Schwerpunkt: âReproduktionsmedizinâ - Tierärztliche Hochschule ...
Schwerpunkt: âReproduktionsmedizinâ - Tierärztliche Hochschule ...
Schwerpunkt: âReproduktionsmedizinâ - Tierärztliche Hochschule ...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Andreas Spötter, Ottmar Distl<br />
Wurfgröße beim Schwein – bestimmende Faktoren<br />
und Rasseunterschiede<br />
Die Anzahl lebend geborener Ferkel wird von zahlreichen Faktoren,<br />
wie Ovulationsrate, embryonaler Überlebensrate und Uteruskapazität,<br />
bestimmt. Die Anzahl ovulierter Eizellen (= Ovulationsrate)<br />
bestimmt die maximale Wurfgröße. Bei steigenden Ovulationsraten<br />
nimmt jedoch die pränatale Überlebensrate ab und ist als limitierender<br />
Faktor anzusehen. Eine Steigerung der Wurfgröße über eine<br />
Verminderung dieser Verluste scheint daher ein viel versprechender<br />
Ansatz zu sein. Für die Schweinezucht ist es wichtig, zu erfahren,<br />
welche Faktoren die Wurfgröße regulieren und wie sich diese<br />
Erkenntnisse in der Zucht praktisch nutzen lassen.<br />
Das chinesische Meishan Schwein (Abb. 1) ist für seine hohe<br />
Fruchtbarkeit bekannt. Im Vergleich mit westlichen Schweinerassen<br />
Institut für Tierzucht und Vererbungsforschung der TiHo<br />
Genetische Ursachen der Wurfgröße beim Schwein<br />
Zusammenfassung<br />
Die Wurfgröße beim Schwein wird wesentlich von der embryonalen<br />
Sterblichkeit bestimmt. Diese ist während der ersten<br />
Wochen der Trächtigkeit am höchsten und wird auf Störungen<br />
bestimmter embryonaler Entwicklungsprozesse zurückgeführt.<br />
Um die Wurfgröße zu erhöhen, wird bisher meist auf phänotypische<br />
Informationen und eine Zuchtwertschätzung für die Anzahl<br />
lebend geborener Ferkel zurückgegriffen. Ein anderer Ansatz verwendet<br />
molekulargenetische und phänotypische Informationen<br />
gleichzeitig. Dementsprechend gehen viele Forschungsarbeiten<br />
dahin, Gene zu identifizieren und deren Expressionsmuster<br />
aufzuklären, die einen Einfluss auf die Befruchtung, embryonale<br />
Implantation und weitere fetale Entwicklung haben. Das Ziel<br />
dieses Artikels ist es, einen Überblick über den Stand dieses<br />
Forschungsgebiets zu geben.<br />
Abb. 1: Meishan oder Chinesisches Faltenschwein<br />
Summary<br />
One of the major determinants for litter size in pigs is prenatal<br />
mortality. It occurs most frequently during the first few weeks of<br />
gestation and can be attributed to disturbances in developmental<br />
processes during embryogenesis. Improvement of litter size has<br />
been attempted using phenotypic data and prediction of breeding<br />
values. However, another promising approach in pursuit of this<br />
aim has been the use of molecular genetic information to<br />
increase embryonic survival. Accordingly, considerable efforts<br />
have been made in identifying and mapping genes involved in the<br />
regulation of fertilization, embryo implantation and fetal development<br />
and in elucidating their expression patterns.<br />
The objective of this paper was to give an overview of the efforts<br />
being made and approaches being used in this field.<br />
hat es bei vergleichbaren Ovulations- und Befruchtungsraten durchschnittlich<br />
3,6 lebend geborene Ferkel mehr pro Wurf sowie eine<br />
höhere Anzahl von Zitzenpaaren.<br />
Die pränatalen Verluste sind beim Schwein während des ersten<br />
Monats der Trächtigkeit mit 20 bis 30% der ovulierten Eizellen doppelt<br />
so hoch, wie für den restlichen Zeitraum der Trächtigkeit (85<br />
Tage), da die Implantation des Embryos in die Gebärmutterschleimhaut<br />
eine sehr kritische Phase für das weitere Überleben darstellt.<br />
Diese Phase wird von einer größeren Anzahl von Genen gesteuert<br />
und Mutationen in einzelnen Genen können bereits zu erheblichen<br />
Veränderungen in der Frequenz pränataler Verluste führen.<br />
Die Rolle genetischer Marker bei der Erforschung der<br />
Wurfgröße<br />
Molekulargenetische Methoden, insbesondere der Einsatz genetischer<br />
Marker wie Mikrosatelliten und Single Nucleotide Polymorphisms<br />
(SNPs), sind von großer Bedeutung bei der Identifizierung<br />
reproduktionsrelevanter Gene und der Selektion von Zuchttieren.<br />
Mikrosatelliten bestehen aus Wiederholungen von zwei oder mehr<br />
Basenpaaren (z.B.: (GT) n ). Die Anzahl der Wiederholungen ist<br />
variabel, d.h. sowohl einzelne Individuen als auch die beiden Allele<br />
eines Individuums können sich durch die Anzahl der Wiederholungen<br />
unterscheiden (Abb. 2). Die Anzahl möglicher Allele ist je nach<br />
Mikrosatellit sehr verschieden und kann zwischen 1 und bis zu 20<br />
liegen. Die Nutzbarkeit eines Mikrosatelliten für die Selektion ergibt<br />
sich dann, wenn er in unmittelbarer Nähe eines Gens liegt, das für<br />
die Fruchtbarkeit von Bedeutung ist. In diesem Fall ist der Mikrosatellit<br />
mit dem fruchtbarkeitsrelevanten Gen genetisch gekoppelt und<br />
somit eine Trennung dieser beiden Genorte durch Crossing-over<br />
während der Meiose wenig wahrscheinlich.<br />
35