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Erst seine Fähigkeit, sich als Einzelner zu distanzieren, ermöglicht ihm<br />
Verbindung. „Die Anderheit breitet sich um ihn, die Anderheit, der er angelobt<br />
ist; aber nur in der Gestalt des Andern, jeweils des Andern, des begegnenden<br />
Andern, des aufgesuchten Andern, des aus der Menge geholten<br />
Andern, des ,Genossen’, nimmt er sie in sein Leben auf“ (BUBER 1992, S.<br />
238). So sind die menschlichen Grundfähigkeiten zu Urdistanz und Nähe<br />
polare Qualitätsmerkmale seiner zwiefältigen, dialektischen Haltung und<br />
Grundlage seiner Beziehungsfähigkeit. Nur als Einzelner kann der Mensch<br />
Beziehungen eingehen und mitgestalten, kann angesprochen werden, sich<br />
finden in der Schöpfung und „Ich bin“ sagen, kann Verantwortung übernehmen<br />
und seine Wahrheit suchen und entfalten (vgl. BUBER 1992, S.<br />
197 ff.) .<br />
1.7 Aktualität und Latenz<br />
Dem Phänomen der Aktualität begegnen wir in der Unmittelbarkeit und<br />
Gegenwärtigkeit des Dialogs in der ICH-DU-Beziehung. Indem das DU<br />
dem ICH unmittelbare Gegenwart ist und das ICH dem DU unmittelbar gegenwärtiges<br />
DU ist, ist beziehungsgefüllte Gegenwart. Es ist die Gegenwart<br />
des aktuellen raum- und zeitlosen Dialogs, „der den Himmelskreis füllt“<br />
(BUBER 1992, S. 12). Aber der Dialog ist kurz bemessen, die Begegnung<br />
und das Gegenüber ist nun mit einer Summe von Begriffen zu beschreiben,<br />
wird Vergangenheit und damit Teil der ES-Welt (BUBER 1992, S. 42).<br />
Diese zum ES gewordenen ICH-DU-Erfahrungen enthalten latent die<br />
Chance, erneut zur sinngefüllten Wirklichkeit des ICH-DU-Dialogs zu werden.<br />
Nach BUBER kann auch „die Liebe selber ... nicht in der unmittelbaren<br />
Beziehung verharren; sie dauert, aber im Wechsel von Aktualität und Latenz“<br />
(BUBER 1992, S. 21). Am Beispiel der Erziehung wird dieser Vorgang<br />
der Wechselseitigkeit von „Aktualität“ und „Latenz“ der dialogischen Verbundenheit<br />
von BUBER als Phänomen der „Präsenz“ beschrieben (BUBER<br />
1960, S. 39 ff.). Der Erzieher ist für das Kind nicht immer tatsächlich erreichbar<br />
(sollte es auch nicht sein), aber dann stiftet „jene unterirdische<br />
Dialogik“ eine „stete potentielle Gegenwärtigkeit des einen für den anderen“<br />
(BUBER 1960, S. 40).