Dokument 5.pdf - oops
Dokument 5.pdf - oops
Dokument 5.pdf - oops
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
272<br />
mißachtenden Methodeninventar - das an eine Artenvielfalt zerstörende<br />
Flurbereinigungsmentalität erinnert - eine qualitative Methodologie der<br />
„Intuition“ oder „Realphantasie“ entgegenzuhalten.<br />
„Wollen wir zugleich das Heutige wachsam betreiben und das Morgige<br />
hellsichtig bereiten, dann müssen wir in uns selber und in den nach uns<br />
kommenden Generationen eine Gabe ausbilden, die als Aschenbrödel und<br />
vorbestimmte Prinzessin in der Innerlichkeit der Menschen lebt. Manche<br />
nennen es Intuition, aber das ist ein nicht ganz eindeutiger Begriff. Ich<br />
möchte den Namen Realphantasie vorziehen, denn in ihrem eigentlichen<br />
Wesen ist sie nicht mehr ein Anschauen, sondern ein kühnes, fluggewaltiges,<br />
die intensivste Regung meines Seins beanspruchendes Einschwingen<br />
ins Andere, wie es eben die Art aller echten Phantasie ist, nur daß hier der<br />
Bereich meiner Tat nicht das Allmögliche, sondern die mir entgegentretende<br />
besondere reale Person ist, die ich mir eben so und nicht anders in<br />
ihrer Ganzheit, Einheit und Einzigkeit und in ihrer all dies immer neu verwirklichenden<br />
dynamischen Mitte zu vergegenwärtigen versuchen kann.“<br />
(BUBER 1996, S. 286)<br />
Diese Gabe auszubilden, aus Aschenbrödel die Prinzessin werden zu lassen,<br />
ist eine dringende Aufgabe, die sich für eine dialogische Pädagogik ergibt,<br />
denn es ist, um ins Bild des Märchens noch einmal kurz zurückzukehren,<br />
immer noch „Blut im Schuh“. Und es wird so lange Blut im Schuh bleiben,<br />
wie der Gebrauchswert der Person über die Person gestellt wird, solange<br />
„Schein“ und „Haben“ mehr gelten als „Wesen“ und „Selbst-Sein“. Wie<br />
aber soll der Sinn des „Wesen-Seins“ erkannt werden, wenn sogar in sog.<br />
„Schlaflaboren“ nicht mehr über den Traum und seinen Sinn für die Person<br />
gesprochen wird, sondern er nur Bedeutung erlangt in den meßbaren Parametern<br />
wie Zeit und Intensität von Hirnströmen. Echte menschliche Begegnung<br />
und Dialog, so erscheint es, kann unter diesen Verhältnissen zwischen<br />
Forschern ähnliche Panikreaktionen hervorrufen wie im Mittelalter ein<br />
Komet am Nachthimmel.<br />
Auferlegung und Erschließung<br />
BUBER weist mit dem Wortpaar „Auferlegung“ und „Erschließung“ auf<br />
zwei „Grundweisen“ hin, die auf die menschliche Entwicklung und Gestaltung<br />
des Lebens nachhaltig wirken. Sie wirken in zwei entgegengesetzten<br />
Weisen auf die Entfaltung von „Sein“ oder „Schein“ (BUBER 1992, S. 287).<br />
Die Nachhaltigkeit der Wirksamkeit beider Grundweisen erklärt sich aus<br />
der dialogischen Grundstruktur des Menschen und bestätigt sie zugleich: