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Schwerpunkt: „Reproduktionsmedizin“ - Tierärztliche Hochschule ...

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8<br />

Abb. 3: Spermien im Eileiter des Schweins: Durch feste Bindung an das Eileiterepithel<br />

wird das funktionelle Spermienreservoir gebildet.<br />

die Fähigkeit von Spermien zur Volumenregulation eine wichtige<br />

Voraussetzung zur Adaptation an unterschiedliche osmotische Verhältnisse<br />

im Nebenhodenschwanz, Uterus und Eileiter und essentiell<br />

für die Aufrechterhaltung der Spermienvitalität sowie für die<br />

Induktion von Reifungsprozessen im weiblichen Genital (Kapazitation).<br />

Unter In-vitro-Bedingungen wird die Fähigkeit von Spermienpopulationen<br />

zur Osmoregulation erfasst und beteiligte Ionenkanäle<br />

identifiziert. Interessanterweise sind bei Bullenspermien die<br />

Fähigkeiten zur Volumenregulation und zur Bindung an das Oviduktepithel<br />

miteinander assoziiert, wie In-vitro-Untersuchungen mit<br />

dem Ovidukt Explant Assay zeigten. Die Bindung von Spermien an<br />

das Eileiterepithel gilt als Voraussetzung für die Etablierung des<br />

funktionellen Spermienreservoirs im weiblichen Genitaltrakt, das für<br />

Selektion, Überleben und Reifung der Spermien verantwortlich ist.<br />

Hierbei konnten die beteiligten Protein-Kohlenhydratstrukturen bei<br />

verschiedenen Spezies identifiziert werden. Die Anzahl der befruchtungskompetenten<br />

Spermien in diesem Spermienreservoir steht in<br />

direkter Beziehung zum Befruchtungserfolg.<br />

Spermienmembranen reagieren während der Spermakonservierung<br />

empfindlich auf Lagerungs- und Temperatureinflüsse. Das<br />

methodische Spektrum einer sensiblen Spermienqualitätsdiagnostik<br />

ist daher der Schlüssel zur Entwicklung verbesserter Konservierungstechniken.<br />

Die Ziele dabei sind die Reduzierung der Schäden<br />

durch Tiefgefrierung bei Rindersperma und die Verlängerung der<br />

Lagerungsfähigkeit flüssigkonservierter Eberspermien. Spermien<br />

unterscheiden sich hinsichtlich Bau und Funktion hochgradig von<br />

Körperzellen, aber nur graduell zwischen verschiedenen Tierarten,<br />

so dass dieses Forschungsgebiet klassischerweise speziesübergreifend<br />

bearbeitet wird und neben den landwirtschaftlichen Nutztieren<br />

auch die Spezies Hund (Kooperation Anne-Rose Günzel-<br />

Apel, Institut für Reproduktionsmedizin der TiHo) und Pferd (Kooperation<br />

Harald Sieme, Landgestüt Celle) beinhaltet. Eine besondere<br />

Herausforderung stellt die Ermittlung der Beziehung zwischen spermatologischen<br />

Parameter und der Fertilitätsleistung von Vatertieren<br />

dar. Die Fruchtbarkeit ist das Resultat einer Vielzahl von Einflussfaktoren,<br />

z.B. Besamungsmanagement und der Fertilität der weiblichen<br />

Tiere, die in ihrer Summe den Einfluss der Spermaqualität<br />

dominieren. Sorgfältig ausgearbeitete Versuchsdesigns mit In-vivo-<br />

Modellen und Feldbesamungsversuchen, die Erhebung robuster<br />

Fertilitätsdaten sowie solide statistische Analysen sind daher<br />

Voraussetzung für eine erfolgreiche Bearbeitung der Fragestellung.<br />

Institut für Reproduktionsmedizin der TiHo<br />

4. Hygiene in der Spermaproduktion auf<br />

Besamungsstationen<br />

Dagmar Waberski, Institut für Reproduktionsmedizin der TiHo<br />

Kooperation: Jens Seedorf, Institut für Tierhygiene der TiHo<br />

Während seuchenhaft auftretende Genitalinfektionen durch Einführung<br />

der künstlichen Besamung hierzulande ihren Schrecken verloren<br />

haben, sind unspezifische Genitalinfektionen durch fakultativ<br />

pathogene Keime nach wie vor von hoher Relevanz für den Reproduktionserfolg.<br />

Insbesondere unter den Bedingungen des Natursprungs<br />

gelangen nicht unwesentliche Mengen an Keimen in den<br />

weiblichen Genitaltrakt. Der größte Teil dieser Keime wird durch körpereigene<br />

Abwehrmechanismen inaktiviert oder ist unbedenklich für<br />

die Gesundheit und Fruchtbarkeit des weiblichen Tieres. Anders ist<br />

die Situation bei einer Schwächung des Immunsystems unter<br />

Stressbedingungen oder bei der Übertragung obligat pathogener<br />

Keime. Die Sicherstellung der Produktion mikrobiell unbedenklichen<br />

Spermas ist daher von höchster Priorität für Besamungsstationen.<br />

Da die Gewinnung keimfreien Spermas praktisch unmöglich ist,<br />

müssen Strategien zur Keimminimierung entwickelt werden. Dazu<br />

gehören die Absenkung der Temperatur, die Begrenzung der Lagerungsdauer<br />

bei flüssigkonserviertem Sperma sowie der Zusatz von<br />

Antibiotika zum Konservierungsmedium. In diesem Projekt wurden<br />

der qualitative und der quantitative Keimstatus im Nativsamen und<br />

im verdünnten Samen von Ebern einer repräsentativen Anzahl von<br />

Besamungsstationen erhoben. Es wurden mögliche Keimeintragsquellen<br />

während des Spermaverarbeitungsprozesses identifiziert<br />

und Strategien zur Minimierung des Keimgehaltes entwickelt. Dies<br />

beinhaltet neben der Anleitung zur Verbesserung räumlicher und<br />

arbeitstechnischer Gegebenheiten die Entwicklung eines Hygienekontrollplans<br />

für Spermalabors, der sich als Instrumentarium eines<br />

Qualitätskontrollsystems eignet. Die Untersuchungen zeigten, dass<br />

trotz der unvermeidbaren Kontamination des Spermas während der<br />

Ejakulatgewinnung die Produktion keimfreien verdünnten Spermas<br />

möglich ist.<br />

Abb. 4: Flüssigkonserviertes Ebersperma (mit farblicher Markierung verschiedener<br />

Eberrassen)

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