Schwerpunkt: âReproduktionsmedizinâ - Tierärztliche Hochschule ...
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Abb. 3: Spermien im Eileiter des Schweins: Durch feste Bindung an das Eileiterepithel<br />
wird das funktionelle Spermienreservoir gebildet.<br />
die Fähigkeit von Spermien zur Volumenregulation eine wichtige<br />
Voraussetzung zur Adaptation an unterschiedliche osmotische Verhältnisse<br />
im Nebenhodenschwanz, Uterus und Eileiter und essentiell<br />
für die Aufrechterhaltung der Spermienvitalität sowie für die<br />
Induktion von Reifungsprozessen im weiblichen Genital (Kapazitation).<br />
Unter In-vitro-Bedingungen wird die Fähigkeit von Spermienpopulationen<br />
zur Osmoregulation erfasst und beteiligte Ionenkanäle<br />
identifiziert. Interessanterweise sind bei Bullenspermien die<br />
Fähigkeiten zur Volumenregulation und zur Bindung an das Oviduktepithel<br />
miteinander assoziiert, wie In-vitro-Untersuchungen mit<br />
dem Ovidukt Explant Assay zeigten. Die Bindung von Spermien an<br />
das Eileiterepithel gilt als Voraussetzung für die Etablierung des<br />
funktionellen Spermienreservoirs im weiblichen Genitaltrakt, das für<br />
Selektion, Überleben und Reifung der Spermien verantwortlich ist.<br />
Hierbei konnten die beteiligten Protein-Kohlenhydratstrukturen bei<br />
verschiedenen Spezies identifiziert werden. Die Anzahl der befruchtungskompetenten<br />
Spermien in diesem Spermienreservoir steht in<br />
direkter Beziehung zum Befruchtungserfolg.<br />
Spermienmembranen reagieren während der Spermakonservierung<br />
empfindlich auf Lagerungs- und Temperatureinflüsse. Das<br />
methodische Spektrum einer sensiblen Spermienqualitätsdiagnostik<br />
ist daher der Schlüssel zur Entwicklung verbesserter Konservierungstechniken.<br />
Die Ziele dabei sind die Reduzierung der Schäden<br />
durch Tiefgefrierung bei Rindersperma und die Verlängerung der<br />
Lagerungsfähigkeit flüssigkonservierter Eberspermien. Spermien<br />
unterscheiden sich hinsichtlich Bau und Funktion hochgradig von<br />
Körperzellen, aber nur graduell zwischen verschiedenen Tierarten,<br />
so dass dieses Forschungsgebiet klassischerweise speziesübergreifend<br />
bearbeitet wird und neben den landwirtschaftlichen Nutztieren<br />
auch die Spezies Hund (Kooperation Anne-Rose Günzel-<br />
Apel, Institut für Reproduktionsmedizin der TiHo) und Pferd (Kooperation<br />
Harald Sieme, Landgestüt Celle) beinhaltet. Eine besondere<br />
Herausforderung stellt die Ermittlung der Beziehung zwischen spermatologischen<br />
Parameter und der Fertilitätsleistung von Vatertieren<br />
dar. Die Fruchtbarkeit ist das Resultat einer Vielzahl von Einflussfaktoren,<br />
z.B. Besamungsmanagement und der Fertilität der weiblichen<br />
Tiere, die in ihrer Summe den Einfluss der Spermaqualität<br />
dominieren. Sorgfältig ausgearbeitete Versuchsdesigns mit In-vivo-<br />
Modellen und Feldbesamungsversuchen, die Erhebung robuster<br />
Fertilitätsdaten sowie solide statistische Analysen sind daher<br />
Voraussetzung für eine erfolgreiche Bearbeitung der Fragestellung.<br />
Institut für Reproduktionsmedizin der TiHo<br />
4. Hygiene in der Spermaproduktion auf<br />
Besamungsstationen<br />
Dagmar Waberski, Institut für Reproduktionsmedizin der TiHo<br />
Kooperation: Jens Seedorf, Institut für Tierhygiene der TiHo<br />
Während seuchenhaft auftretende Genitalinfektionen durch Einführung<br />
der künstlichen Besamung hierzulande ihren Schrecken verloren<br />
haben, sind unspezifische Genitalinfektionen durch fakultativ<br />
pathogene Keime nach wie vor von hoher Relevanz für den Reproduktionserfolg.<br />
Insbesondere unter den Bedingungen des Natursprungs<br />
gelangen nicht unwesentliche Mengen an Keimen in den<br />
weiblichen Genitaltrakt. Der größte Teil dieser Keime wird durch körpereigene<br />
Abwehrmechanismen inaktiviert oder ist unbedenklich für<br />
die Gesundheit und Fruchtbarkeit des weiblichen Tieres. Anders ist<br />
die Situation bei einer Schwächung des Immunsystems unter<br />
Stressbedingungen oder bei der Übertragung obligat pathogener<br />
Keime. Die Sicherstellung der Produktion mikrobiell unbedenklichen<br />
Spermas ist daher von höchster Priorität für Besamungsstationen.<br />
Da die Gewinnung keimfreien Spermas praktisch unmöglich ist,<br />
müssen Strategien zur Keimminimierung entwickelt werden. Dazu<br />
gehören die Absenkung der Temperatur, die Begrenzung der Lagerungsdauer<br />
bei flüssigkonserviertem Sperma sowie der Zusatz von<br />
Antibiotika zum Konservierungsmedium. In diesem Projekt wurden<br />
der qualitative und der quantitative Keimstatus im Nativsamen und<br />
im verdünnten Samen von Ebern einer repräsentativen Anzahl von<br />
Besamungsstationen erhoben. Es wurden mögliche Keimeintragsquellen<br />
während des Spermaverarbeitungsprozesses identifiziert<br />
und Strategien zur Minimierung des Keimgehaltes entwickelt. Dies<br />
beinhaltet neben der Anleitung zur Verbesserung räumlicher und<br />
arbeitstechnischer Gegebenheiten die Entwicklung eines Hygienekontrollplans<br />
für Spermalabors, der sich als Instrumentarium eines<br />
Qualitätskontrollsystems eignet. Die Untersuchungen zeigten, dass<br />
trotz der unvermeidbaren Kontamination des Spermas während der<br />
Ejakulatgewinnung die Produktion keimfreien verdünnten Spermas<br />
möglich ist.<br />
Abb. 4: Flüssigkonserviertes Ebersperma (mit farblicher Markierung verschiedener<br />
Eberrassen)