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schenbild, um den „Zustand der herrschenden Müdigkeit“ (S. 13), der die<br />
Pädagogik tief erfaßt hatte, aufgrund der „Erfahrung von so viel menschlicher<br />
Schwäche und Gemeinheit ... (und dem - R.P.) erschütternde(n) Blick<br />
in so viel Abgründe der menschlichen Natur“ zu überwinden (BOLLNOW<br />
1959, S. 12). In die Resignation und Sprachlosigkeit der Zeit hinein, die<br />
sich gerade von den Folgen des Nationalsozialismus befreien wollte, suchte<br />
er, ebenfalls ein Zeitgenosse BUBERs, neue Antworten auf die Frage nach<br />
dem Wesentlichen im Menschen - nach dem „Existentiellen“; und er versprach<br />
sich daraus Schlußfolgerungen für die Pädagogik.<br />
Er unterstellt der traditionellen Pädagogik ein „,geschlossenes’ Bild vom<br />
Menschen“ (S. 13) das zu einer „Stetigkeitspädagogik“ geführt hatte. Aber<br />
besonders die enthusiastische Vorstellung der Reformpädagogik, man müsse<br />
nur das Gute im Menschen stärken, um eine gute menschliche Zukunft<br />
zu schaffen, hat sich nach Ansicht BOLLNOWs mit der Katastrophe selbst<br />
widerlegt. Zwei Aussagen im Zusammenhang mit seiner anthropologischen<br />
Argumentation sollen aufgegriffen werden. Das ist der ,anthropologische<br />
Grundsatz der Existenzphilosophie’, „daß es im Menschen einen letzten,<br />
innersten, von ihr mit dem für sie (der Existenzphilosophie - R.P.) charakteristischen<br />
Begriff als ,Existenz’ bezeichnet gibt, der sich grundsätzlich jeder<br />
bleibenden Formung entzieht, weil er sich immer nur im Augenblick<br />
realisiert, aber auch mit dem Augenblick entschwindet“ (BOLLNOW 1959,<br />
S. 15). Mit diesem Grundsatz, so BOLLNOW, wird tradierte Erziehung „von<br />
vornherein unmöglich“ (S. 15), der „Mensch ist eben nicht ein beliebig zu<br />
formendes Material, sondern entfaltet sich von innen her nach dem ihm eigenen<br />
Gesetz zu dem in ihm selber angelegten Ziel“ (BOLLNOW, 1959, S.<br />
17). Bei der Frage nach dem Menschenbild weist BOLLNOW (vgl. S. 23) auf<br />
die „unsteten Vorgänge in der leiblichen und seelischen Entwicklung“ hin,<br />
die u.a. durch Krisen repräsentiert werden (BOLLNOW 1959, S. 24). Krisen<br />
gehören zu den unsteten, weil nicht ständigen Ereignissen im Leben eines<br />
jeden Menschen (TKS bezog sich in seinem biographischen Bericht besonders<br />
auf „Lebenskrisen“, seine daraus gefolgerte Hilfsbedürftigkeit und die<br />
Verantwortung des Helfenden). Sie gehen immer einher mit Gefährdung,<br />
und sind ein „... durch Unentschiedenheit eines Entweder-Oder gekennzeichnetes<br />
Ereignis. Ob ... der befreiende Durchbruch gelingt ... oder (ob)<br />
sie zum Untergang“ führt (BOLLNOW 1959, S. 37). Und wie verhält sich<br />
nun eine verantwortungsbewußte Pädagogik in der Krise, welche Lösungen<br />
bietet sie an? Zuerst einmal formuliert BOLLNOW, was nicht geschehen<br />
sollte: „Niemals aber wird ein verantwortungsbewußter Erzieher es wagen<br />
dürfen, selber Schicksal spielen zu wollen (also, mit Blick auf die Zeit des