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Die am Anfang des Kapitels gestellte Frage kann so beantwortet werden: Es<br />

bestand in der Nachkriegszeit und es besteht auch aktuell, die begründete<br />

Forderung nach einem umfassend gegründeten Welt- und Menschenbild in<br />

der Pädagogik, und dieses Menschenbild soll sich nicht an den Interessen<br />

von Ideologien und unterschiedlichen Professionen wie Pädagogik oder<br />

Medizin ausrichten, sondern den (behinderten) Menschen mit seinen existentiellen<br />

Voraussetzungen in seinen Mittelpunkt stellen. Dieses Menschenbild<br />

kann kein geschlossenes, es muß ein offenes sein.<br />

Während Martin BUBER das Dialogische Prinzip, auf das nachfolgend eingegangen<br />

werden wird, schon im ersten Viertel dieses Jahrhunderts entwikkelte,<br />

erfuhr die Dialogik mit Emmanuel LÉVINAS nach der geschichtlichen<br />

Erfahrung der Shoah im Faschismus eine Erweiterung in der Nachkriegszeit,<br />

die hier, wegen der Nähe zur Frage nach der Notwendigkeit einer<br />

anthropologisch-philosphischen Begründung für die Pädagogik, kurz<br />

erwähnt werden soll. LÉVINAS betont neben der Abhängigkeit der Seins-<br />

Werdung von der dialogischen Begegnung mit dem anderen den Aspekt der<br />

„Ethik“. Indem das Ich dem Du begegnet, stellt sich die Frage der „Herrschaft“<br />

des einen über den anderen. In dieser Machtfrage ist die „ethische<br />

Bedeutung des Nächsten“ (S. 20) enthalten. LÉVINAS sieht in der Begegnung<br />

zwischen Menschen das Problem von Herrschaft, die verbunden mit<br />

Gewalt zum Mord führen kann: „Der Nächste ist das einzige Wesen, das<br />

ich töten wollen kann. Ich kann wollen ... (aber) ... Im gleichen Moment, wo<br />

meine Fähigkeit zu töten umgesetzt wird, ist mir der Nächste schon entwischt.<br />

... Ich habe ihm nicht ins Gesicht gesehen, ich bin nicht seinem<br />

Antlitz begegnet. ... Dem Nächsten von Angesicht zu Angesicht gegenüberstehen<br />

heißt, nicht töten können“ (1995, S. 21 f.)<br />

So beschreibt das Dialogische eine anthropogene Seinsvoraussetzung, aber<br />

sie ist nur mit der ethischen Bedeutung des Nächsten vollständig beschrieben.<br />

Diese ethische Ebene, die das Problem der menschlichen Freiheit umfaßt,<br />

zwischen „gut“ und „böse“ unterscheiden zu können und zu müssen,<br />

betont E. LÉVINAS (dazu auch STINKES 1993, S. 84 ff.; SCHULZ 1995, S. 104<br />

ff.). Seine Sicht der Begegnung zwischen ICH und DU wird weiter unten<br />

die BUBERschen Gedanken in dieser Arbeit ergänzen.<br />

Die Interviews bestätigen ebenfalls die Notwendigkeit einer Welt- und Menschenbildklärung.<br />

Zur Erinnerung daran und stellvertretend für die anderen<br />

sollen hier CB.IB. zu Wort kommen. Ein Merkmal ihres Interviews war die<br />

Reflexion der „Verantwortung“, die die Erziehenden, Lehrenden, Pflegenden,<br />

Therapeuten und Förderer gegenüber den von ihnen Abhängigen ha-

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