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das Licht, im Schrecken das Heil und in der Stumpfheit der Mitlebenden die<br />
große Liebe verborgen:“ (BUBER 1960, S. 39; Hervorh. R.P.)<br />
Während die Propaganda nicht wirklich an den von ihr gepriesenen Produkten<br />
und auch an den Personen nur als „Verbraucher“ interessiert ist<br />
(s.o.), ist sie ein „Phantom“, das zerplatzt, wenn das Gebrauchtwerden endet.<br />
Pädagogik darf sich „nicht durch ein Phantom vertreten lassen: der<br />
Tod des Phantoms wäre die Katastrophe der ursprünglichen Kinderseele“<br />
(BUBER 1960, S. 39). Das Vertrauenkönnen auf Menschen, die für es da<br />
sind, diese grundlegende Erfahrung braucht das Kind auf seinem Weg zur<br />
Eroberung dieser verwirrenden und widersprüchlichen Welt und Entfaltung<br />
seines Anteils am Ganzen (dazu auch VIERHEILIG 1996, S. 46).<br />
Das gegenseitige Vertrauen entwickelt sich, indem das Kind verläßlich<br />
weiß, daß der Erzieher „dessen Präsenz in seinen eigenen Bestand aufgenommen<br />
hat, als ... einen der Herde seiner Weltverantwortung“ (BUBER<br />
1960, S. 39). Und auch wenn eine dauernde Beschäftigung mit dem Kind<br />
weder sinnvoll noch praktizierbar ist, besteht das gegenseitige Verhältnis<br />
der „potentiellen Gegenwärtigkeit“ im Sinne einer „unterirdischen Dialogik“<br />
weiter (BUBER 1960, S. 40).<br />
Im Zusammenhang mit der Frage nach der Zugehörigkeit der einseitig geübten<br />
erzieherischen Umfassung zur Dialogik unterscheidet Martin BUBER<br />
selbst drei Formen des dialogischen Verhältnisses:<br />
1. Das abstrakte gegenseitige Umfassungserlebnis einer fachlichen Disputation,<br />
einen Meinungsaustausch ohne den Zwang zur Relativierung des<br />
eigenen Standpunkts, der eigenen sterblichen Erkenntnis; aber zur Bereicherung<br />
der eigenen Wahrheiten. Die Begegnung zweier „geistiger<br />
Personen“ (1960, S. 40 f.);<br />
2. das erzieherische Verhältnis als konkretes und einseitiges Umfassungserlebnis<br />
(1960, S. 41) und<br />
3. die Freundschaft, die sich „auf die konkrete und gegenseitige Umfassungserfahrung“<br />
gründet (BUBER 1960, S. 43).<br />
2.2 Anforderungen des Dialogischen Prinzips an das pädagogischtherapeutische<br />
Verhältnis<br />
Wenn alles wirkliche Leben Begegnung ist, diese aber in der traditionellen<br />
Heilpädagogik nach standardisierten Diagnoseverfahren, Tests und Therapien<br />
nur nachgeordnet und zufällig stattfindet, dann gilt es die Anforderun-