Schwerpunkt: âReproduktionsmedizinâ - Tierärztliche Hochschule ...
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Institut für Wildtierforschung der TiHo (Arbeitsgruppe Prof. Dr. Klaus Pohlmeyer, Dr. Gunter Sodeikat)<br />
Fruchtbarkeitsmerkmale sind multifaktoriell beeinflusst. Ihre Untersuchung<br />
hat zudem signifikante Altersunterschiede ergeben. So<br />
weisen Frischlinge in Niedersachsen bereits durchschnittlich 5,2<br />
Feten im Uterus auf, für zwei- und mehrjährige Tiere werden 6,7<br />
und 7,6 Feten im arithmetischen Mittel errechnet. Im Gegensatz<br />
hierzu erzielt die embryonale Mortalität, die der Literatur zufolge<br />
beim Wildschwein 25% und mehr erreichen kann, in den untersuchten<br />
Populationen mit 6% bis 18% Minimalwerte.<br />
Auch das Eintrittsalter von Frischlingen in die Geschlechtsreife<br />
scheint geringer zu sein als bisher angenommen. In den untersuchten<br />
Regionen besteht eine 80%ige Wahrscheinlichkeit für Frischlinge,<br />
in einem Alter von acht Monaten die Pubertät erreicht zu haben.<br />
Dabei erweist sich das Körpergewicht der Tiere als wesentlicher<br />
Einflussfaktor. Ab einem Aufbruchgewicht von 20 kg, das circa 75%<br />
des Lebendgewichtes entspricht, konnten mehr als zwei Drittel der<br />
untersuchten Tiere als geschlechtsreif eingestuft werden. Da ein so<br />
komplexes biologisches Ereignis wie die Pubertät nicht allein an<br />
Ovarbefunden festzumachen ist, kann in diesem Zusammenhang<br />
die Zahl der tatsächlich tragenden Frischlinge im weiteren Reproduktionsgeschehen<br />
als zusätzlicher Beweis gelten. Das Minimalgewicht<br />
tragender Jungtiere beträgt 22 kg (Aufbruchgewicht).<br />
Zu den Umweltfaktoren, die wesentlichen Einfluss auf die Reproduktion<br />
des Schwarzwilds haben können, gehört die Nahrungsverfügbarkeit.<br />
Obwohl in den drei untersuchten Gebieten aufgrund der Vegetationsstruktur<br />
und der landwirtschaftlichen Verhältnisse von einer<br />
guten Ernährungsgrundlage für Wildschweine ausgegangen werden<br />
kann, haben Baummasten, insbesondere die Fruktifizierung von<br />
Eichen und Buchen, Auswirkungen auf die Fortpflanzung der Sauen<br />
gezeigt. Im zweiten Untersuchungsjahr wurde im Untersuchungsgebiet<br />
der westlichen Eifel (Rheinland-Pfalz) eine Vollmast, also ein<br />
besonders ertragreiches Jahr, für Eichen und Buchen festgestellt.<br />
Die anschließende Reproduktionsphase des Schwarzwilds begann<br />
ungefähr vier Wochen früher als im Vorjahr und zeigte eine Trächtigkeitsrate<br />
der zwei- und mehrjährigen Tiere von 100% (Abb. 3).<br />
Ein weiteres Augenmerk<br />
der Untersuchung lag auf<br />
Erkrankungen, die Auswirkungen<br />
auf das Reproduktionsgeschehen<br />
der Wildschweine<br />
haben können. In<br />
stratifizierten serologischen<br />
Untersuchungen auf Antikörper<br />
gegen die Aujeszky`sche<br />
Krankheit, Brucellose,<br />
KSP, Porcine Parvovirose<br />
sowie PRRS (Porcines<br />
Reproduktives und Respiratorisches<br />
Syndrom) wurde<br />
in den drei Regionen ein<br />
hoher Durchseuchungsgrad<br />
der Wildschweinpopulationen<br />
mit Porcinem Parvovirus<br />
festgestellt. Zudem weisen<br />
mehrere Seren von Tieren<br />
eines rheinland-pfälzi-<br />
Abb. 3: Ovarbefunde von Wildschweinen eines rheinland-pfälzischen Untersuchungsgebietes während eines normalen und<br />
eines Mastjahres<br />
Abb. 4: Nur im Winter, insbesondere im<br />
November und Dezember, gesellen sich<br />
die alten Keiler zu den Bachen; Foto:<br />
Copyright: Goldmann<br />
schen Untersuchungsgebietes zusätzlich Antikörper gegen den<br />
Erreger der Aujeszky`schen Krankheit auf. Weder pathologische<br />
Organveränderungen noch abnorme Embryonal- oder Fetalstadien<br />
geben Anlass, ein erhöhtes Vorkommen der Erkrankung in diesen<br />
Populationen zu vermuten. Lediglich eine geringfügig erhöhte<br />
embryonale Mortalität unter mehrjährigen Tieren der Stichprobe im<br />
Vergleich zu den übrigen Gebieten macht einen Einfluss der Erkrankung<br />
auf die Fortpflanzungsleistung wahrscheinlich.<br />
Die Analyse der Untersuchungsgebiete hinsichtlich Nahrungsverfügbarkeit,<br />
Vegetation, klimatischer Verhältnisse und weiterer Komponenten<br />
veranschaulicht, dass das Wildschwein sich sowohl als<br />
reiner Waldbewohner als auch in der Rolle des Kulturfolgers in<br />
Großstädten erfolgreich fortpflanzt. Neben einem hohen Reproduktionspotential,<br />
das bei einer idealen Populationsstruktur eine Vermehrungsrate<br />
von mehr als 200% gewährleistet, weisen die untersuchtenWildschweinbestände<br />
einen hohen Anteil<br />
reproduzierender Frischlinge<br />
auf.