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Schwerpunkt: „Reproduktionsmedizin“ - Tierärztliche Hochschule ...

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Institut für Reproduktionsmedizin der TiHo<br />

Institut für Tierzucht der Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft Mariensee (FAL)<br />

Zentrum für Frauenheilkunde und Zentrum für Anatomie der Georg-August-Universität Göttingen<br />

Edda Töpfer-Petersen, Detlef Rath, Hans-Wilhelm Michelmann, Dorothee von Witzendorff, Mahnaz Ekhlasi-Hundrieser,<br />

Peter Schwartz, Erik Piehler, Silja Ebeling, Christiane Hettel, Birgit Sieg, Petra Westermann<br />

Die Zona pellucida: Schutz- und Kommunikationsorgan<br />

der Eizelle<br />

Zusammenfassung<br />

Die Zona pellucida (ZP) der Eizelle spielt für die Regulierung der<br />

Befruchtung eine wesentliche Rolle. Voraussetzung für eine erfolgreiche<br />

Befruchtung ist die Kohlenhydrat-vermittelte Erkennung<br />

beider Gameten, die an dieser extrazellulären Matrix abläuft. Die<br />

Untersuchung der beteiligten Kohlenhydrat-Rezeptorsysteme ist<br />

daher schon lange ein Anliegen der Reproduktionsbiologie. In<br />

einem gemeinsamen Projekt werden die Glykane der porzinen<br />

ZP mittels moderner massenspektrometrischer Methoden (glycomics)<br />

identifiziert, Veränderungen ihrer Struktur sowie die globalen<br />

Veränderungen der dreidimensionalen Architektur der ZP<br />

während der Oozytenreifung in Relation zu ihrer Funktionalität<br />

untersucht. Die Kenntnis der Vorgänge, die bei der Reifung der<br />

Zona pellucida ablaufen, sind von besonderem Interesse für die<br />

Optimierung der In-vitro-Produktion von Schweineembryonen.<br />

Die Befruchtungskaskade<br />

Die Säugetiereizelle ist von einer hochorganisierten, dreidimensionalen<br />

Matrix umgeben, die als Zona pellucida bezeichnet wird. Die<br />

Zona pellucida schützt die wachsende Eizelle und den jungen –<br />

noch nicht implantierten – Embryo vor mechanischen und anderen<br />

äußeren Einflüssen und vermittelt, wie eine Mailbox, den Kontakt<br />

zwischen Embryo und der mütterlichen Umgebung. Darüber hinaus<br />

erkennt das befruchtungskompetente Spermatozoon über die Zona<br />

pellucida seine Eizelle und nimmt den ersten Kontakt zu ihr auf. Im<br />

Gegenzug dazu steuert die Zona pellucida die Funktion des Spermatozoons,<br />

sodass es diese äußere Eihülle durchdringen und<br />

schließlich die Eizelle befruchten kann.<br />

Die Folge dieser verschiedenen Schritte der Befruchtungkaskade<br />

sind in Abbildung 1 dargestellt. Zunächst müssen die Spermatozoen,<br />

die nach der Insemination in den Eileiter gelangt sind, in einen<br />

aktiven befruchtungsfähigen Zustand versetzt werden – eine<br />

Sequenz äußerst komplizierter endogener Vorgänge, die unter dem<br />

Begriff Kapazitation zusammengefasst werden. Das kapazitierte<br />

Spermatozoon ist nun in der Lage, der ovulierten Eizelle zum Ort<br />

der Befruchtung (der Übergang von Isthmus zur Ampulle des Eileiters)<br />

entgegen zu schwimmen, die Eizelle an der Zona pellucida zu<br />

erkennen und an diese zu binden. Bei dem gebundenen Spermatozoon<br />

induziert die Zona pellucida nun über Signaltransduktionskaskaden<br />

den massiven Influx von Kalziumionen in die Zelle; dieser<br />

löst dann die so genannte Akrosomreaktion, die Exozytose des<br />

Akrosoms, aus. Durch die Akrosomreaktion wird der enzymatische<br />

Inhalt des Akrosoms, das einen Teil des Spermatozoonkopfes<br />

umgibt (Abb. 1), ausgeschüttet, und trypsinähnliche Proteinasen,<br />

wie beispielsweise das akrosomale Akrosin, hydrolisieren sehr lokal<br />

Summary<br />

The oocyte zona pellucida plays an essential role in the regulation<br />

of fertilization. The carbohydrate-mediated recognition of<br />

both gametes is a crucial step of the fertilization cascade and has<br />

been one of the main topics of reproductive biology in the past<br />

decade. The current project focus on the characterization of the<br />

glycans of the porcine zona pellucida (glycomics), their structural<br />

changes, as well as the global changes in the three-dimensional<br />

architecture of the ZP during oocyte maturation in relation to zona<br />

pellucida function. Knowledge of the maturation process of the<br />

zona pellucida is of interest for optimizing the in-vitro production<br />

of porcine embryos.<br />

die Zona pellucida. Den sich bildenden Schlitz kann das Spermatozoon<br />

nun mit Hilfe seiner eigenen Beweglichkeit durchdringen und<br />

gelangt in den perivitellinen Raum. Das ist der Raum zwischen Zona<br />

pellucida und der eigentlichen Eizelle. Es dockt im nächsten Schritt<br />

an die Plasmamembran der Eizelle an, fusioniert mit dieser und<br />

wird in das Zytoplasma der Eizelle gezogen, wobei der Kern des<br />

Spermatozoons zu dekondensieren beginnt und den männlichen<br />

Vorkern bildet. Bei der Fusion werden neben der Aktivierung der<br />

Kernreifung und des embryonalen Entwicklungssystems auch<br />

Mechanismen eingeleitet, die zum so genannten Polyspermieblock<br />

führen. Dieser soll verhindern, dass mehr als ein Spermatozoon in<br />

die Eizelle eindringen kann. Bei der reifen, befruchtungsfähigen<br />

Eizelle sind unterhalb der Plasmamembran kleine Organellen – die<br />

Abb. 1: Die Befruchtungskaskade. Das kapazitierte Spermatozoon (Akrosom:<br />

rot) bindet an die Zona pellucida (grün). Die Akrosomreaktion wird ausgelöst und<br />

das akrosom-reagierte Spermatozoon penetriert die Zona pellucida. Durch die<br />

Fusion mit der Eizelle kommt es zur Exozytose der kortikalen Granulae (grau);<br />

durch deren Inhalt die Zona Reaktion eingeleitet wird.

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