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mißachtenden Methodeninventar - das an eine Artenvielfalt zerstörende<br />

Flurbereinigungsmentalität erinnert - eine qualitative Methodologie der<br />

„Intuition“ oder „Realphantasie“ entgegenzuhalten.<br />

„Wollen wir zugleich das Heutige wachsam betreiben und das Morgige<br />

hellsichtig bereiten, dann müssen wir in uns selber und in den nach uns<br />

kommenden Generationen eine Gabe ausbilden, die als Aschenbrödel und<br />

vorbestimmte Prinzessin in der Innerlichkeit der Menschen lebt. Manche<br />

nennen es Intuition, aber das ist ein nicht ganz eindeutiger Begriff. Ich<br />

möchte den Namen Realphantasie vorziehen, denn in ihrem eigentlichen<br />

Wesen ist sie nicht mehr ein Anschauen, sondern ein kühnes, fluggewaltiges,<br />

die intensivste Regung meines Seins beanspruchendes Einschwingen<br />

ins Andere, wie es eben die Art aller echten Phantasie ist, nur daß hier der<br />

Bereich meiner Tat nicht das Allmögliche, sondern die mir entgegentretende<br />

besondere reale Person ist, die ich mir eben so und nicht anders in<br />

ihrer Ganzheit, Einheit und Einzigkeit und in ihrer all dies immer neu verwirklichenden<br />

dynamischen Mitte zu vergegenwärtigen versuchen kann.“<br />

(BUBER 1996, S. 286)<br />

Diese Gabe auszubilden, aus Aschenbrödel die Prinzessin werden zu lassen,<br />

ist eine dringende Aufgabe, die sich für eine dialogische Pädagogik ergibt,<br />

denn es ist, um ins Bild des Märchens noch einmal kurz zurückzukehren,<br />

immer noch „Blut im Schuh“. Und es wird so lange Blut im Schuh bleiben,<br />

wie der Gebrauchswert der Person über die Person gestellt wird, solange<br />

„Schein“ und „Haben“ mehr gelten als „Wesen“ und „Selbst-Sein“. Wie<br />

aber soll der Sinn des „Wesen-Seins“ erkannt werden, wenn sogar in sog.<br />

„Schlaflaboren“ nicht mehr über den Traum und seinen Sinn für die Person<br />

gesprochen wird, sondern er nur Bedeutung erlangt in den meßbaren Parametern<br />

wie Zeit und Intensität von Hirnströmen. Echte menschliche Begegnung<br />

und Dialog, so erscheint es, kann unter diesen Verhältnissen zwischen<br />

Forschern ähnliche Panikreaktionen hervorrufen wie im Mittelalter ein<br />

Komet am Nachthimmel.<br />

Auferlegung und Erschließung<br />

BUBER weist mit dem Wortpaar „Auferlegung“ und „Erschließung“ auf<br />

zwei „Grundweisen“ hin, die auf die menschliche Entwicklung und Gestaltung<br />

des Lebens nachhaltig wirken. Sie wirken in zwei entgegengesetzten<br />

Weisen auf die Entfaltung von „Sein“ oder „Schein“ (BUBER 1992, S. 287).<br />

Die Nachhaltigkeit der Wirksamkeit beider Grundweisen erklärt sich aus<br />

der dialogischen Grundstruktur des Menschen und bestätigt sie zugleich:

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