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verdient, ist wesentlich Charaktererziehung, denn der echte Erzieher hat<br />
nicht bloß einzelne Funktionen seines Zöglings im Auge, ... sondern es ist<br />
ihm jedesmal um den ganzen Menschen zu tun“ (BUBER 1960, S. 63). Somit<br />
legt BUBERs „Eine-Welt-Verständnis“ in der Pädagogik einen klaren<br />
Schwerpunkt auf die Dialogische Begegnung von ICH und DU.<br />
Das sachliche Wissen um die ES-Welt ist in dieses pädagogische Verhältnis<br />
eingebettet. Als Idealsituation beschreibt Martin BUBER ein in den Zeitläuften<br />
abgelöstes Meister-Geselle-Lehrlingsverhältnis, in denen alle zusammenlebten<br />
und lernten. Dabei erzieht die „Welt also, die ganze Umwelt:<br />
Natur und Gesellschaft ,erzieht’ den Menschen: sie zieht seine Kräfte herauf,<br />
läßt sie ihre, der Welt Entwürfe, fassen und durchdringen. Was wir Erziehung<br />
nennen, die gewußte und gewollte, bedeutet Auslese der wirkenden<br />
Welt durch den Menschen; bedeutet, einer Auslese der Welt, gesammelt<br />
und dargelegt im Erzieher, die entscheidende Wirkungsmacht verleihen.“<br />
(BUBER 1960, S. 23) Aber indem der Meister mit Geselle und<br />
Lehrling zusammenlebte, lernten diese nicht nur „von seinem Hand- und<br />
Kopfwerk“, sondern sie lernten auch „das Mysterium des personhaften Lebens,<br />
sie empfingen den Geist“ (BUBER 1960, S. 23).<br />
2.1 Die „Erschließung des DU“ in der Dialogik durch pädagogische<br />
„Umfassung“<br />
So ist das erzieherische Verhältnis für Martin BUBER das, was wesentlich<br />
reflektiert werden muß. Das besondere an ihm ist, daß die Dialogische Begegnung<br />
von ICH und DU in der Erziehung nicht in der doppelten Umfassung<br />
stattfindet. Das sieht Martin BUBER als unbedingte Voraussetzung für<br />
das Gelingen an, und er begründet das. Dieses einseitige Verhältnis wird in<br />
den „Reden über Erziehung“ „Umfassung“ genannt. Sie ist die Voraussetzung<br />
für eine verantwortungsvolle Pädagogik.<br />
Martin BUBER beschreibt den grundlegenden Vorgang der erzieherischen<br />
Umfassung so: „Der Mensch, dessen Beruf es ist, auf das Sein bestimmbarer<br />
Wesen einzuwirken, muß immer wieder dieses sein Tun (und wenn es<br />
noch so sehr die Gestalt des Nichtstuns angenommen hat) von der Gegenseite<br />
erfahren. Er muß, ohne daß die Handlung seiner Seele irgend geschwächt<br />
würde, zugleich drüben sein, an der Fläche jener anderen Seele,<br />
die sie empfängt; und nicht etwa einer begrifflichen, konstruierten Seele,<br />
sondern je und je der ganz konkreten dieses einzelnen und einzigen Wesens,<br />
das ihm gegenüber lebt, das zusammen mit ihm in der gemeinsamen Situa-