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wannen die Oberhand auf dem geistigen Gebiet. Fortschrittsglaube und<br />
Erwerbsrausch kennzeichneten das neue Lebensgefühl. Gleichzeitig konstatierten<br />
verschiedene Denker (u.a. NIETZSCHE) Zeichen der Auflösung der<br />
Gesellschaft: Verfall der Kultur, moralische Zersetzung, Gemeinschaftsunfähigkeit<br />
des modernen Menschen. Die Einflüsse, die auf den jungen<br />
BUBER einströmten und sein Denken mitformten, sind vielfältiger Art“<br />
(1996, S. 21).<br />
1.2 Anmerkungen zum theologischen Hintergrund des Menschenbilds<br />
bei MARTIN BUBER<br />
BUBERs „Wurzelgrund“ ist insbesondere der Chassidismus im jüdischen<br />
Glauben. In ihm begegnen wir einer Auffassung, in der die volle Verwirklichung<br />
der göttlichen Pläne, der Schöpfung und des Menschen von einem<br />
wechselseitigen Verhältnis zueinander geprägt ist. Um die Welt zu erlösen<br />
und die Schöpfung zu vollenden, ist GOTT auf den Menschen angewiesen.<br />
Die wahrgenommene Verantwortung der Menschen durch den Einzelnen<br />
kann nur zu dem erstrangigen Ziel führen - zur ICH-DU-Beziehung mit<br />
dem ewigen DU, GOTT, wenn der Einzelne seinen Anteil an der Schöpfung<br />
einbringt, seinen „Seins-Auftrag“ erfüllt (BUBER 1992, S. 289, 299 ff.;<br />
VIERHEILIG 1996; WEHR 1968/1992).<br />
Wie schon bei BOLLNOW (s.o.) zu beobachten, wird auch bei aktuellen Veröffentlichungen<br />
zur Bedeutung des Dialogischen Prinzips für die Pädagogik<br />
versucht, den Entstehungshintergrund der BUBERschen Dialogik nicht zu<br />
berücksichtigen und das Dialogische Prinzip aus seinem Fundament zu lösen,<br />
indem man es nur auf seine philosophisch-anthropologischen Angaben<br />
reduziert (W. LANWER-KOPPELIN 1996, S. 75 ff., 110 ff.). Auch wenn<br />
BUBER sagt: „Es ist ein müßiges Beginnen, einer Menschheit, die ewigkeitsblind<br />
geworden ist, zuzurufen: Seht da, die ewigen Werte“ (1960, S. 75) soll<br />
an dieser Stelle ein kurzes Licht auf eine Gedankenwelt geworfen werden,<br />
die ihn dazu bewegte, das Dialogische Prinzip und darin steckende dialektische<br />
Spannung gerade auch für die Pädagogik zu entwickeln, und nicht als<br />
erfolgversprechende Therapiekonzeption für „Entartungszustände“ einer<br />
Zeit im Umbruch (in Anlehnung an BUBER 1960, S. 16).<br />
Wenn BUBER sagt: „Der Mensch, das Geschöpf, welches Geschaffenes gestaltet<br />
und umgestaltet, kann nicht schaffen. Aber er kann, jeder kann sich<br />
und kann andere dem Schöpferischen öffnen, Und er kann den Schöpfer anrufen,<br />
daß er sein Ebenbild rette und vollende.“ (1960, S. 48), dann ist das<br />
eine der immer wiederkehrenden Stellen, an denen er eine eindeutige Ver-