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Leben ist Begegnung“ und interpretiert BUBERs ICH-DU-, ICH-ES-Grundworte:<br />

„Alles wirkliche Leben ist nicht von einem isoliert existierenden Wesen<br />

her zu begreifen, sondern beruht auf dem Zustandekommen zweier<br />

grundsätzlich gleichberechtigter und gleich mächtiger Wirklichkeiten,<br />

nämlich eines Ich und eines Du“ (BOLLNOW 1959, S. 88). Obwohl in den<br />

von BOLLNOW nachträglich angeführten Zitaten wieder die Unplanbarkeit<br />

der Begegnung bei BUBER hervorgehoben wird, ist ihm BUBERs Begründung<br />

für eine erfolgreiche Begegnung: „Das Du begegnet mir von Gnaden“<br />

(BOLLNOW 1959, S. 89) dann doch zu sehr aus der „religiösen Sphäre“.<br />

Auch die Existenzphilosophie fordert eine Verständigung über ein Menschenbild<br />

in der Pädagogik, ein offenes Menschenbild, das gerade die unstetigen<br />

Formen menschlicher Existenz - auch schmerzhaft repräsentiert durch<br />

die gerade durchlebte Krise des Faschismus - mit berücksichtigt.<br />

Die Frage nach der Zuordnung BUBERs zur Existenzphilosophie kann verneint<br />

werden. BUBER selbst setzte sich in seiner Schrift „Die Frage an den<br />

Einzelnen“ (1962/1992, S. 199 ff.) würdigend und kritisch mit der Konstruktion<br />

des Einzelnen von Sören KIRKEGAARD auseinander, der als wichtiger<br />

Impulsgeber der Existenzphilosophie gilt, und entwickelte daran seine<br />

Vorstellung von Einzigartigkeit und Einmaligkeit, die in seinen Vorstellungen<br />

zur Erziehung einen Platz haben. In seiner Monographie weist Gerhard<br />

WEHR (1968/1992) auf das Einordnungsproblem hin. BUBER soll, darauf<br />

angesprochen, geantwortet haben, daß er die ihm zuteil gewordenen<br />

Klassifizierungsversuche für unzutreffend halte. „Ich kann ... keine der vorgeschlagenen<br />

Antworten zu meiner machen. Soweit meine Selbsterkenntnis<br />

reicht, möchte ich mich einen atypischen Menschen nennen. Vermutlich<br />

stammt meine Abneigung gegen die übliche exzessive Typologie letztlich<br />

aus dieser Tatsache“ (BUBER, zit. nach WEHR, a.a.O., S. 8).<br />

Der Bezug auf BUBERs Ideen ist auch heute wieder aktuell. Gerade das<br />

Scheitern vieler auf Techniken des Behandelns reduzierter Konzepte hat zu<br />

einer Neubesinnung auf Wesentliches in der Pädagogik geführt. Jutta<br />

VIERHEILIG und Willehad LANWER-KOPPELIN (Martin Buber - Anachronismus<br />

oder neue Chance für die Pädagogik? 1996) legen das Ergebnis ihres<br />

umfassenden Studiums der Hauptschriften Martin BUBERs und einiger<br />

Kommentare vor und fragen nach der aktuellen Gültigkeit dieser anthropologisch<br />

begründeten Philosophie für die (Heil-)Pädagogik, deren Vertreter<br />

sie in der Verantwortung sehen, ein Konzept Allgemeiner Pädagogik so<br />

fortzuentwickeln, „daß sich die Gemeinschaft der Menschen für jeden einzelnen<br />

Menschen realisierbar erweist“ (RÖDLER 1996, S. 4).

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