlkasten-Lösung<br />

durchgesetzt. Bürgermeister<br />

und Stadtrat hatten sich dafür entschieden,<br />

darauf vertrauend, dass eine solche<br />

Stahlstruktur zum gleichen Preis zu realisieren<br />

sei wie die Betonbrücke, was dann<br />

auch gelungen ist.<br />

Nach den guten Erfahrungen mit der<br />

Südbrücke beschloss der Traunsteiner<br />

Stadtrat 2006, den neben der großen Straßenbrücke<br />

auf Uferniveau erforderlichen<br />

Fußgängersteg ebenfalls von uns planen<br />

zu lassen. Im Zuge der Hochwasserfreilegung<br />

musste der am Standort vorhandene<br />

Steg weichen, da er mit zwei Flusspfeilern<br />

und einer zu tief angeordneten Brückentafel<br />

ein Abfl usshindernis darstellte.<br />

Die zu entwerfende Brücke sollte nun den<br />

Fluss mit 40 m Spannweite überqueren<br />

und über einem erhöhten Freibord angeordnet<br />

sein. Letzteres bedeutete, unter<br />

der Brückentafel blieb kein Raum für<br />

ein Tragwerk, so dass ein obenliegendes<br />

konzipiert wurde. Dabei wurde das Konstruktionsprinzip<br />

der nahen Straßenbrücke<br />

übernommen und variiert – und auf<br />

die Weise ein Ensemble geschaffen, weil<br />

ja beide Brücken zueinander gehören und<br />

einander ergänzen.<br />

Das Baumstützen-Fachwerk bildet bei<br />

der kleineren Brücke ein obenliegendes<br />

Haupttragwerk mit einem Knotenraster<br />

von 5 m, von dem das Nebentragwerk<br />

der Gehbahntafel abgehängt ist. Wie<br />

bei der Straßenbrücke ist auch hier die<br />

gesamte Struktur aus Stahlrundrohren<br />

konstruiert, die (hier) allerdings Rohr an<br />

Rohr geschweißt und nicht wie dort mit<br />

Stahlgussknoten verbunden sind. Das<br />

Tragwerk wurde in großen, noch transportablen<br />

Teilen im Werk vorgefertigt, dann<br />

am Ufer zusammengefügt und anschließend<br />

als Ganzes in Position gehoben. Der<br />

52


53<br />

hohe Rahmen des Haupttragwerkes bot<br />

die Möglichkeit, eine Überdachung aufzulegen,<br />

die wie die eigentliche Gehbahn in<br />

Holzkonstruktion ausgeführt wurde.<br />

In beiden Fällen wurden also verschiedene<br />

Materialen kombiniert und ihrem<br />

Zweck entsprechend eingesetzt. Während<br />

bei der Straßenbrücke die Betonfahrbahn<br />

Lärm und plötzliches Glatteis vermindert,<br />

schafft die Holzausstattung des Fußgängerstegs<br />

eine angenehme Atmosphäre<br />

für die Benutzer. Und in beiden Fällen<br />

bewährt sich das Konstruktionsprinzip,<br />

13 Ansicht, Grundriss, Schnitt<br />

© Richard J. Dietrich<br />

14 Portalstruktur<br />

© Richard J. Dietrich<br />

die Kräfte auf direktem Weg in die Unterbauten<br />

abzutragen. Der Stahlbau kommt<br />

deshalb mit relativ geringen Massen aus<br />

und das Ganze bleibt im Kostenrahmen.<br />

Charakteristisch ist für die zwei Brücken<br />

zudem, dass das Tragwerk zur Stabilisierung<br />

in Querrichtung schräg geneigt ist,<br />

was auch als gestalterischer Effekt<br />

wirkt.<br />

Die neue Fußgängerbrücke fi ndet ebenfalls<br />

Zustimmung bei der Bevölkerung. Ein<br />

Bürger stiftete sogar vor lauter Begeisterung<br />

eine fast lebensgroße Skulptur des<br />

Brückenheiligen Johannes Nepomuk, die<br />

an dem Bauwerk aufgestellt wurde.<br />

12 Neuer Steg von Oberstrom<br />

© Richard J. Dietrich<br />

■ Entwurfsplanung<br />

Ingenieurbauwerke<br />

■ Tragwerksplanung<br />

■ Instandsetzungsplanung<br />

Bauunterhaltung<br />

■ Bauoberleitung<br />

Bauüberwachung<br />

EHS<br />

EHS beratende Ingenieure für Bauwesen<br />

Dr.-Ing. Schmidt-Hurtienne · Dr.-Ing. Osteroth GmbH<br />

34253 Lohfelden · Am Alten Rathaus 5<br />

Tel.: +49 561 95088-0 · Fax: +49 561 95088-99<br />

kontakt@ehs-ingenieure.de · www.ehs-ingenieure.de<br />

S Y M P O S I U M<br />

Bauherren<br />

Freistaat Bayern<br />

Wasserwirtschaftsamt Traunstein<br />

Stadt Traunstein<br />

Objekt- und Tragwerksplanung<br />

Dipl.-Ing. Richard J. Dietrich, Büro für<br />

Ingenieur-Architektur, Bergwiesen<br />

Statik<br />

Köppl Ingenieure, Planung und Beratung im<br />

Bauwesen GmbH, Rosenheim<br />

Prüfstatik<br />

Dr.-Ing. Heinrich Schroeter, Weiden<br />

Ausführung<br />

Mühlbauer Stahl- und Metallbau GmbH,<br />

Furth im Wald<br />

Autor:<br />

Dipl.-Ing. Richard J. Dietrich<br />

Büro für Ingenieur-Architektur, Bergwiesen<br />

Wir sind zuverlässige Partner für:<br />

■ Projektmanagement<br />

■ Bauwerksprüfung<br />

■ Begutachtungen<br />

■ SiGe-Koordination<br />

Berlin · Braunschweig · Erfurt · Magdeburg · Schwerin · Stuttgart<br />

BRÜCKENBAU | September 2009


S Y M P O S I U M<br />

Die Museumsbrücken in Bozen<br />

Hohe Kunst des Stahlbaus<br />

� � � von Oliver Schreiber<br />

Es ist ein Sammelbecken für Kunstobjekte<br />

und zugleich internationale<br />

Kunstwerkstatt mit interdisziplinärer<br />

Ausrichtung: das Museion.<br />

Erschlossen wird es unter anderem<br />

durch zwei (Museums-)Brücken von<br />

skulpturaler Ausformung.<br />

1 Zwei Kurven<br />

Wesentlicher Bestandteil des kubischen<br />

Bauwerks, das vom Architekturbüro<br />

Krüger Schuberth Vandreike aus Berlin<br />

entworfen wurde, sind die beiden Museumsbrücken<br />

über den Fluss Talfer auf<br />

der Südseite des Museion. Sie machen<br />

die Museumsanlage für Fußgänger<br />

und Radfahrer zugänglich und wirken<br />

zugleich als gestaltendes Bauelement.<br />

Konzipiert sind die Brücken aus Stahl und<br />

Glasgeländern als Raumskulptur aus<br />

zwei miteinander korrespondierenden<br />

schwingenden Kurven. Im Gegensatz<br />

zum städtischen Museumskubus, dessen<br />

transparente Stirnseiten das historische<br />

Zentrum Bozens mit der Neustadt und<br />

dem Talfergrün verbinden, signalisieren<br />

die schwingenden Formen so einen anderen<br />

spielerischen Umgang mit der Landschaft.<br />

Rad- und Fußweg werden getrennt<br />

geführt.<br />

September 2009 | BRÜCKENBAU<br />

1 Brücken und Museion<br />

© Max Bögl Stahl- und Anlagenbau GmbH<br />

2 Dynamisches Profi l<br />

Dem Profi l eines Schiffsrumpfes oder einer<br />

Flugzeugtragfl äche ähnlich, überqueren<br />

die Brücken mit einem in der Mitte<br />

fl acher werdenden Profi l stützenfrei den<br />

Wildbach Talfer. Möglich wird dies durch<br />

die tragende metallische Außenhaut des<br />

Brückenkörpers im Zusammenspiel mit<br />

den durchlaufenden Metallstegen im<br />

Inneren. Das Geländer besteht aus einer<br />

Edelstahlkonstruktion mit Glasbrüstungen.<br />

Leuchtstoffröhren im Handlauf<br />

sowie Scheinwerfer setzen die Brücken<br />

nachts stimmungsvoll in Szene und lassen<br />

sie aus der Ferne wie zwei versetzte,<br />

gegeneinander schwingende Lichtlinien<br />

wirken.<br />

Gegründet wurden die über 60 m spannenden<br />

Brückenbauwerke auf Großbohrpfählen.<br />

Wegen der geometrisch<br />

verursachten Torsion im Bereich der<br />

Lager ließ sich die übliche Ausbildung<br />

eines verschieblichen (Brücken-)Lagers<br />

nicht verwirklichen. Stattdessen sind<br />

die Brückenkörper beidseitig in die Widerlagerfundamente<br />

eingespannt. Die<br />

Schweißnähte der zweifach gekrümmten<br />

Brückenfahrbahn- und Seitenbleche<br />

wurden oberfl ächenmäßig verschliffen.<br />

Im Zusammenspiel mit der gekrümmt<br />

ausgeführten Blechführung entstand<br />

so die knickfreie monolithische Erscheinungsform.<br />

3 Pfi ffi ge Brückenmontage<br />

Transportiert wurden die im Stahlbauwerk<br />

in Sengenthal hergestellten<br />

vier Brückensegmente mithilfe von<br />

Vierachsschwerlastzug-Maschinen mit<br />

Vierachsnachläufern. Jedes Bauteil war<br />

30,50 m lang, 4,40 m breit und 2,20 m<br />

hoch und wog 46 t. Der Transport der<br />

Brückenbauteile führte nicht über den<br />

Brenner, sondern über Wels, Graz, Udine,<br />

Vicenza und Trento nach Bozen. Für die<br />

1.200 km lange Strecke benötigten die<br />

Schwerlastzüge nur dreieinhalb Tage,<br />

trotz Tunnelsperren in Österreich bzw.<br />

Bau- und Mautstellen in Italien. Vor Ort<br />

wurden die vier Brückenschüsse, zwei<br />

je Überbau, in speziell konstruierte und<br />

gefertigte Hilfskonstruktionen aus Stahl<br />

gehoben. Diese stabilisierten die Bauteile<br />

bis zur Fertigstellung des Schweißstoßes<br />

in Brückenmitte sowie bis zur Betonage<br />

der Betonwiderlager.<br />

54


55<br />

2 Querung des Talfer<br />

© Max Bögl Stahl- und Anlagenbau GmbH<br />

Verantwortlich für den Neubau des 1,50-<br />

Millionen-Euro-Bauwerkes war eine<br />

Bietergemeinschaft unter Federführung<br />

von Max Bögl: Max Bögl Bau/Costruzione,<br />

Brixen, die Partnerfi rma Goller aus Kastelruth<br />

und das Ingenieurbüro Bergmeister,<br />

Brixen, konnten sich im Rahmen einer<br />

öffentlichen Ausschreibung im Sommer<br />

2007 gegenüber mehreren Mitbewerbern<br />

durchsetzen.<br />

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Trotz der äußerst knappen Bauzeit von<br />

nur fünf Monaten vermochte sich die Firmengruppe<br />

Max Bögl erfolgreich vor Ort<br />

zu behaupten und ihr ganzes Wissen und<br />

Können bei schwierigen Bauaufgaben<br />

unter Beweis zu stellen.<br />

S Y M P O S I U M<br />

Autor:<br />

Dipl.- Ing. Oliver Schreiber<br />

Max Bögl Stahl- und Anlagenbau GmbH,<br />

Neumarkt<br />

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BRÜCKENBAU | September 2009


S Y M P O S I U M<br />

Ein leuchtendes Beispiel zur Stadtentwicklung<br />

Die Brücke im Düsseldorfer Medienhafen<br />

� � � Claus Raab<br />

Die Fuß- und Radwegbrücke im<br />

Düsseldorfer Medienhafen ist knapp<br />

150 m lang und 11,60 m breit, behindertengerecht<br />

ausgebildet und<br />

verfügt über eine schlank gehaltene<br />

Konstruktion, deren Höhe von den<br />

Endaufl agern bis zur Brückenmitte<br />

zwischen 0,89 m und 1,50 m liegt.<br />

Ihre besondere Ausstrahlung resultiert<br />

aus einer Beleuchtungslösung,<br />

die als Teil des städtebaulichen Gesamtkonzepts<br />

zur Aufwertung und<br />

Neugestaltung des Hafengebiets<br />

beitragen soll.<br />

1 Lichtkonzept<br />

Bei ihrer Eröffnung als »Living Bridge«<br />

bezeichnet, hat diese Brücke eine Doppelfunktion:<br />

Verkehrsweg zum einen,<br />

gleichzeitig kommunikativer Freiraum<br />

mit Aufenthaltsqualität. Auf dem mit<br />

FSC-zertifi ziertem Tropenholz belegten<br />

Steg lässt sich daher zwischen Lichtkuben<br />

fl anieren, die sich rechts und links entlang<br />

den sitzfreundlichen Holzbohlen über<br />

das gesamte Bauwerk erstrecken. Die<br />

Lichtkuben sind zudem als (Licht-)Möbel<br />

gestaltet, man kann sich also auf ihnen<br />

niederlassen.<br />

2 Brücke mit Lichtkuben<br />

© Lichtwerk GmbH<br />

September 2009 | BRÜCKENBAU<br />

1 Hafen und Hafenquerung bei Nacht<br />

© Lichtwerk GmbH<br />

In das Lichtkonzept einbezogen wurde<br />

darüber hinaus die direkte Treppenanbindung<br />

zur Inselfl äche auf dem Rhein,<br />

auf der sich auch das »Brückenhaus« mit<br />

Gastronomie befi ndet: Die im Kontext der<br />

Lichtkuben für die Treppe und den Ponton<br />

entwickelten individuellen Stufen- und<br />

Podestleuchten mit LED-Technik sind Teil<br />

des Gesamtentwurfs von Brücke wie Brückenbeleuchtung<br />

und wurden in enger<br />

Zusammenarbeit mit dem Düsseldorfer<br />

Planungsamt, dem Amt für Verkehrsmanagement<br />

und JSK Architekten von der<br />

Lichtwerk GmbH speziell für das Düsseldorfer<br />

Projekt realisiert.<br />

3 Treppenanbindung und Inselfl äche<br />

© Lichtwerk GmbH<br />

2 Lichttechnik<br />

Die 62 Lichtkuben mit Abmessungen<br />

von 72 cm × 52 cm × 26 cm wurden mit<br />

einer speziellen Verschweißungstechnik<br />

gefertigt, weisen dadurch eine erkennbare<br />

Plastizität auf und bieten sich so<br />

als Sitzgelegenheit an. Ihre Umsetzung<br />

bedeutete eine Herausforderung, da sie<br />

erhebliche Anforderungen hinsichtlich<br />

Lichttechnik, Stabilität und Sicherheit<br />

erfüllen mussten. Aus einem Hochleistungsspezialacryl<br />

hergestellt, das für<br />

die homogene Lichtwirkung weiß opal<br />

durchgefärbt wurde, sind sie mit zwei<br />

Rohrleuchten IP 65 mit jeweils einer<br />

56


57<br />

4 Stufen mit Sonderleuchten<br />

© Lichtwerk GmbH<br />

Entwerfen und Gestalten<br />

Planen<br />

Überwachen<br />

Begutachten<br />

Prüfen<br />

13-W-TC-DEL-Lampe der Farbtemperatur<br />

von 6.500 K bestückt. Der 12 cm tief im<br />

Boden versenkte Sockel gewährleistet<br />

dabei den Installationsraum für den Kabelübergangskasten,<br />

die Abzweigdosen<br />

und sogar für die LED-Betriebs geräte der<br />

neben den Kuben verlaufenden zusätzlichen<br />

Lichtlinien. Und: Optisch scheinen<br />

die Kuben durch diese Befestigung direkt<br />

aus dem Holz zu wachsen.<br />

Für jede der insgesamt 96 Stufenleuchten<br />

von 28 cm × 5 cm × 12 cm wurde ein<br />

Edelstahlgehäuse angeordnet, das mit je<br />

einem 4-W-LED-Element, versehen mit<br />

weißen LEDs, ausgestattet wurde.<br />

Die sechs 148 cm × 5 cm × 12 cm messenden<br />

Podestleuchten weisen hingegen<br />

jeweils zwölf LED-Streifen à 2 W auf und<br />

bestehen aus Grundplatte und Edelstahlgehäuse<br />

mit Spezialkunststoffscheibe.<br />

Das Gehäuse erhielt durch Perl-Strahlung<br />

eine gleichmäßig mattierte Oberfl äche,<br />

die nicht nur ein ansprechendes Erscheinungsbild<br />

gewährleistet, sondern auch<br />

unempfi ndlicher gegenüber Verschmutzung<br />

ist; die LED-Leuchten haben eine<br />

Farbtemperatur von 6.500 K.<br />

Berlin ı Dresden ı Düsseldorf ı Frankfurt / Main ı Hamburg ı Leipzig ı München ı Stuttgart ı Würzburg<br />

S Y M P O S I U M<br />

Dank LED-Technik war es möglich, die<br />

hohen lichttechnischen Ansprüche in<br />

Kombination mit den vorgegebenen<br />

geringen Abmessungen zu erreichen. Ihre<br />

Langlebigkeit und Haltbarkeit sind darüber<br />

hinaus Vorzüge, die die Kommunalfi -<br />

nanzen schonen helfen, und zwar ebenso<br />

wie ihre Stabilität bei Erschütterungen.<br />

Für einen sicheren Betrieb sind die mit<br />

Schutzkleinspannung betriebenen Leuchten<br />

an Versorgungsgeräte angeschlossen,<br />

die sich auf der Brücke befi nden. Um die<br />

einzelnen LED-Elemente vor Feuchtigkeit<br />

zu schützen, wurden sie im Übrigen in<br />

einem transparenten Quadratrohr angeordnet.<br />

Autor:<br />

Claus Raab<br />

Lichtwerk GmbH, Königsberg<br />

Bauherr<br />

Landeshauptstadt Düsseldorf,<br />

Amt für Verkehrsmanagement<br />

Planung<br />

Schüßler-Plan Ingenieurgesellschaft mbH,<br />

Düsseldorf<br />

J•S•K Architekten, Düsseldorf<br />

Lichtplanung<br />

Lichtwerk GmbH,<br />

Königsberg<br />

CBP<br />

Ingenieurbau GmbH<br />

Georg-Muche-Straße 1<br />

80807 München<br />

Tel. + 49 89 28633-245<br />

Fax. + 49 89 28633-212<br />

info@cbp.de ı www.cbp.de<br />

Ihre Ansprechpartner:<br />

Prof. Dr. - Ing. Jürgen Feix<br />

Dr. - Ing. Ralf Schneider<br />

Dr. - Ing. Stephan Görtz<br />

BRÜCKENBAU | September 2009


S Y M P O S I U M<br />

Beleuchtung als Gestaltungselement<br />

Brücken im nächtlichen Stadtbild<br />

� � � von Stephanie Ramsauer<br />

Für Städte an einem Fluss haben<br />

Brücken schon von jeher eine elementare<br />

Bedeutung. Tagsüber sind<br />

sie Elemente, die das pulsierende<br />

Leben dies- und jenseits der Ufer<br />

arteriengleich miteinander zu verbinden<br />

scheinen. Bei Dunkelheit verlieren<br />

sie aber meist ihre prägende<br />

Bedeutung als typische, städtebauliche<br />

Komponente und verkümmern<br />

visuell zu reinen Verkehrswegen, deren<br />

Wahrnehmung sich im Wesentlichen<br />

auf die Straßenbeleuchtung<br />

beschränkt. Das muss nicht sein.<br />

Mit Licht können sie passiv aus dem<br />

Dunkel herausgelöst werden.<br />

1 Anforderungen und Ziele<br />

Die Anforderungen an eine Brückenbeleuchtung<br />

sind komplex, gilt es hier doch,<br />

sicherheitstechnische und gestalterische<br />

Elemente miteinander zu verknüpfen;<br />

neben der normgerechten Fahrbahn- und<br />

Wegeausleuchtung darf die »aufwertende«<br />

Anstrahlung zur Inszenierung im<br />

Stadtraum die Überquerenden beispielsweise<br />

nicht blenden.<br />

Die Illumination von Brücken soll aber<br />

nicht nur deren sogenannte Formensprache,<br />

sondern auch die Kunst der Ingenieure<br />

betonen: Konstruktionsdetails, die<br />

am Tag kaum wahrgenommen werden,<br />

lassen sich mit Licht effektvoll hervorheben.<br />

Dazu steht eine ganze Reihe unterschiedlicher<br />

Lampen und Leuchten zur<br />

Verfügung, mit denen man Oberfl ächen,<br />

Materialien und charakteristische Merkmale<br />

von (Brücken-)Bauwerken angemessen<br />

darstellen kann.<br />

2 Gestaltung und Technik<br />

Die gezielte Lichtgestaltung von Brücken<br />

und anderen Bauwerken trägt dazu bei,<br />

den öffentlichen Raum in der Nacht für<br />

die Bewegung und den Aufenthalt besser<br />

zu qualifi zieren, die Stadt und ihre Quartiere<br />

unverwechselbar zu erhalten, neu<br />

anzulegen oder gar aufzuwerten. Dazu<br />

sind die technischen, energetischen und<br />

ökonomischen Voraussetzungen heute<br />

besser als jemals zuvor und wachsen<br />

zudem ökologisches Bewusstsein wie<br />

planerische Freiheitsgrade. Die Beleuch-<br />

September 2009 | BRÜCKENBAU<br />

1 Ignaz-Bubis-Brücke und Untermainbrücke,<br />

Frankfurt am Main<br />

© Frank Rümmele/Philips GmbH<br />

2 Tower Bridge in London<br />

© Philips GmbH<br />

3 … Eiffelturm in Paris<br />

© Philips GmbH<br />

4 Nanjing-Brücke in Beijing<br />

© Philips GmbH<br />

tung, nicht als notwendiger Fremdkörper,<br />

sondern als integrales »Akzentuierungselement«,<br />

wird daher ein immer wichtigerer<br />

Faktor bei ganzheitlichen Entwurfskonzepten.<br />

Die richtige Kombination von<br />

zweckmäßiger und dekorativer Beleuchtung<br />

ist hier jedoch entscheidend, denn<br />

erst sie ermöglicht, durch den Einsatz<br />

moderner Lichttechnik einerseits Geld<br />

einzusparen, das dann andererseits für<br />

Stadtverschönerungsaufgaben zur Verfügung<br />

steht. Eine solche Chance bieten<br />

nicht zuletzt die inzwischen entwickelten,<br />

hochwertigen (Beleuchtungs-)Anlagen,<br />

mit denen sich die Energie intelligenter<br />

nutzen lässt und die damit helfen, die<br />

Betriebskosten deutlich zu reduzieren.<br />

Und so sind an die Stelle von Hochdruck-<br />

Metallhalogen-, -Natriumdampfl ampen<br />

oder faseroptischen Lichtsystemen<br />

mittlerweile oft Lösungen auf Basis von<br />

Leuchtdioden (LED) getreten, die energieeffi<br />

zient und regelbar sind, kräftige Farben<br />

haben und dank ihrer Langlebigkeit<br />

einen häufi gen Lampenwechsel überfl üssig<br />

machen.<br />

5 … in Glasgow<br />

© Philips GmbH<br />

Autor:<br />

Stephanie Ramsauer<br />

Philips GmbH, Hamburg<br />

58


59<br />

Neuntes Symposium »Brückenbau« in Leipzig<br />

Brückenbau mit Tradition und Perspektive<br />

� � � Bernhard K. Heck<br />

Insbesondere neue Verfahren und<br />

durch Wettbewerbe erzielte Gestaltungsvielfalt<br />

standen beim neunten<br />

Brückenbau-Symposium der<br />

VERLAGSGRUPPE WIEDERSPAHN mit<br />

<strong>MixedMedia</strong> <strong>Konzepts</strong> am 10. und<br />

11. Februar 2009 im West In Hotel in<br />

Leipzig auf der Agenda. Und so traf<br />

sich hier wiederum das Who-is-Who<br />

der Brückenbauer, also Ausführende,<br />

Planer, Auftraggeber und Wissenschaftler,<br />

um sich zu informieren,<br />

sich auszutauschen und derart mannigfaltige<br />

Anregungen zu gewinnen.<br />

Die Zahlen, rund 200 Teilnehmer<br />

und 20 Referenten, zeigten eindrucksvoll,<br />

welche Relevanz Thema<br />

wie Veranstaltung haben – und wie<br />

groß die Akzeptanz dieses Symposiums<br />

ist.<br />

»Heimische« Baukultur<br />

Moderiert von Dipl.-Ing. Michael Wiederspahn,<br />

der seit ihrer Premiere durch diese<br />

Veranstaltung führt, wurde sie auch 2009<br />

ihrem Ruf gerecht, sämtliche Themen und<br />

Aspekte von allen Seiten zu beleuchten<br />

und infolgedessen Bauwerkserläuterungen<br />

zu bieten, die Kriterien des Entwurfs<br />

und deren Planungsmodalitäten anhand<br />

von Beispielen charakterisieren, wobei<br />

Fragen der Finanzierung und Besonderheiten<br />

von Konstruktion wie Montage das<br />

Programm schon von jeher abrunden.<br />

Den Reigen der Referenten eröffnete<br />

Dr.-Ing. Karl Kleinhanß, DEGES GmbH,<br />

mit »Der Weg zur Brückenkultur«, den er<br />

entlang der A20 von Stralsund bis Wittenberge<br />

nachzuzeichnen wusste. Ltd.<br />

Baudirektor Dipl.-Ing. Günther Kleiner<br />

und Baudirektor Dipl.-Ing. Rudolf Drick<br />

von der Autobahndirektion Nordbayern<br />

brachten mit ihren Vorträgen über die<br />

Gestaltung von Ingenieurbauwerken die<br />

Zuhörer dann auf »Augenhöhe«: Günther<br />

Kleiner betonte, »dass bei Einzelbauwerken,<br />

ohne besonderen Anspruch, sich<br />

die Einschaltung eines Architekten zur<br />

Erarbeitung des Entwurfs anbietet, was<br />

im Regelfall zu einem geringen zeitlichen<br />

und fi nanziellen Aufwand führt«, während<br />

Rudolf Drick, noch bewegt von den<br />

damals aktuellen Ereignissen um den<br />

schlingernden Lkw-Sattelzug auf dem<br />

rückgebauten Brückenabschnitt Randersacker,<br />

die Mainquerung bei Würzburg<br />

näher beleuchtete.<br />

Mit seinen Einblicken in die Erfahrungen<br />

bei der Vorkopfbauweise als neuem<br />

Bauverfahren bei der Realisierung der<br />

Saale-Elstertal-Bahnbrücke bei Halle beeindruckte<br />

danach Dr.-Ing. Walter Streit,<br />

Büchting + Streit GmbH, indem er in einer<br />

gelungenen Animation die sieben Phasen<br />

der Errichtung eines Regelfeldes mit ihren<br />

Abfolgen erläuterte und zugleich die<br />

wichtigsten Unterschiede zu konventionellen<br />

Lösungen erörterte. Anschließend<br />

sprach Dipl.-Ing. Wolfgang Maier vom<br />

Staatlichen Bauamt Aschaffenburg über<br />

die Verwirklichung der zweiten Fahrbahn<br />

der Ebertbrücke in Aschaffenburg, deren<br />

Signifi kanz nicht zuletzt aus einem<br />

überzeugenden Beleuchtungskonzept<br />

resultiert.<br />

Nach der Mittagspause präsentierte Ltd.<br />

Baudirektor Dipl.-Ing. Michael Gersteuer,<br />

Landesbetrieb Straßenbau und Verkehr<br />

Schleswig-Holstein, Entwurf und geplante<br />

Konstruktion für die neue Störbrücke<br />

in Itzehoe, die als Ersatzneubau das<br />

zentrale Bindeglied im Streckenabschnitt<br />

zwischen den Anschlussstellen Itzehoe-<br />

Süd und -Nord sein wird: je Fahrtrichtung<br />

eine Stabbogenbrücke in Stahlverbundbauweise<br />

über den Fluss, kombiniert mit<br />

Vorlandbrücken als Durchlaufträger aus<br />

einem einzelligen Hohlkasten, ebenfalls<br />

in Stahlverbundbauweise. Dipl.-Ing. Uwe<br />

Heiland, Eiffel Deutschland Stahltechnologie<br />

GmbH, veranschaulichte hingegen<br />

die Widrigkeiten bei der Erneuerung<br />

der historischen Stahlstruktur der Bonner<br />

Kennedybrücke unter belastetem<br />

Verkehr. 1949 eingeweiht, war sie mit<br />

einem Stahlgewicht von ca. 4.550 t zu<br />

jenem Zeitpunkt die weitestgespannte<br />

Vollwand-Balkenbrücke über den Rhein<br />

und ist heute eine dreifeldrige, gevoutete<br />

Deckbrücke in Ganzstahlausführung mit<br />

Stützweiten von 99,21 m in den Seitenöffnungen<br />

und 195,86 m über dem Strom.<br />

� Strelasundquerung bei Rügen<br />

© DEGES GmbH<br />

A K T U E L L<br />

� Ebertbrücke in Aschaffenburg<br />

© Staatliches Bauamt Aschaffenburg<br />

� TaminaBogen bei Pfäfers als Visualisierung<br />

© Leonhardt, Andrä und Partner GmbH<br />

� Thimphuchubrücke in Bhutan mit Gerüst<br />

© Schlaich Bergermann und Partner<br />

BRÜCKENBAU | September 2009


A K T U E L L<br />

� Golden Ears Bridge bei Vancouver im Bau<br />

© Bilfi nger Berger Ingenieurbau GmbH<br />

Nicht minder interessant waren die Ausführungen<br />

von Dipl.-Ing. Eberhard Pelke,<br />

Hessisches Landesamt für Straßen- und<br />

Verkehrswesen, Wiesbaden, widmete<br />

er sich doch dem Wettbewerb für die<br />

Schiersteiner Brücke und begründete<br />

die Wahl des ersten Preis, eine schlanke<br />

Balkenbrücke, die sich trotz der vorgesehenen<br />

sechs Fahrspuren sensibel in die<br />

fl ache Flusslandschaft einfügt und ab<br />

2017 daher den Rhein zwischen Mainz<br />

und Wiesbaden überspannen wird.<br />

Internationale Projekte<br />

Den Auftakt machte hier Dipl.-Ing. Wolfgang<br />

Eilzer vom Büro Leonhardt, Andrä<br />

und Partner, der Inhalt und Ergebnis des<br />

Wettbewerbsverfahrens für die sogenannte<br />

Taminabrücke im schweizerischen<br />

Pfäfers, also auch »seinen« Stahlbetonbogen<br />

mit einer Stützweite von 265 m<br />

präsentierte. »Was diesen Wettbewerb so<br />

einmalig machte, waren die klaren Vorgaben<br />

und die höheren Honorarsätze für die<br />

Entwürfe bei den Eidgenossen«, so Eilzer,<br />

von dessen Entwurf sich die Zuhörer<br />

begeistert zeigten.<br />

Aus den vorhandenen Kontakten im indischen<br />

Raum ergab sich für Dr.-Ing. Matthias<br />

Weißbach vom Büro Schlaich Bergermann<br />

und Partner zusammen mit einem<br />

indischen und bhutanischen Partner<br />

Ende 2002 die Möglichkeit zur Planung einer<br />

vierspurigen Straßenbrücke über den<br />

Fluss Thimphuchu im Königreich Bhutan.<br />

Druk Yul, das »Land des Donnerdrachens«,<br />

wie die Bhutaner ihr Königreich nennen,<br />

befi ndet sich an der Südseite der Himalajakette<br />

und grenzt an China und Indien.<br />

Weißbach veranschaulichte in eindrucksvollen<br />

Bildern die Einfachheit der Brücke<br />

und einen Herstellungsprozess, der durch<br />

die bhutanischen Arbeiter mit teilweise<br />

primitivsten Mitteln hervorragend ausgeführt<br />

wurde.<br />

September 2009 | BRÜCKENBAU<br />

� Brücke über den Dnepr in Saporozhje<br />

© Mostobud AG<br />

Von einer neuen Schrägseilbrücke, der<br />

Golden Ears Bridge über den Fraser River,<br />

berichtete anschließend Dr.-Ing. Oliver<br />

Fischer, Bilfi nger Berger Ingenieurbau<br />

GmbH, und damit von einem Bauwerk,<br />

das als Kernstück einer großen Infrastrukturmaßnahme<br />

bei Vancouver gilt.<br />

Planung, Bau, Finanzierung sowie über<br />

einen Zeitraum von 32 Jahren Betrieb und<br />

Instandhaltung einer mehr als 14 km langen<br />

Straßenverbindung umfassend, erfolgt<br />

die Vergütung bei diesem Public-Private-Partnership-Projekt<br />

auf Basis eines<br />

Verfügbarkeitsmodells durch ein festes<br />

regelmäßiges Entgelt. Fischer erläuterte<br />

zudem die kurze Zeitspanne für Entwurf,<br />

Planung und Ausführung der sich über<br />

knapp 1 km erstreckenden Flussquerung<br />

und der zugehörigen, 1.330 m messenden<br />

Vorlandbrücken, die im Rahmen des<br />

Gesamtvorhabens weitere Ingenieurbauwerke<br />

mit einer Gesamtlänge von etwa<br />

3.300 m notwendig machten.<br />

Mit durchaus gigantisch anmutenden<br />

Brücken in China setzten sich die Referenten<br />

Dipl.-Ing. Dietrich Hommel<br />

von Cowi A/S und Prof. Dr.-Ing. Michael<br />

Raupach, RWTH Aachen, auseinander.<br />

Dietrich Hommel widmete sich der 2010<br />

in Shanghai stattfi ndenden Weltausstellung,<br />

vor allem aber den dafür geplanten<br />

und vollendeten Projekten in der Millionenstadt.<br />

Am 8. Juni 2003 begann zum<br />

Beispiel die Errichtung der Hangzhou Bay<br />

Bridge im Süden der Stadt, die dank ihrer<br />

36 km die längste Brücke der Welt werden<br />

dürfte und ein Investitionsvolumen<br />

von umgerechnet immerhin 1,42 Mrd. $<br />

bedingte, während die seit 2005 fertiggestellte<br />

32,50 km lange Brücke Donghai<br />

Daqiao den derzeitigen Hafen Luchao an<br />

der Shanghaier Küste mit dem auf der<br />

Insel Yang-shan befi ndlichen neuen Tiefwasserhafen<br />

in der Bucht von Hangzhou<br />

verbindet.<br />

Die passende Ergänzung bot Prof. Dr.-Ing.<br />

Michael Raupach, der die Korrosionsgefahr<br />

bei der Bewehrung solcher »überdimensionierter«<br />

Brücken untersuchte: Der<br />

Tidenhub zählt dort zu den drei höchsten<br />

der Erde, so dass sich starke Wasserströmungen<br />

mit Geschwindigkeiten bis zu<br />

5 m/s entwickeln, die ihre Richtung bisweilen<br />

schnell ändern. Sein Augenmerk<br />

galt daher der Mindestbetondeckung<br />

der Pfeiler und des Überbaus. Das heißt,<br />

er hat mit den Betonmischungen umfangreiche<br />

Eignungstests durchgeführt<br />

und zur Ermittlung des tatsächlichen<br />

Bauwerksverhaltens wie zur Verifi zierung<br />

der Planungsannahmen ein Korrosions-<br />

Monitoring-System zur Frühwarnung<br />

integriert, das mittels Sensoren die notwendigen<br />

Kontrollen gewährleistet.<br />

Die »Rückkehr« nach Europa läutete zum<br />

Ende des ersten Veranstaltungstages<br />

Dipl.-Ing. Günther Dorrer von MCE Stahl-<br />

und Maschinenbau ein, der den Einschub<br />

der Freudenauer Winterhafenbrücke<br />

in Wien, ein futuristisch erscheinendes<br />

Bauwerk und der Lückenschluss zwischen<br />

Donaugelände- und Donauuferbahn,<br />

nachdrücklich zu beschreiben und ihn<br />

damit als Meilenstein im Rahmen des<br />

Projektes »Umbau Terminal Freudenau«<br />

zu verdeutlichen vermochte.<br />

Danach standen Busse bereit, um zum<br />

Abendessen in den Leipziger Zoo zu fahren:<br />

Mit Fackeln wurden die Teilnehmer in<br />

die dortige Kiwara Lodge begleitet, wo sie<br />

sich an einem zum Teil exotischen Menü<br />

und exzellenten Weinen erfreuen und in<br />

Gesprächen diverse Fragen und Aspekte<br />

vertiefen konnten.<br />

Am nächsten Morgen eröffnete Dipl.-<br />

Ing. Christopher Lottersberger vom<br />

renommierten Architekturbüro Albert<br />

Wimmer ZT-GmbH den Reigen mit einem<br />

Vortrag über den Neubau einer Straßenbrücke<br />

und eines Fußgängersteges am<br />

Hauptbahnhof Wien: Die wesentlichen<br />

Gestaltungselemente des Arsenalstegs<br />

60


61<br />

(für Autos!) sind die fl achen zueinander<br />

geneigten Bogenträger, deren Neigungswinkel<br />

sich in den Geländern und den<br />

Stirnseiten der Widerlager wiederholen.<br />

Neue Pilotvorhaben<br />

In einem interessanten Vortrag thematisierte<br />

Prof. Dr.-Ing. Hans Bulicek, Prof.<br />

Dr.-Ing. Bulicek + Ingenieure, »Interne<br />

Vorspannung ohne und mit nachträglichem<br />

Verbund im direkten Vergleich« am<br />

Beispiel der Talbrücke Schallermühle im<br />

Zuge der Bundesautobahn A 3 Nürnberg–<br />

Regensburg: Der Überbau Nord wird nur<br />

mit interner Vorspannung ohne Verbund<br />

verwirklicht, der südliche hingegen mit<br />

Vorspannung mit nachträglichem Verbund,<br />

um beide Alternativen qualitativ<br />

und quantitativ sowie längerfristig<br />

vergleichen zu können. Gepaart waren<br />

seine Ausführungen zudem mit jüngsten<br />

Erkenntnissen über lange, abschnittsweise<br />

herzustellende Plattenbalkenbrücken<br />

unter Verwendung interner Längsspannglieder<br />

ohne Verbund in einer gesteigerten<br />

Produktqualität.<br />

SH Verfahrensanweisung HV-Schrauben<br />

DIN 18800-7 Abs. 8.6<br />

Geprüfter Versuchsbericht / Geprüfte Verfahrensanweisung<br />

Verfahrensanweisungen zum Anziehen von<br />

HV-Schrauben am Schraubenkopf<br />

Normschraube FK 10.9 nach DIN EN 14399-4<br />

Verfahrensanweisung: VA HV-02<br />

Anziehen von HV-Schrauben am Kopf bei Verwendung<br />

einer in Baustahl geschnittenen Mutter<br />

· HV-Normschraube 10.9 nach DIN EN 14399-4<br />

· HV-Normschraube 300 nach DIN EN 14399-6,<br />

nur unter dem Schraubenkopf<br />

· Muttergewinde, in Baustahl S355 geschnitten<br />

In den nächsten Referaten wurden einzelne<br />

Projekte aus München, Lichtenfels und<br />

der Ukraine vorgestellt. Zur Anbindung<br />

eines neuen Stadtquartiers in München<br />

erfolgt die Erschließung durch eine<br />

Schrägseilbrücke über den Mittleren Ring<br />

und dessen bereits errichtete Glaseinhausung,<br />

wobei man sich für die Kombination<br />

von Straßenbahn, Geh- und Radweg<br />

auf nur einem gemeinsamen Tragwerk<br />

entschied. Und dies sei eben weltweit<br />

einzigartig, so Dipl.-Ing. Hubert Busler<br />

von Mayr Ludescher Partner.<br />

Mit Einblicken in den Brückenbau in der<br />

Ukraine wurden die internationalen<br />

Aspekte anschließend nochmals betont.<br />

Von Peter Kreidl, Maurer Söhne GmbH &<br />

Co. KG, simultan gedolmetscht, erläuterte<br />

Dr.-Ing. Mykhailo Korniev, Leiter des Planungsbüros<br />

der Mostobud AG, Kiew, die<br />

seit 2004 im Bau befi ndlichen und bereits<br />

realisierten Auto- und Bahnbrücken über<br />

den Dnepr in Kiew, deren (Trag-)Struktur<br />

relativ groß ist: Die Gesamtlänge der<br />

Vorlandbrücken beträgt 1.450 m, die der<br />

doppelstöckigen Hochstraßen 2.360 m<br />

SH Fahrbahnübergang<br />

WSG 2 PLUS - WSG 15 PLUS<br />

mit Regelprüfung nach TL / TP-FÜ<br />

Zulässiger Gesamtdehnweg:<br />

190 bis 1425 mm<br />

ALTERNATIVE:<br />

Elastomerbeschichtete Lärmschutzplatten<br />

A K T U E L L<br />

und die der Stahlbrücken 1.388 m. Die anspruchsvollste<br />

Konstruktion repräsentiert<br />

hier aber zweifellos die Bogenbrücke über<br />

den Dnepr mit einer lichten Weite von<br />

344 m, in der Lichtanimation leuchtend<br />

blau, deren Einweihung 2011 erfolgen<br />

dürfte. Die zweite außerordentlich wichtige<br />

Baumaßnahme wird in Saporozhje<br />

im Süden der Ukraine umgesetzt: eine<br />

Brücke inmitten einer malerischen Landschaft,<br />

das Schutzgebiet der Insel Hortiza<br />

überspannend. Insgesamt machte Dr.<br />

Korniev deutlich, dass der Brückenbau<br />

in der Ukraine einen hohen Stellenwert<br />

besitzt, was er durch die eindrucksvollen<br />

Bilder von weiteren Projekten unterstrich.<br />

Dass auch Wirtschaftswegüberführungen<br />

einen erheblichen Reiz ausüben, ja<br />

einen nicht zu unterschätzenden Beitrag<br />

zur Baukultur leisten, zeigte Baudirektor<br />

Dipl.-Ing. Georg Falk, Autobahndirektion<br />

Nordbayern, am Fall einer Autobahnquerung<br />

bei Lichtenfels und damit in einem<br />

RW Sollinger Hütte GmbH · D-37170 Uslar · Auschnippe 52 · Tel. 0 55 71-3 05-0 · Fax 0 55 71-3 05-20 · www.rwsh.de · info@rwsh.de<br />

BRÜCKENBAU | September 2009


A K T U E L L<br />

� Autobahnüberführung bei Lichtenfels<br />

© Autobahndirektion Nordbayern<br />

� Gebäudekomplex in Leipzig mit Startschacht<br />

© Arbeitsgemeinschaft City-Tunnel Leipzig<br />

Ausgabe 1 • 2009<br />

ISSN 1867-643X<br />

www.verlagsgruppewiederspahn.de<br />

� Rügenbrücke<br />

Stralsund<br />

� Podolskij-Brücke<br />

Kiew<br />

� Taminabrücke<br />

Pfäfers<br />

� Mainbrücke<br />

Randersacker<br />

9. Symposium<br />

BRÜCKENBAU Brückenbau<br />

in Leipzig<br />

Construction & Engineering<br />

� Störbrücke<br />

Itzehoe<br />

� Yamuna-Brücke<br />

Delhi<br />

� Golden Ears Bridge<br />

Vancouver<br />

September 2009 | BRÜCKENBAU<br />

37 km langen Streckenabschnitt, in dem<br />

überwiegend bogenförmige Spannbetonrahmen<br />

oder gevoutete Stahlverbundbrücken<br />

mit bis zu 60 m Stützweite<br />

ohne Zwischenunterstützung, Lager und<br />

mechanische Übergangskonstruktionen<br />

zur Anwendung kamen.<br />

Über ganz ähnliche Aufgaben ließ sich<br />

Dipl.-Ing. Volkhard Angelmaier vom Büro<br />

Leonhardt, Andrä und Partner aus, der<br />

seine Erfahrungen in Konstruktion und<br />

Herstellung von (semi)integralen Überführungsbauwerken<br />

der Messe Stuttgart,<br />

diversen Wirtschaftsweg- und vielen<br />

anderen, die Autobahn überspannenden<br />

Brücken hier einbrachte. Beispielsweise<br />

wurde im Zuge der neuen Anschlussstelle<br />

Göppingen-Mitte ein Bauwerk erforderlich,<br />

das die vierspurige Bundesstraße<br />

B 10 zu überqueren hilft. Volkhard Angelmaier<br />

erläuterte nun, dass sogar in einer<br />

solchen Rahmensituation das Resultat<br />

in einer auch rational nachvollziehbaren<br />

Art überzeugen kann – in diesem Fall als<br />

räumliche Brückenplastik aus Beton, am<br />

Rande des technisch Machbaren und mit<br />

hoher gestalterischer Ausdruckskraft.<br />

Wie dünn das Eis ist, auf dem sich die<br />

Ingenieure mitunter bewegen, bewies<br />

das Tunnelunglück am Waidmarkt beim<br />

U-Bahn-Bau der Kölner Nord-Süd-Stadtbahn,<br />

deren Vortrieb sich des »Schutzes«<br />

einer Tertiärwasserhaltung bediente.<br />

Das Thema Sicherheit hat jedoch nicht<br />

nur deshalb beim Bau des City-Tunnels<br />

Leipzig oberste Priorität, was Dr.-Ing.<br />

Stefan Franz, DEGES GmbH, betonte, der<br />

anhand von dokumentarischen Fotos<br />

aus jeder (Bau-)Phase erörterte, wie aufwendig<br />

man innerhalb eines Abschnitts<br />

an vier verschiedenen Stellen Baugrundvereisungsmaßnahmen<br />

durchführte.<br />

Besonders erwähnenswert, so Dr. Franz,<br />

»sind die ausgeprägten Kriecheigenschaften<br />

von Eis und seinem gefrorenem<br />

Baugrund«, denn dieses zeitabhängige<br />

Verformungsverhalten defi niere in der<br />

Regel die zulässigen (elastischen) Spannungen<br />

im Eiskörper: »Wir haben für die<br />

Sicherheit und die geforderten Standards<br />

fast ein Drittel des gesamten Stickstoffbedarfs<br />

Deutschlands in die Erde eingeführt.«<br />

Resümee<br />

Das diesjährige und damit inzwischen<br />

neunte Brückenbau-Symposium hatte<br />

– und das vor dem großen zehnjährigen<br />

Jubiläum im kommenden Jahr – einen<br />

ganz besonderen Charakter und viel Flair,<br />

fand wie immer in einem sehr angenehmen<br />

Rahmen statt und bot wiederum<br />

zahlreiche Gelegenheiten zur intensiven<br />

Kontaktpfl ege. Die kompetenten Referenten<br />

sorgten dabei für umfassenden Erkenntnisgewinn<br />

und mannigfaltige Informationen,<br />

Kriterien des Entwurfs und der<br />

Planung, Spezifi ka bei Detaillierung und<br />

Finanzierung sowie Charakteristika von<br />

Konstruktion und Montage beinhaltend.<br />

Das Symposium wurde seinem hohen<br />

Anspruch also einmal mehr gerecht.<br />

Die schriftlichen Ausarbeitungen aller<br />

Vorträge sind in einem Tagungsband<br />

nachzulesen, der zugleich als Ausgabe<br />

1·2009 des Fachtitels BRÜCKENBAU erschienen<br />

ist.<br />

Autor:<br />

Bernhard K. Heck<br />

Freier Journalist, Dresden<br />

BRÜCKENBAU<br />

Construction & Engineering<br />

Der neue Fachtitel aus dem Hause<br />

VERLAGSGRUPPE WIEDERSPAHN<br />

mit <strong>MixedMedia</strong> <strong>Konzepts</strong><br />

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62


63<br />

Wartungsfreie Tragwerke von Peter Maier Leichtbau<br />

Geh- und Radwegbrücken aus Aluminium<br />

� Wuppertaler Straße in Solingen<br />

© Peter Maier Leichtbau GmbH<br />

Immer mehr Städte und Gemeinden<br />

entscheiden sich für Fußgängerbrücken<br />

aus Aluminium von Peter Maier Leichtbau<br />

GmbH (pml), einem Unternehmen mit<br />

Sitz im baden-württembergischen Singen,<br />

das sich auf deren Herstellung und<br />

Montage spezialisiert und inzwischen<br />

weltweit mehr als 130 solcher Bauwerke<br />

realisiert hat, davon allein in Deutschland<br />

rund 60 »Stück«.<br />

Der Grund: Sie helfen Kosten sparen.<br />

Diverse Studien der Technischen Universitäten<br />

in München und Darmstadt<br />

belegen, dass Aluminiumbrücken langfristig<br />

deutlich billiger als vergleichbare<br />

Konstruktionen aus Stahl, Stahlbeton<br />

oder Holz sein können. pml-Überführungen<br />

für Fußgänger und Fahrradfahrer<br />

stehen daher außer in Deutschland unter<br />

anderem in Frankreich, Italien, Ungarn,<br />

England, Polen, der Schweiz und sogar in<br />

Australien und China.<br />

Erst vor kurzem wurden in Peking vier<br />

Tragstrukturen gebaut, und zwar mitten<br />

im touristischen Zentrum entlang der<br />

North Xidan Avenue, einer viel befahrenen<br />

Prachtstraße und nur ca. 500 m vom<br />

Haupteingang der verbotenen Stadt. Und<br />

bereits zuvor hatte pml in der Millionenmetropole<br />

Hangzhou die ersten beiden<br />

Aluminiumbrücken Asiens verwirklicht.<br />

In Australien konnten ebenfalls erste<br />

Projekte umgesetzt werden, so in Yanchep<br />

im Westen des Landes ein 140 m langer<br />

Boardwalk, der hier zum Schutz der Dünenlandschaft<br />

dient.<br />

Sosehr sie im Ausland gefragt sind, in<br />

Deutschland entscheiden sich noch<br />

viele Bauträger für Lösungen aus Stahl,<br />

Stahlbeton oder Holz. In vielen städte-<br />

P R O D U K T E U N D P R O J E K T E<br />

baulichen Richtlinien werde sogar von der<br />

Verwendung von Aluminium abgeraten,<br />

so Prof. Kosteas, Technische Universität<br />

München, der kritisiert: »Das Argument,<br />

dass Brücken aus Aluminium teurer sind<br />

als aus anderen Werkstoffen wie Stahl,<br />

Stahlbeton oder Holz, stimmt nicht«,<br />

denn nur in den wenigsten Rathäusern<br />

würden auch die sogenannten Lebenszykluskosten<br />

beachtet und damit jene ca. 5 %<br />

der Baukosten, die bei einer Stahlbrücke<br />

pro Jahr für die Wartung anfallen. Dagegen<br />

sei eine Aluminiumbrücke nahezu<br />

wartungsfrei. Ein Indiz: Die Stadt Singen<br />

errichtete 1997 eine Aluminiumbrücke<br />

über die Ach und ist bis heute sehr zufrieden<br />

mit dem Bauwerk, wie Oberbürgermeister<br />

Oliver Ehrent sagt: »Unsere<br />

Unterhaltskosten begrenzen sich auf die<br />

Säuberung des Belags auf den Lauffl ächen.«<br />

www.pml.de<br />

� Boardwalk in Yanchep, Australien<br />

© Peter Maier Leichtbau GmbH<br />

� Dünenlandschaft mit Fußgängerbrücke<br />

© Peter Maier Leichtbau GmbH<br />

Brauchen Sie irgendeine berühmte Brücke?<br />

Brücke<br />

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Verkehrsunterbrechung<br />

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BRÜCKENBAU | September 2009


P R O D U K T E U N D P R O J E K T E<br />

Perfekte Hydraulik-Huboperation dank Enerpac<br />

Holzbrücke bei Sneek in den Niederlanden<br />

Die neue Brücke über die A 7 in Höhe von<br />

Akkerwinde bei Sneek in den Niederlanden<br />

besteht aus einer Stahlfahrbahndecke<br />

und zwei vertikalen, aus Accoya®-Holz<br />

gefertigten Bögen mit einer Länge von<br />

32 m und einer Höhe von 16 m, die durch<br />

Bolzenverbindungen und Zugstangen<br />

gekoppelt sind. Entworfen von OAK<br />

architecten, einem Zusammenschluss<br />

von Ingenieursbureau Oranjewoud,<br />

Heerenveen, Achterbosch Architectuur,<br />

Leeuwarden, und Onix, Groningen, erfolgte<br />

ihre Errichtung durch die Schaffi tzel<br />

Holzindustrie GmbH + Co. KG aus Schwäbisch<br />

Hall.<br />

Brückendeck und -bögen wurden auf<br />

einem Montageplatz in ca. 1,50 km<br />

Entfernung zu ihrem späteren Standort<br />

zusammengefügt und dann auf die für<br />

� Anheben der Brücke<br />

© Enerpac BV<br />

die letztendliche Positionierung erforderliche<br />

Höhe von ca. 5 m angehoben, und<br />

zwar mit Hilfe des computergesteuerten,<br />

hydraulischen Synchronhubsystems von<br />

Enerpac, das als Kombination aus digitaler<br />

Steuerung, Schaltung und Überwachung<br />

ein äußerst exaktes Anheben (und<br />

Senken) sogar von schwersten Lasten<br />

mit einer kontrollierten Genauigkeit von<br />

1 mm ermöglicht.<br />

Und so wurden hier auch nur vier Hubpunkte<br />

mit doppeltwirkenden Zylindern<br />

September 2009 | BRÜCKENBAU<br />

� Fertiggestelltes Bauwerk<br />

© Enerpac BV<br />

� Exaktes Positionieren<br />

© Enerpac BV<br />

benötigt, das heißt unter jeder Ecke der<br />

Brücke lediglich einer. Diese BLS-Zylinder<br />

werden zusammen mit dem »Lift<br />

and Crib«-System verwendet und mit<br />

integrierten Stützplatten versehen, um<br />

das Unterlegen von Füllmaterial zu vereinfachen.<br />

Eine gemeinsame Hubkraft<br />

von 1.000 t aufweisend, wurden sie auf<br />

schicht- und kreuzweise gestapelten<br />

Hartholzbalken platziert, so dass die<br />

Brücke mit einer Geschwindigkeit von ca.<br />

0,50 m/h angehoben werden konnte.<br />

� Stufenheber …<br />

© Enerpac BV<br />

Jeder Zylinder verfügte dabei über eine<br />

eigene computergesteuerte Hydraulikpumpeneinheit<br />

mit direkt neben den<br />

Hubzylindern angeordneten Sensoren,<br />

seine Bewegungen ließen sich also durch<br />

das Computerprogramm steuern oder<br />

auch korrigieren.<br />

www.enerpac.com<br />

64


65<br />

Wirtschaftliche Schalungssysteme von Peri<br />

Autobahnbrücke bei Oparno in Tschechien<br />

In 50 m Höhe überspannt eine 258 m<br />

lange Tragstruktur das böhmische Oparno-Tal,<br />

und zwar in Form einer 13-feldrigen<br />

Bogenbrücke aus Stahlbeton von<br />

135 m Spannweite: Peri entwickelte hier<br />

in kooperativer Zusammenarbeit mit dem<br />

Prager Bauunternehmen Metrostav eine<br />

wirtschaftliche Komplettlösung zu ihrer<br />

Verwirklichung.<br />

Die Bögen werden mit Hilfe zweier Schalungs-<br />

und Rüsteinheiten im Freivorbau<br />

errichtet, um die Frischbetonlasten der<br />

jeweils 5–6 m langen Abschnitte zuverlässig<br />

in die zuvor fertiggestellten Felder<br />

abzuleiten. Hydraulikaggregate sorgen<br />

beim Verfahren für den notwendigen<br />

Vortrieb, so dass bei jeder Witterung und<br />

weitgehend ohne Kranunterstützung<br />

gearbeitet werden kann.<br />

Standardisierte Systemelemente des Peri-<br />

Ingenieurbaukastens bilden zudem die<br />

Grundlage zur feldweisen Realisierung<br />

der zweistegigen Plattenbalkenquerschnitte,<br />

die 53 m messende Vorschubrüstung<br />

und das Schalsystem sind dabei<br />

optimal aufeinander abgestimmt.<br />

Das RCS-Schienenklettersystem wiederum<br />

dient zu Erstellung der Pfeiler in Betoniertakthöhen<br />

von 3,10–3,60 m, wobei es<br />

während des gesamten Klettervorgangs<br />

über (Kletter-)Schuhe mit dem Bauwerk<br />

verbunden bleibt.<br />

� Plattenbalken<br />

und Schalwagen<br />

© Peri GmbH<br />

P R O D U K T E U N D P R O J E K T E<br />

� Abklappbare<br />

Bodenschalung<br />

© Peri GmbH<br />

Und ein Peri-Up-Rosett-Modulgerüst<br />

»hilft« bei der Realisierung von Treppen-<br />

wie Leiterzustiegen und fungiert zugleich<br />

als Arbeitsplattform für die Montage der<br />

temporären Abspannungen des Bogentragwerks,<br />

während ein durch das Tal<br />

verlaufendes Bahngleis von einer Schutzdachkonstruktion<br />

abgeschirmt wird, um<br />

jedwede Beeinträchtigung des Zugver-<br />

GESTEUERTE<br />

HYDRAULISCHE<br />

BEWEGUNG<br />

Komplette Hydraulische Systemlösungen<br />

Enerpac ist der Spezialist auf dem Gebiet der Hochdruck-Hydraulik und der Konstruktion hydraulischer<br />

Systeme zur gesteuerten und kontrollierten Bewegung besonders großer und schwerer Objekte. In<br />

Zusammenarbeit mit unseren Ingenieuren entwickeln wir fortschrittliche Konzepte und Techniken für<br />

die gesteuerte hydraulische Bewegung schwerer Lasten wie Brücken, Tunnel und Gebäude.<br />

� Bogenkonstruktion<br />

mit Hilfsabspannungen<br />

© Peri GmbH<br />

� »Erklettern« eines Pfeilers<br />

© Peri GmbH<br />

kehrs auszuschließen.<br />

Die als A 17 auf deutscher und als D8 auf<br />

tschechischer Seite bezeichnete Autobahn<br />

verbindet Dresden und Prag – und<br />

ist Bestandteil des Paneuropäischen Korridors<br />

über Budapest bis nach Istanbul.<br />

www.peri.de<br />

Enerpac GmbH • Postfach 300113<br />

40401 Düsseldorf • Deutschland<br />

Willstätterstraße 13<br />

40549 Düsseldorf • Deutschland<br />

Tel.: +49 211 471 490<br />

Fax: +49 211 471 4928<br />

Ein Litzenhubsystem zum<br />

absenken der Betonteile für<br />

eine Bogenbrücken.<br />

Die hydraulische Vorschubbewegung<br />

sowie das hydraulisch<br />

unterstützte Stahlgerüst werden<br />

über eine kabellose SPS-<br />

Steuerung kontrolliert.<br />

www.enerpac.com<br />

info@enerpac.com<br />

BRÜCKENBAU | September 2009


P R O D U K T E U N D P R O J E K T E<br />

Außergewöhnliche Druck-Zug-Kalottenlager von Maurer Söhne<br />

Zwei Eisenbahnüberführungen vor dem Hamburger Hauptbahnhof<br />

Die Eisenbahnüberführungen Amsinckstraße<br />

und Oberhafen liegen nur 200 m<br />

voneinander entfernt kurz vor dem Hamburger<br />

Hauptbahnhof. Sie wurden 2007<br />

neu errichtet, allerdings auf dem alten<br />

Unterbau – mit Ausnahme der Lager.<br />

Denn für beide Brücken gab es den Sonderfall,<br />

dass bei Überfahren abhebende<br />

Kräfte auftreten: Nur ihre komplette<br />

Neukonstruktion hätte diesen ungewöhnlichen<br />

Lastfall beheben können, was<br />

aber nicht vorgesehen war.<br />

Die Maurer Söhne GmbH & Co. KG, München,<br />

erhielt für beide Hamburger Brücken<br />

den Auftrag, diese Herausforderung<br />

zu lösen; Kompetenzhintergrund ist der<br />

erfolgreiche Einbau von Druck-Zug-Lagern<br />

beim Lehrter Bahnhof in Berlin 2001.<br />

Die Konstruktion eines Druck-Zug-Kalottenlagers<br />

unterscheidet sich von einem<br />

normalen Kalottenlager dadurch, dass in<br />

die Kalotte oben eine zweite eingebettet<br />

und diese kleine (Zug-)Kalotte durch die<br />

Hauptkalotte hindurch mit dem Lagerunterteil<br />

verbunden ist, und zwar mittels<br />

fünf HV-Schrauben M 36 der Festigkeitsklasse<br />

10.9; die Hauptkalotte ist zudem<br />

durch seitliche Klammern mit der Gleitplatte<br />

verbunden. Wirken Zugkräfte auf<br />

ein Lager ein, wird die Kraft über die seitlichen<br />

Klammern auf die Hauptkalotte und<br />

von dort über die eingebettete Kalotte in<br />

den Lagerunterbau geleitet. Ein solch aufwendiger<br />

Lastableitungsweg ist notwendig,<br />

weil gleichzeitig mit Druck oder Zug<br />

auch Verdrehungen und Verschiebungen<br />

auftreten können.<br />

Als Gleitwerkstoff kam erstmals in Zug-<br />

Druck-Lagern MSM® zum Einsatz, womit<br />

erneut bewiesen wurde, dass er eine hohe<br />

Leistungsbandbreite hat: Er kann hohe<br />

Pressungen, Gleitwege und Verschiebegeschwindigkeiten<br />

aufnehmen, ist<br />

verformbar und hat dennoch eine lange<br />

Lebensdauer.<br />

September 2009 | BRÜCKENBAU<br />

� Druck-Zug-Lager im Bau<br />

© Maurer Söhne GmbH & Co. KG<br />

Obwohl Amsinckstraße und Oberhafen<br />

im Zusammenhang mit den Lagern<br />

ständig in einem Atemzug genannt<br />

werden, unterscheiden sich die Brücken<br />

grundsätzlich: Oberhafen ist eine große<br />

Fachwerkbrücke über Wasser plus zwei<br />

Vorlandbrücken mit hohen Aufl asten, so<br />

dass sieben Druck-Zug- und 21 normale<br />

� Eisenbahnüberführung<br />

Oberhafen in Hamburg<br />

© Eiffel Deutschland<br />

Stahltechnologie GmbH<br />

Kalottenlager erforderlich waren; außerdem<br />

mussten zwei Druck-Zug-Lager<br />

besonders niedrig sonderangefertigt<br />

werden, weil die Horizontalkräfte sonst<br />

nicht abtragbar gewesen wären. Die<br />

Balkenbrücke über die Amsinckstraße<br />

steht hingegen auf vielen Pfeilern und<br />

erforderte insgesamt 48 Lager, 42 davon<br />

als Druck-Zug-Lager.<br />

Und: Der Bau und der Einbau der Lager<br />

� Untersuchungen zum<br />

Verformungsverhalten<br />

© Maurer Söhne GmbH &<br />

Co. KG<br />

erfolgten unter besonderen Dokumentations-<br />

und Kontrollbedingungen. Für<br />

jedes Lager gab es sehr aufwendige<br />

Arbeitsanweisungen schon in der Werkstatt,<br />

beim Einbau vor Ort war überdies<br />

ein MPA-Gutachter dabei.<br />

www.maurer-soehne.de<br />

66


67<br />

Dauerhafter Korrosionsschutz durch Feuerverzinken<br />

Neues Leben für historische Bailey-Brücken<br />

� Einsatz als Straßenquerung<br />

© Institut Feuerverzinken GmbH<br />

Nicht jede Stahlkonstruktion hat das<br />

Glück, feuerverzinkt zu werden, und<br />

damit die Chance auf ein rostfreies Leben.<br />

Doch es gibt Ausnahmen, wie das<br />

Beispiel von Bailey-Brücken zeigt. Als<br />

transportable, aus vormontierten Einzelteilen<br />

zusammenfügbare Not- oder Behelfsstrukturen,<br />

auch unter dem Namen<br />

Brückengerät oder Pionierbrückengerät<br />

bekannt, wurden sie ursprünglich für<br />

militärische Einsatzzwecke im Zweiten<br />

Weltkrieg konzipiert. Aus konstruktiver<br />

Sicht zählen sie zu den Trogbrücken, bei<br />

denen die Fahrbahnplatte zwischen den<br />

Hauptträgern liegt. Dank ihres einfachen<br />

Bausystems können sie sogar von ungelernten<br />

Kräften unter Anleitung montiert<br />

werden, zumal sich alle Elemente ohne<br />

Kran von Hand bewegen und per Lkw<br />

transportieren lassen.<br />

Die meisten der heute verwendeten<br />

Bailey-Brücken sind also schon mehrere<br />

Jahrzehnte alt, wurden häufi g umgesetzt<br />

und waren infolgedessen starken Beanspruchungen<br />

unterworfen: ein großes<br />

Problem für den Korrosionsschutz, da sie<br />

überwiegend beschichtet sind und daher<br />

regelmäßig gewartet werden müssen.<br />

Und genau deshalb hat sich die Stadt Bad<br />

Mergentheim entschlossen, ihre alten<br />

Bailey-Brücken sukzessive durch Feuerverzinken<br />

dauerhaft gegen Korrosion zu<br />

� Bauwerk in Bad Mergentheim<br />

© Institut Feuerverzinken GmbH<br />

P R O D U K T E U N D P R O J E K T E<br />

schützen. Das heißt, Schritt für Schritt<br />

wurden nun die Stahlteile thermisch<br />

entlackt sowie gesandstrahlt und dann<br />

durch Feuerverzinken konserviert – was<br />

beweist, dass es für beschichteten Stahl<br />

durchaus eine zweite Chance auf langfristige<br />

und zugleich wartungsfreie Nutzungsdauer<br />

gibt.<br />

www.feuerverzinken.com<br />

� Brücke im Zinkbad<br />

© Institut Feuerverzinken GmbH<br />

BRÜCKENBAU | September 2009


P R O D U K T E U N D P R O J E K T E<br />

Demontable Fertigteile als System von DiZwo<br />

Brückenkappen ohne kostenintensive Schalungsarbeiten<br />

� Herkömmliche Kappenherstellung<br />

© DiZwo GmbH<br />

� Neubau einer Straßenbrücke ...<br />

© DiZwo GmbH<br />

Brückenkappen oder »Randbalken«<br />

gehören zur Standardausrüstung jeder<br />

Straßenbrücke, dienen sie doch zur Befestigung<br />

von Schutzplanken, Geländern<br />

und auch Lärmschutzwänden; außerdem<br />

können sie als Fußgänger- oder Fahrradweg<br />

genutzt werden.<br />

Die Beanspruchungen bei den üblicherweise<br />

langgezogenen Ortbetonkonstruktionen<br />

führen zu widersprüchlichen Anforderungen.<br />

Zum einen ist mit starkem<br />

Frost-Tausalz-Angriff zu rechnen, was eine<br />

hohe Betongüte erforderlich macht, und<br />

zum anderen muss die Betonsteifi gkeit,<br />

also der Elastizitätsmodul, möglichst<br />

klein sein, um eine große Duktilität<br />

gegenüber Zwängungen aus den unterschiedlichen<br />

Temperaturdehnungen und<br />

September 2009 | BRÜCKENBAU<br />

� Instandsetzung einer Bachquerung<br />

© DiZwo GmbH<br />

� Realisierte Überführung in Schramberg<br />

© DiZwo GmbH<br />

dem Schwindverhalten zu erreichen. Prinzipiell<br />

als Verschleißteil konzipiert, stellen<br />

sie insbesondere bei ihrer Herstellung<br />

und bei Inspektionsarbeiten einen kostenintensiven<br />

Faktor dar und ist, wenn sie<br />

entfernt werden müssen, der eingegossene<br />

Stahlanschluss über den stirnseitigen<br />

Bewehrungsschlaufen in aufwendigen<br />

Abspitzarbeiten freizulegen.<br />

Zur Gewährleistung der Frostbeständigkeit<br />

ist zudem der Einsatz von Luftporenbildnern<br />

als Betonzusatzmittel unabdingbar,<br />

für den wiederum die drei Kriterien<br />

– Porengröße (> 1 μm),<br />

– Porenabstand (nur wenige<br />

Zehntelmillimeter),<br />

– Porenwassergehalt (nicht<br />

wassergesättigt)<br />

gelten.<br />

Nur selten lassen sich aber bei der Herstellung<br />

vor Ort alle Bedingungen erfüllen,<br />

zumal ein Abdecken der Kappen nach<br />

dem Betonieren nicht möglich ist, da dies<br />

die mit dem Besenstrich aufgebrachte<br />

Oberfl ächenstruktur zerstören würde.<br />

Und so werden sie oft vorsorglich mit<br />

Beschichtungen überzogen, die nicht nur<br />

teuer, sondern in ihrer langzeitigen Funktionalität<br />

auch sehr umstritten sind.<br />

Mit Fertigteil-Brückenkappen werden<br />

hingegen solche Nachteile vermieden, die<br />

Werksfertigung unter immer gleichbleibenden,<br />

idealen Bedingungen garantiert<br />

den geforderten erhöhten Widerstand<br />

gegen Frost-Tausalz-Angriffe, und zwar<br />

ohne nachträgliches Beschichten. Darüber<br />

hinaus bieten sie folgende Vorzüge:<br />

– deutliche Bauzeitverkürzungen und<br />

damit erhebliche Kosteneinsparungen,<br />

– Errichtung ohne aufwendige Schalungs-<br />

und Rüstarbeiten,<br />

– eine witterungsunabhängige Herstellung<br />

und Montage,<br />

– die Demontage und erneute Montage<br />

ohne Beschädigungen,<br />

– die Möglichkeit zum Verkauf von<br />

Wartungsverträgen,<br />

– eine hohe Betondruckfestigkeit ohne<br />

Rissempfi ndlichkeit,<br />

– eine optimale Sichtbetonqualität,<br />

– diverse Gestaltungsalternativen durch<br />

Einfärbung und in der Oberfl ächenstruktur.<br />

Die Fertigteilkappen wurden bereits<br />

an mehreren Brücken ausgeführt – bei<br />

Neubauten wie im Rahmen von Instandsetzungsmaßnahmen<br />

und mit durchweg<br />

äußerst positiver Akzeptanz der Bauherren.<br />

www.dizwo.de<br />

68


69<br />

Spezieller Spritzmörtel von StoCretec<br />

Zur Sanierung von Betonbauten<br />

Die Sanierung von Betonbauten verlangt<br />

neben der Wiederherstellung der Standsicherheit<br />

oft auch den Brandschutz zu<br />

verbessern. Optimal ist dann ein Produkt,<br />

das beiden Aspekten gerecht wird.<br />

Der einkomponentige, mineralische Trockenspritzmörtel<br />

StoCrete TS 100 erfüllt<br />

die Beanspruchungsklasse M3 und darf<br />

als »statisch mitwirkend« angerechnet<br />

werden, mit seiner Hilfe ist das Erzielen<br />

der erforderlichen Standsicherheit also<br />

möglich. Und im Brandschutz erreicht der<br />

kunststoffmodifi zierte, nicht brennbare<br />

und der Baustoffklasse A1 zugeordnete<br />

Mörtel die Feuerwiderstandsklasse F90<br />

nach DIN 1504-3 – sogar beim verschärften<br />

Brandszenario der Hydrocarbon-Kurve.<br />

Darüber hinaus bietet der Einsatz des<br />

StoSilos einen logistischen Vorteil, denn<br />

die direkt angeschlossene Spritzmaschine<br />

mit integrierter Fördertechnik<br />

gewährleistet ein sauberes und schnelles<br />

Zulassung für ThyssenKrupp Steel<br />

Material für Leitplanken<br />

Agozal DoubleDip ® , das zweifach feuerverzinkte<br />

Stahlband von ThyssenKrupp<br />

Steel, ist als Material für Leitplanken zugelassen.<br />

Nach fünf Jahren Langzeittest<br />

bei der Bundesanstalt für Straßenwesen<br />

(BASt) und weiteren Untersuchungen bei<br />

der Bundesanstalt für Materialforschung<br />

und -prüfung (BAM) ist es jetzt amtlich:<br />

Schutzplankenholme, so der Fachbegriff,<br />

aus Agozal DoubleDip ® erfüllen ihren<br />

Zweck genauso gut wie stückverzinkte<br />

Planken. Nicht durch die beiden Bundesbehörden<br />

getestet, aber leicht nachzuweisen<br />

ist außerdem: Leitplanken aus<br />

Agozal DoubleDip ® sind deutlich kostengünstiger<br />

als stückverzinkte Holme.<br />

Schutzplankenholm-Hersteller arbeiten<br />

bislang mit warmgewalztem Stahlband,<br />

dem sie durch Profi lieren eine leitplankengemäße<br />

Form verleihen, bevor sie jedes<br />

fertige Bauteil in ein Zinkbad tauchen.<br />

Mit Agozal DoubleDip ® ist jetzt aber ein<br />

Material zugelassen, das eine mindestens<br />

ebenso gute Korrosionsbeständigkeit<br />

mitbringt, und zwar direkt ab Werk. Es<br />

muss also nur noch profi liert werden und<br />

ist dann für den Einsatz als Schutzplan-<br />

� Spritzmaschine mit Fördertechnik<br />

© StoCretec GmbH<br />

P R O D U K T E EINE U N D INNOVATION<br />

P R O J E K T E<br />

Ergebnis. Wird zudem die Vorbefeuchtungstechnologie<br />

angewandt, entsteht<br />

kaum noch Staub. Und: Die Verarbeitung<br />

von StoCrete TS 100 aus dem Silo hat die<br />

Zulassung gemäß ZTV-ING.<br />

www.stocretec.de<br />

� Leitplanke an der A 4 bei Köln<br />

© ThyssenKrupp Steel AG<br />

kenholm bereit. Der gesamte logistische<br />

Aufwand für das Stückverzinken und die<br />

damit verbundenen Kosten entfallen.<br />

Hergestellt wird das zweifach verzinkte<br />

Stahlband am Standort Neuwied der<br />

ThyssenKrupp Steel AG. Dort betreibt der<br />

Stahlhersteller eine weltweit einmalige<br />

Feuerverzinkungslinie, in der Stahl wahlweise<br />

durch ein oder zwei Zinkbäder geleitet<br />

werden kann. Durchläuft das Band<br />

zwei Zinkbäder, entsteht Agozal Double-<br />

Dip ® . Die erste Schicht besteht aus reinem<br />

Zink, danach wird eine Mischung aus 95 %<br />

Zink und 5 % Aluminium aufgetragen.<br />

www.thyssenkrupp-steel.de<br />

DIE SICH FÜR SIE BEZAHLT MACHT<br />

Demontable<br />

Brückenkappen-<br />

Fertigteile<br />

Patentrechtlich geschützte<br />

Ausführung, Anker mit<br />

europäischer Zulassung (ETA)<br />

VORTEILE<br />

Erhebliche Bauzeitverkürzung<br />

und die damit verbundenen<br />

Kosteneinsparungen<br />

Keine aufwändigen<br />

Schalungs- und Rüstarbeiten<br />

Witterungsunabhängige<br />

Herstellung und Montage<br />

Demontage und erneute Montage<br />

ohne Beschädigungen<br />

Wartungsverträge sind möglich<br />

Höchste Betonqualitäten<br />

ohne Rissempfindlichkeit<br />

Leichte Gestaltungsmöglichkeiten<br />

(Einfärbung, Oberflächenstruktur)<br />

Mit oder ohne Granit-Bordstein<br />

PATENTE LÖSUNGEN FÜR INGENIEURBAUWERKE<br />

Geißhaldenstraße 49 (Bau 50)<br />

D-78713 Schramberg<br />

Tel. +49 (0)7422/244461<br />

Fax +49 (0)7422/244462<br />

info@dizwo.de . www.dizwo.de<br />

BRÜCKENBAU | September 2009


S O F T W A R E U N D I T<br />

Geplante Erweiterungen von Adobe<br />

Acrobat als Onlineservice<br />

Die Onlineservices Acrobat.com von<br />

Adobe haben die Beta-Phase erfolgreich<br />

abgeschlossen und verfügen seit ihrer<br />

Einführung im Juni 2008 weltweit über<br />

fünf Millionen User. Mit dem Angebot,<br />

das inzwischen auch zwei kostenpfl ichtige<br />

Hosted Services mit höheren Kapazitäten<br />

und zusätzlichen Nutzungsmöglichkeiten<br />

beinhaltet, präsentiert Adobe seine<br />

Vision des Zusammenwirkens im Internet.<br />

Geplante Ergänzungen sind daher<br />

gemeinsame Arbeitsbereiche für ganze<br />

Teams, der Smartphone-Zugriff sowie<br />

Hilfreicher Onlineservice des DIN<br />

Portal zur Normungsmitwirkung<br />

Das neue Portal des DIN ist ab sofort<br />

verfügbar – und bietet einen kostenfreien<br />

Onlinezugang zu aktuellen Norm-<br />

Entwürfen sowie die Möglichkeit, zu<br />

diesen unverzüglich Stellungnahmen zu<br />

formulieren. Für alle Experten, die hier<br />

mitgestalten möchten, ist das also ein<br />

(fast) direkter Weg, um Kommentare und<br />

Änderungsvorschläge einzubringen.<br />

Die Norm-Entwürfe werden hier abschnittsweise<br />

wiedergegeben und sind<br />

für die Darstellung im Internet optimiert,<br />

Hochtechnologieprojekt von RIB und Max Bögl<br />

Digitales Baumanagement als Ziel<br />

Durchgängige Projektprozesse nach<br />

dem Vorbild der digitalen Fabrik in der<br />

Automobilindustrie sind das Ziel, das<br />

sich Entwickler und Koordinatoren des<br />

Forschungsvorhabens »Mefi sto« gesetzt<br />

haben. Gefördert vom Bundesministerium<br />

für Bildung und Forschung, soll es<br />

der Bauindustrie genau diesen Schritt<br />

ermöglichen helfen. Die Leitung auf Forschungsseite<br />

obliegt hier der Technischen<br />

Universität Dresden, als renommierte<br />

(Bau-)Unternehmung beteiligt sich unter<br />

anderem die Max Bögl Bauservice GmbH<br />

& Co. KG aus Neumarkt, und die verwendeten<br />

Softwaresysteme stammen von der<br />

RIB-Gruppe, Stuttgart.<br />

September 2009 | BRÜCKENBAU<br />

ein Tabellenkalkulationsprogramm. Die<br />

weiterhin kostenlosen Basisdienste umfassen<br />

hingegen das Textverarbeitungsprogramm<br />

Buzzword, einen Onlinespeicher<br />

bis 5 GB, die Option, fünf Dokumente<br />

in pdf-Dateien zu konvertieren, sowie<br />

ConnectNow Web, eine Plattform für<br />

Webmeetings mit bis zu drei Personen.<br />

Acrobat.com Tables als bereits eingeführte<br />

Neuerung ermöglicht nun eine vereinfachte<br />

Form der Zusammenarbeit bei Dokumenten<br />

mit hohem Datenaufkommen,<br />

wie Aufgabenlisten, Plänen, Kontaktüber-<br />

so dass die interaktive Nutzung der Inhalte<br />

durchaus machbar erscheint.<br />

Als Service im Rahmen einer ganzen Reihe<br />

von Maßnahmen zu interpretieren, die<br />

dazu beitragen sollen, kleinen und mittleren<br />

Unternehmen den Zugang zu Normen<br />

und die Teilnahme an der Normungsarbeit<br />

zu erleichtern, umfasst er ebenso<br />

– die kostenneutrale Onlinebereitstellung<br />

von Inhaltsverzeichnissen der<br />

Normen,<br />

Bei Mefi sto werden (Projekt-)Prozesse<br />

umfassender Bauprojekte live innerhalb<br />

eines digitalen Modells zusammengeführt.<br />

Jede Partei, ob Baufi rma oder Projektentwickler,<br />

soll dabei kontinuierlich auf die<br />

für sie relevanten Informationen zugreifen<br />

können. »Für den Bauausführer ist ein<br />

sehr detailliertes Controlling aller beteiligten<br />

Subunternehmer verschiedener<br />

Gewerke unabdingbar«, erklärt H.-Dieter<br />

Muntzinger, Projektleiter bei RIB. Das digitale<br />

Modell ist freilich nicht auf das kontinuierliche<br />

Controlling sowie die Prognose<br />

von Mengen und Kosten auf Planungsseite<br />

beschränkt, denn: »Es sollen auch<br />

sichten, Budgets und Verkaufszahlen, die<br />

üblicherweise in Tabellenkalkulationsprogrammen<br />

erstellt werden: Verschiedene<br />

Personen können gleichzeitig an derselben<br />

Tabelle arbeiten, ohne sich Gedanken<br />

über die Aktualisierung ihrer Version<br />

machen oder die Tabellen via E-Mail hin-<br />

und hersenden zu müssen. Da die jeweilige<br />

Tabelle online bereitsteht, vermag<br />

jeder beteiligte Mitarbeiter unabhängig<br />

von seinem Standort via Webbrowser<br />

auf die Daten zuzugreifen und diese zu<br />

bearbeiten.<br />

www.adobe.de<br />

– Fachportale für KMU in Zusammenarbeit<br />

mit Verbänden,<br />

– individuelle Produkte für den Mittelstand,<br />

– eine bessere Recherchierbarkeit der<br />

87 bundesweiten DIN-Auslegestellen<br />

sowie<br />

– das Angebot zur (virtuellen) Teilnahme<br />

an Normungssitzungen vom Arbeitsplatz<br />

aus.<br />

www.entwuerfe.din.de<br />

www.din.de<br />

umfassende Bauausführungsprozesse,<br />

wie etwa die Interaktion von Baukränen<br />

auf der Baustelle, visualisiert werden«, so<br />

Prof. Raimar J. Scherer, Technische Universität<br />

Dresden.<br />

www.rib-software.com<br />

www.max-boegl.de<br />

70


71<br />

Neue Version von Ing.-Software Dlubal<br />

Berücksichtigung von nichtlinearen Materialgesetzen<br />

Bei fi niten Elementberechnungen im<br />

Stahlbau treten häufi g örtlich begrenzte<br />

hohe Materialbeanspruchungen auf.<br />

Der Werkstoff Stahl plastiziert an diesen<br />

Stellen und lagert die Spannungen auf die<br />

benachbarten Bereiche um. Mit linearen<br />

Berechnungen kann ein solches plastisches<br />

Materialverhalten nicht abgebildet<br />

werden.<br />

In RFEM 4 gibt es nun die neue Möglichkeit,<br />

das Materialverhalten für Flächenelemente<br />

in Arbeitsdiagrammen oder<br />

über plastische Grenzspannungen zu<br />

defi nieren. Dadurch eröffnen sich viele<br />

Anwendungsgebiete, bei denen eine<br />

wirtschaftliche Bemessung nur über<br />

plastische Berechnungen realisierbar ist.<br />

Um die neue Option nutzen zu können,<br />

benötigt man das Modul RF-MAT NL, das<br />

übliche Arbeitsdiagramme für typische<br />

Stähle bereits mitliefert und zudem einfach<br />

in der Bedienung ist.<br />

Die Berechnung erfolgt in mehreren Laststufen,<br />

wobei das Programm nach jeder<br />

Iteration jedes Element auf die Einhaltung<br />

der Grenzspannung überprüft. Ist<br />

sie überschritten, wird die Steifi gkeit für<br />

den nächsten Iterationsschritt entsprechend<br />

angepasst. Dieser Vorgang wird so<br />

lange wiederholt, bis in allen Elementen<br />

keine Überschreitungen der Grenz-<br />

� Spannungs-Dehnungs-Diagramm<br />

für Baustahl<br />

© Ing.-Software Dlubal GmbH<br />

spannungen mehr auftreten: Durch die<br />

Variation der Steifi gkeiten lagern sich die<br />

Kräfte in den Flächenelementen um.<br />

Durch die iterative Berechnung bei der<br />

Verwendung plastischen Materialverhaltens<br />

steigt der Rechenaufwand je<br />

nach vorliegendem System aber zum Teil<br />

beträchtlich. Einen weiteren wesentlichen<br />

Vorteil stellt daher der neue 64-Bit-<br />

Rechenkern dar, denn dadurch lässt sich<br />

der nutzbare Hauptspeicher erheblich<br />

vergrößern, und die Anwendung des<br />

schnelleren direkten Gleichungslösers ist<br />

auch für größere Systeme noch möglich;<br />

durch die automatische Nutzung von<br />

S O F T W A R E U N D I T<br />

� Beispiel: Radlasteinleitung<br />

bei Kranbahnträgern<br />

© Ing.-Software Dlubal GmbH<br />

mehreren Prozessoren wird die Lösung<br />

des Gleichungssystems hier zusätzlich<br />

beschleunigt.<br />

RFEM 4 bietet darüber hinaus weitere<br />

neue Tools und Verbesserungen, wie z. B.<br />

eine Schnittstelle zu Open Offi ce Calc,<br />

Funktionen zum Extrudieren von Flächen<br />

oder Volumen aus Linien oder die Unterstützung<br />

von 3D-Mäusen.<br />

Eine ausführliche Beschreibung der Features<br />

und sämtlicher Innovationen fi ndet<br />

sich im Internet.<br />

www.dlubal.de<br />

www.verlagsgruppewiederspahn.de<br />

www.stahlbau-nachrichten.de<br />

Ihre Infoportals rund<br />

ums Planen und Bauen<br />

www.mixedmedia-konzepts.de<br />

Veranstaltungen und Events<br />

rund ums Planen und Bauen<br />

BRÜCKENBAU | September 2009


N A C H R I C H T E N U N D T E R M I N E<br />

Obermeyer und Cowi als Planungsteam<br />

Großes europäisches Infrastrukturvorhaben<br />

Das Münchner Ingenieurbüro Obermeyer<br />

wird zusammen mit dem dänischen Partner<br />

Cowi A/S eine Brückenlösung für die<br />

feste Verbindung zwischen Deutschland<br />

und Dänemark über den Fehmarnbelt<br />

ausarbeiten. Im April wurden die Verträge<br />

zwischen dem Auftraggeber, der dänischen<br />

Femern Belt A/S, und dem Konsortium<br />

Cowi A/S–Obermeyer geschlossen.<br />

Der Fehmarnbelt ist eine ca. 19 km breite<br />

Wasserstraße zwischen der süddänischen<br />

Insel Lolland und der deutschen Insel Fehmarn,<br />

in der westlichen Ostsee gelegen.<br />

Im Juni 2007 haben die Regierungen von<br />

Deutschland und Dänemark ein gemeinsames<br />

Projekt zur Überquerung des Fehmarnbelts<br />

beschlossen. Der größte Teil<br />

der Kosten des Projekts wird vom dänischen<br />

Staat getragen. Auftraggeber ist die<br />

Femern Belt A/S, eine zu 100 % staatliche<br />

Gesellschaft im Geschäftsbereich des<br />

dänischen Verkehrsministeriums.<br />

Die Verbindung soll aus einer zweigleisigen<br />

elektrifi zierten Eisenbahnstrecke und<br />

einer vierstreifi gen Straßenverbindung<br />

bestehen. Neben der Vorzugslösung,<br />

einer 19 km langen Schrägseil- oder<br />

Hängebrücke, soll auch die Möglichkeit<br />

eines Absenktunnels untersucht werden.<br />

Abgesehen von der technischen Machbarkeit<br />

und der Wirtschaftlichkeit ist man<br />

sich sicher, auf die Weise die umweltrele-<br />

Rekordverdächtige Realisierung durch Vinci<br />

Frankreichs erste »Ökoautobahn«<br />

Anfang Juni wurde die erste französische<br />

»Ökoautobahn« eingeweiht, die<br />

101 km lange A 19 zwischen Artenay und<br />

Courtenay, die als neue (Autobahn-)Generation<br />

für mehr Verantwortlichkeit in<br />

Bezug auf Umweltschutz und Kundenorientierung,<br />

Sicherheit für die Verkehrsteilnehmer<br />

und die Mitarbeiter der Autobahnmeistereien,<br />

Annehmlichkeit mit<br />

Rücksicht auf die durchquerten Gebiete<br />

und Betreuung der Nutzer auf der gesamten<br />

Strecke stehen soll.<br />

Verantwortlichkeit bedeutet hier eine<br />

hervorragende Ökoperformance hinsichtlich<br />

Wasserschutz und Biodiversität<br />

mit 107 Regenwasserbehandlungsbe-<br />

September 2009 | BRÜCKENBAU<br />

vanten Vor- und Nachteile der Lösungen<br />

bewerten und vergleichen zu können.<br />

Die Arbeitsgemeinschaft Cowi A/S und<br />

Obermeyer wurde aus sieben internationalen<br />

Teams ausgewählt, die sich<br />

beworben hatten – vier davon für eine<br />

Brückenlösung. Für die Tunnelvariante<br />

wurde ein weiteres Joint Venture aus drei<br />

international operierenden Ingenieurbüros<br />

benannt.<br />

Aufgrund der Komplexität der Aufgabe<br />

wird das Team Cowi A/S und Obermeyer<br />

von weiteren Beratern unterstützt, zu<br />

denen die renommierten Ingenieurbüros<br />

Leonhardt, Andrä und Partner, Flint &<br />

Neill Partnership und Dissing + Weitling<br />

A/S gehören. Ihnen stehen drei Jahre mit<br />

anspruchsvollen Planungen und Untersuchungen<br />

bevor. Dann wird entschieden,<br />

welche Lösung umgesetzt werden soll.<br />

Nach ihrer Fertigstellung wird die Fehmarnbeltquerung<br />

eine der größten festen<br />

Gewässerquerungen weltweit darstellen.<br />

www.opb.de<br />

www.cowi.com<br />

cken, also mehr als einem pro Kilometer,<br />

Wildtierpassagen sowie 200.000 neu<br />

gepfl anzten Bäumen entlang der Strecke.<br />

Als Autobahn der Sicherheit wird auf der<br />

A 19 als Premiere in Frankreich zudem<br />

der durchgehende Haltestreifen erprobt,<br />

wie er bereits in anderen europäischen<br />

Ländern praktiziert wird. Und die Annehmlichkeit<br />

äußert sich nicht zuletzt<br />

im »Ökodesign« der Parkplätze und der<br />

Raststätten sowie in den laufenden Verkehrsnachrichten<br />

und Tipps für Pkw- und<br />

Lkw-Lenker auf Autoroute FM 107.7, dem<br />

bedeutendsten Autobahnverkehrssender<br />

Frankreichs.<br />

� Kartenausschnitt mit Fehmarnbeltquerung<br />

© Obermeyer Planen + Beraten GmbH<br />

� Schrägseilbrücke als Vorzugslösung<br />

© Cowi A/S<br />

Dieser Abschnitt bildet den Lückenschluss<br />

zwischen der A 10, der A 6 und der A 77 zur<br />

großräumigen Südumfahrung des Pariser<br />

Raums, sorgt damit für die durchgehende<br />

Ost-West-Verbindung Nantes–Straßburg<br />

und markiert mit seiner Inbetriebnahme<br />

zugleich den Abschluss der größten Autobahnbaustelle<br />

Frankreichs. Das in der Rekordzeit<br />

von knapp vier Jahren komplett<br />

ausgeführte Projekt zeugt infolgedessen<br />

auch von der Solidität und Effi zienz des<br />

integrierten Konzessions-, Planungs- und<br />

Baukonzepts von Vinci.<br />

www.vinci.com<br />

72


73<br />

Auszeichnung des Bayerischen Staatsministeriums des Innern<br />

Verleihung der Leo-von-Klenze-Medaille in Würzburg<br />

Der bayerische Innenminister Joachim<br />

Herrmann verlieh am 25. Juni 2009 in<br />

Würzburg die Leo-von-Klenze-Medaille<br />

als Auszeichnung für herausragende Leistungen<br />

in der Architektur, im Wohnungs-<br />

und Städtebau und im Ingenieurbau.<br />

Die (diesjährigen) Preisträger sind Prof.<br />

Dr.-Ing. Gert Albrecht, Prof. Dr.-Ing. Otto<br />

Meitinger, Prof. Dr.-Ing. Winfried Nerdinger<br />

und Prof. Karljosef Schattner. »Mit<br />

der Verleihung möchten wir unsere hohe<br />

Anerkennung und unseren herzlichen<br />

Dank für die Verdienste um die Baukultur<br />

zum Ausdruck bringen«, so Herrmann.<br />

Mit der Gründung der Obersten Baubehörde<br />

unter König Ludwig I. im Jahr 1830<br />

wurden alle Bereiche des staatlichen<br />

Bauens im Bayerischen Innenministerium<br />

zusammengefasst. Als ersten Leiter der<br />

Obersten Baubehörde bestimmte der<br />

König seinen Baumeister Leo von Klenze.<br />

»Das von Klenze entwickelte Konzept für<br />

die bayerische Bauverwaltung hat sich<br />

bis heute bewährt. Die Oberste Baubehörde<br />

hat einige Umstrukturierungen<br />

und Reformen erlebt, konnte im Wandel<br />

der Zeit jedoch stets ihre Flexibilität unter<br />

Beweis stellen. Sie präsentiert sich heute<br />

als moderne und effi ziente Verwaltung,<br />

die für die Herausforderungen der Gegenwart<br />

und Zukunft bestens gerüstet is.«,<br />

so Herrmann, der zudem ausführte: »Im<br />

Spannungsfeld von Tradition und Innovation<br />

ist die Baukultur das Bindeglied zu<br />

unserer Vergangenheit. Mit ihr wahren<br />

Komplette Vorlesungsunterlagen von Cidect<br />

Konstruieren mit Stahl-Hohlprofi len<br />

Cidect, eine internationale Vereinigung<br />

der Hohlprofi lhersteller zur Forschung<br />

und Entwicklung von (Hohlprofi l-)Konstruktionen,<br />

hat eine wahrlich umfassende<br />

Dokumentation erarbeitet, enthält<br />

ihr Kompendium doch komplette Vorlesungsunterlagen<br />

einschließlich Powerpointfolien<br />

und Begleittext: In insgesamt<br />

21 Blöcken wird hier der gesamte Bereich<br />

N A C H R I C H T E N U N D T E R M I N E<br />

wir unsere Identität. Mit der Verleihung<br />

der Leo-vom-Klenze-Medaille wollen wir<br />

den hohen Stellenwert der Baukultur in<br />

Bayern dokumentieren« – wofür die Preisträger<br />

leuchtende Vorbilder seien.<br />

Prof. Dr.-Ing. Gert Albrecht ist als Ingenieur<br />

und Lehrender weit über die Grenzen<br />

Bayerns hinaus bekannt. »Im Jahre 1992<br />

folgten Sie dem Ruf als Ordinarius auf den<br />

Lehrstuhl für Stahlbau an der Technischen<br />

Universität München. Ihre Studenten waren<br />

begeistert von Ihrer lebendigen Art zu<br />

lehren und von Ihrer ausgeprägten Fähigkeit,<br />

selbst komplizierte technische Sachverhalte<br />

anschaulich zu präsentieren«,<br />

so Innenstaatssekretär Bernd Weiß als<br />

Laudator. Auf dem Gebiet der Forschung<br />

widmete sich Albrecht den vielfältigen<br />

Fragestellungen des Brückenbaus und<br />

den komplexen Problemen im Bereich der<br />

Werkstoffermüdung. Neben seiner Tätigkeit<br />

an der Universität hat er weiterhin die<br />

Nähe zur Praxis des Brückenbaus gesucht,<br />

war er beispielsweise Prüfi ngenieur beim<br />

Bau der größten Verbundbrücke Deutschlands,<br />

der Innbrücke Neuötting im Zuge<br />

der A 94, sowie für den Stadionbau der<br />

Münchener Allianz-Arena.<br />

Prof. Dr.-Ing. Otto Meitinger wird hoch<br />

geschätzt als Architekt, Denkmalpfl eger<br />

sowie als langjähriger Präsident der<br />

Technischen Universität München, deren<br />

Spitzenstellung in Lehre und Forschung er<br />

unter anderem durch die Berufung erstklassiger<br />

Professoren zu sichern half.<br />

der Hohlprofi lkonstruktionen abgedeckt,<br />

und zwar von einer Einführung der Eurocodes<br />

über die Bauteil- und Knotenbemessung<br />

bis hin zum Brandschutz und zu<br />

ausgeführten Beispielen.<br />

In englischer Sprache verliegend, werden<br />

diese Unterlagen Hochschullehrern und<br />

Dozenten an Universitäten, Hoch- und<br />

Fachhoch- sowie Technikerschulen<br />

Prof. Dr.-Ing. Winfried Nerdinger ist seit<br />

1986 Professor für Architekturgeschichte<br />

an der Technischen Universität München<br />

und seit 1989 Leiter des dortigen Architekturmuseums:<br />

»Um diese Einrichtung<br />

haben Sie sich wahrlich verdient gemacht.<br />

Jahrelang haben Sie sich um Ausstellungsräume<br />

für die größte Sammlung<br />

für Architektur in Deutschland mit über<br />

einer halben Million Zeichnungen und<br />

über 500 Modellen, Abgüssen und Skulpturen<br />

bemüht«, betonte Bernd Weiß.<br />

Der Name von Karljosef Schattner ist<br />

untrennbar mit der Entwicklung von Eichstätt<br />

verbunden. Als Diözesanbaumeister<br />

und Leiter des Universitätsbauamtes hat<br />

er das heutige architektonische Bild der<br />

traditionsreichen Bischofsstadt maßgeblich<br />

geprägt. Zu seinen Aufgaben gehören<br />

einige Neuerrichtungen für die Hochschule,<br />

etwa die Staats- und Seminarbibliothek<br />

oder das Studentenzentrum der<br />

katholischen Hochschulgemeinde und<br />

die Mensa, sowie der Umbau der ehemaligen<br />

fürstbischöfl ichen Sommerresidenz<br />

zu einem Verwaltungsgebäude der Hochschule<br />

Eichstätt.<br />

www.stmi.bayern.de<br />

kostenlos zur Verfügung gestellt, um<br />

die bestmögliche Ausbildung des Nachwuchses<br />

zu gewährleisten. Interessenten<br />

können die Cidect-Materialien ebenso<br />

einfach wie schnell über die Internetseite<br />

der Vereinigung abrufen, auf der auch<br />

weitere Details zu fi nden sind.<br />

www.cidect.de<br />

BRÜCKENBAU | September 2009


N A C H R I C H T E N U N D T E R M I N E<br />

Bürgervotum für den Entwurf von ipv Delft<br />

Beliebtestes Brückenbauwerk in Venlo<br />

� Ausgewählte Visualisierung<br />

© ipv Delft ingenieursbureau voor productvormgeving bv<br />

Die Einwohner von Venlo haben sich im<br />

April mit großer Mehrheit entschieden:<br />

Der beliebteste Brückenentwurf für<br />

»ihren« Maasboulevard stammt von ipv<br />

Delft, bekam dieser doch 70 % der Stimmen.<br />

Resultierend aus einem im vergangenen<br />

Jahr ausgelobten Wettbewerb, legte die<br />

Stadtverwaltung nach einem umfassenden<br />

Auswahlverfahren der Bevölkerung<br />

letztlich zwei Vorschläge vor, die dann für<br />

eine moderne und schlanke, zugleich aber<br />

die römische Geschichte des Standortes<br />

»refl ektierende« Struktur votierte. Ins-<br />

»Mit dem sechsspurigen Ausbau der<br />

Bundesautobahn zwischen München<br />

und Augsburg und weiter bis nach Ulm<br />

übernimmt Bayern bundesweit eine Vorreiterrolle<br />

bei Public-Private-Partnership<br />

(PPP)-Projekten«, sagte Innenminister<br />

Joachim Herrmann Ende Juli bei der Verkehrsfreigabe<br />

der A 8 zwischen Palsweis<br />

und Sulzemoos. »Die Erwartungen, die<br />

wir in das Betreibermodell gesetzt haben,<br />

wurden bisher gut erfüllt. Die Arbeiten<br />

laufen termingerecht und die Qualität<br />

der Bauausführung stimmt.« Weitere<br />

Verkehrsfreigaben seien noch 2009 vorgesehen,<br />

die Fertigstellung des Gesamtabschnitts<br />

München–Augsburg soll Ende<br />

2010 erfolgen.<br />

September 2009 | BRÜCKENBAU<br />

� Künftige Flussquerung<br />

© ipv Delft ingenieursbureau voor productvormgeving bv<br />

besondere Form und Details der Stützen<br />

erinnern daher wohl an historische Vorbilder,<br />

zumal auch die Anschlüsse der Pfeiler<br />

so konzipiert sind, dass sie wie Stütz- und<br />

Scheitelsteine aus römischer Zeit wirken.<br />

Die als Verlängerung des sich gerade im<br />

Bau befi ndlichen Maasboulevards geplante<br />

Brücke von ca. 5 m Breite soll zum<br />

Verweilen einladen, was sich wiederum<br />

an den Oberfl ächen von Geh- wie Radweg<br />

und den verhältnismäßig niedrigen, leicht<br />

versetzt zueinander angeordneten Lichtmasten<br />

erkennen lässt.<br />

Zielorientierte Vorreiterrolle des Freistaats Bayern<br />

Verkehrsfreigabe eines Public-Private-Partnership-Projekts<br />

»Der Ausbau der A 8 ist dringend erforderlich.<br />

Die Vorkriegsautobahn mit nur<br />

vier Fahrspuren und ohne Standstreifen<br />

ist nicht mehr in der Lage, den enormen<br />

Verkehr aufzunehmen. Für das Jahr 2020<br />

werden bis zu 100.000 Kfz/d auf der A 8<br />

prognostiziert. Da die bayerische Straßenbauverwaltung<br />

von Anfang an offen<br />

war für neue Wege der Finanzierung und<br />

Vertragsgestaltung, haben wir frühzeitig<br />

Interesse an einem PPP-Modell für die A 8<br />

bekundet. Da für PPP-Modelle bis dahin<br />

keinerlei Erfahrungen bei Ausschreibung<br />

und Vergabe vorhanden waren, hat der<br />

Freistaat Bayern zusammen mit dem<br />

Bund Pionierarbeit geleistet«, so Minister<br />

Herrmann.<br />

Eine der wesentlichen Anforderungen<br />

war zudem die möglichst geringe Belastung<br />

der Umwelt, also ein geringer<br />

Materialverbrauch, die Verwendung<br />

unbedenklicher oder überwiegend recycelbarer<br />

Baustoffe und eine Beleuchtungstechnik,<br />

die sehr energiesparend ist.<br />

www.ipvdelft.nl<br />

www.ueberbruecken.eu<br />

Auch der Ausbau zwischen Augsburg und<br />

Ulm werde im Rahmen eines PPP-Modells<br />

erfolgen, so Herrmann. Das Vergabeverfahren<br />

laufe bereits. »Unser Ziel ist es, bis<br />

Ende 2010 die Vergabe der Konzession<br />

unter Dach und Fach zu bringen und 2011<br />

mit den Bauarbeiten zu beginnen. Bis<br />

spätestens Ende 2014 soll die A 8 auch<br />

zwischen Augsburg und dem Autobahnkreuz<br />

Ulm-Elchingen sechsspurig ausgebaut<br />

sein.«<br />

www.stmi.bayern.de<br />

74


75<br />

Bestens besuchter Projekttag von SSF<br />

Dialog als Anfang von allem ...<br />

� 600 Gäste ...<br />

© SSF Ingenieure GmbH<br />

Es hätte keinen geeigneteren Ort geben<br />

können: In der BMW-Welt in München<br />

fand am 17. Februar der Projekttag 2009<br />

der SSF Ingenieure GmbH statt – in jenem<br />

Gebäude also, das vom Wiener Architekturbüro<br />

Coop Himmelb(l)au entworfen<br />

wurde und bei dem SSF Ingenieure die<br />

komplette Ausführungsplanung und Bauleitung<br />

für alle Gewerke innehatte. Und<br />

so waren auch mehr als 600 Gäste der<br />

Einladung gefolgt, um sich über aktuelle<br />

Bau- und Forschungsvorhaben des weltweit<br />

tätigen Planungsbüros mit Hauptsitz<br />

in München zu informieren.<br />

»Wir verkaufen als Planer keine fertigen<br />

Produkte, sondern bieten unseren Kunden<br />

Beratungen, Planungen, Ideen und<br />

vor allen Dingen individuelle Lösungen<br />

für den Bausektor an«, sagte Geschäftsführer<br />

Victor Schmitt bei der Begrüßung.<br />

Entscheide sich ein Bauherr für SSF, so<br />

gebe er einen immensen Vertrauensvorschuss.<br />

Diesen nicht nur zu rechtfertigen,<br />

sondern zu übertreffen sei die<br />

tägliche Aufgabe und der Anspruch der<br />

Planungsteams. Die Anwesenheit zahlreicher<br />

Auftraggeber beim Projekttag zeigte,<br />

dass jenes Urteil offensichtlich zu deren<br />

großer Zufriedenheit erreicht werde, so<br />

Schmitt weiter.<br />

N A C H R I C H T E N U N D T E R M I N E<br />

Und Schmitt ist sich sicher: »Auch in<br />

Zukunft gibt es für gut qualifi zierte Ingenieure<br />

genügend Arbeit. Unsere Mitarbeiterinnen<br />

und Mitarbeiter sind bestens<br />

ausgebildet, überaus erfahren und hoch<br />

motiviert. Unser Büro ist innovativer und<br />

beweglicher geworden, um auf alle Anforderungen<br />

fl exibel reagieren zu können.<br />

Wir blicken selbstbewusst und optimistisch<br />

in die Zukunft.«<br />

In neun kurzen Werkberichten präsentierten<br />

danach die verantwortlichen Mitarbeiter<br />

aktuelle Projekte von SSF, wie zum<br />

Beispiel den Bau des Highspeed Railway<br />

in China oder den von Metrostationen in<br />

Algier. Kleinere und dennoch hochinteressante<br />

Planungsaufgaben wurden hier<br />

aber nicht minder thematisiert, veranschaulicht<br />

durch Berichte zu drei Fußgängerbrücken<br />

in Augsburg oder der Entwicklung<br />

neuer Bauverfahren und -teile durch<br />

den SSF-eigenen Fachbereich »Forschung<br />

und Entwicklung«. Durch das Programm<br />

führten die Geschäftsführer Helmut Wolf<br />

und Christian Schmitt, die zugleich in<br />

kurzen Porträts die Projektleiter und die<br />

jeweiligen Planungs- und Bauaufgaben<br />

vorstellten – und im Anschluss zum »Get<br />

together« baten.<br />

www.ssf-ing.de<br />

� Victor Schmitt<br />

© SSF Ingenieure GmbH<br />

� Helmut Wolf<br />

© SSF Ingenieure GmbH<br />

� Präsentation von Projekten<br />

© SSF Ingenieure GmbH<br />

BRÜCKENBAU | September 2009


N A C H R I C H T E N U N D T E R M I N E<br />

Kontinuität im Sinne des Bürogründers<br />

Frank Büchting zum 80. Geburtstag<br />

� Jubilar<br />

© Büchting + Streit GmbH<br />

September 2009 | BRÜCKENBAU<br />

Dipl.-Ing. Frank Büchting, Beratender Ingenieur<br />

und Gesellschafter der Büchting<br />

+ Streit GmbH, B +S Beratende Ingenieure<br />

VBI, feierte Ende 2008 seinen 80. Geburtstag.<br />

Nach dem Studium an der<br />

Technischen Universität Karlsruhe und<br />

ersten berufl ichen Erfahrungen gründete<br />

er 1962 das Ingenieurbüro Büchting. Seit<br />

1969 bis zum altersbedingten Auslaufen<br />

seiner Lizenz war er als Prüfi ngenieur<br />

für Baustatik tätig und 1992–95 zudem<br />

Vorsitzender des Ausschusses Wettbewerbswesen<br />

der Bayerischen Ingenieurkammer<br />

Bau. Im Jahre 1999 entstand<br />

dann zusammen mit den geschäftsführenden<br />

Gesellschaftern Dr.-Ing. Walter<br />

Streit, Dr.-Ing. Reinhard Mang und Dipl.-<br />

Ing. Stephan Sonnabend die Büchting +<br />

Streit GmbH, so dass sich Frank Büchting<br />

aus dem operativen Geschäft weitgehend<br />

zurückziehen konnte.<br />

Neues Programm der Technischen Universität Dortmund<br />

Umfassende Weiterbildung für Hochschulabsolventen<br />

Die Fakultät Bauwesen und das Zentrum<br />

für Weiterbildung (ZfW) der Technischen<br />

Universität Dortmund bieten ab sofort<br />

ein Weiterbildungsprogramm an, das sich<br />

aus drei unterschiedlichen Bausteinen<br />

zusammensetzt: Zertifi katskursen mit<br />

den alternativ wählbaren Vertiefungen<br />

Immobilienwirtschaft, Facility-Management<br />

oder Baurecht, aktuellen eintägigen<br />

Veranstaltungen aus den Bereichen<br />

Bauwirtschaft, Baubetrieb und Baurecht<br />

sowie einem Lehrgang zur Sicherheits-<br />

und Gesundheitsschutzkoordination auf<br />

Baustellen (SiGeKo-Kurse); die wissenschaftliche<br />

Leitung obliegt den Professoren<br />

Mike Gralla, Lehrstuhl Baubetrieb und<br />

Bauprozessmanagement der Technischen<br />

Universität, und Jörg Becker, Lehrgebiet<br />

Baubetrieb und Bauwirtschaft der Fachhochschule<br />

Dortmund.<br />

Zielgruppe sind hier Hochschulabsolventen<br />

der Architektur, des Bauingenieurwesens<br />

und verwandter Studiengänge des<br />

Bauwesens, die mit einer Teilnahme auch<br />

in den »Genuss« der entsprechenden<br />

(Weiterbildungs-)Punkte der Architekten-<br />

sowie der Ingenieurkammer Nordrhein-Westfalen<br />

kommen, zumal für die<br />

Durchführung der Seminare renommierte<br />

Experten aus Wissenschaft und Praxis<br />

gewonnen werden konnten.<br />

www.bauweiterbildung.tu-dortmund.de<br />

Schon früh legte Frank Büchting sein besonderes<br />

Augenmerk auf den technisch<br />

anspruchsvollen Ingenieurbau und hier<br />

insbesondere auf den Brückenbau. An der<br />

Entwicklung der Spannbetonfertigteil-,<br />

vor allem aber der Ferderplattenbauweise<br />

hatte er maßgeblichen Anteil, was seine<br />

entsprechenden Veröffentlichungen mit<br />

dem zugehörigen Bemessungskonzept<br />

beweisen, die bis heute als Leitfaden<br />

dienen. Mit der Aufnahme von Dr.-Ing.<br />

Andreas Jähring zum geschäftsführenden<br />

und Univ.-Prof. Dr.-Ing. Martin Mensinger<br />

zum weiteren Gesellschafter wurden<br />

2005 und 2008 wiederum markante Zeichen<br />

für eine langfristige und erfolgreiche<br />

Fortführung des Ingenieurbüros im Sinne<br />

seines Gründers gesetzt.<br />

www.buechting-streit.de<br />

76


77<br />

BRÜCKENBAU<br />

ISSN 1867-643X<br />

1. Jahrgang<br />

Ausgabe 2•2009<br />

Herausgeber und Verlag<br />

V E R L A G S G R U P P E<br />

W I E D E R S P A H N<br />

mit <strong>MixedMedia</strong> <strong>Konzepts</strong><br />

Biebricher Allee 11 b<br />

D-65187 Wiesbaden<br />

Tel.: +49 (0)6 11/84 65 15<br />

Fax: +49 (0)6 11/80 12 52<br />

www.verlagsgruppewiederspahn.de<br />

Redaktion<br />

Dipl.-Ing. Michael Wiederspahn<br />

mwiederspahn@verlagsgruppewiederspahn.de<br />

Anzeigen<br />

Ulla Leitner<br />

Zur Zeit gilt die Anzeigenpreisliste vom Januar 2009.<br />

Satz und Layout<br />

Birgit Siegel<br />

Druck<br />

Schmidt & more Drucktechnik GmbH<br />

Haagweg 44, 65462 Ginsheim-Gustavsburg<br />

Erscheinungsweise und Bezugspreise<br />

Einzelheft: 14 Euro<br />

Abonnement: Inland (4 Ausgaben) 52 Euro<br />

Ausland (4 Ausgaben) 58 Euro<br />

Der Bezugszeitraum eines Abonnement beträgt mindestens ein Jahr.<br />

Das Abonnement verlängert sich um ein weiteres Jahr, wenn es nicht sechs Wochen<br />

vor Ablauf des berechneten Bezugszeitraumes schriftlich gekündigt wird.<br />

Copyright<br />

Die Zeitschrift und alle in ihr enthaltenen einzelnen Beiträge und Abbildungen<br />

sind urheberrechtlich geschützt.<br />

Alle Rechte, insbesondere das der Übersetzung in fremde Sprachen, vorbehalten.<br />

Kein Teil dieser Zeitschrift darf ohne schriftliche Genehmigung des Verlags in<br />

irgendeiner Form reproduziert oder in eine von Maschinen verwendbare<br />

Sprache übertragen werden.<br />

Mit Ausnahme der gesetzlich zugelassenen Fälle ist eine Verwertung ohne<br />

Einwilligung des Verlags strafbar.<br />

I M P R E S S U M<br />

BRÜCKENBAU | Semptember 2009


Good Vibrations<br />

Maurer Söhne GmbH & Co. KG<br />

Frankfurter Ring 193, 80807 München<br />

Telefon (0 89) 323 94–0<br />

Telefax (0 89) 323 94–306<br />

ba@maurer-soehne.de<br />

www.maurer-soehne.de<br />

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Bauwerken, Fußgängerbrücken und<br />

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Söhne werden individuell auf das<br />

Bauwerk in Bezug auf Masse, Eigenfrequenz,<br />

Dämpfung und verfügbare<br />

Platzverhältnisse eingestellt.

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