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Schwerpunkt: „Reproduktionsmedizin“ - Tierärztliche Hochschule ...

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30<br />

Institut für Reproduktionsmedizin der TiHo<br />

Institut für Tierzucht der Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft Mariensee (FAL)<br />

Zentrum für Frauenheilkunde und Zentrum für Anatomie der Georg-August-Universität Göttingen<br />

Die Kohlenhydrate der Zona pellucida des Schweins<br />

Die Analyse der Kohlenhydrate in Gykoproteinen stellt den Analytiker<br />

wegen des hohen Materialbedarfs und der normalerweise<br />

außerordentlichen Heterogenität der Kohlenhydratseitenketten<br />

(Glykane) vor besondere Probleme. Erst mit der Entwicklung der<br />

Massenspektrometrie, hier insbesondere der Entwicklung der<br />

„Matrix-unterstützten Laserdesorption/Ionisation Massenspektrometrie<br />

(MALDI-MS), gelingt es, auch mit geringeren Ausgangsmengen<br />

Glykoproteine zu analysieren. In den neunziger Jahren ist es<br />

M. Nakano, Chiba Universität, Japan, gelungen, die Glykane der<br />

beiden Glykoproteine ZPB und ZPC vollständig in ihrer Struktur aufzuklären,<br />

ihre Verteilung entlang der Moleküle zu bestimmen und<br />

die Struktur und Lokalisation der für die Gametenerkennung verantwortlichen<br />

Glykane zu identifizieren. Die Glykoproteine der porzinen<br />

Zona pellucida sind mit einem Kohlenhydratanteil von etwa 30%<br />

hochglykosyliert. Sie enthalten Glykane, die über die Aminosäuren<br />

Asparagin oder Serin/Threonin verknüpft sind und kurz als N-Glykane<br />

bzw. O-Glykane bezeichnet werden. Die N-Glykane gehören<br />

dem so genannten komplexen Typus an. N- und O-Glykane können<br />

durch sulfatierte Lactosamineinheiten und Neuraminsäuren verlängert<br />

sein (Abb. 3b). Durch die Vielzahl der Modifizierungen sind die<br />

Kohlenhydratstrukturen der ZP außerordentlich heterogen. Es sind<br />

daher nur die häufigsten Glykanstrukturen der porzinen Zona pellucida<br />

in Abbildung 3b schematisch dargestellt.<br />

Auf der Basis dieser Arbeiten konnten nun mittels moderner massenspektrometrischer<br />

Methoden die Kohlenhydratmuster (glycan<br />

profiles) des großen ZPA-Proteins bestimmt und ihre Veränderungen<br />

während Wachstum und Reifung der Eizelle verfolgt werden.<br />

Zona pellucida Glycomics<br />

Die im Wesentlichen massenspektrometrische Analyse der Glykane<br />

in Glykoproteinen wird in Analogie zur proteomics auch glycomics<br />

genannt. Die Untersuchung der Zona pellucida folgt der Methodik<br />

Abb. 3:<br />

a) Die Domänenstruktur der reifen Glykoproteine der Zona pellucida des<br />

Schweins. Die Glykosylierungen sind mit Symbolen dargestellt (für eine Erklärung<br />

siehe Abbildung 2b). Schwarze Balken symbolisieren die Lokalisation der<br />

Cysteinreste. bezeichnet die nicht besetzte potentielle Glykosylierungsstelle<br />

in ZPA.<br />

von glycomics und soll hier kurz schematisch dargestellt werden<br />

(Abb. 4a). Nach elektrophoretischer Trennung von ZPA werden im<br />

Gel die Kohlenhydratseitenketten durch spezifische Enzyme (endo-<br />

Glykosidasen) abgespalten, die freien Glykane aus dem Gel gelöst<br />

und nach Reinigung im MALDI-MS analysiert. Alternativ wird das<br />

Protein im Gel selbst mit Proteasen (vorwiegend Trypsin) gespalten,<br />

die entstehenden Peptide und Glykopeptide aus dem Gel<br />

gelöst und dann ebenfalls massenspektrometrisch analysiert. Dieses<br />

Vorgehen erlaubt die Erstellung der Glykanmuster (glycan profiling,<br />

Abb. 4b) und die Lokalisation der Glykane innerhalb des<br />

Moleküls. Für ZPA konnte damit gezeigt werden, dass dieses Protein<br />

neben den vorher beschriebenen komplexen N-Glykanen eine<br />

weitere Glykanstruktur trägt, die als Oligomannosyl-Glykan<br />

bezeichnet wird (Abb. 3b). Außerdem konnte gezeigt werden, dass<br />

nur fünf der sechs potentiellen Glykosylierungsstellen tatsächlich<br />

Glykane tragen.<br />

Die Reifung der Zona pellucida<br />

Zyklusabhängig wächst die Eizelle im Follikel heran. Zu diesem<br />

Zeitpunkt hat sie die Reduktionsteilung (Meiose) noch nicht vollständig<br />

durchgeführt, d.h. sie hat ihren doppelten Chromosomensatz<br />

(die mütterlichen und väterlichen Chromosomenpaare) noch<br />

nicht vollständig halbiert. Das gelingt erst mit der Ovulation und der<br />

nachfolgenden Befruchtung selbst. Befruchtungskompetent ist nur<br />

die ovulierte, gereifte Eizelle. Die Reifung der Eizelle kann ebenfalls,<br />

wie die eigentliche Befruchtung, in vitro durchgeführt werden<br />

(In-vitro-Maturation, IVM). Es stellte sich nun die Frage, ob es<br />

neben der Reifung des Eizellkerns, des Zytoplasmas und der intrazytoplasmatischen<br />

Organellen auch zu reifungsbedingten Veränderungen<br />

der extrazellulären Matrix kommt. Vergleicht man die Eigenschaften<br />

der Zona pellucida „ungereifter“ Eizellen, die aus Follikeln<br />

gewonnen wurden, mit denen, die einer 2-tägigen In-vitro-Reifung<br />

unterworfen wurden, lassen sich einige entscheidende Unterschiede<br />

feststellen. So hat sich die Kommunikationsfähigkeit mit der<br />

Samenzelle während der Reifung deutlich erhöht. Die von der Zona<br />

b) Die häufigsten Glykane der porzinen Zona pellucida. Die Symbole charakterisieren<br />

bi- (blau), tri- (grau) und tetra- (rot) antennäre komplexe N-Glykane<br />

sowie Oligomannose-Typ N-Glykane (grün).

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