SYMPOSIUM - MixedMedia-Konzepts
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S Y M P O S I U M<br />
Drei Beispiele für Bauwerke mit Anspruch<br />
Neue Brücken über Isar und Traun<br />
� � � Richard J. Dietrich<br />
Dass Brücken und hier vor allem<br />
Bauwerke für Fußgänger und Radfahrer<br />
hohe Ansprüche erfüllen<br />
können, sollen die drei nachfolgend<br />
beschriebenen Beispiele verdeutlichen:<br />
Über eine schlüssige<br />
Tragstruktur verfügend und sorgfältig<br />
detailliert, wurden sie aus Holz<br />
und Stahl errichtet – und es wurde<br />
der jeweils vorgegebene Kostenrahmen<br />
dennoch stets eingehalten. Es<br />
bedarf also keiner standardisierten<br />
Betonlösungen, um angemessene,<br />
ebenso ästhetische wie kostengünstige<br />
Lösungen zu realisieren.<br />
1 München-Oberföhring<br />
In der Nacht zum 3. September 2002<br />
brannte die 1978 erbaute St.-Emmerams-<br />
Brücke über die Isar in München-Oberföhring<br />
ab, eine der üblichen überdachten<br />
Holzstrukturen in Fachwerkbauweise,<br />
sehr massiv und fast vollständig verschalt,<br />
mehr Haus als Brücke.<br />
2003 beschloss der Münchner Stadtrat,<br />
an gleicher Stelle eine neue Überführung<br />
zu errichten: im Kontext des Englischen<br />
Gartens wieder aus Holz und überdacht,<br />
aber zeitgemäß gestaltet. Andererseits<br />
war mit der Versicherungssumme der<br />
Kostenrahmen auf 700.000 € begrenzt.<br />
Wir hatten Glück und kamen mit unserem<br />
Vorschlag gegen allerhand Konkurrenz<br />
zum Zug.<br />
Der Entwurf für die neue Brücke sah eine<br />
wesentlich fi ligranere Fachwerkkonstruktion<br />
mit Gurten und Pfosten aus Holz vor,<br />
die aussteifenden Diagonalen hingegen<br />
sollten aus Stahlzugankern bestehen, um<br />
das Bauwerk so transparent wie möglich<br />
zu halten. Pfeiler und Widerlager der<br />
alten Brücke konnten zum Teil erhalten<br />
werden und der neue Überbau wurde<br />
darauf abgestimmt. Nach Abbruch eines<br />
Vorlandpfeilers ergaben sich folgende<br />
Stützweiten: 10 m, 52 m und 34 m.<br />
September 2009 | BRÜCKENBAU<br />
Die alte Brücke verfügte über ein überdachtes<br />
Hauptfeld mit 62 m Länge und<br />
52 m Spannweite sowie einseitig über<br />
eine offene Vorlandbrücke mit 2 × 17 m<br />
Spannweite. Der neue Entwurf ging dagegen<br />
von einem Durchlaufsystem über<br />
die ganze Länge von 96 m aus. Das erste<br />
Feld mit nur 10 m Spannweite zwischen<br />
Pfeiler und Widerlager war jedoch so kurz,<br />
dass hier durch eine Abspannung ein<br />
Gegengewicht geschaffen werden musste.<br />
Der Überbau mit 4 m Gehbahnbreite<br />
3 Ansicht, Grundriss, Schnitt<br />
© Richard J. Dietrich<br />
war zudem für schwerere Fahrzeuge der<br />
Parkverwaltung auszulegen.<br />
Um das ambitionierte Konzept mit seinen<br />
anspruchsvollen Details im vorgegebenen<br />
Kostenrahmen realisieren zu können,<br />
wurde das Tragwerk auf ein 4 m × 4 m-<br />
Achsraster abgestimmt und eine serielle<br />
Bauweise mit hohem Vorfertigungsgrad<br />
und geringem Baustellenaufwand entwickelt.<br />
2 Bauwerkseinweihung …<br />
© Richard J. Dietrich<br />
1 St.-Emmerams-Brücke<br />
von Oberstrom<br />
© Richard J. Dietrich<br />
Die neue Fachwerkkonstruktion besteht<br />
aus rund gefrästen und standardisierten<br />
Leimholzstäben als Fachwerkgurte und<br />
Pfosten, die diagonalen Ausfachungen<br />
aus Standardstahlankern. Alle Holzstäbe<br />
wurden mit speziell geformten Stabköpfen<br />
aus Stahlguss ausgestattet und<br />
über Kreisringscheiben, wiederum aus<br />
Stahlguss, mittels Bolzen aneinandergekoppelt,<br />
ebenso die Ankerstäbe mit ihren<br />
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