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BAG Antifaschismus der Partei DIE LINKE.

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Das Nationalkomitee »Freies Deutschland«Anlässlich des 70. Jahrestages <strong>der</strong> Gründung des Nationalkomitees»Freies Deutschland« (NKFD) führte <strong>der</strong> MarxistischeArbeitskreis zur Geschichte <strong>der</strong> deutschen Arbeiterbewegungbei <strong>der</strong> <strong>Partei</strong> Die Linke in Zusammenarbeit mit<strong>der</strong> Geschichtskommission beim <strong>Partei</strong>vorstand <strong>der</strong> DKP, <strong>der</strong>Marx-Engels-Stiftung e. V. Wuppertal und <strong>der</strong> Redaktion <strong>der</strong>»jungen welt« am 29. Juni 2013 eine Konferenz durch.Dr Michael Polster (Berlin) ging in seinem Referat auf die politischeBedeutung <strong>der</strong> Gründung des NKFD ein und hob hervor,dass das NKFD eine politische Koalition auf breitesterGrundlage war. Dem NKFD gehörten Kommunisten, Sozialdemokraten,Liberale wie konservative, christlich orientiertePersönlichkeiten sowie Republikaner, Berufsbeamte und insbeson<strong>der</strong>eBerufsoffiziere an. Der Referent verwies in seinemVortrag auf die prinzipielle unterschiedliche Wertungdes NKDD in <strong>der</strong> BRD und in <strong>der</strong> DDR. Offiziere und Generale,die sich zum NKFD bekannten, wurden in <strong>der</strong> »alten«Bundesrepublik, aber auch von konservativen Kräften in <strong>der</strong>Gegenwart, nach wie vor als Verräter bewertet bzw. totgeschwiegen.M. Polster erinnerte daran, dass das NKFD, auch wenn essein Hauptziel, die rasche Beendigung des Völkermordensund den Sturz des faschistischen Regimes in Deutschland,nicht erreichte, dennoch einen bedeutsamen Beitrag im Ringengegen das NS-Regime leistete. Ferner verwies er auf dieNotwendigkeit, das Wirken des NKFD in seiner Vielfalt und inBezug auf viele weiße Flecken erneut zu erforschen.Dr. Reiner Zilkenat (Berlin) hob in seinem Vortrag »Volksgemeinschaftohne Wi<strong>der</strong>stand? Faschismus und <strong>Antifaschismus</strong>in <strong>der</strong> aktuellen bürgerlichen Geschichtsschreibung<strong>der</strong> BRD« hervor, dass im zunehmenden Masse das»Volksgemeinschafts«-Theorem an Bedeutung zunimmt, wobei<strong>der</strong> antifaschistischen Wi<strong>der</strong>standes gegen die NS-Diktaturkaum beachtet bzw. die vielfältigen Formen wi<strong>der</strong>ständigenund abweichenden Verhaltens ausgeblendet bzw.unterschätzt werden. Er hob hervor, dass die Historiker undPublizisten, die die »Volksgemeinschaf« in den Mittelpunkt ihrerInterpretation des »Dritten Reiches« stellen, diese nichtwissenschaftlich fundiert erklären und dabei seit langem gewonneneErkenntnisse von bürgerlichen wie marxistischenHistorikern zur Sozial- und Wirtschaftsgeschichte des Faschismusan <strong>der</strong> Macht schlicht ignorieren (z. B Timothy W.Masons Pionierstudien aus den 1970er Jahren o<strong>der</strong> die Arbeitenvon Rüdiger Hachtmann, Stefan Heinz, Detlef Humann,Wolfgang Zollitsch). Einschlägige Forschungsergebnisse vonDDR-Historikern (z. B. Dietrich Eichholtz, Heinz Petrick, JoachimPetzold) werden a priori als »unwissenschaftlich« diffamiert.Die Wirkungen des Terrors auf potenziell oppositionelleKräfte würden im Vergleich zur Bedeutung <strong>der</strong> »sozialpolitischen«Maßnahmen des Regimes stark unterschätzt. Auchwerde nicht hinreichend erkannt, dass alle Handlungen desNS, vom ersten Tag seiner Existenz an, <strong>der</strong> Vorbereitung eineserneuten Angriffskrieges dienten. In diesem Zusammenhangwäre auch <strong>der</strong> mitunter (hinter den Kulissen) mit Schärfeausgetragene Gegensatz unterschiedlicher faschistischerApparate zwischen totaler Kriegsvorbereitung (Wehrmacht)und Pazifizierung <strong>der</strong> Arbeiterklasse (Deutsche Arbeitsfront)zu interpretieren.Hermann Kopp (Düsseldorf) ging in seinem Beitrag auf dasWirken des Komitees »Freies Deutschland« für den Westen(CALPO) ein. Er erinnerte daran, dass bis zum Mai 1940Frankreich und Großbritannien nicht aktiv in das Kriegsgescheheneingriffen und in beiden Län<strong>der</strong>n die deutschen Emigranteninterniert bzw. streng überwacht wurden. Erst nach<strong>der</strong> Okkupation Frankreichs konnten sich deutsche Antifaschisten<strong>der</strong> französischen Wi<strong>der</strong>standsbewegung anschließen.Er erläuterte, dass im CALPO alle deutschsprachigenEmigranten vereinigt waren und an <strong>der</strong> Seite <strong>der</strong> französischenWi<strong>der</strong>standskämpfer im Ringen gegen das Okkupationsregimestanden.In <strong>der</strong> sehr lebhaften und lang andauernden Diskussion im Anschlussan die Referate wurde u. a. auf die vorhandenen Forschungslückenim Bezug auf das NKFD eingegangen, dabei insbeson<strong>der</strong>eauf die Problematik <strong>der</strong> Auflösung des NKFD undauf den Umgang seines politischen Erbes für die Gegenwart.Auch Fragen <strong>der</strong> Einschätzung <strong>der</strong> wechselnden Interpretationen<strong>der</strong> bürgerlichen Geschichtsschreibung in <strong>der</strong> BRD zur Sozialpolitik,zu den Mechanismen, den Inhalten und den Erfolgenbzw. Grenzen <strong>der</strong> Massenbeeinflussung im Faschismus an<strong>der</strong> Macht fanden große Beachtung und führten zu zahlreichenWortmeldungen. Dabei wurde u. a. dafür plädiert, Kontinuitäten<strong>der</strong> Strategien des deutschen Imperialismus für die Massenbeeinflussungkleinbürgerlicher und proletarischer Schichtenstärker zu berücksichtigen sowie neueste Forschungsergebnissezum Arbeiterwi<strong>der</strong>stand im »Dritten Reich« (z. B. von StefanHeinz zum Wi<strong>der</strong>stand von Gewerkschaftern und seiner Kontinuitätnach 1939) in den Blick zu nehmen. Die Materialien <strong>der</strong>Tagung werden in den nächsten Heften <strong>der</strong> »GeschichtsKorrespondenz«zugänglich sein.Günter Wehner61

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