Schwerpunkt: âReproduktionsmedizinâ - Tierärztliche Hochschule ...
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Niedersächsisches Landgestüt Celle<br />
Institut für Veterinär-Pathologie der Veterinärmedizinischen Fakultät der Universität Leipzig<br />
Klinik für Pferde der TiHo<br />
Harald Sieme, Doris Schoon, Magali Quetin, Erich Klug, Heinz-Adolf Schoon<br />
Einfluss von Inseminatkomponenten auf den<br />
Uterus und die Fertilität der Stute<br />
Zusammenfassung<br />
Jede Bedeckung oder Besamung hat, vermittelt durch komplexe<br />
Interaktionen zwischen zellulärer und humoraler Immunantwort<br />
(neutrophile Granulozyten, Immunglobuline, Komplement) sowie<br />
mechanischer Clearance (myometriale Kontraktionen) eine physiologische<br />
transiente Endometritis bei der Stute zur Folge. Die<br />
Bedeutung dieses Entzündungsgeschehens für das Fertilitätsergebnis<br />
wird kontrovers diskutiert.<br />
Der Einfluss isolierter Inseminatkomponenten (Spermien, Seminalplasma,<br />
Verdünner) nach intrauteriner Applikation auf das<br />
Auftreten von neutrophilen Granulozyten und weiterer Entzündungszellen,<br />
wie Makrophagen, Lymphozyten, Plasmazellen,<br />
eosinophile Granulozyten und Mastzellen, wurde in einem<br />
aktuellen Projekt anhand von Endometriumbioptaten östrischer<br />
Stuten erfasst. Im Ergebnis waren die Einzelkomponenten des<br />
Inseminates, bezogen auf die Zelldichte der neutrophilen Granulozyten,<br />
IgA-produzierender Plasmazellen und Makrophagen<br />
graduell und temporär unterschiedlich am Entzündungsgeschehen<br />
beteiligt. Die gewonnenen Erkenntnisse werden hinsichtlich<br />
der Ätiopathogenese und Bedeutung für das Fertilitätsergebnis<br />
erläutert.<br />
Vorgänge im Genitaltrakt der Stute nach<br />
Bedeckung/Besamung<br />
Damit eine erfolgreiche Vereinigung der Gameten im Eileiter stattfinden<br />
kann, muss vorher eine Reihe von Prozessen in einer präzise<br />
abgestimmten, zeitlichen Reihenfolge ablaufen. Neben der<br />
Anzahl befruchtungspotenter Spermien werden in diesem Zusammenhang<br />
der Bedeckungs-/Inseminationszeitpunkt, die -frequenz<br />
und das -intervall als wesentliche, limitierende Faktoren hinsichtlich<br />
des Befruchtungserfolges angesehen. Die Überlebensdauer männlicher<br />
Gameten im Genitaltrakt der Stute variiert sehr deutlich zwischen<br />
den Hengsten (24 Stunden - 6 Tage). Die Lebensdauer der<br />
Eizelle hingegen nimmt mit zunehmendem Abstand zur Ovulation<br />
kontinuierlich ab. In den Gebärmutterkörper eingebrachte Spermien<br />
erreichen schon nach relativ kurzer Zeit die Uterushornspitze und<br />
stehen in einer spezifischen Anordnung zu den epithelialen Strukturen<br />
der uterotubalen Verbindung. Deutlicher als durch die individuelle<br />
Progressivität der Spermien wird die Verteilung im weiblichen<br />
Genitale jedoch durch eine Uterusmotilitätssteigerung im Zuge der<br />
Interaktion mit dem Inseminat beeinflusst. Der Spermientransport<br />
gilt 4 Stunden nach Bedeckung oder Besamung als abgeschlossen.<br />
Nach erfolgreicher Befruchtung gelangt der Embryo ~6 Tage post<br />
ovulationem in die Gebärmutter.<br />
Summary<br />
In the mare, breeding, whether natural or artificial, leads to a transient<br />
physiological endometritis due to complex interactions<br />
between the cellular and lymphatic immune response (the neutrophils,<br />
immunoglobulins, the complement system) and to<br />
mechanical clearance (myometrial contractions). There is as yet<br />
no consensus about the significance of this inflammatory process<br />
for fertilization.<br />
The present project used endometrial biopsies from mares in<br />
estrus to study the effects of intrauterine application of isolated<br />
inseminate components (sperm, seminal plasma and extender)<br />
on the occurrence of neutrophils and other inflammatory cells:<br />
macrophages, lymphocytes, plasma cells, eosinophils and mast<br />
cells. The results showed that the different involvement of individual<br />
components of the inseminate to different degrees and at different<br />
times influenced the cell density of neutrophils, IGA-producing<br />
plasma cells, and macrophages. These phenomena are<br />
discussed in terms of their etiopathogenesis and their relevance<br />
for fertility.<br />
Entzündung des Endometriums nach<br />
Bedeckung/Besamung („post-breeding induced<br />
Endometritis“, PBIE)<br />
Als Endometritis werden alle entzündlichen Prozesse des Endometriums<br />
bezeichnet, die qualitativ sowie quantitativ über die physiologische<br />
zyklische Selbstreinigung hinausgehen, unabhängig von<br />
ihrer Ätiologie. Es handelt sich um Infiltrationen freier Zellen in der<br />
Uterusschleimhaut, die durch den vorkommenden Zelltyp, die Lokalisation,<br />
die Verteilung der Infiltrate sowie den Grad der Infiltration<br />
charakterisiert werden. Die Beurteilung des Schweregrades der<br />
Entzündung erfolgt unter Berücksichtigung der Ausdehnung und<br />
Verteilung der zellulären Infiltrate innerhalb des Endometriums.<br />
Jede Bedeckung/Besamung löst bei der Stute eine akute entzündliche<br />
Reaktion des Endometriums aus. Eine ähnliche Entzündung<br />
kann bei Ratten, Mäusen und Kaninchen sowie bei Frauen in der<br />
Schleimhaut der Vagina beobachtet werden.<br />
Diese Endometritis (post-breeding induced Endometritis, PBIE) ist<br />
physiologischerweise transient. Durch komplexe Interaktionen zwischen<br />
zellulärer und humoraler Immunantwort (neutrophile Granulozyten,<br />
Immunglobuline, Komplement) und mechanischer Clearance<br />
(myometriale Kontraktionen) ist der Entzündungsprozess innerhalb<br />
von 48 bis 72 Stunden abgeschlossen. Bei der persistierenden<br />
Endometritis handelt es sich um einen entzündlichen Vorgang des<br />
Endometriums, der länger als 96 Stunden nach der Bedeckung