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Schwerpunkt: „Reproduktionsmedizin“ - Tierärztliche Hochschule ...

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20<br />

Niedersächsisches Landgestüt Celle<br />

Institut für Veterinär-Pathologie der Veterinärmedizinischen Fakultät der Universität Leipzig<br />

Klinik für Pferde der TiHo<br />

Abb. 3: Unterschiede in der PMN-Dichte im Stratum compactum vor (0h), 6-8h<br />

und 48h nach intrauteriner Flüssigkeitsapplikation bei östrischen Warmblutstuten<br />

unter Berücksichtigung des endometrialen Ausgangszustandes (o.b.B.,<br />

Endometritis, Endometritis und Endometrose, Endometrose) (Mittelwertdarstellung,<br />

±SD)<br />

render Plasmazellen) Untersuchungsverfahren ermöglicht. Mikroskopisch<br />

wurden je nach Zelltyp 5-15 Gesichtsfelder im Stratum<br />

compactum inkl. luminalem Epithel sowie im Stratum spongiosum<br />

auf das Vorkommen von Entzündungszellen untersucht.<br />

Nach Auswertung der prae applicationem gewonnenen Bioptate<br />

(0 h) wurden die Stuten zunächst, unabhängig von ihrer Gruppenzuordnung,<br />

in vier verschiedene histopathologische „Klassen“ eingeteilt:<br />

Stuten mit ungeschädigtem Endometrium, mit Endometritissymptomen,<br />

mit Endometrose oder mit entzündlichen und fibrotischen<br />

Läsionen der Uterusschleimhaut. Dadurch wurde zusätzlich<br />

die Beeinflussung des initialen histopathologischen Endometriumzustandes<br />

auf den Reaktionsverlauf untersucht. Aus der Klassenverteilung<br />

konnte keine signifikante Veränderung des Reaktionsvorganges<br />

hinsichtlich der Infiltration mit PMN, Lymphozyten, Makrophagen<br />

sowie Mastzellen bei Stuten mit geschädigtem Endometrium<br />

im Vergleich zu gesunden Probanden festgestellt werden (s.<br />

Abb. 3). Durch eine vorab bestehende Endometritis war jedoch die<br />

Rekrutierung von IgA-Plasmazellen beeinträchtigt.<br />

Die entzündliche Reaktion der Uterusschleimhaut nach der Bedeckung/Besamung<br />

entspricht, wie in Abbildung 4 dargestellt, im<br />

pathohistologischen Kontext einer akuten katarrhalischen Endometritis,<br />

welche im Wesentlichen durch Infiltrate von PMN im Stratum<br />

compactum und im luminalen Epithel charakterisiert werden kann.<br />

Die intrauterine Applikation von Spermien, verdünntem Samen<br />

(Inseminat) sowie Seminalplasma verursachte einen signifikant größeren<br />

Anstieg der Infiltration mit PMN als die Applikation von Verdünner<br />

bzw. von Kochsalzlösung (Kontrolle). Diese Unterschiede<br />

werden zum einen als Effekte einer Wirkung von Spermatozoen<br />

und gewissen Faktoren des Seminalplasmas auf Chemotaxis, Vermittlung<br />

von Komplementfaktoren und Entzündungsmediatoren der<br />

PMN und zum anderen als Folge mechanischer Reize nach Applikation<br />

eines bestimmten Flüssigkeitsvolumens (Verdünner, Kochsalzlösung)<br />

auf die Schleimhaut interpretiert. Die Clearance erwies<br />

sich innerhalb von 48 Stunden als vergleichsweise verzögert bei<br />

Stuten der Seminalplasma- und Verdünnergruppe.<br />

0h<br />

6-8h<br />

48h<br />

Nach Applikation von Spermien, Inseminat sowie Kochsalzlösung<br />

(Kontrolle) waren über den Untersuchungszeitraum IgA-produzierende<br />

Plasmazellen signifikant vermehrt nachweisbar; im Gegensatz<br />

dazu bestimmten Makrophagen nach intrauteriner Applikation<br />

von Seminalplasma bzw. Verdünner das histologische Bild. Die<br />

Applikation von Verdünner führte möglicherweise auch zu einer<br />

intensivierten Degranulation von Mastzellen.<br />

Zusammenfassend sind bei der PBIE die Einzelkomponenten des<br />

Inseminates (Spermien, Seminalplasma, Verdünner), bezogen auf<br />

die Zelldichte der PMN, graduell und temporär unterschiedlich<br />

beteiligt. Die Rekrutierung von Lymphozyten, Plasmazellen, Makrophagen<br />

und Mastzellen könnte dahingehend gedeutet werden,<br />

dass möglicherweise auch bei der Stute die Konfrontation des<br />

Endometriums mit dem semiallogenetischem Material Hengstsperma<br />

nicht nur hinsichtlich uteriner Reparationsprozesse, sondern<br />

auch im Sinne einer immunomodulatorischen Auseinandersetzung<br />

im Verbund mit möglicherweise fertiltätsfördernden Effekten spezifischer<br />

Inseminatkomponenten (Seminalplasma) – wie bei Maus,<br />

Schwein und Mensch beschrieben – von Bedeutung sein könnte.<br />

Dies wird das Ziel weiterer Untersuchungen sein.<br />

Aus den bisher vorliegenden Erkenntnissen zur PBIE ergeben sich<br />

Notwendigkeiten zielgerichteter, weiterer Untersuchungen aber<br />

auch Hinweise für Anwendungsmöglichkeiten in der Praxis der Pferdezucht<br />

zur Verbesserung der Fertilitätsresultate der Stute; so<br />

befassen sich bereits publizierte und aktuelle Studien mit Verbesserungen<br />

des Besamungsmanagements und der Besamungstechnik<br />

via Beeinflussung des Myometriums und der uterinen Immunantwort<br />

durch spezifische Modifikationen der Inseminatbeschaffenheit.<br />

0h<br />

6-8h<br />

48h<br />

Abb. 4: Befunde von Endometriumbiopsien vor (0h), 6-8h und 48h nach intrauteriner<br />

Applikation eines verdünnten Inseminats einer östrischen Warmblutstute<br />

(Naphthol-AS-D-Chlorazetat-Esterase (ClAE)-Darstellung polymorphkerniger<br />

neutrophiler Granulozyten PMN)<br />

0h gesundes Endometrium<br />

6-8h diffuse, mittelgradige Infiltration des Stratum compactum mit PMN;<br />

einige PMN auch im Stratum spongiosum<br />

48h einzelne PMN-Infiltrate im Stratum compactum noch vorhanden

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