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Schwerpunkt: „Reproduktionsmedizin“ - Tierärztliche Hochschule ...

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Institut für Tierzucht der Bundesforschungsanstalt für Landwirtschaft Mariensee (FAL)<br />

Niedersächsisches Landgestüt Celle<br />

Veterinärfakultät der Universität Sydney<br />

Abb. 2: High-Speed Flowzytometer zur Trennung von Spermien<br />

(MoFlo Sx, Dakocytomation)<br />

und je Eizelle nur eine Samenzelle zur Verfügung stehen musste.<br />

Dieses Verfahren ist allerdings technisch aufwendig und erfordert<br />

relativ hohe Investitionen für eine Mikromanipulationseinheit. Das<br />

Verfahren ist aber dann sinnvollerweise einzusetzen, wenn nur<br />

wenige oder nicht mehr funktionsfähige Spermien zur Verfügung<br />

stehen, wie dies häufig bei bedrohten Tierarten vorkommt. Für viele<br />

dieser Tierarten wurden noch keine Spermakonservierungsverfahren<br />

entwickelt; hier kann über ICSI versucht werden, gereifte Eizellen<br />

mechanisch zu befruchten.<br />

Für den Routineeinsatz von gesextem Sperma muss die Besamung<br />

auch beim Schwein das Mittel der Wahl sein. Üblicherweise werden<br />

pro Besamung mindestens 1 Milliarde Samenzellen, evtl. auch<br />

mehrmals pro Rausche, verwendet. Um die Schweinebesamung<br />

mit gesextem Sperma zu ermöglichen,<br />

musste daher zunächst ein<br />

Besamungskatheter entwickelt werden,<br />

der es erlaubt, das Sperma tief<br />

im Uterushorn kurz vor der utero-tubalen<br />

Verbindung zu platzieren. Damit<br />

lassen sich Spermaverluste vermeiden.<br />

Von mehreren Typen hat sich ein<br />

in Spanien entwickeltes Instrumentarium<br />

als besonders geeignet erwiesen<br />

(Firflex®). Hiermit kann die Besamungsdosis<br />

auf ca. 50 Millionen Spermien<br />

reduziert werden. Erste Ferkel<br />

aus der Besamung mit gesextem<br />

Sperma wurden 2003 in Mariensee<br />

geboren. Dennoch bedeutet eine<br />

Spermadosis von 50 Millionen Spermien<br />

eine Sortierdauer von 3 bis 5<br />

Stunden, was zeigt, dass ein Routineeinsatz<br />

für die Erstellung von Endprodukten<br />

kaum rentabel sein wird. Ein<br />

Ausweg bietet evtl. die Tiefgefrierung<br />

von Ebersperma. Allerdings müssen<br />

hierzu bekannte Einfrierverfahren<br />

stark modifiziert werden. Dies wird<br />

gegenwärtig in Mariensee in Zusammenarbeit<br />

mit den Universitäten in<br />

Sydney und Murcia erarbeitet.<br />

Abb. 3: Sortierdiagramm für Hengstsperma<br />

Pferd: Auch bei der Pferdebesamung besteht prinzipiell die Anforderung<br />

einer relativ hohen Spermadosierung. In Kombination mit der<br />

hysteroskopischen Besamung wurden in den USA, Argentinien,<br />

Australien und Deutschland mehrere Fohlen aus gesextem Sperma<br />

geboren. In Zusammenarbeit mit dem Landgestüt Celle und der<br />

Universität Sydney wird zurzeit an einem neuen Tiefgefrierverfahren<br />

geforscht, das in Anlehnung an die Ergebnisse aus Gefrierversuchen<br />

mit Schweine- und Rindersperma die Belastungen beim<br />

Sortieren und Tiefgefrieren mindern soll. Erste Ergebnisse zeigen,<br />

dass mit dem gewählten Einfrierprotokoll Hengstspermien nach<br />

dem Sortierprozess eingefroren werden können und dabei eine<br />

ausreichende Bewegungsaktivität und Membranintegrität nach dem<br />

Auftauen erhalten bleibt. Beim Vergleich eines computergesteuerten<br />

Gefrierprozesses war kein Unterschied gegenüber einem einfachen<br />

Verfahren im Stickstoffdampf zu erkennen. Auch zwischen<br />

zwei Verdünnersystemen (INRA 82 und LactoseEDTA) bestand<br />

kein nachweisbarer Unterschied. Während bei allen geprüften Verfahren<br />

die Motilität durch die Kombination von Sortier- und Gefrierprozess<br />

deutlich abnahm, blieben Membranintegrität und morphologische<br />

Parameter unbeeinflusst gut. Gegenwärtig muss die Besamung<br />

dennoch sehr genau auf den Ovulationszeitpunkt terminiert<br />

werden, da nach dem Auftauvorgang die Überlebenszeit der<br />

Hengstspermien auf wenige Stunden beschränkt ist.<br />

Einen zusätzlichen Aspekt untersucht man derzeit an der Universität<br />

Sydney. Hier wird zunächst tiefgefrorenes Sperma von Schafböcken<br />

und Hengsten aufgetaut, im Flowzytometer sortiert, anschließend<br />

wieder eingefroren und zum Gebrauchstermin erneut aufgetaut.<br />

Das Sperma dieser beiden Spezies ist ausreichend widerstandsfähig,<br />

um den Prozess zu überstehen und um zur In-vitro-<br />

Befruchtung verwendet werden können. So könnte es bald häufiger<br />

heißen: Herr Doktor, bitte ein Stutfohlen!<br />

a) Jeder rote Punkt repräsentiert eine Samenzelle, Anhäufungen färben sich über gelb nach grün. Zwei deutliche<br />

Populationen (X-und Y-chromosomale Spermien) sind zu erkennen.<br />

b) Elektronische Aufbereitung nach Gating. Rotes und blaues Fenster dienen der Sortierentscheidung<br />

c) Separation der Spermienpopulation nach DNA Gehalt (counts: DNA Gehalt).<br />

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