Schwerpunkt: âReproduktionsmedizinâ - Tierärztliche Hochschule ...
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der Zucht genutzt werden und sehr viele Nachkommen bekommen<br />
(Abb. 2). Natürlich möchte man aber nur solche Hengste für die<br />
künstliche Besamung einsetzen, die uneingeschränkt fertil sind und<br />
eine gleichmäßig hohe Spermienqualität aufweisen. Im Vergleich zu<br />
anderen Nutztierarten weisen die Erfolgsraten der künstlichen<br />
Besamung bei Pferden große Schwankungen auf und sind deutlich<br />
schlechter als zum Beispiel bei Rindern oder Schweinen.<br />
Es ist für die Pferdezucht von erheblicher wirtschaftlicher Bedeutung,<br />
wenn aus dem Sperma eines Spitzenhengstes möglichst viele<br />
Spermaportionen für die künstliche Besamung gewonnen werden<br />
können, d.h. es wird versucht, die Anzahl der Spermien pro Spermaportion<br />
möglichst niedrig einzustellen. Gerade im Zuge dieser<br />
Entwicklung zeigt sich jedoch, dass es bei verschiedenen Hengsten<br />
Schwankungen in den Befruchtungsfähigkeiten der Spermien gibt.<br />
Diese Unterschiede fallen bei natürlichen Bedeckungen nicht so<br />
sehr ins Gewicht, da der Hengst beim Natursprung eine sehr große<br />
Anzahl von Spermien auf die Stute überträgt, so dass die hohe<br />
Menge an Spermien kleinere Beeinträchtigungen der Spermienqualität<br />
kompensieren kann. Es kann daher passieren, dass ein Hengst<br />
Institut für Tierzucht und Vererbungsforschung der TiHo<br />
Niedersächsisches Landgestüt Celle<br />
Institut für Reproduktionsmedizin der TiHo<br />
Abb. 1: Schematische Darstellung der Abläufe bei der Differenzierung von Spermien im männlichen<br />
Geschlechtsapparat. Im Hoden befinden sich mit den Spermatogonien die Stammzellen der Spermienproduktion.<br />
Durch mitotische Zellteilungen entstehen aus den Spermatogonien Spermatocyten, welche über<br />
cytoplasmatische Brücken verbunden bleiben. Nach der Meiose, bei der aus jedem Spermatocyt insgesamt<br />
vier Spermatiden entstehen, enthalten die Zellen nur noch einen haploiden Satz an Chromosomen. Immer<br />
noch im Hoden differenzieren die Spermatide zu unreifen Spermien, welche in den Nebenhoden transportiert<br />
werden. Dort und bei der weiteren Passage durch den Genitaltrakt lagern sich Proteine aus dem Seminalplasma<br />
an die Spermienoberfläche, welche zur Spermienreifung beitragen und somit eine wichtige Rolle<br />
für die Befruchtungsfähigkeit spielen. Im rechten Teil der Abbildung sind einige der über 100 Gene aufgelistet,<br />
von denen man heute weiß, dass sie für die männliche Fruchtbarkeit wichtig sind.<br />
im Natursprung eine völlig normale Fruchtbarkeit<br />
zeigt und erst bei seinem Einsatz in<br />
der künstlichen Besamung unterdurchschnittliche<br />
Befruchtungserfolge verzeichnet<br />
werden. Neben der Anzahl der Spermien<br />
haben unter den Bedingungen der Samenübertragung<br />
insbesondere auch die Spermienalterung<br />
und die Konfektionsform<br />
(Frisch-, Tiefgefriersperma) einen wichtigen<br />
Einfluss auf das Fertilitätsergebnis. Aufgrund<br />
der zunehmenden Bedeutung der Spermaqualität<br />
in der künstlichen Besamung<br />
erscheint es besonders wichtig, in Ergänzung<br />
zu modernen spermatologisch-diagnostischen<br />
Verfahren auch genetische<br />
Mechanismen zu untersuchen, die einen<br />
Einfluss auf die Befruchtungsfähigkeit von<br />
Hengstsperma haben.<br />
Untersuchung der CRISP Gene<br />
In dem Forschungsprojekt, das gemeinsam<br />
vom Institut für Reproduktionsmedizin, dem<br />
Institut für Tierzucht und Vererbungsforschung<br />
und dem Landgestüt Celle durchgeführt<br />
wird, ist die systematische Untersuchung<br />
von fortpflanzungsrelevanten Genen<br />
geplant. Derzeit konzentrieren sich die<br />
Untersuchungen dabei vor allem auf Gene,<br />
die die Spermienreifung und die Wechselwirkungen<br />
der Spermien mit dem weiblichen<br />
Genitaltrakt beeinflussen. Hierzu werden am<br />
Institut für Reproduktionsmedizin Proteine<br />
aus der Spermaflüssigkeit isoliert und biochemisch<br />
charakterisiert. Nach der biochemischen<br />
Charakterisierung der isolierten<br />
Proteine beginnt die molekularbiologische<br />
Charakterisierung der zugehörigen Gene.<br />
Abb. 2: Gewinnung von Samen für die künstliche Besamung von einem Hengst.<br />
Der Hengst springt auf ein so genanntes Phantom, welches die charakteristische<br />
Silhouette einer Stute aufweist. Ein Besamungstechniker benutzt eine künstliche<br />
Scheide, um den Samen aufzufangen. Der gewonnene Samen wird anschließend<br />
spermatologisch untersucht, mit Verdünner auf eine definierte Spermienkonzentration<br />
eingestellt und in Portionen für die künstliche Besamung aufgeteilt.