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Mit innovativen Gebäudekonzepten zum Erfolg - Wirtschaftsjournal

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In Generationen denken<br />

Übersiedlung ausländischer Fachkräfte nach Deutschland - So kann es funktionieren<br />

E X P E R T E N<br />

TIPP<br />

Der Autor ist Inhaber der Relocation<br />

Agentur REALDOMUS ® in<br />

Leipzig und hat über 12 Jahre,<br />

mit Unterbrechungen, in Russland<br />

sowie in der Ukraine<br />

gelebt. Osteuropa, das Baltikum<br />

sowie die Balkanländer wurden<br />

mehrfach von ihm intensiv<br />

bereist. Aus eigener Erfahrung<br />

sind die Herausforderungen<br />

eines mehr fachen Umzugs mit<br />

der Familie bekannt.<br />

Kontakt über<br />

www.realdomus.de<br />

Deutsche Unternehmen sind<br />

zunehmend auf ausländische<br />

Fachkräfte angewiesen, um all<br />

die Anforderungen ihrer Kunden<br />

weiterhin qualitätsgerecht<br />

erfüllen zu können.<br />

Unser Relocation-Experte<br />

Christoph Neumann zeigte in<br />

der August-Ausgabe auf, welche<br />

grundlegenden Fragen und<br />

Unterstützungsangebote es bei<br />

der Gewinnung und Integration<br />

dieser Menschen gibt. An dieser<br />

Stelle wird er nun am Beispiel<br />

einer fiktiven Familie aus der<br />

Ukraine die wichtigsten Punkte<br />

einer Übersiedlung nach<br />

Deutschland verdeutlichen<br />

wirtschaftsjournal.de/id12093501<br />

Der Mann (45 Jahre) ist Diplomingenieur für Maschinenbau;<br />

seine Frau (40) ist Lehrerin. Der älteste<br />

Sohn (15) besucht das Gymnasium, die mittlere<br />

Tochter (10) geht in die Grundschule und der jüngs -<br />

te Sohn (5) ist im Kindergarten. Sie haben zusammen<br />

ein Einkommen von 2.000,- Euro pro Monat.<br />

Dies ist für ukrainische Verhältnisse gut, da das<br />

durchschnittliche Einkommen bei max. 400,- Euro<br />

liegt.<br />

Die Lebenshaltungskosten sind, wenn man auf dem Markt<br />

einkauft, erschwinglich und die Wohnung ist Privateigentum.<br />

Ein gebrauchter <strong>Mit</strong>telklassewagen dient zur Fortbewegung.<br />

Das Leben in <strong>Mit</strong>teleuropa ist ihnen durch Urlaube<br />

oder Dienstreisen hinlänglich bekannt. Dies bedeutet,<br />

dass die Familie nicht aus wirtschaftlicher Not das Land verlassen<br />

will, sondern bereit ist, etwas Größeres für die Zukunft<br />

der Familie zu wagen. Welche Herausforderungen kommen<br />

auf sie und das deutsche Unternehmen zu?<br />

Zuerst muss das hiesige Unternehmen, welches den<br />

Mann als Fachkraft haben möchte, bei der Arbeitsagentur<br />

den Nachweis erbringen, dass es keine andere geeignete<br />

Fachkraft innerhalb seines Wirkungskreises finden kann;<br />

was bei manchen Berufsgruppen heutzutage ziemlich einfach<br />

ist. <strong>Mit</strong> diesem negativen Nachweis kann die Arbeitsagentur<br />

die prinzipielle Arbeitsaufnahme durch den Ukrainer<br />

schriftlich befürworten. Spätestens hier sollte eine<br />

Relocation-Agentur einbezogen werden. Anschließend ist<br />

mit der Ausländerbehörde der geplante Fachkrafttransfer<br />

mit Familie aktenkundig abzustimmen. <strong>Mit</strong> diesen Dokumenten<br />

muss dann der Ukrainer an der Deutschen Botschaft<br />

in Kiew ein Arbeitsvisum für sich beantragen. Dieses kann<br />

erteilt werden, sofern die Botschaft die Notwendigkeit akzeptiert<br />

und keine weiteren gesetzlichen Regelungen dieses<br />

verhindern. Die weiteren Visa für seine Frau und die Kinder<br />

werden gewöhnlich erst später ausgestellt, meist nach Ablauf<br />

der beruflichen Probezeit und wenn der Mann im Unternehmen<br />

fest angestellt wurde.<br />

Hier beginnt schon die erste Hürde für das Unternehmen,<br />

denn bei einer halbjährlichen Probezeit, bedeutet dies<br />

für den Mann, dass er von seiner Familie getrennt lebt. Dies<br />

kann innerhalb kürzester Zeit zu Spannungen führen. Deshalb<br />

muss die Unternehmensleitung in Zusammenarbeit<br />

mit der Relocation-Agentur Möglichkeiten zur temporären<br />

Familienzusammenführung schaffen. Sofern die Firma die<br />

Familie offiziell einlädt und die Reise finanziell absichert,<br />

Fachkräfte<br />

werden normalerweise durch die Deutsche Botschaft<br />

Touristenvisa ausgestellt.<br />

Ist die Familie besuchsweise in Deutschland, sind Beratungsgespräche<br />

<strong>zum</strong> Thema Schulen bzw. Kindergarten<br />

unbedingt einzuplanen. Weiterhin müssen auch poten zielle<br />

Wohnmöglichkeiten durch die gesamte Familie besichtigt<br />

werden. Diese Betreuung wird in der Regel durch Relocation-Agenturen<br />

übernommen. Wenn sich unsere Fiktiv familie<br />

für ein Quartier sowie die Kindereinrichtungen entschieden<br />

hat und die Unternehmensführung den Mann unbefristet<br />

übernimmt, beginnt der größere Teil der Übersiedlung. <strong>Mit</strong><br />

Hilfe der Relocation-Agentur werden die einzelnen Schritte<br />

ausgearbeitet und umgesetzt. Erfahrungsgemäß kostet<br />

die Überführung allen Hab und Gutes einer Familie von<br />

Kiew nach Leipzig rund 15.000,- Euor. Dieser Kostenpunkt<br />

muss durch das Unternehmen eingeplant sein.<br />

Nachdem unsere Familie in ihrer neuen Heimat angekommen<br />

ist, besteht durch die Unternehmensführung und<br />

die Relocation-Agentur die absolute Notwendigkeit die<br />

Menschen auch seelisch an ihre neue Umgebung anzupassen.<br />

Dieser Prozess beinhaltet einen Zeitraum von drei<br />

Monaten bis zu einem Jahr. Hierbei liegt der Schwerpunkt<br />

der Unterstützung bei der Ehefrau, da diese ihrem Mann<br />

den Rücken freihält und sich um die „Banalitäten" des Alltags<br />

kümmert.<br />

Die Aufgabe der Relocation Agentur ist es dann, der<br />

Hausherrin alle wichtigen Dinge (Infrastruktur, kulturelle<br />

Einrichtungen, usw.) der Umgebung ausführlich zu erklären<br />

und sie bei Behördengängen aktiv zu unterstützen sowie<br />

beim Einkauf maßvoll zu beraten. Erwiesenermaßen ist eine<br />

Familie mit Kindern erst nach drei Jahren wirklich in der<br />

neuen Heimat angekommen, wenn sie eine zielgerichtete<br />

Hilfe erhalten hat.<br />

Wer aus eigenem Erleben einen Umzug innerhalb einer<br />

Stadt kennt, der kann sicherlich nachvollziehen, wie kräftezehrend<br />

ein Umzug von Land zu Land ist. Aus diesem<br />

Grund entwickeln sorgfältig unterstütze <strong>Mit</strong>arbeiter, gerade<br />

mit Kindern, ein festes Zugehörigkeitsgefühl <strong>zum</strong> Unternehmen;<br />

gepaart mit Loyalität.<br />

Ähnlich wie bei der ukrainischen Familie ist es mit einer<br />

Familie z.B. aus dem Baltikum. Da diese Staaten aber bereits<br />

seit dem 01.05.2004 <strong>Mit</strong>glied der EU sind, fallen die Probleme<br />

der Visabeschaffung weg. Klug beraten ist der Unternehmer,<br />

der in Generationen denkt. Dies ermöglicht ihm in<br />

den Kindern seiner neu gewonnenen Fachkraft potenzielle<br />

<strong>Mit</strong>arbeiter zu sehen. CHristoph Neumann<br />

<strong>Wirtschaftsjournal</strong> | September 2012<br />

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